In der Wüste war Christus Jesus versucht zu glauben, daß Brot sein Hauptbedürfnis sei. Seine Erwiderung auf die Suggestion des Bösen, daß er Steine in Brot verwandle, sollte als eine bleibende Berichtigung der menschlichen Annahme dienen, daß etwas Materielles jemals ein Hauptbedürfnis der Menschen sein kann. Er sagte (Matth. 4:4): „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“ Der Meister verstand, daß das Leben nicht in der Materie, noch abhängig von der Materie ist, und er lenkte die Menschen zu Gott als der Quelle alles wahren Seins und aller Versorgung.
Heute — in der Wildnis verwirrten materiellen Denkens — sind die Menschen versucht zu glauben, daß erst, wenn sie genügend mit den Dingen versehen sind, die sie Hauptbedürfnisse nennen, wie Nahrung, Kleidung und angemessene Behausung, Einzelmenschen und Völker fortschreiten können zur Erlangung von Zufriedenheit, politischer Harmonie und kultureller Freiheit. Doch diese Schlußfolgerungen sind nicht richtig, denn sie übersehen die großen Tatsachen, welche die Christliche Wissenschaft offenbart, nämlich, daß der die Geist die einzige Substanz ist, und daß der Mensch auf Gottes Geheiß hin lebt. Wenn die Menschen Gott als Alles-in-allem anerkennen, und durch die Liebe, die sie ausdrükken, beweisen, daß sie Gottes Kinder sind, so werden sie mit allem Nötigen, wie Behausung und Versorgung, als Beweis von des Vaters Gesetz der Erhaltung, versehen werden. Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 263): „Behaltet immer im Sinn, daß Seine Gegenwart, Seine Macht und Sein Frieden alle menschliche Notdurft stillen und alle Glückseligkeit widerspiegeln.“
Menschenfreundliche Maßnahmen, die getroffen werden, um Sorge zu tragen für die körperliche Wohlfahrt der Bedrückten und Notleidenden, sind natürlich notwendig. Sie zeugen von Mitleid und anderen barmherzigen, von Gott inspirierten Eigenschaften. Doch der bloße Besitz materieller Dinge kann nicht den Fortschritt verbürgen, den nur die Rechtschaffenheit sichern kann. Ja, man kann wohl sagen, daß der Besitz jener Dinge ohne Rechtschaffenheit zu geistiger Schlaffheit und kulturellem Tod führt. Daher sollte Materie — leblose, lieblose, geistlose Materie — nicht als ein Hauptbedürfnis der Menschen angesehen werden. Außerdem kann die Gesellschaft nicht für das Einzelwesen tun, was dies lernen muß, für sich selbst zu tun, — nämlich, des Menschen Einssein mit Gott zu beweisen, und die göttliche Liebe als den Erhalter des Lebens zu demonstrieren.
Geistiges Verständnis ist ein Hauptbedürfnis der Menschen. Wertvoller als alle kostbaren materiellen Besitztümer ist das wahre Brot des Lebens, das vom Himmel kommt und die Menschheit speist mit der christlichen Substanz der brüderlichen Liebe, der Hingabe an das Gute, der Zuverlässigkeit und des Gehorsams gegen das göttliche Gesetz. Es zerstört die geistige Unwissenheit, welche die Sterblichen verarmen läßt. Es veredelt die Neigungen und führt die Menschheit dazu, den Geist als die einzige Quelle der Freude, Fülle und Gesundheit anzuerkennen.
Rechtschaffenheit hat ihren Ursprung im Gemüt, und des Menschen ewige Aufgabe ist, sie auszudrücken. Lautere Beweggründe, Redlichkeit und selbstlose Liebe sind untrennbar mit Gott verbunden und empfangen Seinen Segen, Seine Vermehrung der geistigen Kraft. Der Psalmist erkannte die Rechtschaffenheit als ein Hauptbedürfnis an, und allen denen, die sie ausüben würden, verhieß er Sicherheit, als er sang (Ps. 37:25, 29): „Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen oder seinen Samen nach Brot gehen. ... Die Gerechten erben das Land und bleiben ewiglich darin.“ Wenn die Regierungen Redlichkeit vielmehr als körperliches Wohlergehen als das Hauptbedürfnis der Menschen anerkennen und mehr Wert auf die Vergeistigung des menschlichen Denkens legen würden, so könnte großer Wohlstand das Ergebnis sein. Mangel würde unbekannt sein, wenn alle Menschen Liebe und Intelligenz als Hauptbedürfnisse verständen und sie eifrig pflegten.
Demonstrierbares Christentum oder Christliche Wissenschaft ist das größte Bedürfnis der Menschheit; denn es allein kann alle Dinge richtig bewerten und den Geist und das Gute als wirklich, dagegen das Böse und die Materie als unwirklich demonstrieren. Durch die Christliche Wissenschaft lernen die Menschen nicht nur, Gott über alles zu lieben und die Goldene Regel zu befolgen, sondern sie lernen auch, wie sie die Kräfte der Rechtschaffenheit als ein Gesetz der Zerstörung für das Böse und den Mangel benutzen können. Wenn so oft die Unschuldigen zu leiden scheinen, so ist dies der Fall, weil sie das Gesetz des Guten, das sie kennen und lieben, nicht anzuwenden wissen. Da sie keinen klaren Unterschied zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen machen, noch die Falschheit der Materie und alles dessen, das die materiellen Sinne in sich schließen, begriffen haben, erheben sie sich nicht einmal zeitweise zu dem göttlichen Bewußtseinszustand, der das Wahnbild des Elends und des Mangels als solches aufdeckt und den Menschen als Gottes geliebtes Kind offenbart, das reich ist an Güte und Frieden.
Die Christliche Wissenschaft ist das Wort Gottes, das lebendig und kräftig ist und „schärfer denn kein zweischneidig Schwert“. Der Unterschied, den die Christliche Wissenschaft zwischen geistiger Wirklichkeit und sterblicher Illusion macht, zwingt ihre Anhänger, ihre Gedanken zu prüfen und die falschen Begriffe und Eigenschaften, die Krankheit und Armut verursachen, zu überwinden. Sie macht die Menschen werktätig in der Liebe. Sie befreit das Gute, das der Mensch verkörpert, indem sie den Schleier der materiellen Empfindung entfernt, der es zu verbergen scheint.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 126): „Eins ist immerdar gegenwärtig; es regiert erhaben — heute, morgen, ewiglich. Wir brauchen es in unserm Heim, bei unserm Herdfeuer, auf unserm Altar, denn es wird uns helfen, den Wettlauf der Jahrhunderte zu gewinnen. Es ist unser nur in dem Maße, wie wir es in unserm Leben nutzbar machen. Dies eine, dessen wir alle bedürfen, ist — die göttliche Wissenschaft, durch die unser Denken vergeistigt wird, sich ausbreitend und aufwärts strebend zur Wissenschaft im Christentum, Wissenschaft in der Medizin, in der Physik und in der Metaphysik.“
Die Wissenschaft führt die Menschheit aus der Wildnis des Materialismus heraus. Sie stillt die wahre Notdurft der Menschen, indem sie dieselben mit dem versieht, was sie am meisten bedürfen, nämlich, indem sie ihnen immer klarer die Tatsache enthüllt, daß der Mensch nicht von vergänglicher Materie lebt, sondern „von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht“.
Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du tust deine Hand auf und erfüllest alles, was da lebt, mit Wohlgefallen.
Psalm 145:15, 16.
