Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Des Petrus und unsere Befreiung

Aus der Januar 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Biblische Begebenheiten gewinnen in dem Licht betrachtet, das die Christliche Wissenschaft auf die Heilige Schrift wirft, eine neue Bedeutung. So läßt sich zum Beispiel der im 12. Kapitel der Apostelgeschichte erzählte Bericht der Befreiung des Apostels Petrus aus dem Gefängnis sehr gut auf unsere Zeit anwenden.

Petrus war, weil er das Christentum verbreitet hatte, ins Gefängnis geworfen worden. Als er zwischen zwei Kriegsknechten schlief, schien ein Licht im Gefängnis, und ein Engel kam und gebot ihm: „Stehe behende auf!“ Als der Apostel gehorchte, fielen die Ketten von seinen Händen, und er war bald darauf aus dem Gefängnis befreit.

Wie oft hat doch das in der Christlichen Wissenschaft enthüllte Licht der Wahrheit schon durch die düsteren, gefangenhaltenden Annahmen des sterblichen Gemüts hindurchgeschienen und dem Leidenden Befreiung gebracht! In manchen Fällen sind die geistigen, wissenschaftlichen Wahrheiten so schnell erkannt worden, daß die durch Furcht, Sünde oder Unkenntnis Gottes geschmiedeten Fesseln augenblicklich gelöst wurden und sofort Heilung erfolgte.

Bei anderen Gelegenheiten war es jedoch nötig, an den Wahrheiten des vollkommenen geistigen Seins beharrlich festzuhalten und im geistigen Verständnis zu wachsen, ehe die Heilung zustande kam. Aber die Befreiung vom Irrtum ist, ob sie rasch oder langsam erfolgt, sicher, wenn man das geistige Gebot befolgt, aus Furcht, Teilnahmlosigkeit und Verzagtheit herauszukommen, und der Führung der Wahrheit und der Liebe demütig Folge leistet. Schon viele Wissenschafter waren dankbar für Heilungen, die langsam schienen; denn sie waren dadurch gezwungen, einen höheren, geistigeren Begriff vom Leben und Sein zu suchen und sich anzueignen.

Ebenso, wie dem Apostel Petrus ein Engel erschien, um ihn aus dem düsteren Gefängnis herauszuführen, kommen in Zeiten der Not Engel zu uns und führen uns freundlich aus der Finsternis materieller Annahme in das Licht geistigen Verständnisses. In der Worterklärung des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gibt Mary Baker Eddy für „Engel“ die Begriffsbestimmung (S. 581): „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, die allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkt.“

Engel, „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen“, suchen immer in das menschliche Bewußtsein zu gelangen, und wir scheinen nur durch die widerstrebenden materialistischen Neigungen des sterblichen Gemüts zuweilen nicht auf sie einzugehen. Durch fleißiges Befassen mit der Wissenschaft und durch Demut, Dankbarkeit und Wohlwollen wachsen wir im geistigen Verständnis und werden empfänglicher, so daß uns die Hilfe von Engeln beständig zustatten kommt.

Petrus wurde nicht geheimnisvoll aus dem Gefängnis entführt. Er betete zweifellos um Erkenntnis der Allmacht Gottes, des Guten, und der Machtlosigkeit des Bösen. Und es wird uns gesagt, daß „die Gemeinde ohne Aufhören für ihn zu Gott betete“. Und Petrus war nicht nur geistig gerüstet, sondern er wurde auch veranlaßt, sich auf seine Befreiung und seine Freiheit durch praktische Schritte vorzubereiten. Der Engel gebot ihm, sich zu gürten, seine Schuhe anzuziehen und seinen Mantel umzuwerfen.

Paulus wies die Christen zu Ephesus an, ihre geistige Rüstung anzulegen, um gewappnet zu sein, vom Übel befreit zu werden. Sie wurden ausdrücklich ermahnt (Eph. 6, 14–17): „So stehet nun, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angezogen mit dem Panzer der Gerechtigkeit und an den Beinen gestiefelt, als fertig, zu treiben das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichtes; und nehmet den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“

Man könnte sagen, daß der Christliche Wissenschafter „an den Beinen gestiefelt“ ist, „als fertig, zu treiben das Evangelium des Friedens“, und daß er „das Schwert des Geistes“ nimmt, „welches ist das Wort Gottes“, wenn er sich täglich in die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft vertieft und die gelernten Wahrheiten anwendet. Mrs. Eddy war göttlich geleitet bei der Wahl der Themen für die Lektionen, durch die wir, wenn wir sie planmäßig zu ergründen suchen, die Lehren der Christlichen Wissenschaft weitgehend erfassen können. Erfahrene Wissenschafter haben schon erklärt, daß man jeweils in der Lektionspredigt der Woche immer die Wahrheit finden kann, die man braucht, um von störenden Zuständen frei zu werden.

Die heilenden Wahrheiten, die wir durch unser Ergründen erfaßt haben, kommen uns in Zeiten besonderer Not als Engelsbotschaften zum Bewußtsein, uns zu führen, zu schützen, zu ermutigen, uns zurechtzuweisen und uns von allem Übel zu befreien. Wie uns berichtet wird, kam Petrus, nachdem er dem befreienden Engel durch die erste und die zweite Wache gefolgt war, an eine eiserne Tür, die sicher den Anschein erweckt haben muß, den Weg zur Freiheit hoffnungslos zu versperren. Die eiserne Tür öffnete sich jedoch von selber, und Petrus trat ungehindert und unverfolgt auf die Straße hinaus.

Es kann sein, daß der Wissenschafter bis zu einem gewissen Punkt befriedigenden Fortschritt macht, aber dann in seinem Beweisen der Wahrheit über den Irrtum sozusagen an eine eiserne Tür kommt. Der materielle Augenschein, der eine Erscheinungsform des Irrtums zu stützen behaupten mag, kann so überwältigend scheinen, daß er versucht sein kann, sich mit einer teilweisen Heilung zu begnügen, und zu dem Schluß kommt, daß weiterer Fortschritt aus der betreffenden Schwierigkeit heraus unmöglich sei. Wir sollten wachsam sein, daß wir uns vor keiner eisernen Tür dauernd niederlassen. Wir sollten den Vorspiegelungen des Bösen, daß es Macht und Bestand habe, vielmehr die mächtigen Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft entgegenhalten und tapfer vorwärts dringen. Da jeder Irrtum schließlich der Wahrheit weichen muß, liegt in Wirklichkeit kein Grund vor, warum wir die Heilung nicht jetzt vollenden und Befreiung von allem Widrigen erleben sollten. Paulus erklärte (2. Kor. 6, 2): Jetzt ist der Tag des Heils!“

Die irrige Annahme, die uns den Weg zu Freiheit und Harmonie zu versperren behauptet, kann eine sogenannte unheilbare Krankheit oder eine unüberwindliche Schwierigkeit scheinen, aber sie hat dennoch keine Wirklichkeit, keinen Platz, keine Macht und kein Gesetz, weil sie Gott, dem Guten, dem All-in-allem ungleich und unbekannt ist. Überwindet man Furcht durch das Verständnis der Immergegenwart und Allmacht des Lebens, der Wahrheit und der Liebe und der daraus folgenden Machtlosigkeit des Bösen in allen seinen Formen, so vergeht die Schwierigkeit in ihr Nichts; die eiserne Tür öffnet sich von selber, und der von falschen Annahmen Gefangengehaltene wird frei von seinen Fesseln und findet freudig den natürlichen Zustand des Menschen, Gesundheit und Harmonie.

Nur das sterbliche Gemüt, das die Wahrheiten über Gott und Seine vollkommene geistige Schöpfung nicht kennt, glaubt, daß man selber oder jemand anders sterblich sei, daß einen eine unheilbare Krankheit oder eine unüberwindliche Schwierigkeit fesseln könne. Die geistige Tatsache ist, daß der Mensch in seinem wirklichen Sein stets frei, gesund und freudig war und es jetzt ist; daß die Unwahrheiten des sterblichen Sinnes ihn noch nie niederdrücken und täuschen konnten und es auch jetzt nicht können. Ein klares Erkennen der schon feststehenden, unablässig gegenwärtigen geistigen Vollkommenheit des Menschen als des Ebenbildes oder der Widerspiegelung Gottes bringt Befreiung von den mißlichen Annahmen des materiellen Daseins.

In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy (S. 495): „Wenn die Illusion von Krankheit oder Sünde dich in Versuchung führt, dann klammere dich fest an Gott und Seine Idee. Laß nichts als Sein Gleichnis in deinen Gedanken weilen. Laß weder Furcht noch Zweifel deinen klaren Sinn und dein ruhiges Vertrauen trüben, daß die Erkenntnis des harmonischen Lebens — wie Leben ewiglich ist — einen jeden schmerzvollen Sinn oder eine jede Annahme von dem, was Leben nicht ist, zu zerstören vermag. Laß die Christliche Wissenschaft statt des körperlichen Sinnes dein Verständnis vom Sein tragen, und dieses Verständnis wird Irrtum durch Wahrheit vertreiben, Sterblichkeit durch Unsterblichkeit ersetzen und Disharmonie durch Harmonie zum Schweigen bringen.“

Nach dem Bericht beteten die Christen, mit denen Petrus in der Stadt verkehrt hatte, während seiner Gefangenschaft unablässig und inbrünstig für ihn. Aber anscheinend erwarteten diese ernsten Christen nicht genügend, daß ihre Gebete in Erfüllung gehen würden; denn sie waren erstaunt und ungläubig, als Petrus vor der Tür des Zimmers stand, wo sie versammelt waren. Als die kleine Gruppe Arbeiter hörte, wie Petrus aus dem Gefängnis befreit worden war, muß es ihnen sehr geholfen haben, besser zu verstehen, daß Gott allmächtig und allerhaben ist und ihnen im Kampf für das Christentum nahe war.

Beten wir zuweilen und behaupten wir die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft, ohne wirklich die „mitfolgenden Zeichen“ zu erwarten? Wir müssen mit Jakobus anerkennen, daß „des Gerechten Gebet viel vermag, wenn es ernstlich ist“ (Jak. 5, 16). Wenn wir im Gebet die von Gott eingegebenen, mächtigen Wahrheiten behaupten, die uns im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch gegeben sind, sollten wir uns klar machen, daß die Fähigkeit der Wahrheit, ihre allerhabene Macht über allen Irrtum geltend zu machen, sie stützt. Einige verständnisvoll behauptete Erklärungen der Wahrheit heilen wirkungsvoller als ein bloß oberflächliches Wiederholen vieler Wahrheiten.

In jedem Falle ist es die Wahrheit und die Liebe, die heilen, und wir sollten ihnen Gelegenheit geben, ihr erlösendes Werk zu vollbringen. Nachdem wir uns die geistigen Tatsachen über eine Lage klar gemacht haben, können wir das rechte Ergebnis ruhig erwarten. Ein beständiges Arbeiten an einer Schwierigkeit verhindert zuweilen, daß der Lohn für unser geistiges rechtes Wissen in Erscheinung tritt. Unsere Führerin schreibt im Lehrbuch (S. 459): „Jeder Versuch, die Sterblichen durch das irrende sterbliche Gemüt zu heilen, anstatt sich auf die Allmacht des göttlichen Gemüts zu gründen, muß sich als vergeblich erweisen.“

Wie Petrus findet der Christliche Wissenschafter, daß er von Ungestüm, Eigenwillen und anderen irrigen Zügen dadurch frei wird, daß er geistig wächst und ein hingebender, tüchtiger Arbeiter im Dienste Gottes wird. Durch Fortschritt im Ergründen und Beweisen der geistigen, wissenschaftlichen Wahrheiten werden wir frei von Furcht, Leiden und den Bedrängnissen des Bösen, und unser Alltagsleben wird in zunehmendem Maße erfolgreich und befriedigend.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1950

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.