Über einen wichtigen und ergreifenden Anlaß in der Weltgeschichte berichtet uns Lukas im ersten Kapitel seines Evangeliums. Er sagt uns schlicht, wie der Engel Gabriel zu einer Jungfrau in Galiläa namens Maria gesandt wurde, um ihr zu verkündigen, welch große Rolle ihr zugedacht war. Für die Welt bedeutete es die Stunde der Gnade, die Stunde der Liebe, die Stunde göttlicher, liebreicher Fürsorge. Das Licht eines vollkommenen Verständnisses, das vorausgesagt war und sehnlich erwartet wurde, sollte leuchten, verkörpert werden, und die Herrlichkeit des göttlichen Seins offenbaren.
Betreffs der verschiedenen Ämter der Engel Gottes schreibt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 567): „Gabriel hat die friedlichere Aufgabe, ein Gefühl der Immergegenwärtigkeit der dienenden Liebe mitzuteilen.“ Obgleich der Engel Maria versichert hatte, daß sie „Gnade bei Gott gefunden“ habe, und daß sie „gesegnet“ sei „unter den Weibern“, „erschrak sie über seine Rede und gedachte: Welch ein Gruß ist das?“ Aber dieser Engel des Lichts führte seine Aufgabe aus, „ein Gefühl der Immergegenwärtigkeit der dienenden Liebe mitzuteilen“; er versicherte Maria, daß ihr Sohn groß sein werde, und daß sie den Schutz und die Allmacht Gottes erleben werde. Maria ging auf den Willen der allumfassenden Liebe vollständig ein. Damit war der Weg geebnet, daß Christus Jesus während seines herrlichen Wirkens den Christus, den mit Größe und Heiligkeit, mit Intelligenz und Macht ausgestatteten idealen Menschen dartun konnte, von dem Gott sagte (Matth. 3, 17): „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“
Das Verständnis des erlösenden und rettenden Christus, das Mrs. Eddy uns vermittelt, ist ein anspornender Beweis der göttlichen Unterstützung und Fürsorge. Der Christus zeigt uns dadurch, daß er uns die wahre Art Gottes offenbart, wie wir Gott wahrhaft anbeten, Seine Allmacht verherrlichen und im Licht der Wissenschaft des Seins unsere Erlösung erlangen können. Die Lehren dieser Wissenschaft bringen ans Licht, wie unwandelbar und unanfechtbar Gott als das All und der Mensch als Sein harmonischer Ausdruck, Seine harmonische Idee, ist.
Wenn wir unsere wahre Art als die vollkommene Widerspiegelung Gottes erlangen, werden wir uns der Gesetze der allumfassenden Ordnung und Harmonie Gottes bewußt. Diese Gesetze sind weise, mächtig, wirksam, und bieten uns dauernde Hilfe. Ein Nachfolger von Mrs. Eddy faßte zu ihren Lebzeiten die sich aus dem Wirken dieser Gesetze ergebenden Segnungen in die Worte zusammen: „Durch das Verständnis, daß Gott eine immergegenwärtige Hilfe ist, werden die Kranken geheilt, die Fesseln der Sünde gesprengt, schwere Lasten niedergelegt, Tränen abgewischt, und Israel ist auf dem Wege, das verheißene Land des ewigen, harmonischen Daseins einzunehmen“ (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 44).
Wenn wir uns an Gott wenden, um das Bewußtsein der Wirklichkeit zu finden, wird die von Jesaja enthüllte Verheißung in Erfüllung gehen (45, 22): „Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Enden.“ Die göttliche Hilfe nimmt viele und vielerlei Formen an; laßt uns aber nie zweifeln, daß sie in Erscheinung tritt! Wie oft wird Gabriel uns dienen? Sicher sooft es nötig ist, da ein solches Dienen die Kundwerdung der immergegenwärtigen Hilfe Gottes, der göttlichen Liebe, ist, und Ihm alle Dinge möglich sind. Und diese Liebe ist immer bereit. Vollkommene Gedanken, reine Eingebungen, ein sehnliches Streben nach dem Ideal, das Heilen ungesehener Einflüsse, die geltend machen, Krankheit und Unglück zu verursachen, und Hilfe in Zeiten der Anfechtung zeugen von der Gegenwart von Engeln des Lichts und der Fürsorge.
Die Verfasserin denkt dankbar an einen Beweis, den sie hatte, als ihr Gatte schwer leidend war. Es schien nicht recht, ihn allein zu lassen, und doch wünschte sie sehr, einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft zu besuchen. Schließlich ging sie in dem Gedanken, es könnte ihr in dem Vortrag vielleicht ein erleuchtender Gedanke zuteil werden, der ihrem Gatten Hilfe bringen würde. Der Redner sprach hauptsächlich über die Allgegenwart Gottes und sagte dem Wesen nach, daß kein anscheinend noch so zäher oder hartnäckiger Irrtum fortbestehen könnte, wenn wir uns immer der Allgegenwart und Allmacht der Liebe bewußt wären. Diese mit Verständnis und in tiefem Glauben aufgestellte Behauptung überzeugte sie geistig und nachhaltig von der Unwirklichkeit des Irrtums und hatte zur Folge, daß der Kranke geheilt wurde, als sie nach Hause kam.
Mit der göttlichen Macht untrennbar verbunden ist eine tiefe Gelassenheit. Mrs. Eddy empfiehlt Gelassenheit. Sie sagt unter anderem (Wissenschaft und Gesundheit, S. 366): „Die Kranken werden durch ihre kranken Annahmen in Schrecken versetzt, und die Sünder sollten durch ihre sündigen Annahmen in Furcht geraten; der Christliche Wissenschafter aber wird ruhig sein in Gegenwart von beidem, von Sünde und Krankheit, da er weiß, daß Leben Gott ist, und daß Gott alles ist.“ Eine mit Verständnis verbundene Gelassenheit befähigt uns also, den Geltendmachungen des sterblichen Gemüts siegreich entgegenzutreten. Wenn wir in dem Nachen unseres neuen Verständnisses gegen unzählige Strömungen rudern, können wir auf den Widerstand der Wellen stoßen. Die Nacht sterblicher Unwissenheit mag uns einzuhüllen scheinen; aber der Engel, der „seinen rechten Fuß auf das Meer setzte“ (Offenb. 10, 2), wird den Weg vorzeichnen und uns den Christus klarer erkennen lassen; wird uns helfen, uns ermutigen, uns an den Strand der Wirklichkeit — „die Immergegenwärtigkeit der dienenden Liebe“ — führen.
Es ist unser großes Vorrecht, das Dasein durch das beständige Bewußtsein der Immergegenwart der göttlichen Hilfe harmonisch zu gestalten. Die Verfasserin erinnert sich an die erste Erleuchtung, die ihr das Lesen von Wissenschaft und Gesundheit brachte, obgleich ihre ersten Schritte durch die Furcht, fehlzugehen oder abfällig beurteilt zu werden, unsicher und freudlos waren. Aber seit dieses neue Licht anbrach, hat sie göttliche Hilfe erfahren, durch die sie gestützt wurde, bis sie gewiß wußte, daß sie auf dem rechten Wege war; und da ihr Verlangen vor allen Dingen nach der Wahrheit stand, hat sie einigermaßen jenen Frieden gefunden, der denen verheißen ist, die sich auf Gott verlassen.
Der zur Zeit der Geburt Jesu vernommene Chor (Luk. 2, 14): „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ hallt heute in Mrs. Eddys Worten wider (Wissenschaft und Gesundheit, S. 45): „Ehre sei Gott und Friede den ringenden Herzen! Christus hat den Stein von der Tür menschlicher Hoffnung und menschlichen Glaubens abgewälzt und hat sie durch die Offenbarung und Demonstration des Lebens in Gott zu der Möglichkeit des Einsseins mit der geistigen Idee des Menschen und seinem göttlichen Prinzip, Liebe, emporgehoben.“