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„Einer half dem andern”

Aus der März 1941-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


An einem Frühlingsmorgen wartete eine Christliche Wissenschafterin an einer Straßenbahnhaltestelle. Ihr Bewußtsein war voller Dankbarkeit und Freude. Die Bäume der Straße entlang prangten im ersten frischen Grün. Die Vögel zwitscherten freudig in den Zweigen. Die Sonne leuchtete vom klarblauen Himmel hernieder. Alles schien von Gottes Liebe zu sprechen.

Plötzlich wurde der Blick der Wartenden von etwas Glänzendem angezogen. Neben der Haltestelle stand ein großer Müllwagen. Er war frisch angestrichen, und in den breiten stählernen Radreifen spiegelten sich die Sonnenstrahlen, so daß die Beschläge wie poliertes Silber funkelten. Die beiden Männer, die den Wagen bedienten, kamen gerade aus einem Hause heraus. Sie trugen zwischen sich an Schulterriemen einen schweren Müllkasten. Als Stützpunkt legte dabei der eine die linke Hand auf den Kastendeckel, während die rechte Hand des andern auf der Schulter seines Arbeitskameraden ruhte. Gleichzeitig traten sie auf das breite Trittbrett des Wagens, hoben den Kasten hinauf und kippten ihn um. Diese Arbeiter drückten einfache brüderliche Zusammenarbeit aus.

Diese kleine Begebenheit lenkte die Gedanken der Christlichen Wissenschafterin auf die Schönheit wahrer Tätigkeit hin, worin der Mensch im Bilde Gottes das Allwirken seines Schöpfers, des göttlichen Gemüts, widerspiegelt. In der menschlichen Erfahrung ist jede ehrliche Arbeit ein Ausdruck der Intelligenz, der Ordnung, der Schönheit und der Harmonie. Es ist also keine ehrliche Arbeit im Beruf oder zu Hause entwürdigend, und die dankbare Erkenntnis geistiger Tatsachen heilt die Furcht vor Weltlichkeit, Eintönigkeit und Überbürdung.

Als diese Gedanken von einer Lehrerin in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule ausgesprochen wurden, erregten sie den Widerspruch einer Schülerin, die meinte, daß man in materieller Arbeit keinen Ausdruck geistiger Tätigkeit sehen könne. Als aber die Schüler erkannten, daß Gedanken der Ordnung, der Reinheit, der Schönheit, der Harmonie und der Erhaltung geistig sind, stimmten sie freudig zu. Mancher seufzt über seine Arbeit, seinen Arbeitsplatz und seine Mitarbeiter. Aber in der Christlichen Wissenschaft lernt man sehr dankbar sein für die Gelegenheit, die einem zu ehrlicher Tätigkeit und ehrlichem Erwerb geboten ist.

Eine Christliche Wissenschafterin befand sich schon viele Jahre in einer Berufstätigkeit, die in der Zusammenstellung endloser statistischer Zahlentabellen bestand. Die Arbeit war so gleichförmig, daß sie fast auf Jahre hinaus im voraus hätte bestimmt werden können. Da sie als Bilanzunterlage diente, erforderte sie größte Genauigkeit; aber ihre unvermeidliche Gleichförmigkeit schien dieser Angestellten fast unerträglich. Als sie die Christliche Wissenschaft zu verstehen begann und durch deren Anwendung ihre Arbeit vom geistigen Standpunkt aus als den Ausdruck der Intelligenz und der Ordnung tun lernte, setzte sie sie mit Freudigkeit und Frische fort.

Einige Monate später wurde die Arbeit aller Angestellten zwecks Bewertung und Vergütung in Gruppen eingeteilt, und die Arbeit der Angestellten, die nun Christliche Wissenschafterin geworden war, wurde in die höchste Gruppe in diesem Arbeitszweig eingereiht. Die Arbeit schloß auch Nachprüfungen in sich. Wenn sie beim Aufklären von Fehlern half, war sie zuweilen Furcht und Mißverständnis begegnet. Aber durch Anwendung der Regeln der Christlichen Wissenschaft lernte sie Schritt für Schritt die Liebe widerspiegeln, welche Furcht weder kennt noch hervorruft. So wurde dieser Arbeitsplatz allmählich als ein Geschäftshaus der harmonischen Zusammenarbeit bekannt.

Es ist erfreulich zu sehen, wie befriedigend die Ergebnisse einer Arbeit sind, die mit freudigem, geistig gehobenem Bewußtsein, ja mit singendem Herzen getan wird. Wie schön doch Paulus diesen Gemütszustand in seinem ersten Briefe an die Korinther ausdrückt: „Was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre”. Wenn wahre Tätigkeit als der Ausdruck des Wirkens des einen göttlichen Prinzips erkannt wird, können wir freudig erwarten, daß sie „sehr gut” sein wird.

Christus Jesus sagte: „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch. ... Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn”. Der Vater ist Gott, „der Allwissende, Allsehende, Allwirkende, Allweise, Alliebende und Ewige”, wie es in der Erklärung des Begriffs Gott auf Seite 587 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy heißt.

Was auch unser Arbeitsplatz oder unsere Tätigkeit sein mag, unsere wirkliche Wohnstätte ist das göttliche Gemüt, und in unserem wirklichen Sein sind wir alle die Söhne und Töchter desselben Vaters. So können wir uns stündlich besser bewußt werden, daß „das Reich Gottes inwendig in uns ist”, wie Christus Jesus sagte; und in dem Verhältnis, wie wir dies sehen und leben, finden wir, daß in unserer Erfahrung Harmonie kund wird. Diese Harmonie hängt von unserem eigenen Denken ab und ist nie den Gedanken anderer unterworfen.

In der Wahrheit des Seins gibt es keinen Einfluß, keinen Umstand, der den Frieden des Himmelreichs stören könnte. Menschlich gesprochen ist unser Tag aus den winzigen Mosaiksteinchen einzelner Augenblicke zusammengesetzt. Wie schön und beglückend der Rückblick ist, wenn jeder Augenblick des Tages von dem Sonnenschein der göttlichen Liebe erhellt war, insofern wir die Liebe durch Gedanken, Worte und Taten der Freundlichkeit und der Ermutigung in Dankbarkeit gegen Gott und unsern Nächsten widerspiegelten! Ein solcher Rückblick schließt ganz natürlich einen Ausblick in sich, der den kommenden Tag segnet, und so tragen wir zur Erfüllung der Worte des Propheten Jesaja bei: „Einer half dem andern und sprach zu seinem Nächsten: Sei getrost!”

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