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Tatsache und Fabel

Aus der Dezember 1941-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unsere verehrte Führerin Mary Baker Eddy hat geschrieben (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 129): „Willst du die geistige Tatsache erkennen, so kannst du sie dadurch entdecken, daß du die materielle Fabel umkehrst, sei die Fabel für oder wider, sei sie in Übereinstimmung mit deinen vorgefaßten Meinungen oder diesen gänzlich entgegengesetzt”.

Die große Tatsache für alle Zeit und Ewigkeit ist, daß Gott das All ist, daß Er die einzige Gegenwart, die einzige Kraft, die einzige Ursache und der einzige Schöpfer ist. Eine andere grundlegende Tatsache ist, daß der Mensch Gottes Bild und Gleichnis ist. Der Mensch ist, weil Gott ist. Er ist die Wirkung einer vollkommenen Ursache, weshalb er sein Dasein auf dem Standpunkt der Vollkommenheit haben muß; und sein geistiger Zustand ist unangreifbar und unveränderlich. Er kennt keine Fesseln oder Begrenzungen, weil Gott keine kennt. Es mangelt ihm nichts, weil er schon alles Gute besitzt. Der Mensch ist Gottes befriedigte Idee.

Dies ist die Wahrheit über den Menschen. Aber die Ereignisse unserer menschlichen Erfahrung weisen auf das genaue Gegenteil hin. Durch viele tätige Mittel wie den Rundfunk, die Tageszeitungen, Anzeigen in Zeitschriften wird versucht, einen zu überzeugen, daß die Tatsache unwahr und die Fabel wahr sei—daß der Mensch nicht geistig, sondern materiell sei; daß er nicht vollkommen sei, sondern daß ihm fast die ganze Zeit alles zu mißlingen scheine, und daß er nicht Gottes vollständige Idee sei, da ihm offenbar vieles mangle, was er braucht, um gesund zu werden und glücklich zu bleiben. Wir leben scheinbar in „einer verrückten Welt”, wie Hamlet sagt, in einer traurigen Welt, einer häßlichen, kriegzerrütteten Welt, mit der es immer schlimmer wird, die fabelhaft krank, ja so krank ist, daß sie sich schnell in ihren Urzustand von „des Chaos altem Reich” auflöst.

Aber der Christliche Wissenschafter glaubt dies nicht. Er weiß es besser. Mag ein zeitweiliges, vorübergehendes Ereignis anscheinend auch noch so beharrlich nach Anerkennung schreien, er weiß, daß durch hunderttausend vergebliche Wiederholungen eine Fabel nicht in eine Tatsache verwandelt werden kann, da es einfach nicht möglich ist. Daher tut er genau das, was ein christlich-wissenschaftlicher Ausüber tut, wenn er an das Bett eines Schwerkranken gerufen wird. Er läßt sich durch die Krankheit mit allen ihren unschönen Anzeichen nicht mesmerisieren, sondern beginnt entschlossen, die Unwirklichkeit des ganzen schlimmen Vorgangs zu beweisen. Er erkennt, daß das, was manchmal „die Weltlage” genannt wird, nicht ein Ringen zwischen Völkern und Nationen, sondern ein Streit zwischen Gut und Böse, zwischen dem Geist und der Materie ist. Obgleich unheilvolle Laute am weiten Horizont wie ferner Donner das Herannahen eines Sturms zu verkünden scheinen mögen, können sie sein festes Vertrauen auf die Allmacht der Wahrheit nicht erschüttern. Beim sogenannten Patienten ist es die falsche Annahme über den leiblichen Körper, was berichtigt werden muß, während im andern Falle der Staatskörper zu berichtigen ist. Was sowohl einem erschreckten Sterblichen als auch einer erschreckten Welt unmittelbar not tut, ist die ruhige, aufbauende, klare, kraftvolle und unermüdliche mentale Arbeit derer, die durch die Christliche Wissenschaft verstehen gelernt haben, was wahres Gebet wirklich ist, und was es tut.

Es ist belanglos, was zu geschehen scheint. Wenn es nicht recht ist, ist es nur eine Fabel, und es besteht immer eine rechte Idee darüber—eine geistige Tatsache, die an ihre Stelle tritt und dadurch ihre Ansprüche auf Wirklichkeit vernichtet. Diese Idee ist die genaue Umkehrung der materiellen Fabel, und da sie immer gegenwärtig ist, steht sie augenblicklich zur Verfügung. Ihre Tätigkeit kann nicht gehindert oder verzögert oder unwirksam gemacht werden; denn sie ist eine göttlich verordnete Gegenwart, die ihre eigene unverminderte und erneuernde Wiederaufbau- und Berichtigungskraft in sich trägt. Man braucht sie nicht etwas tun „zu lassen”. Man braucht sie nur in Gottes Zeit und auf Seine Art sich entfalten zu lassen. Gott sorgt für Sein Weltall allezeit und in jeder Hinsicht. Seine Hand ist immer am Steuer, mag das Schiff manchmal auch noch so weit von seinem normalen Kurs abzuweichen scheinen.

In Zeiten der Bedrängnis muß man jedoch immer auf der Hut sein, damit man nicht den Irrtum vielleicht ganz unbewußt in seinem Denken persönlich macht, indem man ihm einen Ort und einen Namen gibt. Dies billigt die Christliche Wissenschaft nie. Was ist hinter allem, was Gott unähnlich ist? Unser Glaube daran. Wir verwechseln eine Fabel mit einer Tatsache, halten etwas für wahr, was überhaupt nicht wahr ist, was nicht mehr Wirklichkeit und Inhalt hat als ein Teil eines Traums. Es ist immer das unpersönliche Böse, das sich anmaßt, uns entweder durch hörbare oder mentale Einwendungen zu beeinflussen, seine Spitzfindigkeiten zu glauben. Weigere dich, darauf zu hören oder ihm Leben zu geben! Wisse, daß der Irrtum kein Sprachrohr und keine Zuhörer hat! Jene Unglücklichen, die darauf hören, die gewohnheitsmäßig so unschöne Eigenschaften wie Stolz, Habsucht, Haß, Selbstsucht, Eigendünkel und blinde Selbstrechtfertigung ermutigen und hegen, mögen aus diesem Grunde für die tückischen Machenschaften des fleischlichen Sinnes empfänglicher werden als andere. Aber wir müssen immer über unser Denken wachen, damit wir uns nicht vom Ärger über diejenigen, deren menschliche Eigenschaften unsere starke Mißbilligung erwecken, beherrschen lassen. Wir müssen eingedenk sein, daß einer umso unverkennbarer als armer Getäuschter, als betrogenes Opfer seiner irregeführten Gedanken erkannt werden muß, je weiter er vom Himmelreich entfernt ist. Wir müssen alles in das mentale Reich verlegen. Solange der Irrtum nicht in jenes Reich offenkundiger Trugvorstellung verwiesen ist, wohin er tatsächlich gehört, kann man nicht die Herrschaft über ihn erlangen. Dann und nicht eher ist er wirklich hilflos.

Laßt uns in diesem über die ganze Welt verbreiteten Mesmerismus rücksichtsloser Willkür und widerstreitender menschlicher Meinungen nie das Zeitliche mit dem Ewigen verwechseln! Was hat es zu bedeuten, wenn sich die Heere des Irrtums mit unermüdlicher Beharrlichkeit zu scharen scheinen, um das Schönste und Beste in Völkern, in Religionen und einzelnen zu zerstören? „Die Wasserwogen im Meer sind groß und brausen mächtig; der Herr aber ist noch größer in der Höhe”. Es gibt nur ein Vaterland, nämlich das Himmelreich. Es ist Gottes Land, und seine Einwohner leben immer im Frieden. Dieses eine Land ist mein Land. Es ist auch euer Land; daher ist es am Ende wirklich „unser” Land. Wir alle lieben es, und es kann kein Zustand eintreten, der uns voneinander oder von Gott trennen kann. Es steht ununterbrochen unter der Leitung der göttlichen Intelligenz. Es kennt nur ein Gemüt, ein Gesetz, eine Macht und eine Gegenwart. Das sterbliche Gemüt sagt: „viele”, die Christliche Wissenschaft sagt: „eines”. Was für eine Erklärung, mit der wir jeden neuen Tag unsere geistige Rüstung anlegen! Von allem eines, und dieses Eine jetzt vollkommen.

Es kann sein, daß wir bei unserer Arbeit als Ausüber nicht nur für Weltzustände, sondern auch für einzelne Patienten zuweilen ganz unbewußt denken, daß uns tatsächlich etwas vorliege, was geheilt, geändert, verbessert, zurechtgebracht werden müsse, anstatt uns zu vergegenwärtigen, daß wirkliche Heilung im dankbaren Anerkennen der unberührten Vollkommenheit der Schöpfung Gottes besteht, die keiner Heilung bedarf. Gottes Arbeit ist schon getan, und keine einzige Seiner Ideen ist je der Fähigkeit und der Gelegenheit beraubt, jede Eigenschaft und jedes Merkmal Gottes durch Widerspiegelung auszudrücken.

Laßt uns jedes „Wenn” und „Aber” und „Vielleicht” aus dem Bewußtsein entfernen! Inmitten von allem, was in der materiellen Welt, der Schattenwelt, vorzugehen scheint, kann der Christliche Wissenschafter stets im Frieden sein; denn er weiß, daß alles, was jetzt falsch und ungerecht und gesetzlos zu sein scheint, seinen Einfluß auf die arme Menschheit im genauen Verhältnis zu dem Maße rechten Denkens verliert. Jeder Anhänger unserer hohen und heiligen Religion sollte seinen Teil beitragen, sollte seine Pflicht hinsichtlich dieses Gebets, dieses „Wissens”, erfüllen. Es ist kein Leben, keine Tätigkeit oder Substanz in einem menschlichen Vorgehen, das, wenn es könnte, des Menschen unveräußerliches Recht, sich unter der Regierung des göttlichen Prinzips selber zu regieren, mit Füßen treten würde. Es ist Arbeit zu tun; daher sollte niemand es sich bequem machen und erwarten, daß jemand anders sie tue. Die Welt braucht uns alle, vom Geringsten bis zum Größten. Laßt uns dem, was uns anvertraut ist, treu sein, daß wir es nie vergessen, und laßt uns nie träge oder gleichgültig sein! Es ist ein herrliches Vorrecht, am Kämpfen der „heiligen Kriege” beteiligt zu sein; und niemand sollte sich einbilden, daß diese Kämpfe mit den Kreuzzügen aufgehört haben!

Gottes Reich ist gekommen. Es ist jetzt hier. Laßt uns aber beim Beweisen dieser Tatsache eingedenk sein, daß wer der Welt wirklich Frieden bringen will, vor allem mit sich selber, mit seinen Angehörigen, seinen Freunden, seinen Nachbarn, seinen Kirchenmitgliedern, seinen Mitarbeitern im Geschäft im Frieden leben muß! Es kann äußerlich kein Friede sein, wenn nicht innerlich Friede herrscht. Dann werden wir, was für ein betrübendes Bild die materiellen Sinne auch darbieten mögen, sofort die Fabel und die Tatsache, das Unwirkliche und das Wirkliche, voneinander unterscheiden. Wenn es sich in unser Gesichtsfeld eindrängt, werden wir es nicht fürchten noch hassen noch es auch nur einen Augenblick die Harmonie unseres Seins stören lassen. Wir werden ihm nicht einmal die kärgliche Höflichkeit erweisen, es zu übersehen, wodurch wir es seinen Weg ungehindert und unbekämpft gehen ließen. Wir wissen etwas viel Besseres. Wir werden es einfach ruhig umkehren und dadurch die Gegenwart einer geistigen Tatsache beweisen, die in ihrer ganzen Schönheit und Erhabenheit gelassen, unberührt, unverändert genau so erstrahlt, wie es „von Anbeginn” an immer der Fall war.

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