Wenn die Entfaltung geistiger Ideen in ihrer Beziehung zum göttlichen Gemüt allgemein verstanden würde, so bedeutete das volle Versorgung für Menschen und Nationen und Frieden für die ganze Menschheit. In allen Zeitaltern haben die Menschen über die Vergänglichkeit und Zerstörbarkeit des materiellen Weltalls nachgesonnen und klagend dieses Thema besprochen und besungen. Trotzdem setzt die Welt im allgemeinen ihr unbefriedigendes Mühen um Erlangung materieller Versorgung fort, während die Dinge Gottes, des Geistes, als etwas von der Substanz Getrenntes, ja als etwas Substanzloses, angesehen werden. Diesem begrenzten Begriff von Substanz, der die alte Lehre von der Unzulänglichkeit verkörpert, entstammen die Erreger der Entzweiung und des Krieges.
Doch jetzt ist der ganzen Menschheit Wohlergehen und Befreiung von Mangel zugänglich gemacht worden, durch die Christliche Wissenschaft, die die geistig mentale Natur alles Wirklichen offenbart, und dessen unerschöpflichen Urquell als das unendliche Gemüt, als das, was wir Gott nennen. Die Christliche Wissenschaft, die von Mary Baker Eddy in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ dargelegt wird, erklärt in logischen und verständlichen Schlußfolgerungen, daß allein die Dinge des Geistes, die sich dem menschlichen Bewußtsein als harmonische Ideen entfalten, wirklich, unvergänglich und substantiell sind, während die materiellen, unintelligenten Gedanken der Sterblichen, die Disharmonie und Begrenzung in sich schließen, unwirklich sind, wie massiv sie der allgemein herrschenden Denkweise auch vorkommen mögen. Ungeachtet der Polemik, die durch die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft angefacht wurde, ist ihre Wahrheit erfaßt und von einer großen Anzahl der Leser ihres Lehrbuches bewiesen worden; denn das Studium dieses Buches hat Heilung von Krankheit und Überwinden von Sünde und Armut zur Folge gehabt.
In ihrem Lehrbuch erklärt Mrs. Eddy (S. 262): „Jeder Begriff, der mit dem Gehirn zu beginnen scheint, beginnt falsch. Das göttliche Gemüt ist die einzige Ursache oder das einzige Prinzip des Daseins. In der Materie, im sterblichen Gemüt oder in physischen Formen ist keine Ursache vorhanden.“ Wenn die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott oder der Geist das göttliche Gemüt ist, so offenbart sie Ihn damit als Urquell und Ursprung aller Intelligenz. Ja sie offenbart ihn damit als das unendliche Gute, als das All-Wirken, und dieses Wirken als die ewige, mühelose Entfaltung der Wahrheit. Sie lehrt weiter die damit zusammenhängende, erlösende Tatsache, daß das göttliche Gemüt eins und alles ist, dadurch die Möglichkeit ausschließend, daß die Intelligenz von Millionen widerstreitender Mentalitäten ausgeht, die alle ihren eigenen selbstsüchtigen Willen haben. Seit der angeblichen Einführung der Adam-Vorstellung, daß die Menschen eine von Gott getrennte Mentalität und Intelligenz haben, haben die dem sterblichen Denken entstammenden Gedanken nur Begrenzung und Streit hervorgebracht. Doch Hiob hatte schon etwas von dem wahren Wesen Gottes als Gemüt erkannt, denn wir lesen, daß er von Gott sagt (23:13): „Er ist einig; wer will ihm wehren?“
In „Wissenschaft und Gesundheit“ gibt Mrs. Eddy gewisse grundlegende Wahrheiten des Seins, die sie als „Programm“ bezeichnet. Darunter finden wir die folgenden Erklärungen (S. 330): „Gott ist unendlich, das einzige Leben, die einzige Substanz, der einzige Geist oder die einzige Seele, die einzige Intelligenz des Universums, einschließlich des Menschen;“ und weiter: „Gott ist das, was die Heilige Schrift von Ihm aussagt: Leben, Wahrheit, Liebe. Geist ist göttliches Prinzip, und das göttliche Prinzip ist Liebe, und Liebe ist Gemüt, und Gemüt ist nicht beides, gut und schlecht, denn Gott ist Gemüt; daher gibt es in Wirklichkeit nur ein Gemüt, weil es nur einen Gott gibt.“ Da es nur ein Gemüt gibt und dies Gemüt Alles ist, so folgt notwendigerweise daraus, daß das eine Gemüt des Menschen Gott ist, da es nichts außerhalb der Allheit gibt. Daher kann es nur ein wahres mentales Wirken geben, nämlich die Entfaltung, die Offenbarung oder das Zutagetreten der Ideen des göttlichen Gemüts. Die Wirkung, die vom göttlichen Gemüt ausgeht, ist allwissend in ihrer Intelligenz, somit harmonisch. Folglich ist alles Denken, das von einem von Gott getrennten Gemüt auszugehen beansprucht, lediglich menschliche Spekulation, die keinen Anspruch auf Intelligenz oder Fortdauer hat.
Die Sterblichen müssen gelehrt werden, sich über die Annahme zu erheben, daß sie die Urheber von Ideen sind. Dieser falsche Begriff muß durch das Verständnis ersetzt werden, daß das göttliche Gemüt der einzige Urquell und Ursprung alles substantiellen Denkens ist, und daß Ideen dem Menschen mühelos zufließen. Die Bereitwilligkeit, eine persönliche Vorstellung von Intelligenz aufzugeben, sowie die Annahme, daß sterbliche Mentalitäten die Urheber substantieller Ideen sein können, ist der erste Schritt in der Richtung, ein Verständnis von der Allwissenheit des reinen Gemüts und seiner nie endenden Wirksamkeit, der sogenannten Entfaltung, zu erlangen. Wenn sich so die Menschen von der Annahme freigemacht haben, daß sie selber die Urheber oder Schöpfer von Ideen sind, so werden sie auch von der Furcht begrenzter Intelligenz erlöst, die jetzt das sterbliche Denken und Handeln begleitet.
In ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 307) gibt Mrs. Eddy die folgende so tröstliche Erklärung, die jeder Anhänger der Christlichen Wissenschaft zu begreifen suchen sollte: „Gott gibt euch Seine geistigen Ideen, und diese wiederum geben euch tägliche Versorgung.“ Wegen der weltlichen Annahme von der Wesenhaftigkeit der sterblichen Vorstellungen, die einer angeblichen Intelligenz im Gehirn entstammen sollen, und wegen der angeblichen Schwerverständlichkeit der geistigen Ideen, die dem göttlichen Gemüt entspringen, scheint es den Menschen ein Geheimnis, wie die letzteren die Versorgung der täglichen Bedürfnisse des menschlichen Daseins liefern können.
In einfachen Worten erklärt, ist eine geistige Idee eine göttlich intelligente Idee oder vollkommene Idee. Um göttlich intelligent zu sein, muß eine Idee Liebe und Harmlosigkeit widerspiegeln, das heißt, sie darf nur dazu dienen, Harmonie zu schaffen. Harmonische Ideen enthalten keine Elemente der Begrenzung oder des Widerstreites; folglich sind sie ein Segen für alle und schaden keinem. Sie entfalten sich allein aus dem göttlichen Gemüt. Um daher die Entfaltung geistiger Ideen zu erleben, muß es unser Wunsch sein, alle zu segnen und niemand zu schaden. Selbst wenn jemand eine gute Anstellung für seinen Lebensunterhalt suchen sollte, wird er in dem Verhältnis, wie sein Beweggrund selbstloser Dienst an der Menschheit ist, die Entfaltung intelligenter Ideen in reichlichem Maße erleben und selber gesegnet werden.
Ein Anhänger der Christlichen Wissenschaft befand sich einmal in einer Lage, wo er umgehend eine ansehnliche Summe Geldes benötigte. Hätte er sich zur Lösung dieses Problems des üblichen Geschäftsverfahrens bedient, so würde es nicht möglich gewesen sein, die Geldmittel ohne beträchtliche Verzögerung zu erlangen. Doch er ließ alle menschlichen Bemühungen beiseite und beschloß, den ganzen Tag dem Nachsinnen über die Wahrheiten des göttlichen Gemüts zu widmen. Während er studierte und betete, kam ein Gefühl großer Ruhe über ihn und erlöste ihn von der Spannung und Furcht, die ihn seit Tagen in ihrem Bann gehalten hatten. Als er auf dieser geistigen Höhe des Denkens weilte, kam ihm eine klare Führung, die ihn zu den menschlichen Schritten lenkte, die augenblicklich sein Problem lösten.
Diese Erfahrung deutet hin auf die Entfaltung des göttlichen Gemüts, obwohl sie sich dem menschlichen Bewußtsein als eine praktische Maßnahme darstellte, die dem menschlichen Bedürfnis Rechnung trug. Sie entsprang jedoch geistiger Führung, denn sie ergab sich nicht aus menschlichem Denken und Sinnen, sondern aus der Widerspiegelung der Allheit und Güte des göttlichen Gemüts, und als Demonstration der menschlichen Fähigkeit, göttliche Intelligenz zu entfalten. Die rechte Idee für die Lösung seines Problems war immer schon im göttlichen Gemüt vorhanden gewesen, und der Wissenschafter brauchte nur sein Denken von der begrenzten, furchterfüllten Gedankeneinstellung abzuwenden, die in menschlichen Plänen Lösung suchte, um die mühelose Entfaltung der göttlichen Intelligenz zu erleben, die dem Menschen immer zur Verfügung steht. Und das war nicht ein Einzelfall im Leben dieses Christlichen Wissenschafters, denn geistige Entfaltung wurde bei jeder Gelegenheit demonstriert, wenn er sich rückhaltlos an das göttliche Gemüt um Führung und Leitung wandte.
Ganz gewiß kommen die Menschen dazu, zu begreifen, daß sie ihr Vertrauen auf eine höhere Intelligenz setzen müssen, die über die endlichen menschlichen Fähigkeiten hinausgeht, wenn sie Harmonie erlangen wollen. Die Zeit mag schon beinahe gekommen sein, wo große Mengen von Menschen zu dieser Erkenntnis kommen, daß das menschliche Denken als solches niemals der Schöpfer oder Urheber einer substantiellen Idee gewesen ist, und daß etwas anderes anzunehmen, bedeuten würde, dem göttlichen Gemüt die Ehre zu versagen. Es ist eine tröstliche wissenschaftliche Tatsache, daß für jede menschliche Notdurft eine rechte Idee im göttlichen Gemüt vorhanden ist, die sie stillen kann. Um das göttliche Gemüt und die Entfaltung seiner unendlichen Ideen zu erkennen, muß man sich von der falschen menschlichen Auffassung von Intelligenz in der Materie abwenden und zur Erkenntnis der Allheit und Vollkommenheit des göttlichen Gemütes kommen. Man kann nicht an der begrenzten oder materiellen Gesinnung festhalten und gleichzeitig volles Vertrauen auf Gott als das unendliche Gemüt setzen.
Um Vertrauen auf die Allwissenheit des Gemüts zu erlangen, müssen wir Liebe zur Geistigkeit pflegen. Jesus sagte (Matth. 6: 33): „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Wenn alle, die sich zum Christentum bekennen, ein Verständnis des unendlichen Geistes als der einzigen Wirklichkeit ebenso eifrig pflegen würden, wie sie durch nur menschliches Denken und Bemühen nach der Erlangung materieller Dinge streben, dann würde alle menschliche Not gestillt werden, der Krieg würde aufhören, und auch die anderen Menschen würden sich bald zum Christentum bekehren. Weder Gottlosigkeit noch heidnische Begriffe könnten lange standhalten gegen die harmonisierende Wirkung des göttlichen Einflusses auf die Angelegenheiten der Menschen.
Auch sollten wir die Gewohnheit pflegen, das göttliche Gemüt als das einzige Gemüt des Menschen anzusehen und das Denken sofort auf die Widerspiegelung der göttlichen Intelligenz zu richten für die Entfaltung von Lösungen für alle menschlichen Probleme. Hierbei ist es wichtig, sich klarzumachen, daß der Mensch nicht etwa in einer Lage ist, wo er sich nach dem göttlichen Gemüt sehnt, oder sich ihm nähert, sondern daß er in Wirklichkeit eins ist mit dem Gemüt als dessen Idee. Wenn dies verstanden wird, so wird die allgemeine Vorstellung, daß wir menschlich Lösungen für unsere Probleme suchen müssen, ausgetauscht werden gegen die Erkenntnis, daß das Gemüt All-Wirken ist, und der Mensch der sich-entfaltende Ausdruck des Gemüts. Dann wird die Annahme von persönlichen Gemütern aufgegeben werden, und die Menschheit wird die Segnungen der unbegrenzten Entfaltung des göttlichen Gemüts ernten.
Weiter wird verstanden werden, daß alle von den Menschen ausgedrückten, wahren Gaben und Talente auf die Fähigkeit der göttlichen Intelligenz hinweisen. Ihr Schönheit und ihre Nützlichkeit werden immer mehr leuchten und zunehmen in dem Maße, wie wir erkennen, daß sie Gott zugehören, und daß der Mensch immer der herrliche Ausdruck des Vaters, des göttlichen Gemüts, gewesen ist. Alle Erleuchtung, die die Menschheit im Laufe der Zeit empfangen hat, stammte von der Entfaltung der göttlichen Intelligenz im menschlichen Bewußtsein, wodurch das Gemüt sich der Menschheit offenbart. Von diesem göttlichen Gemüt leitet ein jeder von uns die Fähigkeit her, die Schönheit, Substanz, Kraft und Weisheit des einen unendlichen Urquells zum Ausdruck zu bringen. Wenn das einmal erkannt wird, dann ist der Alpdruck der Eifersucht und des falschen Wettbewerbes verscheucht, und alle können sich an der Entfaltung des Guten freuen. Das würde in der Tat ein Vorgeschmack des Himmels sein.
In den Sprüchen Salomos werden wir ermahnt (3:5, 6): „Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand; sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Eine Auslegung dieses Bibelwortes im Licht der Christlichen Wissenschaft könnte folgendermaßen lauten: Verlaß dich auf Gott, das unendliche göttliche Gemüt, die Quelle aller Intelligenz, von ganzem Herzen; und verlaß dich nicht auf irgendeinen Begriff von Selbstheit als Schöpfer oder Urheber substantieller. Gedanken, denn das wird dir nichts helfen. Erkenne in allen deinen Wegen an, daß das göttliche Gemüt ein und alles für dich ist, und Gott wird deinen Lebensweg entfalten.