„Mutter, warum studierst du die ganze Lektionspredigt jeden Tag?“ fragte der zwölf Jahre alte Robert. „Genügt es nicht ein- oder zweimal in der Woche? Oder warum nimmt man nicht jeden Tag einen Abschnitt durch, und hört dann zu, wenn am Sonntag in der Kirche alle gelesen werden?“
Roberts Mutter wußte, daß die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy die einzigen Prediger in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen sind, und sie verstand, wie wichtig die Lektionspredigten im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft sind. Sie wußte, daß Mrs. Eddy von Gott geführt worden war, die Themen für diese Lektionen zu wählen, und daß die darin enthaltenen Wahrheiten uns helfen, Gott besser zu verstehen und dadurch ein nützlicheres Leben zu führen. Ja, sie wußte, daß die Wahrheiten in diesen Lektionen die ganze Menschheit segnen, und sie wünschte, daß Robert dies verstehen sollte. Sie wandte sich im Gebet an Gott, um Robert so antworten zu können, daß er es verstehen konnte. Denn wenn wir von ganzem Herzen beten, sendet Gott immer Seine Engel, uns zu erleuchten und zu unterweisen.
Und der Engel hieß Roberts Mutter sagen: „Nehmen wir an, Robert, eine Bekannte würde uns anläuten und fragen, ob wir ihr Haus mit sechs Zimmern am Strand eine Woche lang haben möchten. Was würdest du antworten?“
„Ich würde sagen:, Das ist ja herrlich!‘ Du nicht auch, Mutter?“
„Gewiß“, antwortete Roberts Mutter. „Laß uns nun annehmen, daß du und Vater und ich an den Strand fahren, daß unsere Handkoffer für eine Woche Ferien gepackt sind, und daß wir den Schlüssel zum Haus haben.
Nach einer Weile“, fuhr die Mutter fort, „kommen wir an den Strand, wir sehen die kleinen Schaumwellen auf die Küste zukommen; der Sand ist blendend weiß im Sonnenlicht, und darüber ein blauer Himmel. Und wir sind glücklich über unsere Ferien und darüber, daß unsere Bekannte so freundlich war, uns ihr Sommerhaus zu überlassen. Und nun halten wir Ausschau nach dem Haus.“
„Und dann rufe ich:, Dort ist es, Mutter, das kleine weiße Haus.‘ “
„Und der Vater hält vor dem Haus“, sagt die Mutter lachend, „und wir alle steigen aus und eilen der Haustür zu. Und was, denkst du, werden wir zuerst tun, wenn wir ins Haus kommen?“
„Ich denke, wir sehen uns zuerst um, daß wir eine Vorstellung von dem Platz bekommen“, antwortete Robert.
„Ganz richtig“, sagte Roberts Mutter, „und wonach würden wir sehen, wenn wir von einem Zimmer ins andere gingen?“
„Ich würde sehen, ob ein Herd und ein Eisschrank in der Küche ist“, sagte Robert, „ich esse gern, wenn ich Hunger habe.“
„Du möchtest also wissen, ob alles in der Küche ist, was wir brauchen“, erwiderte die Mutter. „Und würden wir es mit den andern Räumen nicht ebenso machen? Würden wir nicht sehen, was uns jedes Zimmer zu bieten hat an Behaglichkeit, Ruhe, Annehmlichkeit und Nützlichkeit?“
„Gewiß“, sagte Robert, „wir würden nachsehen, ob im Wohnzimmer Spiele sind und ein Rundfunk, und ob das kleine Zimmer einen offenen Kamin hat, und wir wären jeden Tag in allen Zimmern.“
„Daß du das sagen würdest, Robert, darauf, habe ich gewartet. Siehst du, wir könnten nicht nur dein Schlafzimmer am Montag benützen, oder deiner Eltern Schlafzimmer am Dienstag, das kleine Stübchen am Mittwoch, das Eßzimmer am Donnerstag, die Küche am Freitag, das Wohnzimmer am Samstag, und nur am Sonntag alle Zimmer. Wir würden jeden Tag alle Zimmer benützen, würden alles annehmen und genießen, was da ist, uns zu segnen. Du könntest von einer Sache mehr Gebrauch machen als ich, und ich würde vielleicht von etwas anderem mehr Gebrauch machen als du. Du würdest zum Beispiel vielleicht dem Rundfunk zuhören, während Vater ein Buch lesen und ich am Fenster sitzen und den Ausblick auf das Meer genießen würde.“
„Ich sehe, worauf du hinzielst, Mutter. Du willst sagen, die Lektionspredigt sei wie ein Haus mit sechs Zimmern, in denen wir die ganze Woche wohnen. Ebenso, wie wir jeden Tag alle Zimmer benützen, so vertiefen wir uns täglich in alle Abschnitte der Lektionspredigt, und jeder findet, was er braucht.“
„Ganz richtig. Als ich gestern die Lektion studierte, halfen mir am meisten die Vorschriften für ein freudiges Leben, die in jedem Abschnitt betont schienen. Hier sind zwei Verse, die mir sagten, was ich tun soll:, Ich rede von dem, was du befohlen hast, und schaue auf deine Wege. Ich habe Lust zu deinen Rechten und vergesse deiner Worte nicht‘ (Ps. 119, 15. 16). Ich habe mir diese Vorschriften gemerkt und den ganzen Tag über daran gearbeitet, sie in die Tat umzusetzen.
Heute“, fuhr sie fort, „habe ich mich nun in dieselbe Lektion vertieft, ich ging durch dieselben sechs Zimmer und fand in jedem, was ich gerade brauchte; aber was mich heute am meisten ansprach, war das Gesetz der göttlichen Liebe, das heute und jeden Tag heilt.“
Dann las Roberts Mutter aus Wissenschaft und Gesundheit, was ihr am meisten gegeben hatte (S. 243): „Die göttliche Liebe, welche die giftige Natter unschädlich machte, welche die Männer aus dem siedenden Öl, aus dem glühenden Ofen und aus dem Rachen des Löwen befreite, kann zu allen Zeiten die Kranken heilen und über Sünde und Tod triumphieren.“
Robert las die Lektionspredigten gern, und nach dem, was seine Mutter gesagt hatte, hatte er ein noch größeres Verlangen, sie zu lesen. Jetzt verstand er, warum seine Mutter und auch sein Vater jeden Tag die ganze Lektion lasen.
