Sicherheit wird nicht dadurch gewonnen, daß man die Gefahren, die sich in der menschlichen Erfahrung darbieten, unbeachtet läßt oder flieht. Weder beharrliches Sichabsondern noch feiges Ausweichen wird die Kräfte des Bösen bezwingen, die den Frieden und das Wohl der Menschheit offen und geheim bedrohen. Nur auf eine Art ist unfehlbare und unüberwindliche Sicherheit zu finden, nämlich durch höchstes Vertrauen auf das bewahrende, leitende und erhaltende Gesetz Gottes. „Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage; denn man verläßt sich auf dich”, schrieb Jesaja.
Sicherheit kommt nicht durch menschliche Verbindungen von Begebenheiten oder Umständen, nicht durch sorgfältige Maßnahmen oder Vorkehrungen zustande. Sicherheit gehört zu jedem Menschen ohne Rücksicht auf seine Umgebung oder seine Verantwortlichkeiten in dem Maße seines Erfassens der Gegenwart und der Macht des göttlichen Gemüts. Auf diese kann er sich immer verlassen; auf diese kann er immer vertrauen; ohne diese wird kein Friede von Dauer sein.
Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 232) stellt Mary Baker Eddy fest, wo allein Ruhe zu finden ist vor den Schrecken, die das sterbliche Dasein bedrängen, manchmal die Verzagten zur Verzweiflung bringen und selbst tapfere Menschen zu beunruhigen suchen. Sie schreibt: „Sicherheit für die Ansprüche auf ein harmonisches und ewiges Sein findet man nur in der göttlichen Wissenschaft”.
Mit selbstloser Gelassenheit wandelte Christus Jesus auf der Erde, ungestört durch fesselnde und hemmende Befürchtungen wegen seiner Sicherheit. So konnte er beständig anderen helfen, die, von dem Problem Beschützung oder Befreiung gequält, ihn baten, sich ihrer zu erbarmen. Wer gelernt hat, sich auf Gott zu verlassen, wird anderen ebenso helfen, sei es inmitten der Spannung und Reibung des täglichen Lebens oder in den großen Entscheidungen, die die Unvorbereiteten aus ihren falschen Sicherheiten in Schrecken und Unheil stürzen.
Die göttliche Wissenschaft ist geoffenbart. Angesichts bitterer Verfolgung und heftigen Widerstandes entdeckte Mrs. Eddy durch Verlaß auf Gott zuerst das Prinzip und die Regel der Christlichen Wissenschaft, und bestätigte sie dann in der menschlichen Erfahrung zum Segen aller durch Beweis. Jeder, der will, kann dieses Prinzip selber beweisen lernen. Durch solche Mittel kann man den mesmerischen Befürchtungen, den Einflüsterungen von Verlust und Gefahr, die das Menschengeschlecht so bitter bedrohen und zuweilen überfallen, entrinnen. In der göttlichen Wissenschaft lernen die Menschen nicht nur Gott finden, sondern auch in vollkommenem Frieden bleiben; sie lernen die wahre Art des Vertrauens.
Im 18. Kapitel des Buchs der Richter ist berichtet, daß die Kinder Dan fünf Männer aussandten, das Land der Stämme Israel auszukundschaften. Es ist bedeutsam, in diesem Zusammenhang zu beachten, daß Mrs. Eddy auf Seite 583 in Wissenschaft und Gesundheit „Dan” auslegt als: „Tierischer Magnetismus; sogenanntes sterbliches Gemüt, das sterbliches Gemüt beherrscht; Irrtum, der die Pläne des Irrtums ausarbeitet; eine Annahme, die über die andere herfällt”. Als die Daniter gen Lais kamen, sahen sie das Volk „sicher wohnen, ... still und sicher”. Es war daher etwas Einfaches, diesen falschen und sorglosen Frieden schnell zu überfallen und völlig zu vernichten. So kamen die Daniter an ein „stilles, sicheres Volk, und schlugen es mit der Schärfe des Schwerts und verbrannten die Stadt mit Feuer”.
Die Sicherheit derer, die sich auf Gott verlassen, ist nicht in den Tälern eines stillen materiellen Wohlstandes, sondern auf den Wachttürmen geistiger Beobachtung. Dagegen hat das, was „die Pläne des Irrtums ausarbeitet”, wenn auch langsam und inmitten scheinbarer Ruhe, für die, die es nicht beachten, Unheil zur Folge.
Die Leute zu Lais wurden aus zwei Gründen besiegt. In ihrem Wohlstand und Wohlergehen ließen sie aus Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit nicht nur die Macht Gottes, sie zu beschützen und zu bewahren, sondern auch die Gefahr eines Feindes unbeachtet, der rühriger und tätiger war als sie und sie aus Neid und Habgier zu vernichten trachtete.
Die Mission des Christus ist, der Menschheit zu beweisen, daß in jedem Falle die einzige Sicherheit der Erhaltung dessen, was uns gehört, in der Treue gegen die Gesetze Gottes und in der Erkenntnis des Schutzes vor den Ansprüchen des Bösen liegt.
Die höchste Folgerichtigkeit der Lehre Jesu ist in der Erkenntnis zu finden, daß das Böse keine Macht ist, weil die Wahrheit, das Leben und die Liebe allmächtig sind. Die Geschichte der Kämpfe der Welt zeigt die Abneigung — oft die hartnäckige oder oberflächliche Weigerung der Menschen — diese Tatsache zu erkennen. Ihr Untergang kam als Folge des Glaubens, daß man Sicherheit nicht zu verdienen, sondern nur zu besitzen und zu genießen brauche; daß es möglich sei, den Plan Gottes unbeachtet zu lassen oder abzuleugnen. Als Jesus seine göttliche Verwandtschaft geltend machte und alle geringeren Bande und Verpflichtungen ablehnte, indem er erklärte: „Ich und der Vater sind eins”, setzte er Sicherheit auf Erden für alle Zeit zu Gunsten derer fest, die sie besitzen wollen. Auf keine andere Art ist Sicherheit zu finden.
So kommt es, daß unsere Führerin auf Seite 89 in „Miscellaneous Writings” schreibt: „Der unsterbliche Mensch in Gottes Gleichnis ist in der göttlichen Wissenschaft sicher”. Dieses Bewußtsein ihrer ewigen Sicherheit läßt die Menschen, mag auch noch so viel Glauben und Mut von ihnen gefordert werden, furchtlos, inspiriert, freudig und vertrauensvoll hervorgehen, in vollkommenem Frieden bleiben, sich auf Gott verlassen und Ihm vertrauen.
