Eine Christliche Wissenschafterin dachte einst, eine schmerzliche Erfahrung, die sie damals bedrängte, trenne sie von aller Freude, Harmonie und Freiheit, die sie früher durch ein Verständnis der Allgegenwart Gottes gekannt hatte. Weil es ihr so schwierig schien, die Wahrheit klar zu sehen, mußte sie sich oft daran erinnern, daß bei anderen Gelegenheiten, wo irrige Zustände wirklich geschienen hatten, die Lüge immer umgekehrt und Harmonie als unzerstörbar bewiesen worden war. Als schließlich das Erwachen kam, gewann sie eine festere Überzeugung denn je, daß das Böse machtlos ist, auch nur ein Jota des Guten zu zerstören.
Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 566): „Wie die Kinder Israel siegreich durch das Rote Meer, die finstere Ebbe und Flut menschlicher Furcht, hindurchgeführt wurden—wie sie durch die Wüste geleitet wurden, mit müden Schritten durch die große Einöde menschlicher Hoffnungen wanderten und die verheißene Freude vorahnten, so wird die geistige Idee alle rechten Wünsche auf ihrem Wege vom Sinn zur Seele leiten, von einem materiellen Begriff des Daseins zu einem geistigen, hinan zu der Herrlichkeit, die denen bereitet ist, die Gott lieben”.
Was auch immer unsere Wüstenerfahrung zu sein scheint, wir haben den ermutigenden Gedanken, daß Gott mit Seiner zärtlichen, liebevollen Fürsorge immer bei uns ist, uns auf Wegen leitet, die wir nicht kennen mögen, unser Denken auf das Annehmen von Wahrheiten vorbereitet, die wir wohl noch nicht erfassen können, und uns mit absoluter Gewißheit so führt, daß wir die „Herrlichkeit sehen, die denen bereitet ist, die Gott lieben”. Das demütige Denken, das willig ist, Gottes Absicht erscheinen zu lassen, wird bereit gemacht, Erlösung anzunehmen. Demut ist das Zugeben, daß es nur ein Gemüt und eine Macht gibt, und daß der Mensch dieses eine Gemüt widerspiegelt. Wenn die Menschen die Allmacht des Guten und die Machtlosigkeit des menschlichen Willens demütig anerkennen, werden sie finden, daß sich die Absicht der göttlichen Liebe, die völlig annehmbar und befriedigend ist, ihrem Denken entfaltet.
Das sterbliche Gemüt lenkt die Aufmerksamkeit vom allgegenwärtigen Guten auf vielerlei Arten ab, z. B. durch Nachdenken über frühere Erfahrungen. Das Törichte dieses Handelns ist in der Geschichte von Lots Weib klar veranschaulicht. Obgleich sie aus der gottlosen Stadt Sodom floh, verließ sie diese widerwillig und wurde, als sie zurückblickte, zur Salzsäule. Sollten wir über frühere Fehler nachdenken, so mögen wir finden, daß es unsern Fortschritt hindert. Der geistige Blick ist nach vorwärts gerichtet, und es ist das Vorrecht des Christlichen Wissenschafters, die Wahrheit der Worte eines Liedes zu beweisen:
„Grüne Auen sind vor mir,
Die ich zuvor nicht sah”.
Ist man bestrebt, sich über eine unharmonische Erfahrung zu erheben, so mag das sterbliche Gemüt versuchen, das Erwachen durch Mutlosigkeit zu verzögern. Man mag versucht sein zu glauben, daß Gott Sein Kind vergessen habe, und daß es aussichtslos sei, sich bösen Einflüsterungen zu widersetzen. Man lernt verstehen, daß Ergebnisse nur durch beharrliches Anerkennen der allgegenwärtigen Vollkommenheit erreicht werden. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 400 in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn du den Gedanken über den Irrtum oder die Krankheit erhebst und beharrlich für die Wahrheit streitest, zerstörst du den Irrtum”. Wir wissen, daß Gottes Liebe zu allen Seinen Kindern beständiger ist als die zärtlichste Liebe menschlicher Eltern. Wie grundlos daher jede gegenteilige Einflüsterung ist, und wie wirkungslos die Macht des Irrtums, das von Liebe erfüllte Denken zu entmutigen!
Tiefe und hingebungsvolle geistige Arbeit ist oft nötig, ehe wir mit Hiob sagen können: „Ich hatte von dir mit den Ohren gehört; aber nun hat mein Auge dich gesehen”. Aber wie lange wir auch zu forschen haben mögen, das, was uns not tut, bringt uns den Segen, daß wir durch hingebungsvolles Bemühen mehr von „einem neuen Himmel und einer neuen Erde” sehen, die Johannes auf der Insel Patmos sah, und die der Menschheit klarzumachen, Mrs. Eddy so liebevoll arbeitete. Es ist „die Herrlichkeit, die denen bereitet ist, die Gott lieben”— eine Herrlichkeit, die befriedigender ist, als menschliches Denken sich je vorgestellt hat.