Der Psalmist gebrauchte zur Beschreibung des heftigen Kampfes im Denken der Menschheit das Bild von Seeleuten auf sturmbewegtem Meer und sang dann: Sie „schrieen zum Herrn in ihrer Not, und er führte sie aus ihren Ängsten, und stillte das Ungewitter, daß die Wellen sich legten und sie froh wurden, daß es still geworden war und er sie zu Lande brachte nach ihrem Wunsch“ (Ps. 107, 28–30). Nach den Worten des Psalmisten findet man Ruhe, Stille und Freude, wenn man auf Gottes Führung verständnisvoll eingeht, und dann folgt das ruhige und sichere Erlangen des ersehnten Hafens, des Reiches Gottes, des Geistes, des ewigen Lebens.
„Aber wo kann ich Gottes Führung finden? Wie kann ich sie erkennen?“ fragt der beunruhigte Sucher. Die Antwort kann man in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ finden, wo Mary Baker Eddy erklärt (S. 126): „Die Bibel ist meine einzige Autorität gewesen. Keinen andern Führer habe ich auf dem ,geraden und schmalen Wege' der Wahrheit gehabt.“ In demselben Buch führt unsere geliebte Führerin folgendes als den ersten religiösen Glaubenssatz der Christlichen Wissenschaft an (S. 497): „Als Anhänger der Wahrheit haben wir das inspirierte Wort der Bibel zu unserm geeigneten Führer zum ewigen Leben erwählt.“
Ein in menschlicher Gelehrsamkeit Bewanderter mag an dem in diesem Glaubenssatz Gesagten zuerst vielleicht fast Anstoß nehmen. Ist es denkbar, daß die verwickelten Schwierigkeiten der heutigen Welt in der Bibel behandelt sind? Das ist eine ernste Frage, die jeder einzelne erst dann aufrichtig bejahen kann, wenn er selber ein beweisbares Verständnis des göttlich eingegebenen Worts erlangt. „Die göttliche Wissenschaft, die in der Ursprache der Bibel gelehrt wurde, kam durch Inspiration, und es bedarf der Inspiration, um sie zu verstehen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 319). Weil die Menschen nicht willens sind, materielle Lehren und Voraussetzungen aufzugeben, müssen sie oft in die äußerste Not kommen, ehe sie „zum Herrn schreien in ihrer Not“, und ihre Not bietet die Gelegenheit, daß Gott ihnen die Erleuchtung mitteilt, die nötig ist, um Sein Wort zu verstehen.
Jesus verhieß, diese Erleuchtung werde uns zuteil werden durch „den Tröster“; er sagte (Joh. 16, 13. 14): „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was künftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird euch verklären; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.“ Da diese Voraussage durch die Christliche Wissenschaft heute in der Welt in Erfüllung geht, glauben immer mehr Menschen, daß sie der verheißene Tröster ist, und sie benützen Wissenschaft und Gesundheit, um die Bedeutung der Heiligen Schrift zu erschließen. Wenn man die biblischen Wahrheiten über die geistige Art Gottes und des zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffenen Menschen, die die Grundlage der Werke und Lehren Jesu bildeten, dadurch besser verstehen lernt, dann erkennt man, daß die materiellen Lehren und Überzeugungen „des fleischlich Gesinntseins“, wie Paulus es nannte, ganz falsch und trügerisch sind. Wenn man das Bewußtsein dem Glauben verschließt, daß diese falschen Annahmen Macht oder Wirklichkeit haben, können sie sich weder als Krankheit, Leid noch Sünde bekunden. Was also für den menschlichen Sinn körperliche oder sittliche Heilung zu sein scheint, ist der augenscheinliche Beweis, daß der sterbliche Begriff in Gegenwart des von Gott erschaffenen vollkommenen geistigen Menschen verschwindet.
Wie die Christliche Wissenschaft enthüllt, ist die vollkommene geistige Schöpfung im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose geschildert. Die irrige, materielle Vorstellung davon ist sinnbildlich in den folgenden Kapiteln dargelegt, und das Alte Testament berichtet die unseligen Folgen dieser irrigen Vorstellung. Aber während dieses Adam-Traums materiellen Daseins standen mächtige Seher und Propheten auf, die einen Schimmer der göttlichen Wirklichkeit erhaschten und die Kinder Israel langsam und oft mühsam zu einem geistigeren Verständnis des Daseins führten, bis Christus Jesus kam und bewies, daß dieser Traum eines endlichen, getrennten, materiellen Daseins durchaus unwahr ist. Jesus bewies, daß des Menschen geistige, unsterbliche Wesenheit das Bild und Gleichnis Gottes ist, und er zeigte andern, wie sie dies selber beweisen können. Die sterbliche, endliche, unwahre Daseinsauffassung war lange geglaubt worden, und nun war, nach Jesu eigenen Worten, für alle Zeit bewiesen, daß sie „ein Lügner und ein Vater derselben“ (Joh. 8, 44) war. Weil dieses nachahmende Gemüt endlich und sterblich ist, kann es immer nur dieselben falschen Behauptungen wiederholen, so verwickelt und eindrucksvoll ihre neuzeitliche Aufmachung auch sein mag.
Durch die Christliche Wissenschaft können wir heute die falschen Einflüsterungen des fleischlichen oder sterblichen Sinnes aufdekken und sie auf die Art und Weise, die Jesus lehrte, überwinden. Im Buch der Offenbarung sagt Johannes den schließlichen und allgemeinen Sieg der Wahrheit über den Irrtum, der geistigen Wirklichkeit über die unwirkliche, materielle Daseinsauffassung voraus.
Als die Verfasserin zuerst den großen Unterschied zwischen der auf der biblischen Offenbarung der geistigen Wirklichkeit beruhenden Christlichen Wissenschaft und der auf der vermeintlichen Wirklichkeit der Materie beruhenden menschlichen Annahmen und Lehren erfaßte, erlebte sie zum erstenmal einen solch tiefen Frieden und eine solche innere Freude, daß sie erkannte, daß sie hier tatsächlich den Weg gefunden hatte, der zum ewigen Leben führt. Als sie sich einige Jahre später jedoch vor große Schwierigkeiten mit ihren nächsten Angehörigen gestellt sah in einer Umgebung, wo die Christliche Wissenschaft als eine wunderliche neue Seelenlehre mit religiösem Einschlag betrachtet wurde, fand sie, daß die einst so ermutigenden Wahrheiten ihr allmählich nur noch Worte zu sein schienen, die noch nicht durch sichtbare Beweise bestätigt waren, und denen sehr störende Annahmen entgegenstanden, die anscheinend von nur zu viel sichtbarem Augenschein gestützt waren.
Sie begann jeden Morgen in großer, fast krankhafter Furcht aufzuwachen. Sie war sich zwar bewußt, daß sie sich für ihr Verständnis der Christlichen Wissenschaft immer weniger auf die Bibel verließ, aber sie schien nicht mehr fähig, den Schlüssel zu nehmen und die Heilige Schrift zu erschließen. Als sie dann eines Abends nach einem Tag fast überwältigender Furcht in den wegen des Kriegs abgedunkelten Straßen nach Hause ging, versagte ihr Lämpchen und sie mußte, um schneller vorwärts zu kommen, aufschauen und ihre Richtung nach den sich gegen den Sternenhimmel abhebenden Umrissen der Bäume verfolgen. Plötzlich kam eine Dankbarkeit über sie, als sie erkannte, daß sie, trotzdem sie so voller Furcht zu sein schien, sich wenigstens nicht vor der Dunkelheit fürchtete und sich nie davor gefürchtet hatte. Die Finsternis der Nacht hatte für sie immer nur das Wunder der Sterne erhöht, die ein Hinweis auf ein unendliches, immergegenwärtiges Licht zu sein schienen.
Als sie an jenem Abend mit einem bestimmten, ermutigenden Gedanken einzuschlafen suchte, kam ihr dieses Bild des die zeitweilige Dunkelheit an einem Platze verdrängenden grenzenlosen, ewigen Lichts wieder in den Sinn, nur hatte es jetzt die Bedeutung, daß die geistige Wirklichkeit die zeitweilige Finsternis des Traums des materiellen Daseins durchbricht. Sie zählte alle jene herrlichen Augenblicke auf, die auf das Wunder des geistigen Daseins hingedeutet hatten, bis, wie der Morgenstern den Tagesanbruch verkündigt, die Christliche Wissenschaft in ihr Leben gekommen war. Hier kam ihr unwillkürlich die Bibel in den Sinn, in der sinnbildlich darauf verwiesen ist, daß der Christus den Menschen als der verheißene Morgenstern zum Bewußtsein kommen werde. Sie begann über jene treuen Sterne, die prophetischen Seher des Alten Testaments, nachzudenken, deren Licht die Menschen durch die Finsternis des Adam-Traums geführt hatte, bis der Stern von Bethlehem erschien. Jetzt sah sie, daß deren Licht nicht versagt hatte, weil es die Erleuchtung der göttlichen, immergegenwärtigen Wirklichkeit war, die durch ihr vergeistigtes, hingebendes Denken hindurch schien: „Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich“ (Dan. 12, 3). Sie dachte im stillen darüber nach, daß Johannes, wie in der Offenbarung berichtet ist, das schließliche Aufdämmern des wahren Bewußtseins voraussah. Durch dieses weitere Erschauen konnte sie die göttliche Vollmacht des inspirierten Worts wieder verstehen, und sie fand endlich Befreiung aus der kalten Gewalt der Furcht.
Furcht und wirres Denken können diejenigen nicht fesseln, die sich verständnisvoll von dem inspirierten Wort der Bibel führen lassen und dieser Führung als vollauf genügend Folge leisten. Nur dieser Führer gibt jene Gewißheit des Aufdämmerns des geistigen Verständnisses und des Erlangens des ewigen Lebens, das die Menschen haben müssen, damit sie hier und jetzt nachhaltig, mutig und schnell aus der Nacht der Materialität herauskommen.
