Die erste Weihnacht! Ein Kindlein in der Krippe. Die Weisen aus dem Morgenlande bringen ihre kostbaren Gaben dar. Die bescheidenen Hirten legen ihre schlichten Opferspenden zu den Füßen des Kindes nieder. Die Hoffnung, die in den Herzen der Menschen aufkeimt, daß der menschlicher Erlöser gekommen sei, um die Menschheit aus der Knechtschaft eines militärischen Diktators zu befreien.
Welche Bedeutung hat dieses weit zurückliegende Ereignis für dich und mich? Es kündigt das Abbrechen der Materialität an, die die Menschheit seit undenklichen Zeiten in den Fesseln der Sünde und Krankheit, der Disharmonie und des Todes gehalten hat. Es verheißt die universelle Erlösung von allem irdischen Leid. Mary Baker Eddy bringt ihre Anschauung von der Bedeutung der Weihnacht zum Ausdruck und schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 262): „Ich feiere Weihnachten mit meiner Seele, meinem geistigen Sinn, und gedenke so des Kommens des Christus in das menschliche Verständnis, aus dem Geist, aus Gott geboren, und nicht von einem Weibe — als die Geburt der Wahrheit, als das Aufdämmern der göttlichen Liebe, die über dem Dunkel der Materie und des Bösen mit der Herrlichkeit des unendlichen Seins aufgeht.“
Bei Jesu Geburt empfing die Menschheit mit großer Kraft die volle Augenscheinlichkeit des Christus, seiner geistigen Natur. Während Jesu gesamter Erdenlaufbahn tat er den Christus kund, die ewige geistige Natur Gottes. Durch seine herrliche Demonstration der Macht des Geistes über das Fleisch, bewies er sein Einssein mit Gott. Und sein Beispiel, das in der Christlichen Wissenschaft erklärt und verständlich gemacht wird, befähigt die Menschen, ihm in seinen Fußtapfen nachzufolgen, und die großen Werke zu wiederholen, die er vollbrachte.
Es war jedoch nicht in erster Linie Jesu Mission, die Menschen von ihren Disharmonien zu befreien. Er kam, um ihnen, individuell und kollektiv, die größte aller Gaben zu offenbaren, durch die jede menschliche Notdurft gestillt wird. Diese Gabe ist der ewige Besitz eines jeden Mannes, Weibes und Kindes. Jesus bezog sich auf diesen kostbaren Schatz mit folgenden Worten (Joh. 10:11): „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Und Paulus schrieb (Röm. 6:23): „Die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserm Herrn.“
Jesus, der Wegweiser, erfüllte wahrlich das Amt des Christus; das heißt, mit jedem Gedanken und mit jeder Tat demonstrierte er die göttliche Natur. So bewies er, daß er untrennbar von seinem Vater, dem ewigen Leben war. Dies verlieh ihm Herrschaft über die ganze Erde. Durch die Offenbarung und Anwendung der Christlichen Wissenschaft lernen auch wir, unser Denken mit dem Christus zu identifizieren und die Unwirklichkeit einer jeden sterblichen Annahme zu beweisen, indem wir sie durch die errettende und lebenspendende Macht des Christus ersetzen.
Laßt uns unser Verständnis vom ewigen Leben nicht nur auf die Vorstellung eines fortdauernden Daseinszustandes beschränken. Laßt es uns statt dessen als eine sich entfaltende Erfahrung des unbegrenzten Guten und der freudigen, zweckvollen Leistung erkennen. Das ewige Leben läßt allen ununterbrochene Spontaneität, Freiheit und Freude zuteil werden. Es teilt Schönheit mit, Ausgeglichenheit, Anmut und Zartheit. Die Gabe des ewigen Lebens stattet alle Menschen mit Wachsamkeit, geistiger Kraft und Fähigkeiten aus. Es verleiht Sicherheit, Geborgenheit und die Gewißheit des immergegenwärtigen Guten. Es offenbart, daß der Mensch als der vollkommene Ausdruck der Natur Gottes jetzt und immerdar im mentalen Reich der himmlischen Harmonie wohnt. Laßt uns diese ewigwährende Gabe, die uns die göttliche Liebe verliehen hat, anerkennen und genießen.
Wenn wir erfassen, daß alle Menschen mit solch reichen Fähigkeiten ausgestattet sind, kann jeder einzelne von uns seine Herrschaft über alles Erdenleid beweisen und so die Wahrheit von Mrs. Eddys Erklärung demonstrieren (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 368): „Das größte Unrecht ist nur ein angebliches Gegenteil des höchsten Rechts.“ Diese Behauptung weist auf die wissenschaftliche Methode hin, die sterblichen Annahmen durch das Wirken des Christus zu überwinden. Eine materielle Lage oder ein materieller Umstand, ob dem Anschein nach gut oder böse, groß oder unbedeutend, ist niemals eine Wirklichkeit, sondern immer eine falsche Annahme, eine Lüge. Sie wird durch die Erkenntnis der geistigen Tatsache, des höchsten Rechtes, entfernt. Durch Gebet und Praxis muß der Christliche Wissenschafter lernen, jede materielle Annahme gegen ihr geistiges Gegenteil auszutauschen. Wer dies tut, erlangt beträchtliches Wachstum und menschliche Besserung.
Es gab im Leben des Apostels Paulus, damals noch als Saul bekannt, eine Zeit, da er in erbitterter Gegnerschaft danach trachtete, Jesu Nachfolger zu ergreifen und ins Gefängnis zu werfen. Er war jedoch aufrichtig, wenn auch ohne Kenntnis der christlichen Wahrheiten. Als das Licht des Christus in ihm aufdämmerte, gab er das große Unrecht auf, welches ihn in Bann gehalten hatte und nahm das höchste Recht an, nämlich dem Volk das Evangelium des Christentums zu predigen. Durch die Macht des Christus hob Jesus Maria Magdalena aus den Tiefen des Irrtums heraus, und sie wurde augenblicklich zur treuen Jüngerin des Meisters.
Mögen alle, die heute hoffnungslos und entmutigt sind, Mut fassen, wenn sie die Bedeutung der Weihnachtsgeschichte überdenken. Die falschen Annahmen einer bösartigen Krankheit, eines verwirrten Sinnes, sittlicher Unzulänglichkeit oder überwältigender Probleme in Heim, Kirche, Gemeinde oder Nation sind nichts anderes als gewaltige Lügen, nutzlos und machtlos angesichts des Verständnisses der stets verfügbaren geistigen Ideen. Jesus, der in eine von Bitterkeit, Sünde und Streit zerrissene Welt hineingeboren wurde, übte, wo er auch war, das Amt des Christus aus und demonstrierte Frieden, Gesundheit, Harmonie und Herrschaft. Stets behauptete er das höchste Recht und bewies die Unwirklichkeit der Lüge. In jeder Erfahrung demonstrierte er ewiges Leben, die Tatsache, daß das Reich Gottes hier und inwendig in uns ist.
Im Hinblick auf den bedeutenden Beitrag, den Jesus zur Erlösung der Menschheit leistete, schreibt Mrs. Eddy (Rückblick und Einblick, S. 91): „Was dieser Prediger auf den Bergen, dieser Lehrer am Seegestade für das Menschengeschlecht getan hat? Frage vielmehr, was er nicht getan hat. Seine heilige Demut, Weltabgewandtheit und Selbstvergessenheit bewirkten unendlichen Segen.“ Und im nächsten Abschnitt fährt sie fort: „Möchten wir die Schuhriemen seiner Christlichkeit lösen, das Vermächtnis seiner Liebe erben und die Erfüllung seiner Verheißung erlangen:, So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren‘.“
Möge jeder Christliche Wissenschafter zu dieser Weihnachtszeit einen tiefen Zug aus den lebendigen Wassern des ewigen Lebens tun und so tieferes Verständnis für Jesu Mission erlangen. Dann wird er im täglichen Leben durch innigere Hingabe und durch reineres Streben die praktisch anwendbare Natur des immergegenwärtigen Christus in noch vollerem Maße erleben.
