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Wer hören will, muß aufmerken

Aus der Juli 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Geistig aufmerken lernen ist für alle, die von Schwerhörigkeit frei werden wollen, ein wichtiger Umstand zum Erlangen dieser Freiheit. Nach einem Wörterbuch bedeutet „aufmerken“ „genau achtgeben in der Absicht, zu hören; die Ohren spitzen.“ Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gibt Mary Baker Eddy für „Ohren“ die Begriffsbestimmung: „Nicht Organe der sogenannten körperlichen Sinne, sondern geistiges Verständnis“ (S. 585). Um geistiges Verständnis und die daraus folgende Freiheit zu erlangen, muß man zuerst „genau achtgeben“ oder geistig wachsam sein, geistig lauschen.

Nun erhebt sich die Frage: Worauf soll man genau achtgeben? Auf was soll man geistig lauschen? Die Bibel sagt uns unzweideutig (Jes. 1, 10): „Nimm zu Ohren unseres Gottes Gesetz.“ Gottes Gesetz, das Er Mose gab, sind die Zehn Gebote. Und im ersten dieser Gebote ist nach der Erklärung der Christlichen Wissenschaft die Tatsache festgestellt, daß es nur eine Macht, Gott oder das Gute, gibt, und daß Sein Gesetz das Gesetz des Guten ist. Dieses Gesetz ist das Gesetz des Geistes, das einzig wirkliche, immer gegenwärtige und immer wirkende Gesetz.

Durch ein genaues, achtsames Ergründen und Anwenden der Christlichen Wissenschaft lernt der Wissenschafter dieses Gesetz verstehen und gebrauchen, lernt er mit Gott arbeiten. Um mit Gott zu arbeiten, muß man auf Seine Stimme hören, sich von Ihm führen lassen. Wie man dies tun kann, ist klar gezeigt in den Worten unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 89): „Geist, Gott, vernehmen wir, wenn die Sinne schweigen.“ Wir müssen alle irrigen Einflüsterungen der materiellen Sinne zum Schweigen bringen, wenn wir Gottes Stimme hören wollen. Dieses Aufmerken bedingt ein Stillesein, Empfänglichkeit für das Gute, ein eifriges Verlangen nach Fortschritt, kindliches Vertrauen auf Gottes Macht und das Anerkennen, daß die göttliche Liebe allezeit gegenwärtig ist.

Die Aufgabe, die irrigen Einflüsterungen der materiellen Sinne zum Schweigen zu bringen, hält einen beständig beschäftigt, weil die Irrtümer, die einen vom geistigen Aufmerken abzuhalten suchen, im menschlichen Denken oft tief verborgen sind. Einer der anmaßendsten dieser Irrtümer ist das Ich. Glauben, man habe ein von Gott getrenntes Ich, hemmt einen durch die unnötige Last, die mit dieser falschen Auffassung vom Ich einschließlich Eigenwillen, Eigenliebe, Selbstzufriedenheit und Selbstgerechtigkeit verbunden ist. Wir lesen in der Bibel (1. Mose 1, 26): „Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ In der Christlichen Wissenschaft verstehen wir unter diesem Bild und Gleichnis die Widerspiegelung Gottes, des Geistes, nicht den sterblichen sogenannten Menschen mit materiellen Sinnen. Wenn man diese Wahrheit erkennt, wird man sich seiner geistigen Wesensübereinstimmung, seines Einsseins, mit Gott, dem Guten, bewußt und man erkennt, was geistig achtgeben bedeutet.

Wenn wir auf Gottes Stimme achtgeben, lernen wir Seinen Willen tun und den Eigenwillen zum Schweigen bringen. Wir erlauben weder einem andern, daß er uns seinen Willen aufzwinge, noch suchen wir jemand anderem unsern Willen aufzudrängen. Wenn wir sehen, daß in Wirklichkeit alle Gottes Kinder sind und Seinem Willen gemäß handeln, und wenn wir bereit sind, Christi Jesu Gebet zuzustimmen: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matth. 6, 10), machen wir nicht den Fehler, daß wie eine Verantwortung übernehmen, die rechtmäßig andern zukommt. Wenn wir dem Willen Gottes gehorchen, werden wir oft auf unvorhergesehene Wege geführt, und in unserem täglichen Leben erfolgen umwälzende Wendungen zum Guten.

Als ein Wissenschafter seinen Willen aufgab, nur in einer bestimmten Arbeit, die er viele Jahre lang getan hatte, tätig zu sein, fand er, daß er eine Stellung bekam, die ihm viel größeres geistiges Wachstum und Gelegenheit bot, in einer seine größten Erwartungen weit übertreffenden Weise tätig zu sein.

Wenn wir auf Gott horchen, lernen wir nur das Gute lieben, das Ich vergessen und einen andern wie uns selber lieben. Über der Freude, geistige Dinge allem voranzustellen, vergißt man Bequemlichkeit und Behagen im Materiellen und die Befriedigung der Sinne. Welche Sinnenbefriedigung kommt zum Beispiel der Erleuchtung am frühen Morgen gleich, die der Christliche Wissenschafter findet, wenn er sich in die Lektionspredigt vertieft? Und wer erlebt hat, wie herrlich es ist, unserer geliebten Sache selbstlos zu dienen, wer die daraus folgenden heilenden und reichen Ergebnisse kennt, würde dies wirklich nicht vertauschen mit einem Tun und Treiben, das selbstische Vorteile und Wünsche verfolgt.

Wenn wir auf Gott horchen, erwachen wir aus Eitelkeit, Torheit und Gleichgültigkeit — den Begleiterscheinungen der Selbstzufriedenheit und Selbstgerechtigkeit. Dann werden wir empfänglich für das belebende Wirken des göttlichen Gemüts und sehen es sich immer weiter erstrecken. Wenn wir auf Gott horchen, lernen wir Demut und nehmen das Gute dankbar an in der Erkenntnis, daß alles Gute vom Vater kommt. Verschanzte Widerspenstigkeit hört, wo sie sich auch zeigen mag, auf, und der Mensch oder die Kirche macht Fortschritt, wenn diese tückische Erscheinungsform der Abgötterei vernichtet ist. „Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst“ (1. Sam. 15, 23). Was für eine Befreiung und Freude es doch bringt, die Last des Ich aufzugeben!

Im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose lesen wir, daß dem Menschen „Herrschaft“ gegeben wurde „über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“ Ist der Glaube, daß vorgeschrittene Jahre Schwerhörigkeit mit sich bringen, nicht etwas Kriechendes? Ist der Glaube, daß man Schwerhörigkeit von menschlichen Eltern geerbt habe, nicht eine ungesetzliche Verordnung? Wir brauchen diesen Glauben, nur weil er in das Denken unserer Eltern kroch, nicht in unser Denken kriechen und uns einer Fähigkeit berauben zu lassen, die Gott dem Menschen verliehen hat.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der wirkliche, geistige Mensch nie geboren wurde, nicht alt wird, nie krank ist und nie stirbt. Als das Kind Gottes ist der Mensch vollkommen und unversehrt und lebt in Gottes ewigem Reich. Weil wir tatsächlich Gottes Kinder sind, müssen wir unser Geburtsrecht unbedingt beanspruchen, und unsere Herrschaft über diese falschen Annahmen geltend machen. Wenn die Tatsachen des geistigen Seins verstanden und bewiesen werden, vergehen die unwahren Geltendmachungen des materiellen Sinnes. Wir sollten nicht erwarten, daß wir oder andere hinfällig werden; denn Gottes Mensch kann nicht von Hinfälligkeit berührt werden. Und wir sollten uns weigern, an die der Vergangenheit angehörenden Zerrbilder der Krankheit, der Sünde oder des Unglücks in unserem oder dem Leben unserer menschlichen Eltern zu glauben.

Als die Israeliten in Kanaan einzogen, gebot ihnen Gott, die Götzen und gegossenen Bilder der Kanaaniter zu zerstören. Dürfen wir gegen heutige oder einstige Götzenbilder weniger scharf vorgehen? Wenn wir wirklich hören wollen, wenn wir nur die Wahrheit über Gott und den Menschen hören wollen; wenn wir alle Hindernisse von unserem Denken loslösen und der göttlichen Führung Folge leisten, vergehen die scheinbaren materiellen Hindernisse und wir hören vollkommen und dauernd. Denn wenn wir auf Gott gehört und Seinem Gesetz gehorcht haben, werden wir uns bewußt, daß in Wirklichkeit noch nie ein anderes Gesetz bestanden hat.

Heute geben sogar zum Teil diejenigen, die mechanische Hörapparate verkaufen, zu, daß Schwerhörigkeit ein gedanklicher Zustand ist. Kann es im unerschöpflichen Reich des Gemüts eine Unzulänglichkeit geben? Kann ein liebender Vater Seinem Kind etwas Gutes vorenthalten? Die sogenannte Unzulänglichkeit ist nur Mangel an geistigem Verständnis hinsichtlich unseres wahren Zustandes; eine mesmerische Einflüsterung, daß der Mensch ein unvollkommener Sterblicher sei. Der Mensch wird aus den unendlichen Hilfsquellen des Gemüts unaufhörlich mit den nötigen geistigen Eigenschaften versorgt. Aber wir müssen sie beanspruchen. Die Allheit Gottes und die Vollkommenheit des Menschen, Seiner Widerspiegelung, lassen keine mesmerische Einflüsterung der Unzulänglichkeit zu.

Geistige Führer haben zu allen Zeiten durch Gebet auf Gottes Stimme gehorcht. Wie still Mose auf dem Berg Sinai Gott gelauscht haben muß, als er die Zehn Gebote empfing! Er hörte Gottes Stimme zweifellos als deutliche Laute. Im ersten Buch Samuel ist auch berichtet, daß Samuel als Kind hörte, wie die Stimme Gottes ihm rief. Mrs. Eddy hatte ein ähnliches Erlebnis; sie hörte als Kind die Stimme Gottes ihren Namen rufen. Nachdem sie gehört hatten, gehorchten beide und erfüllten die große Aufgabe, die ihnen von Gott zugewiesen war.

Als die Verfasserin sich noch nicht lang mit der Christlichen Wissenschaft befaßt hatte, versagte, als sie eines Morgens erwachte, ihr Gehör vollständig; sie konnte nichts hören, wenn jemand laut neben ihr sprach. Sie bat einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe, und es wurde ihr liebevoll Beistand erteilt. Nachdem sie viel gebetet und sich in die Schriften vertieft hatte, begann sie zu der Erkenntnis zu erwachen, wie wichtig es ist, geistig zu horchen, allen Glauben an die Wirklichkeit des materiellen Sinnenzeugnisses aus ihrem Denken auszuschließen und sich demütig auf Gott zu verlassen. Sie besuchte einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft und konnte dem sterblichen Sinn nach kein Wort hören. Aber durch den geistigen Sinn empfing sie die heilende Botschaft, und die Folge war, daß das körperliche Hindernis sich aufzulösen begann. Zwei Wochen nach dem ersten Auftreten der Schwierigkeit war ihr Gehör vollständig und dauernd wiederhergestellt.

Es folgte eine größere Gelegenheit in ihrem Beruf und eine Veränderung zu einer besseren Auffassung von Heim und Mitarbeitern. Als sie für das Gute empfänglich war, konnte sie den weiteren Wirkungskreis sehen, und sie ging gehorsam und dankbar darauf ein. Dieses Erlebnis bewies ihr auch die Wahrheit der Erklärung von Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 487): „Es liegt mehr Christentum in geistigem als in materiellem Sehen und Hören.“

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