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Die größte Liebe

Aus der Dezember 1954-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christus Jesus erklärte die hohe Aufgabe, der sein Leben unter den Menschen gewidmet war, als er sagte (Joh. 15:13): „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.“ Die Christliche Wissenschaft, die das Leben des Meisters deutet und die wissenschaftliche Bedeutung seiner Handlungen und Lehren erklärt, legt dar, daß er den sterblichen Sinn des Lebens, der ihm eigen zu sein schien, niederlegte, um zu beweisen, daß der Mensch rein geistig ist — Gottes unsterbliches Ebenbild. Und zwar tat er dies mit Hingabe an alle Menschen und Freude an seinem eigenen Vollbringen.

Dies war nicht etwa ein schmerzliches Opfer des eigenen Selbst, eine Zerstörung der Individualität, sondern ein Niederlegen des sterblichen Bewußtseins, des unwirklichen Gemüts, das sonderbarerweise den Menschen und die ganze Schöpfung materiell und zerstörbar erscheinen läßt. Des Meisters Opfer enthüllte seine geistige Individualität; und bei der Himmelfahrt verschwand der körperliche Daseinsbegriff für ihn; er erhob sich über denselben.

Es ist das sterbliche Bewußtsein — das den Anspruch erhebt, unser körperlicher Sinn zu sein — was alle lernen müssen niederzulegen auf Grund seiner Unwirklichkeit, wenn sie dem irdischen Sinn entgehen und ihr sich immer weiter entfaltendes, wirkliches Leben im Geist finden wollen. Und dies muß individuell geschehen. Die größte Liebe, die irgendein Mensch für einen anderen ausdrükken kann, ist, die sterbliche Auffassung von ihm aufzugeben, welche die körperlichen Sinne zu suggerieren scheinen, und nur die Eindrücke von Menschentum anzunehmen, die er von Gott und durch den geistigen Sinn empfängt.

Mary Baker Eddy erklärt die Tatsache, daß die Materie nur ein Gedankenbild ist, das die trügerischen materiellen Sinne entwickeln und uns suggerieren. Die Materie bleibt immer ein subjectiver Zustand des sterblichen Denkens und nimmt nur die Bedingungen an, die die menschliche Annahme ihr zuerteilt — gleichwohl ob sie hart oder weich, nahe oder fern, tief oder hoch zu sein scheint. Die Gefahr liegt darin, daß wir die Materie als wahre Substanz ansehen, die außerhalb unseres Denkens liegt. Wenn wir das nämlich tun, so schließen wir uns tatsächlich aus dem Reich des Geistes mit seiner göttlichen Atmosphäre und seinem Weltall geistiger Ideen aus. Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 167): „Die angebliche Welt in uns scheidet uns von der geistigen Welt, die von der Materie getrennt ist und uns miteinander verbindet.“

Wenn wir den sterblichen Begriff von dem Menschen und der Welt ruhig betrachten und in ihm nur eine begrenzte und falsche Vorstellung von dem erkennen, was tatsächlich gegenwärtig ist, dann verlieren wir unsere Furcht vor der Materie und den Sterblichen. Wir erkennen, daß unsere Aufgabe darin besteht — nicht etwa eigenwillig „die angebliche Welt in uns“ zu berichtigen, sondern voll und ganz ihr Nichts zu verstehen, und diese scheinbare Welt auszutauschen gegen das geistige Reich Gottes, das in dem wirklichen Menschen wohnt. Welch größere Liebe können wir ausdrücken, als uns getreulich an den Vater zu wenden und auf Ihn zu harren, damit Er uns durch Sein Gesetz den richtigen Begriff von Menschen und Umständen entfalte? Wenn wir einen anderen bitter verurteilen, halten wir dann nicht fest am falschen Begriff des sterblichen Gemüts, der jenen andern verabscheuenswerter Elemente beschuldigt? Verschließen wir damit nicht die Augen gegen die „geistige Welt, die von der Materie getrennt ist und die uns miteinander verbindet“?

Christus Jesus verlangte von uns, daß wir nicht nur unseren Nächsten, sondern auch unseren Feind lieben. Er sagte (Matth. 5:44): „Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.“ Im griechischen Text wird das Wort „lieben“ an dieser Stelle emporgehoben über die gewöhnliche Bedeutung von menschlicher Zuneigung, die von dem grieschischen Wort philein ausgedrückt wird, zu dem Wort agapan, das die höhere, geistige Bedeutung von Liebe ausdrückt. Nur dieser höhere Begriff von Liebe ist fähig und auch bereit, die Eindrücke zurückzuweisen, die die sterblichen Sinne uns bieten, und die Vollkommenheit des Menschen und des Weltalls zu erkennen — wie Gott sie geschaffen hat.

Mrs. Eddy erklärt diese innere Verantwortlichkeit gegenüber unseren Feinden in ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften). Sie fragt, (S. 8): „Wer ist dein Feind, daß du ihn lieben solltest? Ist er ein Wesen oder ein Ding außerhalb deiner eigenen Schöpfung?“ Sie fährt fort: „Kannst du einen Feind sehen, es sei denn, du bildest ihn zuerst in deinem eigenen Denken und betrachtest dann das Objekt deiner eigenen Vorstellungen?“ Und darauf beantwortet sie ihre eigenen Fragen in der folgenden Weise: „Sieh einfach das als deinen Feind an, was das Christus-Bild, das du widerspiegeln solltest, entweiht, entstellt und entthront.“ Also ist es ganz klar, daß unser einziger Feind die Feindschaft ist — der falsche Begriff, „die fleischliche Gesinnung“, von der Paulus sagt, daß sie „Feindschaft gegen Gott“ ist (Röm. 8:7).

Unsere eigene Demonstration der Reinheit ist der Schlüssel zum Annehmen oder Abweisen des sterblichen Begriffs von einem anderen. Die reines Herzens sind, sehen, was Gott sieht, und sie freuen sich an der Eintracht der geistigen Ideen. Die Unreinen nehmen das Trugbild des sterblichen Gemüts an, die Lüge des Lügners, und treten damit auf die Seite des Irrtums. So schieben sie den Tag ihrer eigenen Erlösung von den Trugbildern der sterblichen Annahme hinaus, mit denen die körperlichen Sinne sie verführen wollen.

Geistige Befreiung, die so wichtig ist für die Menschheit, kann nicht anders erlangt werden als in der Weise, die der Meister uns lehrte, und die die Christliche Wissenschaft erklärt. Wenn wir den körperlichen Daseinsbegriff aufgeben, so finden wir unser wahres Selbst und das der andern; wir lernen verstehen, daß Gott das Alles-in-allem ist und der Mensch Seine untrennbare Widerspiegelung — liebevoll, gesund, dem Prinzip gehorsam, unsterblich und unwandelbar. Wenn wir unser Leben dieser wahren Daseinsauffassung weihen, die wir durch das geistige Verständnis erlangen, bekunden wir die größte Liebe, die es geben kann.

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