Jesu Gleichnis von den verteilten Zentnern oder Pfunden weist hin auf eine Tatsache in der Christlichen Wissenschaft, die alle, die ihr Beachtung schenken, in hohem Maße segnet. Es ist diese, daß jedes jetzt menschlich erscheinende Erfahrungsgebiet verbessert werden kann, und zwar durch Mittel, die uns allen durch diese Wissenschaft frei zur Verfügung stehen.
Ohne den Versuch zu machen, alles zu deuten, was der Meister mit seinem Gleichnis sagen wollte, können wir doch gewisse Gedanken darin unverkennbar wahrnehmen. Jesus war der Natur Gottes, des unendlichen Guten, gewahr, sowie der Natur des Menschen — eines jeden Menschen — des vollkommenen und unbegrenzten Ausdrucks dieses Guten. Zugleich beobachtete er mit begreiflichem Erbarmen, wie wenig die Menschen in seiner Umgebung dieser Tatsachen eingedenk waren. Sie verhielten sich wie Erben eines großen Besitzes, die noch nichts von ihrer Erbschaft wissen und deshalb weiterhin in Armut leben. Mit diesem Gleichnis wollte er offenbar die Menschheit dazu aufrütteln — seine Zeitgenosssen und seine Nachfolger, uns alle einbegriffen — sich dieses Reichtums, den wir tatsächlich besitzen, bewußt zu werden.
Zweifellos erkannte er, daß das einzige, was uns davon abhalten kann, uns dieses Reichtums freudig bewußt zu sein und ihn uns zunutze zu machen, Mangel an Glauben ist — das Versäumnis, ihn in seiner wahren Natur verstehen zu lernen. Daher die starken Worte, die er an denjenigen richtete, der diesen Bewußtseinszustand zugelassen hatte — den Knecht, der einen Zentner erhalten und nichts damit unternommen hatte. Jesus läßt den Herrn der Knechte zu ihm sagen (Matth. 25:26): „Du Schalk und fauler Knecht.“
Offensichtlich stellt dieser Knecht die Art Denken dar, die noch nicht die Tatsache erfaßt hat, daß alles Gute, das für den sterblichen Sinn wahrnehmbar wird, immer nur ein Hinweis auf das Vorhandensein von noch weit mehr Gutem ist — von dem tatsächlich völlig uneingeschränkten Guten. Es ist ein dem Wesen nach so falsches Denken, daß es schließlich keinen Glauben mehr finden kann, das aber, bevor es berichtigt ist, den eigenen Begriff des Guten zu verdunkeln droht. Jesus deutete dies durch die Worte an, die er den Herrn der Knechte wiederum sprechen ließ: „Darum nehmt von ihm den Zentner.“
Betrachten wir dagegen seine Worte an die anderen Knechte, an diejenigen, deren Verständnis des Guten, das sie empfangen und entsprechend vermehrt hatten, klarer war: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!“
Im Licht der Christlichen Wissenschaft kann die praktische Bedeutung, die dieses Gleichnis für uns hat, nicht mißverstanden werden. Es ist klar, daß alles Gute, das uns je in der Vergangenheit oder jetzt erreicht hat, nur eine Andeutung ist des noch größeren Guten, das stets für uns bereit und demonstrierbar ist, ja, das selbst in der Stunde, da wir es geistig wahrnehmen, sowie in allen folgenden Zeiten, demonstriert werden kann. Deshalb brauchen wir nicht mit den Worten des Knechtes, der den einen Zentner empfangen hatte, zum Herrn zu sprechen: „Ich wußte, daß du ein harter Mann bist.“ Wir wissen, daß der Eine, dem wir dienen, das göttliche Prinzip, das uns regiert und das in Wirklichkeit alle harmonischen Zustände unseres Lebens schafft, weder hart noch beschränkend, sondern im höchsten Maße und unendlich wohltätig ist; und wir wissen, daß die Christliche Wissenschaft und die Mittel verleiht, diese erhabene Tatsache zu beweisen und so auf jedem Gebiet unserer Erfahrung noch einen volleren Augenschein des Guten zu erleben.
Die Gewißheit dieser Tatsache selbst und die Führung, die für ihr Beweisen nötig ist, sind von der geliebten Entdeckerin und Gründerin Mary Baker Eddy in dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ und in ihren anderen Werken erschöpfend dargelegt worden. So schreibt sie zum Beispiel in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 6): „Gott ist nicht getrennt von der Weisheit, die Er verleiht. Die Talente, die Er gibt, müssen wir pflegen.“ In „Miscellaneous Writings“ (S. 183) erklärt sie: „Alles, was Gott möglich ist, ist auch dem Menschen als der Widerspiegelung Gottes möglich.“ Und in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ faßt sie die Beweismethode dieser Erklärungen in einen einzigen Satz zusammen. Sie schreibt (S. 160): „So zu leben, daß das menschliche Bewußtsein in beständiger Beziehung mit dem Göttlichen, Geistigen und Ewigen bleibt, bedeutet, die unendliche Kraft individuell zum Ausdruck zu bringen; und das ist Christliche Wissenschaft.“
Weder in diesen Zitaten, noch an anderer Stelle in ihren Schriften, findet sich ein Hinweis, daß irgendein Umstand je die Kraft haben könnte, unseren Fortschritt im Beweisen dieser Dinge aufzuhalten. Unsere Aufgabe besteht darin, wachsam zu sein, damit wir nicht glauben, es gäbe einen solchen Umstand, und dann dementsprechend denken und handeln.
Welches sind nun einige dieser „Zentner“ oder „Pfunde“, die Gott uns verleiht?
Da ist das „Pfund“ der Gesundheit. Gott gibt sie uns, weil sie ein Teil Seiner Natur ist, und weil wir durch unser Einssein mit Ihm Seine Natur zum Ausdruck bringen. Es ist dies eine Gesundheit, die weder gebessert werden kann, noch der Besserung bedarf, da sie bereits vollkommen ist. Ebenso ist sie unveränderlich — immerdar unberührt von Ungewißheit und Sorge, absolut sicher ruhend in ihrer eigenen Natur und ohne jede Möglichkeit, etwas anderes zu sein als der Ausdruck der ungehemmten und unwiderstehlichen göttlichen Harmonie. Das ist die wahre Natur der einzigen Gesundheit, die es gibt — der Gesundheit Gottes und der eines jeden von uns als Seiner Widerspiegelung.
Hiervon freilich sehr verschieden ist die Vorstellung von Gesundheit, die die Menschheit hegt, denn sie ist, gleich dem Bild, das das sterbliche Gemüt von allem hat, begrenzt und zweifellos der Wandlung zum Bessern oder Schlechtern unterworfen. Doch Mrs. Eddy bekämpft diese unglückselige Vorstellung mit den nachdrücklichsten wissenschaftlichen Zusicherungen. Sie erklärt die wahre Natur der Gesundheit; sie zeigt ferner, daß das Verständnis von dieser wahren Natur den falschen Begriff von Gesundheit verscheucht und den Ausdruck der wahren Gesundheit hervorbringt. Selbst menschlich gesehen ist daher Gesundheit nicht etwas, was sich unserer Beherrschung entzieht, ungeachtet dessen — oder mehr oder weniger ungeachtet dessen — was wir dafür tun mögen. Es ist auch nicht etwas, was schließlich entarten und verschwinden muß. Es ist das, worüber wir durch die Wissenschaft uneingeschränkte Herrschaft haben können. Es ist eines der „Pfunde“, die wir pflegen müssen und können.
Trifft diese Behauptung auf jedermann zu? Kann dies zum Beispiel gesagt werden von den Männern und Frauen, die in den Herresdienst eintreten? Die Antwort, die die Wissenschaft gibt, ist ein einfaches „Ja“ — ohne Vorbehalt. In allen Lagen, denen diese Männer und Frauen ausgesetzt sein mögen, kann ihre Gesundheit nicht nur uneingeschränkt erhalten bleiben, sie kann sogar noch gebessert werden. Auf welche Weise? Durch zunehmendes Verständnis von dem, was Gesundheit tatsächlich ist. Durch die Erkenntnis, daß sie selber nicht materiell, sondern geistig sind; daß sie nicht in einem materiellen Körper leben, sondern in dem unendlichen Gemüt, der Seele. Wenn sie in dieser Weise erkennen, daß Gesundheit in der eigentlichen Natur aller Dinge liegt — in der Natur Gottes, der einzigen Gegenwart, und in ihrer eigenen wahren Natur als Gottes Widerspiegelung — dann können sie in besserer physischer und mentaler Gesundheit heimkehren, stärker und freier, als sie es bei ihrem Weggang waren; und viele haben dies bereits bewiesen.
Gilt das hier im wesentlichen Dargelegte für jeden Menschen und in jeder Phase seines menschlichen Lebens: in der Zeit der sogenannten Kinderkrankheiten, die, wie man annimmt, Kinder durchzumachen haben; der Zeit der Entwicklung, wenn sie andern Gefahren ausgesetzt zu sein scheinen; dann im Alter des heranreifenden Jünglings und Mädchens; in den mittleren Jahren oder in einem der späteren Zeitabschnitte der individuellen menschlichen Erfahrung? Die einfache Antwort der Wissenschaft auf diese Fragen ist, daß es keine Ausnahme zu der Regel gibt —, daß zu jeder Zeit die Gesundheit eines jeden auf dem normalen Standpunkt erhalten oder, wenn nötig, wiedererlangt, ja sogar noch übertroffen werden kann. Das gleiche Maß an Gutem steht zu dieser wie zu jeder anderen Zeit zu unserer Verfügung, und unser Begriff von Gesundheit kann sich jederzeit mehr der wahren Gesundheit angleichen.
Wenn jemand trotz ernsten Bemühens noch keine bessere Gesundheit erlangt hat, so liegt dennoch zu Bestürzung kein Grund vor. Er kann weiterhin Trost und Gewißheit aus der Tatsache schöpfen, daß wahre Gesundheit sein gottverliehenes Recht ist; daß es nur eines umfassenderen geistigen Verständnisses bedarf, um dies als wahr zu beweisen, und daß dieses erforderliche Verständnis für ihn verfügbar und natürlich ist.
Wie verhält es sich nun mit der Inspiration? Den Christlichen Wissenschaftern ist dieses „Pfund“ nicht unbekannt. Während wir die Lektionspredigt aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft studiert oder eine Behandlung gegeben haben oder unseren übrigen Geschäften nachgegangen sind, haben wir wohl schon das spontane Einströmen guter und wahrer Gedanken erlebt — Gedanken, die die Natur Gottes ausdrücken und daher von Gott kommen. Eine solche Erfahrung ist nicht nur eine Freude an sich, sie gibt uns nicht nur die Überzeugung, daß unsere Füße fest auf dem Felsen stehen, und dementsprechend die beglückende Gewißheit des Guten, sondern sie hat auch fraglos etwas für die menschlichen Zustände getan, mit denen wir uns beschäftigten. Solche Inspiration hat die Kranken geheilt, für die wir arbeiteten, sie hat uns mehr Erleichterung und Erfolg bei der Abwicklung unserer verschiedenen Geschäftsangelegenheiten gebracht und uns noch andere Beweise des Guten geliefert.
Wie sollen wir eine solche Inspiration ansehen? Als etwas Außergewöhnliches, als etwas, das kommt und geht, das vielleicht heute in geringerem Maße zur Verfügung steht als morgen? Sollen wir annehmen, daß das wunderbare Ausmaß der ehedem erlebten Inspiration nun nicht mehr für uns möglich sei? Oder, daß ein noch reicheres Maß, das wir erhofften und erbeteten, nicht mehr im Bereich des Möglichen liege?
Eine solche Einstellung gegenüber unseren geistig erleuchteten Augenblicken wäre ein Mißverstehen ihres wahren Charakters und ihrer Bedeutung. Wie die Christliche Wissenschaft klar ausführt, ist Inspiration, weder für uns selbst noch für irgend jemand, tatsächlich etwas Außergewöhnliches. Es ist weder ein Erregungszustand des menschlichen Denkens, noch etwas, das notwendigerweise begrenzt ist oder das sich abnützen und schwankend sein kann. Was wir menschlich an wahrer Inspiration erlebt haben, ist gewissermaßen eine Erkenntnis der Wirklichkeit gewesen, und somit ein Beweis der Wirklichkeit. In gewissem Grade ist die wahre Natur des göttlichen Gemüts und unseres eigenen wahren Selbstes in Erscheinung getreten. Doch auch im besten Falle ist dies nur eine Andeutung der vollkommenen, sich fortdauernd entfaltenden und ewig unbegrenzten Inspiration des Gemüts und des Menschen gewesen.
Die Suggestion, daß unsere Inspiration jetzt nicht mehr in gleichem oder in sogar höherem Maße wie in der Vergangenheit für uns möglich sei, ist daher widersinnig. Eine solche Suggestion muß mit der Autorität der Wahrheit zurückgewiesen und verworfen werden, der Wahrheit nämlich, daß die einzig existierende Inspiration vollkommen und unveränderlich ist, die Inspiration des unendlichen göttlichen Gemüts, das ein jeder von uns in vollkommener Weise widerspiegelt. So ist die Inspiration, die wir menschlich erlebt haben, nur ein Schluck aus dem Quell, der ewig strömt, ja überfließt. Dies ist ein anderes der „Pfunde“, die wir pflegen müssen und können.
Die Wissenschaft macht es einleuchtend, daß kein menschlicher oder materieller Zustand die zur Verfügung stehende Inspiration einschränkt. Weder Jugend noch Alter, weder Gesundheit noch Krankheit, weder Armut noch Wohlstand noch irgendein anderer Zustand hat tatsächlich die Kraft, das Entfalten unserer wahren Inspiration aufzuhalten. Nur eine gegensätzliche und völlig unbegründete Annahme könnte es so erscheinen lassen. In dem Maße, wie wir uns durch unser geistiges Verständnis von dieser Annahme befreien, beweisen wir die göttliche Tatsache; und dieser Beweis kann natürlich andauernd sein und noch zunehmen.
Schon oft haben sich sehr überzeugende Beweise für die beständige Verfügbarkeit der göttlichen Inspiration ergeben. Der Prophet Elias war einst so „niedergeschlagen“, wie man zu sagen pflegt, so ohne jede Inspiration, daß er in die Wüste floh und um sein Ende betete. Jedoch nach wenigen Tagen, in denen er die Art seines Betens geändert hatte, wurde er göttlich gespeist und geführt, das „stille sanfte Sausen“ zu hören, und er schritt voran zu dem größten all seiner großen Beweise der Gegenwart und Macht Gottes. Wenn es je in Jesu Leben einen Moment der Niedergeschlagenheit gegeben hat, dann muß es am Kreuz gewesen sein, als er ausrief (Matth. 27:46): „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Aber am dritten Tage hatte seine Inspiration den Tod überwunden.
Auch in unserer Zeit haben Christliche Wissenschafter wiederholt erfahren, daß ein besseres, ja selbst das klarste Verständnis, das sie je hatten, der Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit auf dem Fuß folgen kann. Wir verstehen, warum dies so ist. Weil das Wirkliche in seiner Fülle, die unbegrenzte Inspiration des Gemüts und des Menschen, niemals auch nur einen Zentimeter an Raum oder eine Minute an Zeit abseits liegt. Sie steht immer gerade an der Pforte unseres Bewußtseins, wie es menschlich den Eindruck macht, bereit einzuströmen, sobald wir die Tür öffnen. Wenn zu Zeiten diese Tür schwer zu öffnen scheint, so brauchen wir doch nicht beunruhigt zu sein. Wir sind immer fähig, sie zu öffnen. Wir können immer erkennen, um es noch besser auszudrücken, daß es nicht einmal eine Tür gibt zwischen uns und dem Gemüt, von dem die Inspiration ausgeht. Es ist unser Gemüt.
Wenn man nach einer einzigen Bezeichnung für all die anvertrauten Pfunde suchte, so könnte man wohl kaum eine passendere finden, als das Wort „Ausdruck“. Tatsächlich ist es das, was jeder von uns nicht nur hat, sondern ist — Ausdruck all der Eigenschaften, all der Funktionen des unendlichen Gemüts. Solcher Art ist das Pfund, das ein jeder von uns als Idee Gottes besitzt. Die praktische Bedeutung dieser Offenbarung der Christlichen Wissenschaft braucht kaum hervorgehoben zu werden. Denn es ist einleuchtend, selbst für die übliche menschliche Denkungsart, daß der kleinste allgemeine Nenner alles Leidens einfach „begrenzter Ausdruck“ ist. Jemand scheint unfähig, das auszudrücken, was er ausdrücken sollte — Gesundheit oder Inspiration oder sonst etwas. Und hier liegt die Schwierigkeit.
Wir haben das Recht, uns bewußt zu bleiben, daß es nur das sterbliche Gemüt ist, das ein solches Bild darbietet. Tatsächlich ist jede Erscheinungsform beschränkten Ausdrucks vollständig unwahr. Es ist tierischer Magnetismus, mesmerische Illusion und muß als solche behandelt werden, und zwar mit aller Kraft und Sicherheit, die die Wissenschaft gibt. Wir können in einem solchen Falle erkennen, daß das Leiden nicht in unser wahres Sein eindringt, aus dem einfachen Grunde, weil unser wahres Sein Gottes vollkommener und unbegrenzter Ausdruck ist — des göttlichen Gemüts eigener unendlicher Ausdruck. So erkennen wir also, daß das Leiden bei all seiner scheinbaren Wirklichkeit und vielleicht großen Beharrlichkeit, nur den schwachen und äußerst illusorischen Charakter einer falschen Annahme hat, welche für den, der die Wahrheit erkennt, in natürlicher Weise und mitsamt seinen scheinbar stützenden Beweisen verschwindet.
Der von uns gesuchte, verbesserte Ausdruck wird nicht immer in der Art in Erscheinung treten, die wir für die wünschenswerteste hielten. Er wird dann in der besten Weise kommen, wenn wir ihn aufrichtig und Jesu Mahnung eingedenk suchen (Matth. 6:33): „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ Was wir offensichtlich für jede fortschreitende Demonstration in der Wissenschaft brauchen, ist eine zunehmende Erkenntnis der Natur Gottes und unserer eigenen Natur als Ausdruck Seiner Gerechtigkeit. Auf Grund dieser Erkenntnis werden uns die menschlich notwendigen Dinge „zufallen“, wie Jesus sagte. Mit andern Worten, durch verbesserte Erkenntnis der Natur Gottes haben wir den verbesserten Ausdruck Seiner Natur, der unter den jeweiligen Umständen wünschenswert ist.
Dies ist der Fall im Hinblick auf jede Fähigkeit, auf jedes Anzeichen wahren Seins. Es gilt also auch in Bezug auf die Sehkraft. Schwierigkeiten im Sehen, ob mentaler oder körperlicher Art, bedeuten lediglich ein Nicht- Erkennen der Tatsache, daß das vollkommene Wahrnehmen des unendlichen Gemüts unsere eigene Fähigkeit ist. Wenn wir erfassen, was Sehen wirklich bedeutet, nämlich das folgerechte Attribut der göttlichen Intelligenz, und wenn wir verstehen lernen, daß sein vollkommener Ausdruck die eigentliche Natur unseres Seins ist, dann verschwindet vor dieser Erkenntnis der falsche und begrenzte Begriff des Sehens.
Dasselbe trifft zu in Bezug auf das Gehör; dasselbe gilt für das Gefühl. Wenn wir darin nicht das erleben, was als normal, als befriedigend betrachtet wird, dann bedürfen wir nur eines besseren Verständnisses von dem geistigen und vollkommenen Charakter der entsprechenden Funktion, nämlich, daß es eine unveränderliche Funktion des einen unendlichen Gemüts ist, die unmittelbar von uns ausgedrückt wird. Je mehr wir diese große Wahrheit begreifen, je mehr wir uns von der falschen Erziehung, die uns zu dieser Annahme brachte, abwenden und erkennen, daß wir geistig und als Ausdruck Gottes keiner Schädigung ausgesetzt sind, umso mehr finden wir, daß der falsche Begriff von uns abfällt und der wahre in Erscheinung tritt.
Genau so ist es im Hinblick auf Kraft und Nützlichkeit, auf Versorgung und unsere menschlichen Beziehungen, auf Weisheit, Liebe und alles wahrhaft Erstrebenswerte. Einen unzulänglichen Begriff von einem dieser Dinge in sich tragen, bedeutet nur einen Mangel an Erkennen des Wirklichen, und wir müssen erfassen, daß das Wirkliche das Angemessene und Immergegenwärtige ist und daß es in unserem Sein immerdar in vollkommener Weise zum Ausdruck kommt. In dem Maße, wie wir es erfassen, erscheint der notwendige Beweis dieser göttlichen Tatsache. Das „Pfund“ wird dann gepflegt und dementsprechend „gehen [wir] ein zu [unseres] Herrn Freude.“
