Eine Realschülerin stieß eines Morgens, als sie während einer Unterrichtsstunde an ihrem Platze saß, ihre Hand mit solcher Gewalt gegen das Ende eines Bleistifts, daß ihr die Spitze in die Handfläche drang. Das Mädchen ging regelmäßig in die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule. Als sie den Bleistift schnell herauszog, begann sie im stillen die „wissenschaftliche Erklärung des Seins” auf Seite 468 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy herzusagen. Wegen des Schmerzes verzog sie keine Miene und stieß keinen Laut aus, sondern setzte ihre Arbeit fort, indem sie erklärte, daß nichts geschehen war und nichts geschehen konnte, das harmonische Weltall Gottes zu stören.
In der Pause fragte sie ein Knabe, der auf der andern Seite des Gangs saß: „Du bist eine Christliche Wissenschafterin, nicht wahr?”
Einen Augenblick lang kam sie in Versuchung, ihre Religion nicht zu bekennen. Es waren keine anderen Christlichen Wissenschafter in der Schule, und sie fürchtete, sie könnte für sonderbar gehalten und vielleicht ausgelacht werden. Dann dachte sie daran, daß die Christliche Wissenschaft so viel für sie bedeutete, daß sie ehrlich sein mußte; und hier bot sich Gelegenheit, Gott zu ehren. Daher antwortete sie: „Ja, wie weißt du das?”
Der Knabe antwortete: „Ich sah den Bleistift tief in deine Hand dringen; aber du machtest keine Miene, daß es dir weh tat. Meine Tante ist eine Christliche Wissenschafterin, und sie will haben, daß ich in die Sonntagsschule gehe; aber ich kenne niemand, der hingeht. Der Arzt sagt, daß ich einen Herzfehler habe”.
Am nächsten Sonntag ließ sich der Knabe in eine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule aufnehmen, und durch regelmäßigen, treuen Besuch und freudiges Annehmen der Lehren der Christlichen Wissenschaft wurde er geheilt.
Knaben und Mädchen kommen oft in Lagen, die sittlichen Mut fordern. Mrs. Eddy nennt sittlichen Mut „,den Löwen, der da ist vom Geschlecht Juda‘, den König im mentalen Reich” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 514). Der Löwe versinnbildlicht Stärke und Herrschaft. Hervorragende Wettkämpfer üben manchmal einen großen Einfluß auf Schüler aus. Aber dies sollte nicht bloß wegen ihrer Körperkraft, sondern wegen der guten Eigenschaften sein, die sie ausdrücken. Der wahrhaft erfolgreiche Wettkämpfer sollte ein ehrliches Spiel spielen. Er sollte mental wachsam, intelligent, kooperativ sein. Er sollte fähig sein, im rechten Augenblick schnell und recht zu handeln, oder, wie man in der Sportsprache sagt, rechtzeitig geschickt einzugreifen. Nicht alle Knaben und Mädchen wollen Wettkämpfer sein; aber jeder Knabe und jedes Mädchen kann so leben, daß die Mitschüler erkennen, daß sie die feineren Eigenschaften im täglichen Verkehr und Handeln ausdrücken. Vom Körper unabhängige geistige Kraft zeigt sich in sittlichem Mut, in reinem Denken und im alleinigen Verlaß auf das Gute.
Trotz der anmaßenden Einflüsterung, die heute so oft an die Tür unseres Denkens klopft, daß man, um beliebt zu sein, seine Norm herabsetzen, in Gesellschaft trinken, rauchen und sich nachlässig betragen müsse, ist es fraglos wahr, daß ein mit sittlichem Mut fest vertretener Standpunkt, das Banner der Wahrheit hochzuhalten, Anerkennung der Macht und Herrschaft des Guten bringt. Jesus anerkannte keine von Gott getrennte Macht, machte keine andere Kraft als die Kraft der göttlichen Liebe geltend, verneinte die Ansprüche des persönlichen Sinnes, übte seine gottgegebene Macht aus, das unpersönliche Gute auszudrücken und Sünde und Krankheit aller Art zu heilen. Seine Lehren wurden verhöhnt, und er litt große Verfolgung. Dennoch sagte er: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen”.
Es erfordert sittlichen Mut, auf die Seite der Wahrheit zu treten. Es scheint oft leichter, auf die Seite des Irrtums als auf die des Prinzips zu treten; aber der Lohn für rechtes Denken und rechtes Leben ist viel größer als die zeitlichen Freuden der Materialtät. Lassen wir „den Löwen, der da ist vom Geschlecht Juda”, unser Denken bewachen! Dann werden wir die Freude erleben, die mit den Lobesworten kommt: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen”.
Nichts ist unser, um es für uns zu behalten. Geld, Talent, Zeit, was wir auch besitzen mögen, haben wir, um es anzuwenden. Dies ist das überall geschriebene große Gesetz. Niemand besitzt etwas für sich allein, und niemand kann für sich allein leben.—Presbyterian Advance.