Christus Jesus wußte offenbar, daß seine von Gott eingegebene Lehre für alle Zeit und für alle Menschen war, denn er sagte ausdrücklich (Matth. 24, 35): „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Er erkannte und erklärte jedoch gleichzeitig, daß das Denken der Welt zu jener Zeit für die vollen Wahrheiten über Gott und Sein allumfassend und unaufhörlich wirkendes Gesetz der Gesundheit und der Harmonie, des Lebens und der Liebe, die er vollkommen verstand und vollständig bewies, nicht bereit war und sie nicht fassen konnte. Und so sagte der Meister das zweite Erscheinen des Christus in den von dem geliebten Jünger Johannes verzeichneten Worten voraus (Joh. 14, 16. 26): „Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich. ... Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe.“
In Erfüllung der Voraussage Christi Jesu offenbarte Gott Mary Baker Eddy die Wissenschaft des Christentums, die volle und endgültige Offenbarung des Christus, der Wahrheit, die sie der Welt im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gab. Durch dieses hervorragende Buch lehrt uns der Tröster in der Tat alles; er erinnert uns sowohl an die Lehre als auch an die Taten Christi Jesu. Der Tröster, der in Wissenschaft und Gesundheit spricht, erläutert die Worte Jesu klar und erklärt wissenschaftlich die heilenden Werke, die sein Wirken kennzeichneten.
In diesem christlich wissenschaftlichen Lehrbuch, das Mrs. Eddy unter göttlicher Anleitung schrieb, erklärt sie die geistigen Mittel und Verfahren, die Christus Jesus bei seinem Wirken anwandte, um denen, die sich in der Knechtschaft von Sünde und Krankheit befanden, Befreiung zu bringen. Dies ist so erschöpfend und doch so einfach getan, daß diejenigen, die Wissenschaft und Gesundheit demütig und ehrlich studieren und die darin dargelegten geistigen Lehren annehmen und anwenden, sowohl von sündigen, versklavenden und erniedrigenden Gewohnheiten, als auch von Krankheit Befreiung finden in Übereinstimmung mit den nie aufgehobenen Verheißungen Christi Jesu.
Die von dem Meister und seinen Jüngern vollbrachten Heilungswerke fanden bei denen freudige Aufnahme, denen die Wohltaten zuteil wurden, andere staunten darüber; aber seine geistigen Lehren, die materielle Annahmen und Bräuche zurechtwiesen, weckten bei denen, die an solchen Annahmen festhielten, Widerspruch und bitteren Widerstand. Dies veranlaßte Christus Jesus zu sagen (Matth. 10, 34): „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.“ Selbst in seinen unmittelbaren Jüngern stiegen Fragen, Zweifel, Befürchtungen und Bedenken auf, als die geistigen Wahrheiten, die der große Lehrer ihrem Denken darbot, langgehegte kirchliche Glaubenssätze und andere allgemein geglaubte materielle Annahmen zurechtwiesen und ersetzten.
Natürlich herrschen dieselben Zustände jetzt im Zusammenhang mit dem Kommen, dem Wirken und dem Annehmen der Christlichen Wissenschaft; denn diese Wissenschaft ist nichts anderes als die erneute Darlegung und Auslegung der Vorschriften Christi Jesu und die Wiedereinsetzung seines heilenden und erlösenden Wirkens.
Um die verändernde Wirkung der Wahrheit im menschlichen Bewußtsein des einzelnen zu beschreiben, gebraucht Mrs. Eddy den in seiner metaphysischen Anwendung einzigartigen Ausdruck Chemikalisation. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 453): „Recht und Unrecht, Wahrheit und Irrtum werden in den Gemütern der Schüler mit einander im Kampf liegen, bis der Sieg auf seiten der unbesiegbaren Wahrheit ruht. Der Erklärung der Wahrheit folgt eine mentale Chemikalisation, und auf die Weise wird eine höhere Basis gewonnen.“ Und sie erklärt ferner (Wissenschaft und Gesundheit, S. 168, 169): „Mit Chemikalisation meine ich den Vorgang, den das sterbliche Gemüt und der sterbliche Körper in dem Wechsel der Annahme von einer materiellen zu einer geistigen Basis durchmachen.“
Es ist wichtig, zu beachten, daß es das Wirken Gottes, der Warhrheit und der Liebe ist, was Chemikalisation verursacht. Chemikalisation steht also unumgänglich unter der Herrschaft unseres Vater-Mutter Gottes, der uns immer gütig, aber unabwendbar und machtvoll drängt, das zu sehen und anzunehmen, was für unser weiteres geistiges Wachstum nötig ist. Wir freuen uns daher über alle derartigen Bekundungen, die wohltuend sind und Gesundheit verleihen, und sind dankbar dafür; denn wir wissen,daß alles, was aus dem Wirken der Wahrheit, dem Wirken Gottes, des unendlich Guten, hervorgeht, in seiner Wirkung und seinem Ausdruck vollständig gut, einigend und beglückend sein muß.
Christliche Wissenschafter mögen zuweilen versucht sein, Chemikalisation einer vermeintlichen Macht oder einem vermeintlichen Einfluß, dem sogenannten Bösen oder dem sterblichen Gemüt, zuzuschreiben, aber das ist eine irrige Annahme. Der Wissenschafter beweist dies, wenn er freudig und beharrlich die große Tatsache anerkennt, daß Gott, das Gute, das göttliche Gemüt und die göttliche Liebe, die einzige Macht und Tätigkeit ist, und daß Irrtum oder Böses daher eine grundlose Unwahrheit, ohne Wesenheit, ohne Intelligenz oder Einfluß ist. Weil die Wahrheit immer gegenwärtig ist und immer wirkt, ist Irrtum nie gegenwärtig und wirkt nie. In dem Maße, wie der Wissenschafter seinen bisherigen Glauben an Irrtum und Übel bereitwillig aufgibt, wenn die erlösenden Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft in sein empfängliches Denken gelangen, findet er, daß Chemikalisation nicht nur schmerzlos ist, sondern Freude macht.
Für die Enthüllung der Allheit des Geistes, des göttlichen Gemüts, und des daraus folgenden Nichts der Materie — was für den menschlichen Sinn ein Wunder ist — sind wir der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft großen Dank schuldig, und wir können diese Schuld nur dadurch abtragen, daß wir uns mit Hingebung dem christlichen Heilen widmen. Das Kommen der Christlichen Wissenschaft versetzte das sterbliche Gemüt in Aufruhr; denn das erkannte und freigewordene Wirken der göttlichen Wahrheit und Liebe weckte den Widerstand dessen, was ihr Gegenteil zu sein behauptet: den Widerstand des Irrtums, der Furcht, des Hasses und der Sinnlichkeit.
Dann begann die Chemikalisation, die fortdauert und fortdauern wird, bis jede Erscheinungsform des Bösen und der materiellen Annahme durch den Geist und angewandtes geistiges Verständnis überwunden oder vernichtet ist. Das Erscheinen und Anerkennen des Christus, der Wahrheit, im einzelnen menschlichen Bewußtsein verursachte die äußere Chemikalisation oder die Ausscheidung des Bösen durch das unwiderstehliche Wirken des Guten. Was der Welt sehr not tut, ist, daß der Kampf der Wahrheit gegen den Irrtum, der Kinder Israel, derer, die Gott als die Wahrheit, das Leben und die Liebe kennen, gegen die Philister, gegen diejenigen, die zäh an falschen, materiellen Annahmen festhalten, fortdaure bis zum Ende des Irrtums — bis das Nichts jeder Annahme des Bösen und der Materie bewiesen ist.
Zu diesem Zweck müssen Christliche Wissenschafter überall mehr jenes hingebende Denken haben, von dem Christus Jesus und Mrs. Eddy beseelt waren, und das sie beschützte. Sie widmeten ihre ganze Zeit, ihr ganzes Denken und ihre ganze Tatkraft der Aufgabe, Gott und Seinem Christus zu dienen und sich selber und andere von materiellen Annahmen zu befreien.
Mrs. Eddy sagte in ihrer Predigt bei der Einweihung des Gebäudes Der Mutterkirche in Boston am 6. Januar 1895 mit Bezug auf das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch (Pulpit and Press, S. 5, 6): „Dieses Buch ist der die Religion zur Gärung bringende Sauerteig; es wirkt fühlbar in den Predigten, den Sonntagsschulen und der Literatur unseres Landes und anderer Länder. Diese geistige Chemikalisation ist die Umwälzung, die entsteht, wenn die Wahrheit den Irrtum unwirksam macht und Unreinheiten vergehen. Und sie wird fortdaueren, bis das Gegenteil des Christentums, das die beschränkten Formen einer nationalen oder gewalttätigen Religion erzeugt,der der Kirche weicht, die der Prophet von Nazareth gründete, und die auf der geistigen Grundlage des von Christus eingesetzten Heilens fortbesteht.“
Ja, Chemikalisation ist sowohl im einzelnen als auch im Denken der Welt in der Tat erfreulich; denn sie verrät das unwiderstehliche Wirken des Guten und die sichere schließliche Befreiung aller Menschen von jeder Annahme des Bösen.
