Wenn Weihnachten uns in den Schoß der Familie heimruft, dann ist es wohl angebracht, sich eines höheren Begriffes von Heim und von den Freuden geistiger Wiedervereinigung bewußt zu werden. Die Christlichen Wissenschafter verstehen, daß Heim „Himmel“ bedeutet, wo die Ideen Gottes von dem Band glücklicher Brüderschaft umschlossen sind. Da, wo wir die Wärme geistiger Zuneigung, die Kraft geistigen Lebens und die Freude geistiger Errungenschaften empfinden — da ist Heim! Wenn wir die geistige Bedeutung von Heim erfaßt haben, dann verlieren für uns die Festlichkeiten der Weihnachtszeit ihren Wert und statt dessen regiert und herrscht der Christus in unserem Familienkreise sowohl wie in unserer Weihnachtsfreude.
Das Weihnachtsfest in der Familie nimmt eine neue Bedeutung an, wenn sein geistiger Sinn erkannt wird. Mary Baker Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S 58): „Das Heim ist der liebste Fleck auf Erden, und es sollte der Mittelpunkt, wenn auch nicht die Grenze der Neigungen sein.“ Sie sagte auch an anderer Stelle: „Das Heim ist nicht ein Ort, sondern eine Macht. Wir finden unser Heim, wenn wir zum vollen Verständnis von Gott kommen“ (Twelve Years with Mrs. Eddy von Irving C. Tomlinson, S. 156).
Das wahre Heim ist kein Ort, sondern ein Zustand des geistigen Bewußtseins. Es ist im Gemüt — niemals in der Materie. Sein Baumeister und Schöpfer ist Gott. Das Heim ist da zu finden, wo Gott, unser himmlischer Vater, allen Angelegenheiten des Menschen vorsteht; und da Gott allgegenwärtig ist, muß auch das Heim allüberall sein. Da unser wahres Heim im Geist ist, ist es hell und rein, wohl geordnet und vollständig. Der Mensch kann nicht aus seinem Heim des Geistes vertrieben werden. Wir sind wahrhaft daheim, wenn wir uns der Macht der Wahrheit und Liebe bewußt sind. Und wenn wir im Geiste daheim sind, erkennen wir, daß wir Kinder Gottes sind und Glieder einer universalen Familie.
Das Heim ist der liebste Fleck auf Erden, weil es die Freuden des Himmels widerspiegelt. Wir sind niemals dem Heime fern, wenn wir dem Himmel näher rücken. Wenn man innerhalb der Brennweite des Geistes seinen Platz findet, dann erleuchtet das Sonnenlicht der Wahrheit und Liebe dieses Heim und ergießt seine Wärme und sein Licht über alle. Das Heim ist da, wo wir den Christus finden und von seinem heilenden Einfluß berührt werden. Laßt uns im Denken unser Heim mit einer Art Dreschtenne ausstatten, wo Wahrheit und Irrtum von einander geschieden werden — wo der „Weizen“ aufgespeichert und das „Unkraut“ verbrannt wird. Unser Heim sollte eine geistige Vorratskammer besitzen, wo die kostbaren Früchte der Erfahrung aufbewahrt werden, mit denen wir uns dann je nach Bedarf versorgen können.
In unserem Heim gibt es keine Nacht, es gibt da weder Dunkel, Zweifel, Furcht noch getrübtes Verständnis. Gott gibt des Menschen Heim nicht in Pacht, sondern als Freilehen. Wir besitzen unser Heim, weil es das Bewußtsein ist, das uns von unserem Vater-Mutter Gott, von dem wir alle gute Gabe ererben, auf Grund unserer Gotteskindschaft verliehen worden ist. Der Apostel Jakobus erklärt (1:17): „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von obenherab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.“
Von unserem wahren Heim im geistigen Bewußtsein aus, überblicken wir beständig neue und weitere Gefilde. In der Tat, die Aussicht wird durch keinen Horizont begrenzt; der Ausblick ist grenzenlos. Wenn wir im Geiste daheim sind, können wir Disharmonie heilen, weil wir in dem einen unendlichen Gott leben, weben und sind. Und wir sind im Geist daheim, wenn unsere Beweggründe und Handlungen geistig sind, wenn wir „außer dem Leibe wallen und daheim. .. bei dem Herrn [sind]“.
Gegen alle Formen des tierischen Magnetismus sollten die Türen unseres Heimes verriegelt und verrammelt sein. „Mein Schild ist bei Gott, der den frommen Herzen hilft“ (7:10). Derjenige hat ein glückliches Heim, der erkennt, daß sein wahres Heim das Bewußtsein des Guten ist, ein Ort der Zuflucht und eine Feste der Verteidigung.
Der Himmel ist unser Heim — deines sowohl wie meines — denn besitzen wir nicht alle dieses wahre Bewußtsein der Harmonie? Wirkliches Bewußtsein ist voll von Interessantem, von Bildung, Unschuld, Intelligenz und Kraft. Laßt uns nicht vergessen, daß das Heim nicht ein Ort, sondern eine Macht ist. Es ist da, wo geistige Ideen Inspiration bringen und wo alles lieblich ist und „wohllautet“. Christliche Wissenschafter sind stets für alle die „zu Hause“, die nach dem Guten verlangen; besonders für solche, die mehr über Gott und Seinen Christus wissen möchten.
Jesus zitierte Jesaja und sagte (Mark. 11:17): „Steht nicht geschrieben:, Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern‘?“ In meiner Familie wurden früher einmal diese Worte unseres Meisters wörtlich genommen. Wir entfernten alles aus unserem Heim, das nicht in gewissem Sinne dem Preise Gottes diente oder nicht für das Gute zeugte: eine alte Uhr, die nicht mehr gehen wollte, beschädigtes Geschirr, dies und jenes, was nichts weiter als Staubfänger war, usw. Die Umwandlung war auffallend. Wir wurden an die Notwendigkeit gemahnt, unsere Mentalität von nutzlosen Gedanken zu reinigen und Sorge zu tragen, daß unser Denken und Handeln beständig Gott, den Schöpfer, pries.
Laßt uns aus unserem Bewußtsein alle nutzlosen und unreinen Gedanken und Dinge entfernen. Laßt nur das in unserem Heim, in unserem Denken, sein, das in irgendeiner Weise dem Preise Gottes dient. Keine betrübenden Bilder sollten an den Wänden unseres Gedächtnisses hängen. Mit äußerster Sorgfalt sollten wir über unserem Heim wachen und es fleckenlos rein halten, erfüllt mit Liebe, Treue, Dankbarkeit und Lobgesang. Wenn wir in dieser Weise Weihnachten daheim feiern, dann werden wir wahrhaft den Sinn der frohen Worte verstehen: „Fröhliche Weihnachten“.
