Im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte ist von den Aposteln berichtet: „Sie waren alle einmütig beieinander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Windes ... und sie wurden alle voll des heiligen Geistes”. So wirklich und lebendig war diese Erfahrung für sie, daß Angehörige aller Nationalitäten sie verstehen konnten, als sie zu dem Volke sprachen. Die Geistigkeit ihrer Botschaft wurde ohne Rücksicht auf die Sprache, in der sie verkündigt wurde, von Zuhörern aus vielen Völkern klar verstanden. Diese Geschichte von der Erfahrung der Apostel am Pfingstfest zu Jerusalem sollte heute wohl erwogen werden.
Die Christlichen Wissenschafter werden immer dankbarer für das geistige Licht, das Mary Baker Eddys Schriften auf die Bibel werfen; denn diese wird dadurch für sie eine praktische Hilfe im täglichen Leben. Im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 117) schreibt Mrs. Eddy: „Gott ist Geist; daher muß die Sprache des Geistes geistig sein, und sie ist es auch”, und im nächsten Abschnitt: „Die reine Sprache des Geistes hat kein Ohr je gehört und keine Lippe je gesprochen”.
Die Apostel waren Zeugen des wunderbaren Lebens ihres Meisters gewesen. Sie hatten gesehen, wie er die Kranken und die Sünder heilte und die Toten auferweckte. Sie wußten, daß er gekreuzigt worden war, und sie hatten ihn auch nach seiner Auferstehung aus dem Grabe gesehen. Schließlich waren sie anwesend, als er „vor ihnen verschwand”. Dann wurden ihre Herzen von Liebe für den Christus erfüllt, den er bekundet hatte; und sie „kehrten wieder gen Jerusalem mit großer Freude”.
Die im Erdenleben ihres Meisters bewiesene praktische Wahrheit befähigte die kleine Schar Nachfolger, seine Worte völliger zu verstehen und mehr von dem immergegenwärtigen Christus zu erfassen. Jetzt verstanden sie, daß Christi Reich nicht von dieser Welt, d.h. nicht materiell, sondern geistig ist. Sie waren höher gehoben und von Hingebung und Liebe erfüllt, und ihr Lebenswerk, die frohe Botschaft vom immergegenwärtigen Himmelreich zu predigen, lag vor ihnen. Sie wollten das Gute, das sie verstanden, teilen, und ihr Meister hatte sie geheißen, den heilenden Christus „aller Welt” zu predigen.
Die Christlichen Wissenschafter in der ganzen Welt lernen die Wahrheit über das eine göttliche Gemüt, Gott, verstehen, und die daraus folgende Umwandlung des menschlichen Denkens ist das Pfingsten von heute — nicht ein Pfingsten zu einer besonderen Zeit oder Jahreszeit, sondern alle Tage, wenn der Christus, die Wahrheit, verstanden, gelebt und bewiesen wird. Das Verständnis, daß Gott das Gemüt ist, und daß es nur ein Gemüt gibt, befähigt uns, den Menschen in Gottes Gleichnis zu verstehen und dadurch einander zu verstehen und zu lieben. Die Lüge von vielen Gemütern, die in der Geschichte von Babel so anschaulich erläutert ist, worin die Menschen sich einbilden, daß sie sich getrennt von dem einen Gott einen Namen machen können, erweist sich als ein Traum des falschen materiellen Sinnes.
Durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft nimmt Pfingsten heute den Platz Babels ein, und die Christliche Wissenschaft spricht die reine Sprache des Geistes zu Männern und Frauen aller Völker. Das Christentum ist die Wissenschaft des Christus, der Wahrheit, die jedes einzelnen unzertrennliche Einheit mit Gott und die Einheit aller Ideen Gottes enthüllt. Die Wissenschaft des Christentums kann verstanden werden. Wenn man in der Christlichen Wissenschaft die Wahrheit verstehen lernt, daß Gott die göttliche Liebe ist, sieht man, daß die Liebe für ihre ganze Schöpfung unparteiisch, individuell und universell sorgt. Wenn die Menschen die göttliche Liebe verstehen, können sie einander verstehen und lieben. Die Eingeborenen liebten den Afrikaforscher David Livingstone sehr, obgleich sie sein gesprochenes Wort nicht verstehen konnten. Sie fühlten seine Aufrichtigkeit, seine Sanftmut, sein Erbarmen und seine Liebe, und das genügte.
Bedarf die Welt nicht heute dieses Einflusses des Geistes, dieses Pfingsten, das die Menschen aller Völker befähigt, einander zu verstehen? Geistiges Verständnis kann nicht durch die immer schwankende und ungewisse Materie kommen. Es kommt von Gott, dem Geist, durch die göttliche Wissenschaft, die genau und wahr und ewig ist. Diejenigen, die etwas von der göttlichen Wissenschaft, die Mrs. Eddy entdeckte und erläuterte, verstehen gelernt haben, wissen, daß die Heilung der Weltzustände nur durch das Verständnis des einen Gemüts, Gottes, und des Menschen in Gottes Gleichnis kommen kann. Dann werden uns die scheinbaren Volks-, Rassen- und Sprachenschranken die wahre Menschenbrüderschaft nicht mehr verbergen.
Man kann sagen, daß die Apostel am Pfingstfest die ersten Mitglieder der Kirche Christi auf Erden waren. Sie verstanden das christliche Heilen und übten es aus. Durch denselben Christus können die Menschen heute die Wahrheit über Gott und den Menschen hören — verstehen. Mrs. Eddy beantragte, „eine Kirche zu gründen, die den Zweck haben sollte, die Worte und Werke unseres Meisters in Erinnerung zu bringen und dadurch das Urchristentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen” (Kirchenhandbuch, S. 17). Die christlich-wissenschaftliche Kirche ist allumfassend. Sie kennt keine Grenzen, keine Rassenbegrenzungen; denn sie anerkennt nur die geistige Art Gottes und des Menschen.
In „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 254, 255) zitiert unsere Führerin ihre Erklärung im Journal vom Juni 1904: „Das Grundgesetz der Christlichen Wissenschaft bedeutet viel, viel in wenigem — alles in einem und eines in allem. Es vertritt die unveräußerlichen allgemeinen Menschenrechte. Im wesentlichen demokratisch, wird seine Regierung durch die allgemeine Zustimmung der Regierten versehen, worin und wodurch der von seinem Schöpfer regierte Mensch sich selber regiert. Die Kirche ist das Sprachrohr der Christlichen Wissenschaft,—ihr Gesetz und ihr Evangelium stimmen mit Christus Jesus überein; ihre Regeln sind Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit”. Wie es zur Zeit der Apostel Menschen gab, „die sein Wort gern annahmen”, so verstehen heute Tausende das Wort des Lebens durch die Christliche Wissenschaft, und sie beweisen in ihrem Leben den Pfingstgeist, der versteht und verstanden wird.
Wie seit Anbeginn der Welt keine wahre Arbeit je umsonst getan wurde, so hat kein wahres Leben seit Anbeginn der Welt je seinen Zweck verfehlt.—
