„Des Herrn Tag ist nahe im Tal des Urteils.“ (Joel 4:14 [19]). Welch ein Trost ist es doch, zu wissen, daß bei unsrem Mühen in diesem Erdental der Tag des Herrn immer nahe ist.
An einem trüben Nachmittag im Frühjahr, viele Meilen von zu Hause entfernt, kämpfte ich gegen das bedrückende Gefühl einer Unentschiedenheit. Vor mir lagen zwei Kontrakte, von denen einer noch vor dem Wochenende unterzeichnet werden mußte. Täglich war ich in dieser Woche mit meinen christlich-wissenschaftlichen Lehrbüchern, der Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mrs. Eddy, zu den Sanddünen hinunter gewandert, um auf die innere Stimme der Wahrheit zu lauschen. Der eine Vertrag war für eine Stellung, die Anerkennung und Ansehen versprach, und ich war sehr in Versuchung, sie anzunehmen. Man hatte mich jedoch gebeten, beim Unterzeichnen des Kontraktes nicht zu erwähnen, daß ich Christliche Wissenschafterin sei. Der andere war ein Erneuerungsvertrag meiner gegenwärtigen Stellung. Es war ein bescheidenerer Posten, in dem ich jedoch als Christliche Wissenschafterin anerkannt und geachtet war.
Am nächsten Morgen, als ich wie gewöhnlich meine täglichen Pflichten aufnehmen wollte, konnte ich nicht aufstehen, da meine Glieder zum doppelten Umfang angeschwollen waren. Die Leiter der Schule, an der ich angestellt war, bestanden darauf, daß ein Arzt gerufen würde; er bezeichnete den Fall als Gelenkrheumatismus und verurteilte mich zu sechs Wochen im Schulhospital. Als er gegangen war, kroch ich zum Telefon um ein Telegramm an einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber aufzugeben, und ihn um Hilfe zu bitten.
Am nächsten Morgen, als die ganze Schule in der Kapelle beim Sonntagsgottesdienst war, brachte mir ein Telegramm mit den Worten unserer Führerin aus „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 393) diese herrliche Botschaft: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist.“ Ich stand sofort auf. Anfangs zitterte ich am ganzen Körper, und der Schweiß rann an mir herunter, doch ich zog mich weiter an und ging dann aus. Während ich zum Strand hinunterging, schien ein wunderbares Licht mein ganzes Innere zu durchfluten, und ich wußte nun, daß ich, gerade da, wo ich war, mich an meinem rechten Platz befand und Gottes Arbeit tat. Niemals habe ich mich Ihm näher gefühlt als damals an jenem Tage.
Ich lächelte glücklich, als Schüler und Lehrer auf dem Heimweg von der Kirche an mir vorbeikamen; und viele sahen mich an, als ob sie einen Geist sähen, denn sie hatten von der Diagnose des Arztes gehört. Am liebsten hätte ich meine Dankbarkeit hinausgeschrieen mit den Worten des Psalmisten (Psalm 104:1): „Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich.“ Statt dessen sagte ich nur: „Ich bin geheilt“; und sie konnten sehen, daß ich geheilt war, denn von der Erkrankung war keine Spur mehr vorhanden.
Wenn ich sage, daß ich in jenem Jahre dankbar und glücklich in meiner Arbeit war, so sage ich nur sehr wenig. Es bewies sich an mir, daß wir siegreich Gottes Wege geführt werden, wenn wir uns vorbehaltlos an Gott wenden und Seiner Stimme gehorchen. Einige Jahre später erhielt ich zu meiner Freude einen Brief von der Leiterin der Schule, wo ich diese Heilung erlebt hatte, in dem sie mir mitteilte, daß das Institut zu einer Schule für Christliche Wissenschafter geworden war. Wie dankbar können wir für die Wunder sein, die die unendliche, unkörperliche Liebe vollbringt, und die uns über das Erdental erhebt. — Milwaukee, Wisconsin, U.S.A.
Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.— Jeremia 17:14.
