Eine Christliche Wissenschafterin wurde mit ihrem elektrischen Eisschrank unzufrieden, weil er nicht die letzten Neuerungen hatte. Einmal ging er nicht mehr und zwar zu einer Zeit, wo man keine neuen Eisschränke kaufen konnte, und sie mußte sich mit unzulänglicher Kühlhaltung begnügen. Nachdem der Eisschrank jedoch wieder in Ordnung gebracht war, war sie dankbar, daß er ihr so gute Dienste leistete, und sie war nicht mehr unzufrieden damit.
Wenn sie seither in irgend einer Hinsicht in Versuchung kam, etwas herabzusetzen, hat sie sie zurückgewiesen und gedacht: Warum sollte ich mich wissentlich auf undankbares Denken einlassen, woraus doch nichts Gutes kommen kann? Ich will mich doch lieber über die Segnungen freuen, die ich habe, und dankbar die unbedingte Tatsache anerkennen, daß das unendliche Gute immer gegenwärtig ist.
Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 3) treffend: „Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute? Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zunutze machen, und dadurch geschickt werden, mehr zu empfangen.“ Und in einem Lied heißt es passend (engl. Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 249):
Die Dankbarkeit ist Reichtum,
Das Klagen macht uns arm.
Durch Dankbarkeit für das Wohltun, die unaufhörliche Fürsorge Gottes, der göttlichen Liebe, werden wir immer mehr empfänglich für die Segnungen, die Gott beständig allen Seinen Kindern verleiht, und die wir nur anzunehmen brauchen. Durch Klagen dagegen machen wir leicht eine Wirklichkeit aus irrigen Zuständen, öffnen wir unser Bewußtsein den anmaßenden Geltendmachungen des Irrtums, wodurch wir einigermaßen das Gute ausschließen, das uns andernfalls zukäme. Mrs. Eddy erklärt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 167): „In dem Verhältnis, wie wir die Ansprüche von Gut oder Böse gelten lassen, bestimmen wir die Harmonie unsres Daseins — unsre Gesundheit, unsre Lebensdauer und unser Christentum.“
Wenn wir unsere Gedanken abwenden von einem unbefriedigenden materiellen Zustand, was er auch sei, und über die Vollkommenheit und Harmonie der wahren, geistigen Art des Menschen nachdenken, so hilft dies, Unzufriedenheit, Furcht und materielles Verlangen zum Schweigen zu bringen und eine Besserung herbeizuführen.
Hier sei eine Begebenheit erwähnt, wo Dankbarkeit dazu beitrug, einer dringenden Notlage abzuhelfen. Während eines im ganzen Lande herrschenden Streiks in den Kohlenbergwerken schien es einer Familie unmöglich, einen Wagen Kohlen zu bekommen. Der Kohlenvorrat wurde immer kleiner, und es war außerordentlich kalt. Eine Familienangehörige, die Christliche Wissenschafterin war, ließ jedoch keine Besorgnis oder Furcht aufkommen; denn sie hatte viele Beweise gehabt, daß Gottes unaufhörliche Versorgung für den Menschen immer verfügbar ist.
Sie dachte an die bekannte Begebenheit in der Bibel, wo die Witwe in Zarpath gehorsam an Elias Verheißung der Fürsorge Gottes glaubte. Obgleich die Frau zu einer Zeit der Trockenheit und der Hungersnot nur ein wenig Öl und eine Hand voll Mehl im Hause hatte und vor dem Verhungern zu stehen schien, erklärte Elia zuversichtlich (1. Kön. 17, 14): „Also spricht der Herr, der Gott Israels: Das Mehl im Kad soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, da der Herr regnen lassen wird auf Erden.“ Und so erwies es sich; denn nachdem die Witwe ihren Verlaß auf Gott sichtbar bewiesen hatte, mangelte es weder ihr und ihrem Sohn noch dem Propheten an Nahrung.
So oft diese Christliche Wissenschafterin Kohlen nachschürte, drückte sie im stillen Dankbarkeit aus für ein warmes Haus und weigerte sich, ein furchtsames Gefühl der Einschränkung aufkommen zu lassen. Als nur noch ein paar Schaufeln voll Kohlen übrig waren und der Streik noch nicht zu Ende war, erhielt sie aus unerwarteter Quelle gute Kohlen zugestellt. Die Wissenschafterin war nicht nur für die Bekundung der Wahrheit, daß Versorgung nie versagt, dankbar, sondern auch für den weiteren Beweis, daß ein zuversichtliches, dankbares Erwarten des Guten sichern Lohn bringt.
Durch den Propheten Maleachi werden wir ermahnt (3, 10): „Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf daß in meinem Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“ Unsere Führerin bestimmt im Glossarium im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch den Begriff „der Zehnte“ (S. 595) zum Teil als „Beitrag; der zehnte Teil; Huldigung; Dankbarkeit.“
Wirkliche Versorgung ist geistig; und da Gott ihre Quelle ist, ist sie immer zugänglich, nie unterbrochen und unzerstörbar. Sie besteht mit dem Menschen zusammen und ist so ewig wie der Mensch; sie kann durch wirtschaftliche Umwälzungen, persönliche Launen oder irgend einen anderen materiellen Zustand nicht beeinträchtigt werden. Ein Verständnis der geistigen Art der Versorgung im Verein mit dem einfachen, dankbaren, unerschütterlichen Vertrauen auf Gottes Bereitwilligkeit und Fähigkeit, den Menschen unter allen Umständen zu erhalten, beseitigt ängstliches Sorgen für den morgigen Tag und die Annahme, daß die Sterblichen von irgend etwas außer Gott abhängig seien. Und es hat reichliche Versorgung hinsichtlich unserer alltäglichen Bedürfnisse zur Folge.
Wir sollten denen, die in irgend einer Weise zur Befriedigung unserer täglichen Bedürfnisse beitragen, dankbar sein; aber unsere Dankbarkeit gebührt in erster Linie Gott, dem Geber alles Guten. Wenn der Christliche Wissenschafter Gott für Seine unendlichen Segnungen dankbarer wird, kann er gar nicht anders als für die ihm von seinen Mitmenschen erwiesene Freundlichkeit und Rücksicht dankbar sein. Wie erquickend und erfreulich doch Dankbarkeit ist!
Dankbarkeit ist für den Menschen, Gottes Idee, etwas Natürliches. Ja, wenn man durch ein Ergründen der Christlichen Wissenschaft verstehen lernt, daß Gott nur gut ist, und daß der Mensch immer Gottes Wohltaten empfängt, kann man gar nicht anders als undankbares Denken aufgeben. Wir werden für unser Heim wahrhaft dankbar, wenn wir uns die Wahrheit vergegenwärtigen, daß des Menschen wirkliche Wohnstätte, wo er lebt, sich bewegt und sein Dasein hat, das Gemüt, der Geist, die Seele ist. Zu dieser vollkommenen geistigen Wohnstätte braucht nichts hinzugefügt zu werden, aus ihr braucht nichts entfernt zu werden; denn sie bleibt in Ordnung, Schönheit und Vollständigkeit bestehen. Wer unzufrieden wird mit der Art Arbeit, die er zu tun hat, oder mit seiner Arbeitsstätte, kann für diesen unglücklichen Begriff von Tätigkeit oder Umgebung Heilung finden durch ein dankbares Anerkennen der geistigen Tatsachen betreffs Beschäftigung, wenn er damit Fleiß, Pünktlichkeit, Wachsamkeit und Freudigkeit verbindet.
Des Menschen einzige Beschäftigung in alle Ewigkeit ist das Widerspiegeln der Tätigkeit und der Intelligenz seines Schöpfers, des göttlichen Gemüts, und diese wahre Arbeit macht Freude, sie ist eine dauernde, fesselnde und reichlich lohnende Arbeit. Unser einziger Arbeitgeber, wo auch menschlich unser Platz zu sein scheinen mag, ist Gott, das Gemüt, und unsere Mitarbeiter sind Gottes vollkommene geistige Ideen. Nur das Gute ist am Werk. Diese Wahrheiten sind zweckdienlich, und wenn man sie verständnisvoll und unbedingt festhält, bringen sie dem Arbeiter entweder Frieden und Befriedigung, wo er ist, oder sie führen zu harmonischen Berichtigungen in seinen Angelegenheiten. Das dankbare Erkennen der geistigen Wahrheiten betreffs Arbeit und Arbeitsstätte heilt Arbeitslosigkeit; denn des Menschen geistige Wesenseinheit ist nie unbeschäftigt, da er dazu besteht, die Eigenschaften Gottes widerzuspiegeln.
Hat jemand mit einer Geltendmachung von Krankheit oder einer andern großen Schwierigkeit zu ringen? Dankbarkeit wird viel zu seiner Heilung beitragen, da diese Eigenschaft in seinem Denken das Gute statt des Irrtums erhöht. „Aber“, mag jemand einwenden, „ich habe nichts, wofür ich dankbar sein kann.“ Wer durch die Christliche Wissenschaft Heilung sucht, kann dankbar sein für diese große Lehre und die Wahrheiten, die sie hinsichtlich der Unwirklichkeit des Irrtums und der geistigen Vollkommenheit des Menschen enthüllt, selbst wenn er sie noch nicht bewiesen hat. Er kann dankbar sein, daß er als Gottes Kind in seinem wahren Sein jetzt vollkommen ist Und es immer sein wird. Er kann sich freuen, daß Gott allgegenwärtig und allmächtig ist, und daß der Irrtum, der dem sterblichen Sinn wirklich scheint, in der Wahrheit unwirklich und machtlos ist, daß er keine Intelligenz, keine Grundlage, keine Ursache und keine Wirkung hat.
Der Wissenschafter, der sich auf geistige Mittel verläßt, um Heilung zu finden, widersteht tapfer der Versuchung, entmutigt und verzagt zu werden; er beharrt im Ergründen und Anwenden der im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch enthaltenen mächtigen Wahrheiten. Er macht Fortschritt im Verständnis, daß Gott das Leben, die Wahrheit und die Liebe ist, sowie im Verständnis der unauflöslichen Beziehung des Menschen zu Gott, bis die Disharmonie in ihr Nichts vergeht und er den Sieg über den Irrtum davongetragen hat. Dann kann er, wie es in dem schon angeführten Lied heißt, singen:
Aus Prüfungen sprießt Segen,
Wenn wir beständig sind.
Das Sein, aus Freud’ gepräget,
Ist Gold, das nie vergeht;
Die wahre Freud’ ist Reichtum,
Der ewiglich besteht.