Das menschliche Gemüt neigt fraglos in jeder Hinsicht dazu, sich einen Sinn der Begrenzung aufzuerlegen. Es bewegt sich sozusagen in einem Gebiet der Beschränkung. Man kann sagen, um einen derben Ausdruck zu gebrauchen, daß es dem sterblichen Gemüt große Schwierigkeit bereitet, „über seine Nasenspitze hinauszusehen”. Ein begrenzter Ausblick erzeugt eine begrenzte Leistung, und wegen dieses Sinnes der Begrenzung sind die Sterblichen geneigt, die Einflüsterung zu glauben, daß es keine Gelegenheit gebe, Fortschritt zu machen, sich zu entfalten und etwas zu vollbringen. Dies erkennend schrieb Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 191): „Der menschliche Gedanke muß sich aus der selbstauferlegten Materialität und Knechtschaft befreien”. Es ist daher ein endlicher, materieller Begriff vom Dasein, der den Sterblichen einen Sinn der Begrenzung auferlegt, und wir müssen tun, was der Prophet Jesaja sagt: „Laß los, welche du mit Unrecht gebunden hast; laß ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst”.
Eine der Hauptquellen der Versklavung durch Begrenzung ist der Glaube, daß der Mensch in einem endlichen, materiellen Körper lebe, und daß er daher durch die Theorien des sterblichen Gemüts betreffs dieser sogenannten materiellen Behausung begrenzt sei. Mrs. Eddy schreibt hierüber (Wissenschaft und Gesundheit, S. 223): „Früher oder später werden wir verstehen lernen, daß die Fesseln der endlichen Fähigkeit des Menschen von der Illusion geschmiedet sind, daß der Mensch im Leibe anstatt in der Seele, in der Materie anstatt im Geist lebt”. Die Christliche Wissenschaft lehrt jedoch, daß der Mensch, das geistige Bild und Gleichnis Gottes, in dem unendlichen, grenzenlosen Reich des göttlichen Gemüts lebt, webt und sein Sein hat. Der Mensch besteht als Bewußtsein, nicht als Materie, und befindet sich daher immer auf dem Standpunkt der grenzenlosen Gelegenheit, den vollkommenen Ausdruck des vollkommenen Gemüts zu kennen und dieser Ausdruck zu sein.
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß unser sogenannter körperlicher Leib sogar vom menschlichen Standpunkt aus als ein mentaler Begriff besteht, den man in sich schließt, anstatt von ihm eingeschlossen zu sein. In dem Maße, wie dies als menschliche Tatsache erkannt wird, kann man einen Sinn der Herrschaft über das, was der Körper genannt wird, erwerben und sich von den Begrenzungen befreien, die das Ergebnis des Glaubens sind, daß man sich in einem materiellen Gefängnis befinde und den Beschränkungen des sterblichen Gemüts unterworfen sei. In dem Maße, wie man diesen sogenannten körperlichen Leib dem Gewicht nach betrachtet, hegt man leicht einen Sinn der Begrenzung hinsichtlich seiner Bewegung und Tätigkeit. Dagegen gewinnt man einen Sinn der Freiheit in dem Verhältnis, wie man sich von dem Glauben befreit, daß der Mensch aus materieller Substanz bestehe, und wie man sieht, daß der Körper sogar menschlich gesprochen nur als materielles Denken oder als Annahme besteht.
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