Im ersten Satz des ersten Kapitels von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” deutet Mary Baker Eddy das Verfahren des christlich-wissenschaftlichen Heilens an. Sie schreibt: „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind — ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe”.
Da es wissenschaftliches Vertrauen auf die Allmacht Gottes, der unendlichen Liebe, ist, was heilt, ist es klar, daß jeder Vorbehalt für dieses Vertrauen, jeder Glaube an etwas anderes als den Geist eher ein Hindernis als eine Hilfe beim wahren Heilen ist. Dies ist die klare Lehre unserer Führerin. Sie schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 234): „Ein geistiger Trank heilt, während materielle Heilsäfte störend auf die Wahrheit einwirken, ebenso wie Ritualismus und Glaubensbekenntnisse die Geistigkeit hemmen. Wenn wir der Materie vertrauen, mißtrauen wir dem Geist”. Und auf Seite 167 desselben Buchs schreibt sie: „Nur durch absoluten Verlaß auf die Wahrheit kann wissenschaftliche heilende Kraft verwirklicht werden”.
Mrs. Eddy erkannte, daß unter gewissen Umständen das Vertrauen des Schülers der Christlichen Wissenschaft noch nicht ausreichen könnte, sich beim Heilen körperlicher Leiden ganz auf den Geist zu verlassen; und sie gab ausdrückliche Anweisungen, wie unter solchen Umständen zu verfahren ist. Sie zeigt aber auch, daß solche Fälle, wie die Erfahrung in der Tat zeigt, außerordentlich selten sind. Sie betont immer wieder, daß die Christliche Wissenschaft das göttlich verordnete und im höchsten Grade wirksame Mittel ist, alle Übel der Menschheit zu heilen; daß sie jedes Bedürfnis befriedigen kann; und daß es das hohe Vorrecht jedes Schülers ist, sich immer im Glauben und im Verständnis zu erheben und zu beweisen, daß dies wahr ist.
Hinsichtlich der Chirurgie sagt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 402): „Die Christliche Wissenschaft ist stets der geschickteste Chirurg; aber die Chirurgie ist der Zweig ihres Heilverfahrens, der zuletzt anerkannt werden wird”. Sie erwähnt jedoch auf derselben Seite Fälle, in denen Knochen nur durch die Christliche Wissenschaft eingerichtet und geheilt worden sind, und es kann hinzugefügt werden, daß diese Wissenschaft sowohl beim Einrichten als auch beim Heilen von Knochenbrüchen ohne Anwendung materieller Mittel zu Ergebnissen gelangt, die in der heutigen materiellen Chirurgie gewöhnlich für unmöglich gehalten werden. Die Vorzüglichkeit dieser Ergebnisse ist von namhaften Chirurgen bei gewissen Gelegenheiten bestätigt worden. Es wird in weiten Kreisen anerkannt, daß die Christliche Wissenschaft beständig Krankheiten heilt, die in der gewöhnlichen medizinischen Praxis für schwierig oder unheilbar gehalten werden.
Die christlich-wissenschaftlichen Ausüber behandeln oft jahrelang viele Krankheiten, ohne dem Verlangen eines Patienten nach materieller Medizin oder Chirurgie zu begegnen. Sie sehen überdies, wie allgemein Patienten, die den Gebrauch solcher Mittel zwar erwogen, aber beschlossen haben, sich ganz auf Gott zu verlassen, beginnen sofort körperlich besser und auch im geistigen Verständnis und in ihrer Zuversicht stärker zu werden.
Angesichts dieser Tatsachen ist es verständlich, daß die Christlichen Wissenschafter selbst unter sehr schwierigen Umständen nicht dazu ermutigen, zu materiellen Heil- oder Linderungsmitteln zu greifen. Sie erkennen, daß oft gerade unter solchen Umständen die Kraft Gottes überaus eindrucksvoll und hilfreich veranschaulicht wird. Unter allen Umständen erachten sie es als das Vorrecht des einzelnen, von Gott, der göttlichen Weisheit und Liebe, und von nichts anderem geführt zu werden. Sie sehen ferner, daß der beständige Fortschritt der Demonstration der Christlichen Wissenschaft in der ganzen Welt es vernünftig erscheinen läßt, daß man sich immer weniger auf jede Form der Materialität verlassen sollte. Daher befolgen sie die Mahnung des Propheten Jesaja: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und keiner mehr”, und sie schärfen sie getreulich denen ein, die sie um Rat bitten.
Die Vorteile eines vollständigen Verlasses auf die geistige Wahrheit zum Heilen werden den Schülern der Christlichen Wissenschaft beständig veranschaulicht. Viele erinnern sich z.B., daß ihre erste Heilung stattfand, als sie aufhörten, Arzneien einzunehmen, oder als sie den vielleicht mehr entscheidenden Schritt taten, die im Hause vorhandenen Arzneien zu entfernen.
Eine schon erfahrenere Schülerin der Christlichen Wissenschaft, die längere Zeit mit einer körperlichen Schwierigkeit gekämpft hatte, ohne geheilt zu werden, sah eines Tages, daß sie, ohne sich darüber klar gewesen zu sein, geglaubt hatte, daß, wenn die Christliche Wissenschaft sie nicht heilen sollte, eine Operation es tun würde. Sie sah, was dies bedeutete — mehr Vertrauen in die Materie als auf den Geist. Sie zögerte nicht, die Einflüsterung von sich zu weisen, als sie einmal sah, was diese war. Und als sie sie verworfen hatte, war sie geheilt. Sie hatte klarer gesehen, daß da „Gott alle Dinge möglich sind”, nichts etwas anderem möglich ist oder möglich zu sein braucht. Sie hatte die Vernünftigkeit und den Wert eines „absoluten Glaubens” an Ihn völliger erkannt.