Wie sehr wir doch die herrliche Erklärung in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 494) lieben: „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen”! Ob die Notdurft Versorgung, Gesundheit, Freundschaft oder etwas anderes ist, diese Erklärung kann von jedem erprobt werden, der mit dem Gesetz der göttlichen Liebe übereinstimmt.
Der geliebte Jünger sagte: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm”. Da Gott unendlich ist, ist das, was jede menschliche Notdurft stillt, immer gegenwärtig. Wie wunderbar es doch ist, daß die göttliche Liebe immer gegenwärtig ist! Wir brauchen sie nur gewahr zu werden und müssen immer bereit sein, sie auszudrücken.
Manchmal scheint es einem schwer zu fallen, alle zu lieben. Prüft man aber sein Denken, so findet man, daß man glaubt, manche seien nicht liebenswert, und daß es daher schwer sei, sie zu lieben. Wir brauchen keinen unliebenswürdigen Sterblichen zu lieben; denn in Wirklichkeit gibt es keinen. Wir müssen uns von dem Augenschein der materiellen Sinne abwenden und erkennen, daß der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes, der göttlichen Liebe, ist. Wenn wir den Menschen als das Bild und Gleichnis des Höchsten Wesens sehen, das „ganz lieblich” ist, bekunden wir Duldsamkeit und sind in unserem Verkehr mit jedermann freundlich und gerecht. Die göttliche Liebe ist das All und kommt im ganzen Weltall zum Ausdruck. Wenn wir daher unser Denken über das körperliche Sinnenzeugnis erheben und erkennen, daß die Liebe im ganzen Weltall widergespiegelt wird, sehen wir überall göttliche Lieblichkeit. Dann ist es leicht, alle zu lieben.
Wenn der Christliche Wissenschafter findet, daß er die Tatsache, daß die göttliche Liebe menschliche Bedürfnisse befriedigt, nicht beweist, sollte er sich fragen: Spiegle ich die göttliche Liebe wider? Wer die göttliche Liebe nicht widerspiegelt, kann die Erfüllung dieser herrlichen Verheißung nicht sehen. Selbstsucht, Unehrlichkeit, Habsucht, Stolz, Haß und alle anderen falschen Eigenschaften suchen einen davon abzuhalten, die Fürsorge der Liebe für ihr Weltall zu verstehen.
Findet einer, daß er unschöne Eigenschaften hegt, so kann er sie durch die Erkenntnis austreiben, daß der Mensch die Widerspiegelung Gottes ist. Dann kann er die vollkommene Fürsorge der Liebe für ihre Schöpfung verstehen. Diese Erkenntnis bringt seine Angelegenheiten unter die Regierung des Gesetzes der Liebe, und seine menschlichen Bedürfnisse werden befriedigt.
Viele glauben, ihr größtes Bedürfnis sei Freudigkeit. Es kann keine Freudigkeit ohne selbstloses Dienen geben. Wer aber weiß, daß der Mensch der Ausdruck der göttlichen Liebe ist, hat beständig Gelegenheit, Gutes zu tun, so daß er immer freudig ist. Einer, dessen erster Wunsch beim Erwachen ist, daß er jeden Augenblick des Tages das göttliche Prinzip, die Liebe, ausdrücken möge, und der in seinem Denken standhaft die Tatsache hochhält, daß der Mensch der Ausdruck der göttlichen Liebe ist, wird sein Freudigkeitsbedürfnis befriedigt finden. Es werden sich ihm viele Gelegenheiten bieten, Gutes zu tun, und er wird diese guten Taten verständnis- und liebevoll ausführen können. Er wird in der Tat einen freudigen Tag haben.
Ein Christlicher Wissenschafter hatte ein Geldproblem zu lösen. Als er darüber nachdachte, kam ihm der Gedanke, daß die göttliche Liebe Substanz ist, und daß er daher die Allgegenwart der göttlichen Liebe besser gewahr werden mußte. Er suchte immer eingedenk zu sein, daß die göttliche Liebe das allgegenwärtige Prinzip ist, und daß der wirkliche Mensch das Prinzip beständig widerspiegelt. Er fand, daß dies ihn sanfter, duldsamer, geduldiger, dankbarer, selbstloser und der geistigen Wahrheit ergebener machte. Mit fortschreitendem Wachstum fand er, daß er eine immer klarere Erkenntnis der Nähe der göttlichen Liebe und der wunderbaren Fürsorge der Liebe für ihre Schöpfung gewann. Dieses Gewahrwerden wahrer Substanz trieb den Sinn der Begrenzung aus seinem Denken aus, und das Geldproblem wurde gelöst.
Wie wunderbar doch der große Meister das göttliche Prinzip, die Liebe, verstand und bewies! Für ihn war Gott der allgegenwärtige Vater-Mutter, mit dem er in Gemeinschaft war, und so empfing er Ermutigung und Stärke. Für ihn war Gott die göttliche Wahrheit. Diese Erkenntnis ließ ihn so wunderbar reden, daß die Knechte, die ihn gefangen nehmen sollten, zu den Hohenpriestern und Pharisäern sagten: „Es hat nie ein Mensch also geredet wie dieser Mensch”. Für ihn war Gott die Seele, deren Kennzeichen immer durch den Menschen ausgedrückt werden. Dieses Wissen befähigte ihn, Blindheit, Taubheit, Geistesgestörtheit und Verkrüppelung zu zerstören. Für ihn war Gott der Allwissende, der immer gegenwärtig ist, und den der Mensch vollkommen ausdrückt. Für ihn war Gott der unendliche Geist, die einzige wirkliche Substanz. Diese wahre Idee der Substanz befähigte ihn, auf dem Wasser zu wandeln, das Volk zu speisen und durch geschlossene Türen hindurchzugehen. Für ihn war Gott das einzige Leben. Dieses Wissen befähigte ihn, den falschen Sinn des Lebens zu überwinden, der sich als Krankheit und Tod bekundet.
Jesus, der den Vater so gut verstand, sagte: „Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabet”. Hierzu bemerkt Mrs. Eddy (Miscellaneons Writings, S. 292): „Jesus, der die Welt so liebte, daß er sein Leben (im Fleisch) für sie ließ, sah, daß die Liebe sogar für ihn ein neues Gebot hatte. Was war es? Es muß eine ungewöhnliche Offenbarung der unendlichen Liebe gewesen sein, ein auf der Tonleiter aufsteigender neuer Ton, wie die Ewigkeit ihn immer ertönen läßt. Könnte ich dem Schüler den höheren Sinn mitteilen, den ich von der Liebe hege, so würde er teilweise die göttliche Tatkraft veranschaulichen, die der menschlichen Schwachheit Macht und Majestät bringt”.
Wie sehr wir alle wünschen, die göttliche Tatkraft zu empfangen, die uns den herrlichen Sinn geistiger Kraft gibt! Laßt uns also bestrebt sein, die göttliche Liebe widerzuspiegeln, damit wir diesen höheren Sinn der Macht gewinnen können!
In dem Verhältnis, wie wir der Tatsache eingedenk sind, daß die göttliche Liebe das Prinzip, das Gemüt, das Leben ist, und daß der Mensch Gottes Widerspiegelung ist, werden wir, wenn auch nur annähernd, die Heilungswerke tun können, die der Meister tat. Laßt uns daher uns von neuem der großen Aufgabe widmen, zu beweisen, daß der Mensch der Ausdruck Gottes, der göttlichen Liebe, ist!