Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Gib frei, welche du drängst”

Aus der Mai 1941-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das menschliche Gemüt neigt fraglos in jeder Hinsicht dazu, sich einen Sinn der Begrenzung aufzuerlegen. Es bewegt sich sozusagen in einem Gebiet der Beschränkung. Man kann sagen, um einen derben Ausdruck zu gebrauchen, daß es dem sterblichen Gemüt große Schwierigkeit bereitet, „über seine Nasenspitze hinauszusehen”. Ein begrenzter Ausblick erzeugt eine begrenzte Leistung, und wegen dieses Sinnes der Begrenzung sind die Sterblichen geneigt, die Einflüsterung zu glauben, daß es keine Gelegenheit gebe, Fortschritt zu machen, sich zu entfalten und etwas zu vollbringen. Dies erkennend schrieb Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 191): „Der menschliche Gedanke muß sich aus der selbstauferlegten Materialität und Knechtschaft befreien”. Es ist daher ein endlicher, materieller Begriff vom Dasein, der den Sterblichen einen Sinn der Begrenzung auferlegt, und wir müssen tun, was der Prophet Jesaja sagt: „Laß los, welche du mit Unrecht gebunden hast; laß ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst”.

Eine der Hauptquellen der Versklavung durch Begrenzung ist der Glaube, daß der Mensch in einem endlichen, materiellen Körper lebe, und daß er daher durch die Theorien des sterblichen Gemüts betreffs dieser sogenannten materiellen Behausung begrenzt sei. Mrs. Eddy schreibt hierüber (Wissenschaft und Gesundheit, S. 223): „Früher oder später werden wir verstehen lernen, daß die Fesseln der endlichen Fähigkeit des Menschen von der Illusion geschmiedet sind, daß der Mensch im Leibe anstatt in der Seele, in der Materie anstatt im Geist lebt”. Die Christliche Wissenschaft lehrt jedoch, daß der Mensch, das geistige Bild und Gleichnis Gottes, in dem unendlichen, grenzenlosen Reich des göttlichen Gemüts lebt, webt und sein Sein hat. Der Mensch besteht als Bewußtsein, nicht als Materie, und befindet sich daher immer auf dem Standpunkt der grenzenlosen Gelegenheit, den vollkommenen Ausdruck des vollkommenen Gemüts zu kennen und dieser Ausdruck zu sein.

Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß unser sogenannter körperlicher Leib sogar vom menschlichen Standpunkt aus als ein mentaler Begriff besteht, den man in sich schließt, anstatt von ihm eingeschlossen zu sein. In dem Maße, wie dies als menschliche Tatsache erkannt wird, kann man einen Sinn der Herrschaft über das, was der Körper genannt wird, erwerben und sich von den Begrenzungen befreien, die das Ergebnis des Glaubens sind, daß man sich in einem materiellen Gefängnis befinde und den Beschränkungen des sterblichen Gemüts unterworfen sei. In dem Maße, wie man diesen sogenannten körperlichen Leib dem Gewicht nach betrachtet, hegt man leicht einen Sinn der Begrenzung hinsichtlich seiner Bewegung und Tätigkeit. Dagegen gewinnt man einen Sinn der Freiheit in dem Verhältnis, wie man sich von dem Glauben befreit, daß der Mensch aus materieller Substanz bestehe, und wie man sieht, daß der Körper sogar menschlich gesprochen nur als materielles Denken oder als Annahme besteht.

Um einen vollständigen Sinn der Freiheit zu gewinnen, muß man verstehen, daß der wirkliche Leib geistig ist und daher nicht endlich, materiell, begrenzt oder beschränkt ist. Die geistige Verkörperung des Gemüts ist in Wirklichkeit unendlich und besteht nicht aus materiellen Dingen, sondern aus göttlichen Ideen. Die Erkenntnis dieser Tatsache beginnt sofort das Joch der Knechtschaft der Materialität abzuschütteln und einen von der falschen Annahme der Begrenzung zu befreien. Unsere Führerin schreibt auf Seite 258 in Wissenschaft und Gesundheit: „Der Mensch ist mehr als eine materielle Form mit einem Gemüt darin, das seiner Umgebung entrinnen muß, um unsterblich zu sein. Der Mensch spiegelt Unendlichkeit wider, und diese Widerspiegelung ist die wahre Idee Gottes”.

Auch nur einigermaßen die Tatsache erfassen, daß der Mensch die Unendlichkeit widerspiegelt, heißt in unsere gegenwärtige Erfahrung einen größeren Sinn der Fähigkeit bringen, die uns gestellten Aufgaben, welcher Art sie auch sein mögen, auszuführen. Und die vollständige Erkenntnis der unbegrenzten Fähigkeit des Menschen, die Unendlichkeit Gottes, des göttlichen Gemüts, auszudrücken, bringt einen ganz gewissen Sinn der Herrschaft mit sich, der die Erkenntnis, daß der Mensch die Art Gottes, des Prinzips, des Lebens, der Wahrheit, der Liebe vollkommen ausdrückt, unbedingt begleiten muß.

Durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft lernen ihre Anhänger vielleicht allmählich, aber trotzdem gewiß verstehen, daß es für gerechtes Vollbringen keine Grenze gibt. Es kann menschlich scheinen, daß wegen begrenzter Intelligenz, begrenzter Erziehung, begrenzter Fähigkeit im Guten, begrenzter Geschicklichkeit, Stärke, Gesundheit, begrenzten Muts Hindernisse vorhanden seien. Aber diese endlichen Fesseln sind nicht von Gott geschmiedet und gehören nicht zum Menschen in Gottes Bild und Gleichnis. Sie haben in dem grenzenlosen Weltall des Geistes keinen Platz und sind kein Teil der Wirklichkeit des Seins des Menschen.

Die Sterblichen können zuweilen finden, daß sie den Begrenzungen des materiellen Sinnes unterworfen sind, und daß es ihnen große Schwierigkeit zu bereiten scheint, voll diesen Begrenzungen befreit zu werden. Aber diese Freiheit steht allen zu Gebote, und alle werden sie in dem Maße finden, wie sie verstehen, daß Freiheit eine Eigenschaft Gottes, des Geistes, des Gemüts ist, die der Mensch — der wirkliche Mensch — zu allen Zeiten vollkommen widerspiegelt oder ausdrückt.

Eine solche Freiheit, eine solche göttlich verliehene Freiheit kommt nie in Zügellosigkeit oder Gesetzlosigkeit zum Ausdruck, sondern immer in Gehorsam gegen das göttliche Prinzip, was zur Harmonie führt und ordnungsmäßig fortschreitet. Eine solche Freiheit führt nie zu persönlicher Beherrschung und ist nicht auf die falsche Voraussetzung gegründet, daß einer auf Kosten eines andern gedeihen oder erfolgreich sein könne. Alle Kinder Gottes haben gleichen Anteil an der ihnen von ihrem himmlischen Vater, dem göttlichen Gemüt, verliehenen Fähigkeit und Geschicklichkeit, und niemand kann einen andern seiner Fähigkeit, an diesen göttlichen Segnungen voll und ganz teilzunehmen, berauben.

Angesichts dieser geistigen Tatsachen, welche die Christliche Wissenschaft enthüllt, ist es nicht nötig, noch fernerhin in der Knechtschaft von Begrenzungen zu bleiben, und es gibt keine Entschuldigung dafür, daß weiteres unaufhörliches Annehmen der Begrenzung in irgend einer Richtung eine natürliche und unvermeidliche Begleiterscheinung des Daseins sei. Dagegen ist es durch Verstehen dieser göttlichen Tatsachen sehr wohl möglich, „allerlei Last wegzureißen” und „freizugeben, welche du drängst”.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 1941

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.