Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Das Vorbild auf dem Berge“

Aus der Juni 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Durch die Offenbarung, die Mary Baker Eddy zuteil wurde, ist den Christlichen Wissenschaftern ein geistiges Verständnis der Lehren des Meisters verbürgt, das die Macht in sich schließt, seinen Geboten gemäß Krankheit und Sünde zu heilen und die Gewalt des Todes zu brechen. Insoweit sie dem, was ihnen damit anvertraut ist, treu bleiben, sind sie Diener der Menschheit und Führer von Völkern. Sie sind Städte, die auf Bergen des Denkens liegen, so daß alle Menschen Beweise christlichen Heilens sehen können. Keinem Propheten vor alters war größere Vollmacht und Kraft von oben gegeben, als der hingebende Christliche Wissenschafter heute hat. Und kein Christlicher Wissenschafter ist weniger verpflichtet, sich dieser ihm verliehenen Gabe zu widmen, als die Männer Gottes vor alters verpflichtet waren, ihre irdischen Aufgaben auszuführen.

Das Heilungswerk der Christlichen Wissenschaft kommt den biblischen Berichten über göttliche Befreiung der Menschen von Übel gleich, weil es aus derselben Quelle hervorgeht, die die Propheten und Apostel inspirierte. Sein Wirken heute besteht darin, die Menschen vor feindlichen Irrtümern zu warnen, die Tore des Denkens zu bewachen, den Mut zu stärken und zu veranlassen, daß die Herrschaft der Gerechtigkeit dauernder in Erscheinung trete. In mentalen Wachttürmen der Welt verkündet es die Gegenwart des Friedens Gottes.

Größere Beweise der göttlich heilenden Macht in allen Lebenslagen zu erleben ist heute zweifellos das Verlangen vieler Menschen. Die Christlichen Wissenschafter streben in ihrem eigenen Verhalten und ihren Mitmenschen gegenüber demütig und aufrichtig nach diesem Ziel. Sie haben einigermaßen verstehen gelernt, daß ein solches Heilen erfolgt, wenn das menschliche Bewußtsein die Kraft der Heiligkeit erkennt und sich ihr fügt. Und sie haben gefunden, daß die Wirkungen dieser Kraft in dem Maße sichtbarer werden, wie das Denken sich von der Betrachtung des Materiellen abwendet und in der geistigen Wirklichkeit weilt. In dem Verhältnis, wie die Menschen in jeder Lage rückhaltlos und beständig bei Gott Hilfe suchen, tritt göttliches Heilen nicht nur als eine gelegentliche Begebenheit in Erscheinung, sondern es wird zu einem ununterbrochenen Beweis der allgegenwärtigen, allerhabenen Harmonie. Es ist das Gebot des Christus, nicht eine Forderung der Sterblichkeit. Wenn wir das Vorbild, das uns Christus Jesus gab, geistig zu verstehen suchen, enthüllt es das Wesen dieser heilenden Wirkungsweise und zeigt, wie die Menschen heutzutage dem Verfahren ihres älteren Bruders erfolgreich nacheifern können.

Was Jesus über seine geistige Herkunft wußte, trug wesentlich zu seinem Heilungswerk bei. Jeder Mensch hat eine geistige Herkunft. Der Meister wußte, daß der Mensch immer das Kind Gottes, der in dem ewigen Gemüt weilende Sprößling des Geistes ist. Wenn er sich vor ein gegenteiliges Sinnenzeugnis gestellt sah, verharrte er auf dem Standpunkt geistiger Vergegenwärtigung. Was er im Augenblick der Heilung menschlich tat, war weniger wichtig. Der wichtige Umstand war sein Verbleiben in dem, was er vom geistigen Sein immer gewußt und in seinem Leben verwirklicht hatte. Seine Vorbereitung im göttlichen Bewußtsein stattete ihn aus, die Menschen von falschen Annahmen zu befreien. Nicht das, was er über die menschliche Lage erfuhr, sondern das, was für ihn immer wirklich war im ewigen Dasein, war sein wirksames Mittel.

Von dieser Höhe heiligen Bewußtseins aus trat der Meister jedem sterblichen Zeugnis entgegen und überwand es. Sein Bewußtsein gab dem, was das Böse darbot, nie nach. Aussatz, angeborene Verkrüppelung, Heuchelei, Ungerechtigkeit, Hunger, Mord, sterbliches sogenanntes Gesetz und Tod wichen vor dem geistigen Verständnis, daß der Mensch das Kind Gottes ist. Jesus fing nicht an, den Irrtum zu überwinden, wenn er sich ihm darbot. Für ihn bestand er nie, weil er sich des Vorherbestehens und des ewigen Seins des Menschen als des vollkommenen Sprößlings Gottes klar bewußt war.

Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 427): „Das unsterbliche Gemüt, das alles regiert, muß im sogenannten physischen Reich sowohl wie im geistigen als allerhaben anerkannt werden.“ Jesus tat dies. Er wußte immer, daß die geistige Tatsache nicht mit der Sterblichkeit ringt, sondern herrscht. Das sogennante körperliche Reich ist nur die falsche Daseinsauffassung, also überhaupt kein Reich. Jesus wußte, daß die Macht des unsterblichen Gemüts nie mit dem Fleisch kämpft, wenn sie das vermeintliche Reich des Körperlichen berührt. Er dachte nie, daß die göttliche Macht ihr Reich inmitten von Widerstand aufzurichten versuche. Er wußte, daß Gott überall, wo Er ist, das All-in-allem ist, und daß Gott überall ist.

Wenn das menschliche Bewußtsein das unsterbliche Gemüt, den Geist, das Prinzip, im sogenannten körperlichen Reich wirklich als allerhaben anerkennt, hört es auf, sich des Körperlichen, der Krankheit, des persönlichen Sinnes und des Bösen bewußt zu sein. Dann ist es befreit von dem Mesmerismus der Annahme von Leben in der Materie, vom Kampf gegen das Böse; dann hat es den Frieden und die Herrschaft geistigen Verständnisses. Dann erkennt man Krankheitsempfindungen nicht mehr als Aufschluß über den Zustand des Seins des Menschen an, sondern man weiß, daß das göttliche Bewußtsein die Wahrheit sagt. Auf diese Weise macht man der scheinbaren Knechtung durch das Fleisch ein Ende; auf diese Weise erreichte unser Meister schließlich die Auferstehung und die Himmelfahrt.

Göttliche Heilung ist ein Hinaufsteigen auf den Berg der Offenbarung, gleichsam eine Läuterung wie durch Feuer, ein unwiderstehliches Höherstreben des Bewußtseins, um die Gegenwart „des himmlischen Körpers in seiner Klarheit“ (2. Mose 24, 10, engl. Bibel), die geistige Wesenheit des Menschen, wahrzunehmen. Auf dem Berg der Offenbarung und der Verklärung erschien des Menschen Ewigkeit und Göttlichkeit den Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes als wahrnehmbares Sein. Sie wurden sich plötzlich bewußt und verloren dann vorübergehend aus den Augen, was für Christus Jesus beständig sichtbar war. Jesus stieg von der Höhe geistiger Wahrnehmung, wo die Ideen Gottes greifbare Wirklichkeit sind, nie hinab. Der Berg der Offenbarung wird zum Berg der Verklärung, wenn göttliche Heilung erfolgt.

Als Aaron und die Kinder Israel Mose nach seinem Erlebnis auf dem Berge Sinai sahen, „glänzte“, wie wir im 2. Buch Mose lesen, „die Haut seines Angesichts“ (34, 30), und im Evangelium des Matthäus lesen wir, daß auf dem Berg der Verklärung Jesu „Angesicht leuchtete wie die Sonne“ (17, 2). Die drei Jünger sahen und hörten Jesus und Mose und Elia miteinander reden. Die sterbliche Auffassung dieser war Männer war zum Schweigen gebracht, und die ewigen Tatsachen betreffs ihres Seins traten lebendig in Erscheinung. Die Jünger sahen, daß sie nicht an Materie gebunden, noch dem Alter oder dem Tod ausgesetzt waren, und daß sie auch nicht abwesend waren. Sie erkannten, daß die individuelle Wesenheit von jedem göttlich und ewig war.

Auf dem Berg der Offenbarung und der Verklärung, mit andern Worten, im Augenblick göttlicher Heilung, trennt sich das Denken von menschlicher Lehre, Glaubensrichtung, Heilkunde, von. Versuch und Furcht. Es ist bewußt eins mit der göttlichen Wirklichkeit und dem göttlichen Gesetz. Es kann die Schöpfung des Geistes sehen. Es kann hören, wie die Stimme Gottes erklärt, daß der Mensch Sein geliebtes Kind ist. Das Denken hört auf, der Sklave und das Opfer des materiellen Sinnes zu sein und erlebt die Freiheit der göttlichen Wirklichkeit. Die materielle Gestaltung verschwindet, und die Formen des Geistes werden sichtbar. Dem geistigeren Denken werden die Worte des Apostels Paulus offenbar, daß Leib und Geist Gottes sind.

Ein kleines Kind steht ganz natürlich auf dem Berg göttlicher Heilung, da es lernbeigierig, empfänglich, offenen Sinnes und furchtlos ist. Der Erwachsene muß bei seinem Aufstieg manchmal zurest über die Hindernisse Eigendünkel, falsche Erziehung oder inneres Widerstreben hinwegkommen. Aber die Verklärung durch Gottes Hand harrt beider. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 schreibt Mrs. Eddy (S. 10): „Die göttliche Liebe überbrückt den dunklen Übergang von Sünde, Krankheit und Tod mit Christi Gerechtigkeit, — der Versöhnung Christi, wodurch das Gute das Böse zerstört, — und man den Sieg über sich selber, über Sünde, Krankheit und Tod nach dem Vorbild auf dem Berge gewinnt.“

„Das Vorbild auf dem Berge“, das Vorbild des göttlichen Heilens, ist, wie wir in diesem Erlebnis Jesu sehen, keine menschliche Auseinandersetzung, sondern ein wortloses Erschauen. Es ist ein Vorbild göttlicher Herrschaft, nicht persönlicher Behauptung; ein menschliches Stillesein in Gegenwart der Allmacht. Es ist kein priesterlicher Konservatismus, sondern ein Muster geistigen Wagens. Diese Art des Heilens erfordert Selbstaufopferung, Reinheit, Unschuld und Opfer. Es ist eine rein geistige Art und Weise, die menschlichen Beifall, weltliche Macht und persönlichen Vorteil verschmäht. Sie kennt keine Schwäche, Kasteiung oder Schüchternheit. „Das Vorbild auf dem Berge“ hat eine geistige Hoheit, vor der jede falsche Annahme der Sterblichkeit flieht. Es ist das Vorbild für das Ausüben alles christlichen Heilens.

Als Jesus die zehn Aussätzigen heilte, war er auf dem Berge und konnte ihnen einen Schimmer ihrer wahren Wesenheit zeigen. Als er das Töchterlein des Jairus auferweckte, und als er im Grabe war, war er auf dem Berg der Verklärung und offenbarte dem menschlichen Bewußtsein den von Gott erschaffenen ewigen Menschen. Nur auf dem Berg der Offenbarung erfolgt Verklärung, weicht die Sterblichkeit der Unsterblichkeit, tritt der Beweis des ewigen. Lebens und der vollkommenen Wesenheit in Erscheinung. Nur auf der Höhe geistiger Erkenntnis verlieren wir das sterbliche Selbst aus den Augen, und kennen den Menschen, wie Gott ihn kennt. Göttliche Heilung ist das Erleben der Verklärung, die dem menschlichen Bewußtsein zuteil werdende höchste Offenbarung des Vorherbestehens des Menschen und seines — des Kindes Gottes — ewigen Seins.

Und wo ist der Berg der Offenbarung und der Verklärung? In seiner metaphysischen Bedeutung ist er mehr als eine geschichtliche Stätte in Palästina, mehr als ein bestimmter Ort, wo sich ein Wunder ereignete, das nie wiederholt werden wird. Dieser Berg ist dort, wo ein menschliches Bewußtsein seine Schuhe sterblicher Annahme auszieht und weiß, daß es an heiliger Stätte steht. Jesus war sich der Gegenwart des Berges bewußt im Richthaus, auf den Landstraßen und in den Schulen. Petrus, Paulus and Johannes waren sich im Gefängnis und in der Verbannung seiner Gegenwart bewußt. Mrs. Eddy fand ihn in Neuengland. Er besteht seit alters und steigt am Horizont der Zukunft auf. Nur diejenigen, die mit dem Christus, der wahren Idee Gottes, die die Menschen bis zum äußersten befreit, auf den Berg steigen, sehen den himmlischen Anblick. Auf dem Berg der Offenbarung und der Verklärung sind Gott wahrlich alle Dinge möglich.

Geistiges Heilen ist Christi Forderung, daß alle Christen dem, was sie predigen, entsprechend handeln; die Forderung, das zu sein, was sie bekennen; das zu tun, was sie gutheißen; menschlich demütig und geistig mächtig zu werden. Es ist der Maßstab religiöser Erkenntnis, der die Tiefe christlicher Aufrichtigkeit anzeigt. Es ist etwas, was so tief, so umfassend und so hoch ist, daß der menschliche Sinn seine Unermeßlichkeit noch nicht erfassen kann. Das Christus-Werk durchdringt allen Raum und alle Erkenntnis mit der Macht der Auferstehung aus jeder materiellen Annahme. Es ist nicht nur so weit wie die Welt, es reicht so weit wie das Denken.

Mrs. Eddy schreibt hierüber bündig (Miscellaneous Writings, S. 174): „Laßt uns aufräumen mit bloßen Theorien! Laßt uns in die Gegenwart von Ihm kommen, der alle Sünden beseitigt und alle unsere Krankheiten heilt! Laßt uns dem, was das religiöse Empfinden im Menschen anbetrifft, unsere Auffassung der Wissenschaft hinzufügen! Laßt uns in unseren Neigungen für das Prinzip empfänglich sein, das alles — vom Fallen eines Sperlings bis zum Kreislauf einer Welt — in Harmonie bewegt! Erhaben über den Bären am Himmel samt seinen Jungen, weiter als das Sonnensystem und höher als die Atmosphäre unseres Planeten ist die Wissenschaft des mentalen Heilens.“

Der Meister ließ nur drei seiner Jünger an seinem Erlebnis auf dem Berg der Verklärung teilnehmen. Heute erhebt der Christus, die Wahrheit, unzählige Menschen zu der Höhe göttlicher Wahrnehmung und Umwandlung. Göttliches Heilen erfolgt auf der geistigen Höhe und in dem geistigen Verhalten, wo Gemeinschaft mit Gott sich zu greifbarem Sein entfaltet. Dies erfordert keinen religiösen Brauch; es läßt vielmehr ein Loslösen von Kirchenbräuchen erkennen. Kein vermeintliches Bewandertsein des menschlichen Gemüts in Heilkunde, Wundarzneikunst oder Gedankenbeeinflussung kann dazu führen. Nur in dem Maße, wie das menschliche Bewußtsein sich über die sterbliche Annahme erhebt, nimmt es die Wunder wahr, die Gottes Hand wirkt. Eine in irgendeinem Zeitalter vollbrachte göttliche Heilung ist die Erfüllung des göttlichen Gesetzes; in ihr geht in Erfüllung, was den Menschen prophezeit wurde.

Überall, wo die Macht göttlicher Befreiung heute die Welt berührt, vereint sie die Herzen der Menschen, offenbart sie die Gegenwart der Ordnung des Himmels, stellt sie Gerechtigkeit her und erschließt in Forschung und Entdeckung über das sogenannte Reich der Materie hinausgehende. Möglichkeiten. Ihr Überwinden von Krankheit ist zwar von großer Reichweite, aber es ist der geringste Teil ihres Wirkungsvermögens; denn sie muß die ganze materielle Daseinsauffassung im menschlichen Denken durch die Erkenntnis der geistigen Wirklichkeit des Weltalls und des Menschen ersetzen. Ein solches Anerkennen des Ausdrucks göttliche Heilung führt in weitem Maße dazu, sowohl die Bedürfnisse von Völkern als auch der einzelnen Menschen nicht nur auf den Gebieten der Naturwissenschaft, des Wirtschaftswesens, der Regierung, des Unterrichtswesens und der Religion, sondern auch der Heilkunde zu befriedigen. Sie ist der mächtigste Einfluß, Gutes zu bewirken, den es in der Welt gibt, weil sie die den Menschen in der Christlichen Wissenschaft nach „dem Vorbild auf dem Berge“ wieder geoffenbarte Macht Gottes ist.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1952

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.