Als ich vor 30 Jahren nach einer schweren Entbindung meinen, trotz gegenteiliger Erwartung der Ärzte, lebenden Sohn in den Armen hielt, hatte ich nur den einen Wunsch — daß er niemals den Sohn einer andern Mutter verletzen oder töten müßte. Obgleich ich zu der Zeit die wahre Natur Gottes und Seiner geistigen Schöpfung im Lichte der Christlichen Wissenschaft noch nicht kannte, hatte ich doch ein starkes Gottvertrauen.
Als mir einige Jahre später inmitten schweren, nicht ganz unverschuldeten Leides die Christliche Wissenschaft angeboten und bewiesen wurde, nahm ich sie, allerdings erst nach langem Zögern, an — nicht eher als bis ich endlich bereit war, auch ihren moralischen Forderungen nachzukommen. In den folgenden Jahren verdankte ich dem Studium dieser in jeder Beziehung befriedigenden Religion allein, daß ich sowohl in gesundheitlicher wie auch finanzieller und moralischer Hinsicht eine völlige Wiedergeburt erlebte. Auch meine vorher recht unharmonischen Familienverhältnisse erfuhren eine erfreuliche Wandlung.
Als dann 1939 der Krieg ausbrach, hatte ich schon das große Vorrecht, Mitglied Der Mutterkirche und einer Zweigkirche der Christlichen Wissenschaft zu sein, bei einigen Unternehmungen der letzteren mitgewirkt und an Klassenunterricht teilgenommen zu haben. Ich hatte inzwischen die Wahrheit des Bibelwortes kennengelernt (1. Joh. 4:16): „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Ich bemühte mich daher, meinem Sohn die Augen für das Wahre und Gute in den andern Völkern zu öffnen — nachdem ich es selbst im Lichte der Wahrheit entdeckt hatte — und dieses Bestreben wurde sichtlich mit Erfolg gesegnet. So widerstand er siegreich dem Mesmerismus einer irrigen Kriegsbegeisterung und meldete sich erst nach vollendeter Schulzeit bei einer technischen Truppe, bei der er konstruktive Arbeit leisten und durch sie vielen seiner Kameraden helfen konnte.
Ich war während des Krieges manchmal lange Zeit ohne Nachricht von ihm, und als mir in einem dieser Momente der Irrtum zuraunte, daß es geradezu lieblos wäre, mir auch selbst jetzt noch keine Sorgen zu machen, erinnerte mich eine Engelsbotschaft an diese Worte unserer verehrten Führerin: „Wie die Methode in der Mathematik, so beweist die göttliche Metaphysik der Christlichen Wissenschaft die Regel durch Umkehrung“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 113). In diesem Licht erkannte ich, daß, wie Johannes sagt, „keine Furcht in der Liebe“ ist (1. Joh. 4:18), und lernte durch Umkehrung verstehen, daß also auch keine Liebe in der Furcht ist, und diese Erkenntnis machte mich frei von irrigem, menschlichem Sorgen.
Einige Zeit später hatte ich dieses Verständnis sehr nötig. Mein Sohn, der schon einige Monate in der Krim-Halbinsel stationiert gewesen war, mußte sich mit seinen Kameraden unter schwerem Artillerie- und Fliegerbeschuß bis Sebastopol durchkämpfen und dort den Abtransport abwarten. Ohne das in der Christlichen Wissenschaft gewonnene Verständnis weiß ich nicht, wie ich diese langen, bangen Wochen ausgehalten hätte. So aber tröstete mich die immer klarer gewonnene Erkenntnis, daß die Liebe — Gott — allmächtig ist, und daß die Liebe niemals materielle Waffen geschaffen hat, sondern daß diese das angenommene Produkt des Hasses, des Neides, des Stolzes, der Furcht usw. sind. Sie haben also nicht teil an der Allmacht der Liebe. Während ich dabei zuerst vornehmlich an meinen Sohn gedacht hatte, wurde ich im Verlauf der Arbeit dazu geführt, seine Kameraden und zuletzt auch seine angeblichen Feinde in meine Wahrheitserklärungen einzubeziehen.
Ich bin den christlich-wissenschaftlichen Freunden dankbar, die mir in den schwersten Augenblicken durch ihren Zuspruch Inspiration und Erleuchtung brachten. — Mein Sohn überstand die großen Gefahren ohne eine einzige Verwundung — und wir beide wissen, daß wir dafür Gott und der Christlichen Wissenschaft zu unendlichem Dank verpflichtet sind.
Auch weiterhin ruhte „der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft“ (Phil. 4:7) sichtlich auf dem Jungen. Nach dem Waffenstillstand war ich wieder lange Monate ohne jegliche Nachricht von ihm, aber ich bemühte mich, ihn frei, harmonisch, befriedigt — als Ebenbild Gottes — zu sehen. So erfuhr ich denn endlich, daß er schon im Sommer 1945 aus der Gefangenschaft heimkehren durfte, und daß er seine aus ihrer Heimat geflohenen Angehörigen wie durch ein Wunder wiedergefunden hatte.
Uns wurden die Worte unserer geliebten Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 66) voll bestätigt: „Leid hat seinen Lohn. Es läßt uns niemals da, wo es uns gefunden hat. Der Schmelzofen trennt das Gold von den Schlacken, damit das Bild Gottes in das kostbare Metall eingegraben werde.“ Obgleich seit Jahren räumlich von meinem Jungen getrennt, habe ich die große Freude, aus seinen Briefen zu ersehen, daß er ganz natürlich, auf Verständnis und Beweise gestützt, den Geist der Christlichen Wissenschaft annimmt und lebt.
Mein Zeugnis wäre aber unvollständig, wenn ich nicht die segensreiche Tätigkeit der christlich-wissenschaftlichen Feldprediger erwähnen würde, denen ich zu tiefem Dank verpflichtet bin. In treuer brüderlicher Liebe halfen sie meinem Jungen, christlich-wissenschaftliche Zeitschriften zu erhalten, die er sich anderweitig nicht beschaffen konnte. Ihrer Vermittlung verdankte ich es auch, daß ich nach einem Jahr des Wartens endlich Nachrichten von meiner, zum Teil aus ihrer Heimat vertriebenen, Familie erhielt.
Worte sind unzulänglich, um meine tiefe Dankbarkeit gegen Gott für den Christus, die Wahrheit, und für die treue und mutige Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, zum Ausdruck zu bringen. Nur ein Leben des demütigen Erkennens, des gehorsamen Befolgens und des freudigen Beweisens kann mein Ziel und mein Dank zugleich sein.— Genf, Schweiz.
Freudig und voll Dankbarkeit gegen Gott und Sein sichtbares Wirken in meinem Leben bestätige ich das obige Zeugnis meiner Mutter.
Mein Kriegseinsatz erfolgte bei einer technischen Nachrichtentruppe, bei der ich niemanden zu verletzen oder zu töten brauchte. Ich konnte sogar an meinem erstrebten Berufszweig des Ingenieurs viele praktische Erfahrungen sammeln. So gingen mir diese Jahre nicht, wie den meisten meines Alters, verloren.
In der heikelsten Lage meiner Kriegszeit — beim Verlassen der Krim — verlor ich keinen Augenblick die feste Zuversicht, daß Gott als mein Vater mir nichts zustoßen ließe. In der Tat ist es mehr als ein Zufall, die vielfältigen Gefahren ohne Schaden überwunden zu haben.
Diese wunderbaren Beweise von Gottes Fürsorge verhalfen mir, zusammen mit den einleuchtenden Erklärungen eines Ausübers der Christlichen Wissenschaft, zur Offenbarung über die allzeit gegenwärtige Möglichkeit, Christi Beispiel nachzuleben. Für diese herrliche Erkenntnis bin ich von Herzen dankbar. — München-Pasing, Deutschland.
    