Ein großes Verlangen erfüllt die Herzen der Menschen. Sie sehnen sich nach Sicherheit und Frieden mit all den Segnungen, die diese Begriffe in sich schließen; aber bis jetzt ist dieses Sehnen noch nicht gestillt worden. Jeder aufrichtige Mensch erwägt wohl oft, warum dies so ist. Vom Standpunkt der Christlichen Wissenschaft aus betrachtet kann es nur einen Grund haben, nämlich Unkenntnis Gottes und Unkenntnis des von Ihm erschaffenen vollkommenen Menschen, mit andern Worten, Unkenntnis über uns selbst und unsern Nächsten — ja, Unkenntnis des ganzen wahren Seins.
Aus dieser Unkenntnis erwuchs Mißtrauen unter Menschen und Völkern, ein fruchtbarer Boden für Furcht und ängstliches Sorgen. Die Menschen machen kraftvolle aber vergebliche Anstrengungen, sich dieser Pein zu entledigen; aber niemand scheint daran zu denken, daß vor fast zwei Jahrtausenden bewiesen wurde, daß man sich nicht zu fürchten braucht; daß in Wirklichkeit alle Furcht grundlos und alles Sorgen unnötig ist. Es war der große Lehrer von Nazareth, Christus Jesus, der diesen Beweis erbrachte und uns zeigte, wie wir uns aus den Stricken dieses Feindes befreien können.
Nach den Berichten der Bibel stützte er seinen Beweis der Grundlosigkeit aller Furcht darauf, daß er nur Gott als seinen Vater und den Vater aller Menschen anerkannte. Dieser Vater ist die Ursache alles dessen, was ist; Er ist das All, die Unendlichkeit, die Allheit. Er ist alles Leben; in diesem Leben gibt es kein Element des Zerfalls. Dieser Vater ist die Wahrheit; daher ist alles Wahrheit. Diese Tatsache schließt alle Täuschung, alle Lügen und allen Irrtum aus. Er ist die Liebe; folglich ist alles Liebe. Im Verständnis dieser großen Tatsachen des Seins bekundet sich das göttliche Gesetz, das einzige Gesetz, das Gültigkeit hat.
Jesus bemühte sich unermüdlich, den Menschen diese Tatsachen verständlich zu machen und sie zu lehren, wie sie sie anwenden können. Er wußte, daß Er als seines Vaters Sohn des Vaters Leben, Liebe, Wahrheit, Weisheit und Macht ausdrückte. Dieses Wissen gab ihm die bewußte Fähigkeit, jede Lüge über seinen Vater und dessen Schöpfung zu zerstören und zwar augenblicklich. Jesus bewies während seiner irdischen Laufbahn die göttliche Regierung und erkannte keine andere an. Er wollte alle Menschen zur Erkenntnis der Regierung Gottes führen und ihnen ihr ureigenes göttliches Erbteil wiedergeben. Das war das Ziel seines Lebenswerks, das die ganze Menschheit umfaßt und sich auf alle Zeit erstreckt.
Was gibt es zu fürchten, wenn Gott das All ist und Er gut ist und es keine Macht außer Ihm gibt? Was gibt es zu sorgen, wenn Gott Seine ganze Schöpfung durch Seine ewigen Gesetze erhält? Der Erlöser ermahnte seine Nachfolger immer wieder, nicht zu sorgen. Er zeigte die Richtung, die das menschliche Denken nehmen muß, als er sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes“; und damit sie den Weg ja nicht verfehlen sollten, erklärte er: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Wie können wir den Weg finden zu diesem Reich, das geistig, ein Gemütszustand, ist? Dadurch, daß wir den Weg des sterblichen Denkens, das seinen Ausgangspunkt in der Wahrnehmung der materiellen Sinne hat, aufgeben. Damit entfernen wir uns auch von den falschen Annahmen und Vorstellungen, die aus dieser sinnlichen Wahrnehmung hervorgehen, und werden frei von ihnen. Dann strömen göttliche Gedanken in unser Bewußtsein ein, die stärken, stützen, es höher heben und es mit geistigen Ideen erfüllen, so daß Gott der Mittelpunkt und Umkreis alles Denkens wird. Macht Raum für das Leben, die Wahrheit und die Liebe! Wer Gott näher kommen will, muß Ihn kennen lernen.
Ein Christlicher Wissenschafter, der sich in einer Lage befand, wo Schwierigkeiten sich häuften und über ihn hereinbrachen wie Wellen auf einem sturmbewegten Meer, schlug die Bibel auf und las (1. Petr. 5, 7): „Alle eure Sorge werfet auf ihn“. Er fragte sich: Was will der Apostel sagen? Eingedenk der Worte von Mary Baker Eddy (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 2): „Gott ist Liebe. Können wir Ihn bitten mehr zu sein? Gott ist Intelligenz. Können wir das unendliche Gemüt über irgend etwas belehren, was es nicht schon begreift?“ widerstrebte es ihm, Gott seine materiellen Sorgen und Nöte aufzuzählen. Er war sich bewußt, daß dies nicht im Sinne des Apostels war.
Eines stand für ihn fest: Petrus sah die Dinge so, wie der Meister es gelehrt hatte. Petrus muß gesehen haben, daß Jesus beständig das vollkommene Bild wahrnahm, wo die Sterblichen das umgekehrte, entstellte Bild zu sehen wähnen, und des Apostels Ermahnung konnte nur das eine Ziel haben: die Menschen zu Gott zu führen, ihr geistiges Verständnis zu wecken, so daß sie das wahre Sein erkennen konnten. Der Wissenschafter legte die Worte des Petrus so aus: Gebt alle sterblichen Anschauungen auf; richtet euer ganzes Bemühen darauf, den einen Gott zu kennen; bringt alle eure Sorgen zu Ihm, indem ihr sie aufgebt. Erst dann erkennt ihr euch selber als Seine Widerspiegelung; dann lernt ihr verstehen, wer ihr in Wirklichkeit seid und welche Herrlichkeit euch gehört. Als er so die wahre Art des Menschen erblickte, nahm er sie für sich in Anspruch. So wurde er sich der Vollkommenheit und Herrschaft des Kindes Gottes bewußt.
Als der Wissenschafter diese Wahrheiten erfaßte, war er unbeschreiblich dankbar. Er war vor allen Dingen für das Verständnis dankbar, das ihm zuteil geworden war, und dann für die Christliche Wissenschaft; denn durch ihr Ergründen hatte er den Heiland und seine Jünger verstehen gelernt. Durch dieses Verständnis war ihm Gott als Vater-Mutter näher gekommen. Das stärkte sein Vertrauen; er wußte, er stand nie mehr allein. An die Stelle der Furcht trat ein großer Friede. Er sah, daß er als Gottes Kind nie ein Spielball des Schicksals sein konnte, weil er nur dem einen Gesetz, dem Gesetz seines Vaters, untertan war. Als diese Wahrheiten das Bewußtsein des Wissenschafters immer mehr erfüllten, als er alle seine Sorge auf seinen Vater-Mutter-Gott werfen konnte, der für alle Seine kinder sorgt, wurden seine schwierigen Aufgaben harmonisch gelöst.
Das Licht der Wahrheit leuchtet allen, die sich ernstlich mit der Christlichen Wissenschaft befassen. Sie finden, daß das Wort Gottes heilt, und daß die Wahrheit ihren Wert in alle Ewigkeit behält. Die Christliche Wissenschaft ist die Wissenschaft, die uns lehrt, über die Strömungen des sterblichen Gemüts, nicht in ihnen oder mit ihnen zu gehen. Darum muß der Christliche Wissenschafter ganz besonders wachsam sein. Er kennt Gottes Gesetz. Dieses Gesetz verlangt selbstlose Treue von ihm, und es ist ihm selbstverständlich, daß er ihm freudig gehorcht und entsprechend lebt. So wird das Licht der Wahrheit durch ihn leuchten für alle, die in Not und Verzweiflung nach einem solchen Licht ausschauen und es suchen, um aus der Finsternis ihres Denkens herauszukommen. Es wird ihm immer mehr zur Gewißheit, daß Gott, die Liebe, immer bei ihm ist, und daß sich bei Gott nichts ändern kann.
„Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt für euch“, ist eine Vorschrift, die zur Lösung jeder schwierigen Aufgabe angewandt werden kann. Durch wahre Gotteserkenntnis können wir Ihn als unsern Vater-Mutter lieben und sehen, daß wir Gottes Ausdruck sind. Unser himmlischer Vater umschließt alle Seine Kinder, Seine Ideen, mit Seiner Liebe. Das göttliche Gemüt kennt keine Bevorzugung. Jede Idee ist an ihrem richtigen Platz. Sie ist befriedigt; denn sie spiegelt die Allheit des Vaters, Seine vollkommene Fülle wider. Es gibt kein anderes Gemüt, keine Macht außer Gott. Alle Seine Ideen, Seine Kinder, sind im Geist liebenden Vertrauens verbunden. Das schließt jedes Mißtrauen aus. Das feste Vertrauen auf Gottes weise und gerechte Regierung zerstört jede Furcht. In dem Verhältnis, wie diese Wahrheit immer klarer erkannt wird, wird die göttliche Weisheit die Weltmeinung bilden. Dieser Vorgang hat begonnen und wird fortschreiten bis zu seiner Vollendung. Jesaja erschaute dies im Geist und sagte (Jes. 52, 7): „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!“