Im neunten Kapitel des Evangeliums des Matthäus finden wir die Geschichte von der Heilung eines „Gichtbrüchigen” durch Christus Jesus. In dieser Geschichte heißt es: „Da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben. ... Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim! Und er stand auf und ging heim”.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, suchte in einer Stunde großer Not, wie es ihre Gewohnheit war, in der Bibel Erleuchtung und Trost. Als sie die heiligen Seiten zum neunten Kapitel des Evangeliums des Matthäus aufschlug und diese Heilungsgeschichte las, stand auch sie auf, kleidete sich an und erfreute sich von jener Zeit an besserer Gesundheit, als sie vorher gekannt hatte. Von dieser Erfahrung hat Mrs. Eddy in „Rückblick und Einblick” (S. 24) geschrieben: „Selbst dem Homöopathen, der mir beigestanden hatte und sich über meine Genesung freute, konnte ich damals die Art und Weise der Hilfe nicht erklären. Ich konnte ihm nur versichern, daß der göttliche Geist das Wunder gewirkt hatte, ein Wunder, das wie ich später feststellte, in vollkommener wissenschaftlicher Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz stand”.
Beim Nachdenken über diese Heilung erkannte Mrs. Eddy, daß Krankheit mentaler Art ist, und entdeckte, daß geistiges Erwachen und geistige Erneuerung, das Ablegen des alten Menschen und das Anziehen des neuen oder wirklichen Menschen das Heilmittel war. Als direktes Ergebnis dieser Heilung wurde zur gegebenen Zeit die Christliche Wissenschaft gegründet, und heute umschließt deren Bewegung den Erdball, während die Empfänger ihrer Wohltaten nach Tausenden zählen.
War es dem Erzähler dieser Heilung im Evangelium des Matthäus klar, wie weitreichend die Geschichte sein würde? Wahrscheinlich nicht! Bedenken wir heute, wie wichtig es ist, daß wir Zeugnisse ablegen? Zwar ist unser tägliches Leben, das für die Wahrheit zeugt, die wirksamste Art, die Menschen zu Christus, der Wahrheit, zu ziehen; aber es ist für die Menschheit von höchster Wichtigkeit, daß je nachdem gesprochene oder geschriebene Zeugnisse abgelegt werden. Denn so kann sich jeder Dankbare an dieser wichtigen Einrichtung unserer Bewegung beteiligen.
In der Übergangszeit, durch die die Welt hindurchzuschreiten scheint, indem die alte Ordnung der Materialität dem wahren Begriff vom Dasein als geistig weicht, finden wir viele, die verwirrt zu sein scheinen. Oft machen sich diese schwermütigen Fremdlinge als letzte Zuflucht auf den Weg zu einer christlich-wissenschaftlichen Kirche und hoffen, dort Ermutigung und einige Versicherung zu finden, daß das Leben lebenswert ist. Was für eine Gelegenheit für jedes Mitglied, die Liebe widerzuspiegeln! Laßt uns nicht schuldig erfunden werden, daß wir unsere eigene Verantwortung auf andere Schultern schieben!
Was für einen fortschrittlichen Antrieb unsere Bewegung erfahren würde, wenn jedes Mitglied oft folgende Fragen an sich richtete: Würde unsere Kirche den Zweck erfüllen, wozu sie gegründet wurde, wenn alle anderen Christlichen Wissenschafter nur das gäben, was ich gebe? Würden in unseren Mittwochabendversammlungen Zeugnisse abgelegt werden? Würden geschriebene Zeugnisse in dem Raum stehen, der im Christian Science Journal, im Sentinel und im Herold für sie reserviert ist? Würden unsere Zeitschriften durch heilende Aufsätze, die ihren Inhalt bilden, unterstützt werden? Eine ehrliche Antwort auf diese Fragen, eine Wahrnehmung dessen, was zu tun ist, und es tun, sollten hilfreiche Faktoren in unserem Fortschritt sein.
Allzuoft wird der Einflüsterung Gehör geschenkt, daß es besser sei, kein gesprochenes oder geschriebenes Zeugnis abzulegen, solange nicht ein auffallender Beweis erbracht ist. Eine Christliche Wissenschafterin bewies vor vielen Jahren das Trügerische solcher Einwendungen. In einer Mittwochabendversammlung, in der langes Schweigen herrschte, fühlte sich diese Wissenschafterin getrieben zu erzählen, wie ihr Mrs. Eddys Worte im Vorwort zu „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. xi), die Worte „Immanuel oder ‚Gott mit uns‘— ein göttlicher Einfluß, der im menschlichen Bewußtsein immer gegenwärtig ist”, beim Sorgen für eine Familie von unschätzbarer Hilfe gewesen ist. Anstatt der gewöhnlichen Sorge, die die Aufgabe der Kindererziehung begleitet, war sie sich die meiste Zeit des ruhigen Vertrauens bewußt, daß alles gut war, weil dieser „göttliche Einfluß” immer wirkte und jedes Familienglied führte und schützte. Das Zeugnis war kurz, kam aber aus tiefem dankbarem Herzen.
Nach Schluß der Versammlung kam eine Mutter zu der Wissenschafterin, die diese Erfahrung mitgeteilt hatte, und erzählte ihr, daß sie sich lang nach einer Versicherung gesehnt hatte, daß alles gut sei bei einem Kind, das seit einiger Zeit vom Familienkreise entfremdet war. Mit ernster Entschlossenheit im Herzen, auf jenen „göttlichen Einfluß” zu vertrauen, verließ die Mutter, die mühselig und beladen zu jenem Gottesdienst gekommen war, die Kirche mit einem Lied im Herzen. Bald nachdem die Mutter das Kind in ihrem Denken freigegeben hatte, kam die Nachricht, daß alles gut sei. Die Entfremdung war geheilt, und eine ganze Familie war dankbar gemacht.
Eine einzige Erklärung der Wahrheit, die bewiesen worden ist, ist wert mit anderen geteilt zu werden und kann gerade der Brosam sein, der ein hungriges Herz befriedigen wird. Laßt uns wissen, daß im Teilen einer heilenden Wahrheit nichts ihrem Ausdruck im Wege stehen kann!