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Theologischer Fortschritt

Aus der April 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn man das Denken der Welt mit Bezug auf Religion betrachtet, sieht man oft so viel, was besser sein könnte, daß man versucht sein kann, entmutigt zu werden. Da ist es vielleicht eine Hilfe, einen kurzen Überblick zu geben über den großen Fortschritt, den die Zivilisation in den letzten zwei Jahrtausenden im Verständnis der wahren Art Gottes gemacht hat.

Zu Jesu Zeit beteten die meisten Völker des römischen Reiches römische und griechische Götter und Göttinnen an. Diese Tatsache kam dem Verfasser eindringlich zum Bewußtsein, als er im letzten Krieg Syrien und Palästina besuchen konnte. Nicht weit von Damaskus sah er die Überreste der heidnischen Tempel von Baalbek, die etwa zu Jesu Zeit erbaut worden waren und die Arbeit von 250 000 bis 400 000 Sklaven über einen Zeitraum von 250 Jahren darstellten. Die meisten Menschen in der Welt beteten in solchen heidnischen Tempeln an.

Wie steht es mit diesem Begriff vieler heidnischer Götter? Es hat ein großer Wandel stattgefunden, und die Menschheit ist wenigstens lehrmäßig zur Erkenntnis der Tatsache erwacht, daß es nur einen Gott gibt. Juden, Christen und Mohammedaner beten alle nur einen Gott an. Sie erkennen Gott als den einzigen Schöpfer des Weltalls und des Menschen an. Für Juden und Christen gilt das Erste Gebot (2. Mose 20, 3): „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Niemand glaubt mehr an die unzähligen römischen und griechischen Götter, und ihre Tempel liegen in Trümmern.

Im Denken der Welt hat eine weitere große Veränderung bezüglich der Gottheit stattgefunden. Die heidnischen Götter wurden nicht immer als vollkommen betrachtet. Nach den Schilderungen der Götterlehre frönten sie zuweilen der Sünde. Es gab zum Beispiel einen Gott des Weins oder der Trunkenheit, und einen Kriegsgott. An Stelle solcher Begriffe von unvollkommenen Göttern ist zum mindesten in der Lehre der wahre, geistige Begriff getreten, daß Gott unumschränkt und vollkommen ist. Dem Verfasser ist ein Gespräch mit dem Scheich von Dahi auf dem Berg More, von dem aus man das Dorf Nain sieht, unvergeßlich. Als er den Scheich fragte, ob er glaube, es gebe mehr als einen Gott, erwiderte er: „Nein, es gibt nur einen Gott. Sie nennen Ihn Gott. Wir nennen Ihn Allah. Es ist derselbe Gott.“ Und dann fügte er hinzu: „Allah ist vollkommen.“ Die Welt ist lehrmäßig allmählich zur Erkenntnis der Einheit und Vollkommenheit Gottes gekommen. Und für diese Tatsache können die Menschen demütig dankbar sein.

Im Handeln scheint die Zivilisation jedoch noch oft viele unvollkommene Götter anzubeten in Form von materiellem Reichtum, politischer und wirtschaftlicher Macht, von menschlichen Persönlichkeiten und der Materialität im allgemeinen; aber den Lehrbegriffen nach erkennt sie einen vollkommenen Gott an. Die Christliche Wissenschaft lehrt die Welt, wie sie die Erkenntnis des einen vollkommenen Schöpfers zweckdienlich anwenden kann.

Betreffs der Einheit und Vollkommenheit Gottes stimmt die Christliche Wissenschaft mit allem anderen religiösen Denken vollständig überein. Aber diese Wissenschaft geht einen folgerichtigen Schritt weiter in ihrer Antwort auf die Frage: „Wie muß, wenn Gott der einzige und vollkommene Schöpfer ist, Seine Schöpfung sein?“ Andere Religionslehren antworten, daß Gott vollkommen ist, daß aber das Weltall einschließlich des Menschen unvollkommen sei. Die Christliche Wissenschaft zeigt, wie ein solches Denken jeder Folgerichtigkeit entbehrt und behauptet, daß, da Gott vollkommen ist, das Weltall einschließlich des Menschen unumgänglich vollkommen sein muß. Was für ein Erzeugnis würde ein sehr hochstehender Fabrikant herstellen? Sicher ein erstklassiges Erzeugnis; er würde nichts herstellen, was nicht seiner Maßgabe entspricht. Gott ist das eine göttliche Gemüt, und der Mensch ist die göttliche Idee oder Kundwerdung Gottes, und er ist mit der Vollkommenheit seines göttlichen Ursprungs untrennbar verbunden. Die Vollkommenheit Gottes bedingt den Schluß, daß das Weltall einschließlich des Menschen vollkommen ist.

Lehrmäßig erkennen Menschen diese Folgerichtigkeit zuweilen an, ziehen aber, wenn sie sich das Böse zu erklären suchen, das sie im menschlichen Leben zu finden scheinen, den Schluß, daß Gott das Weltall zwar vollkommen gemacht hat, daß aber etwas in der Schöpfung versagt habe, und daß kurz danach der Mensch in Sünde verfallen und unvollkommen geworden sei. Ein solches Folgern läßt erkennen, daß sie glauben, der Mensch und das Weltall seien etwas von dem göttlichen erzeugenden Gemüt Getrenntes. Eine Widerspiegelung kann ihrem Urbild nie unähnlich werden. Die Christliche Wissenschaft weist die Annahme, daß der Mensch, das vollkommene Kind Gottes, von seinem hohen Standpunkt, der Vollkommenheit, abfallen konnte, mit allem Nachdruck zurück. Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 470, 471): „Die Beziehungen von Gott und Mensch, von dem göttlichen Prinzip und der Idee, sind in der Wissenschaft unzerstörbar; und die Wissenschaft kennt weder Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie, sondern sie vertritt die Ansicht, daß die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demzufolge Gott und alles, was Er schafft, vollkommen und ewig ist, in seiner ewigen Geschichte unverändert geblieben ist.“

Wie erklärt nun aber die Christliche Wissenschaft das Böse in der Welt? fragen viele aufrichtige Sucher. Die Antwort lautet, daß die Christliche Wissenschaft das Böse nicht als etwas erklärt, sondern als Irrtum, den man verneinen und durch ein Verständnis der Wahrheit des Seins als unwirklich erkennen muß.

Wenn eine Rechenlehrerin gefragt würde, warum in den Rechnungen der Schüler Fehler sind, würde die Lehrerin zweifellos erklären, daß die Fehler die Folge davon sind, daß das zur Lösung der Aufgaben in Betracht kommende Prinzip nicht verstanden und nicht richtig angewandt wird. Aber sie wäre nicht beunruhigt; denn sie wüßte, daß diese entweder durch Unwissenheit oder durch Ungehorsam verursachten Fehler nur etwas Zeitweiliges sind und verschwinden werden, sobald die Schüler die Wissenschaft der Zahlenlehre verstehen.

Genau so verhält es sich mit der Wissenschaft des Seins. Die Menschen lernen verstehen, daß Sünde, Krankheit und Tod nicht recht sind. Alle Unstimmigkeit oder alles Böse entsteht durch irriges Denken. Es rührt daher, daß man sich nicht rückhaltlos an das göttliche Prinzip und die Tatsachen: vollkommener Gott, vollkommenes Weltall und vollkommener Mensch hält. Wenn wir durch die Christliche Wissenschaft mit dem göttlichen Prinzip des Seins immer mehr vertraut werden und es zur Lösung der menschlichen Aufgaben und Weltfragen anwenden, verschwinden irrige Zustände genau so, wie für einen geübten Rechner keine Rechenfehler mehr vorkommen. Keine Wissenschaft versucht je, Irrtum zu erklären, sondern verneint ihn und erklärt, daß er auf Grund der Wahrheit nicht vorhanden ist. Wenn man einen Geologen fragte, warum die Erde flach sei, würde er es als Irrtum verwerfen, und man bekäme eine Erklärung über die wahre Form der Erde zu hören.

Dasselbe trifft bei der Wissenschaft des Christentums zu. Diese göttliche Wissenschaft erklärt das Böse nicht, sondern spricht wissenschaftlich allem Wirklichkeit ab, was nicht recht ist im menschlichen Leben; sie erklärt in vernunftgemäßer und ermutigender Weise dessen Nichtsheit auf der Grundlage eines vollkommenen Schöpfers, der nur ein vollkommenes Weltall und einen vollkommenen Menschen erschaffen und erhalten kann.

Die Zivilisation ist weit vorangekommen im Anerkennen folgender drei Tatsachen über Gott: daß es nur den einen Gott gibt, daß Er der Schöpfer ist, und daß Er vollkommen ist. Sie steht an der Schwelle des letzten Schritts zum Himmel, zur ewigen Harmonie, nämlich zum Anerkennen und Beweisen, daß das Weltall und der Mensch, die Widerspiegelung Gottes, in alle Ewigkeit so vollkommen wie der göttliche Schöpfer sein müssen.

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