Ich bin sicher, daß die folgenden Erfahrungen auch andern bei der Lösung ihrer Probleme eine Hilfe sein werden. Sie können wie ich gesegnet und aus vielen Gedanken des sterblichen Gemüts befreit werden und durch das Verständnis von Gottes Macht, die erhält und heilt, in das Einssein mit Gott, dem Guten, gebracht werden.
Eines Tages erkrankte mein älterer Bruder, der immer für sehr gesund gehalten worden war, schwer an Rückgrat- und Hirnhautentzündung, verbunden mit sehr starker Verstopfung und Gelbsucht. Vierzehn Tage lang lag er bewußtlos, und während dieser Zeit magerte er sehr ab. Nach mehrstündiger Beratung erklärten die drei Spezialisten schließlich, daß der Fall hoffnungslos sei, und daß der junge Mann nur noch bis zum nächsten Morgen leben werde.
Schwermut und Verzweiflung lasteten auf unserer ganzen Familie. Es war jedoch die Dunkelheit, die der Morgendämmerung vorausgeht, denn wir erhielten eine Engelsbotschaft. Der Vetter meines Vaters hatte etwas von der Christlichen Wissenschaft gelesen und sagte zu uns: „Warum ruft ihr nicht einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber? Es kann nichts schaden, aber es mag helfen. Ich habe von manchen gehört, denen, wenn alles andere versagt hatte, durch die Christliche Wissenschaft geholfen wurde.“
Mein Vater hatte seit seiner Jugend keine Kirche mehr besucht, denn er konnte die vielen, einander widerstreitenden Lehren der verschiedenen Religionen nicht annehmen, und obgleich er nichts von der Christlichen Wissenschaft wußte, war er doch gegen sie eingenommen. Jedoch, angesichts seines Sohnes an der Schwelle des Todes, anwortete er: „Alles; ich will alles versuchen, wenn es meinen Jungen retten kann.“ In diesem kritischen Augenblick bewies es sich, daß „wenn die Not am größten, ist Gottes Hilf’ am nächsten.“ Er gab alles Vorurteil auf, und wir riefen einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber an. Im Augenblick, als der Ausüber kam, verwandelte sich die Atmosphäre tiefster Verzweiflung in Hoffnung, und unsere ganze Familie reagierte auf seine Aufrichtigkeit und auf sein Lächeln des Vertrauens, als er uns geistige Zuversicht gab.
Er ging in das Zimmer meines Bruders und schloß die Tür. Nach etwa zwei Stunden waren wir alle einfach starr, als mein Bruder ohne jede Hilfe vom Bett aufstand und um etwas zu essen bat. Wie aus einer Kehle sagten wir alle: „Es ist ein Wunder geschehen.“ Der Ausüber antwortete uns: „Nein, es ist die Liebe Gottes, die den Jungen geheilt hat.“ Meine Familie brachte viel Dankbarkeit zum Ausdruck für dieses höchst bemerkenswerte Beispiel der Anwendung von Gottes Gesetz der Liebe und dessen Heilerfolge. Nach zwei Wochen war mein Bruder außer Bett und ging herum und nach drei Wochen hatte er seine Arbeit wieder aufgenommen, völlig wiederhergestellt.
Ich war begierig zu wissen, wie mein Bruder geheilt worden war; als ich hörte, daß ein christlich-wissenschaftlicher Vortrag gehalten würde, entschloß ich mich deshalb, ihn mir anzuhören.
Ich wurde vollständig von der Kraft dieser Wissenschaft überzeugt, denn in dem Vortrag empfing ich eine unerwartete Heilung und fand die Wahrheit, nach der ich gesucht hatte. Zum ersten Mal erfaßte ich den Unterschied zwischen Christus, der göttlichen Idee, und Jesus, dem menschlichen Menschen. Ich erkannte sofort, daß ich für geistigen Fortschritt bereit war und von diesem Tage an besuchte ich regelmäßig die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen und die Sonntagsgottesdienste, die von einer christlich-wissenschaftlichen Vereinigung abgehalten wurden. In dem Maße, wie ich mehr Verständnis vom Gesetz Gottes gewann und es mehr in meinem täglichen Tun anwendete, habe ich viele Heilungen und andere glückliche Erfahrungen gehabt.
Eines Sommers, als ich mit meinem Jungen und einem kleinen Mädchen in unserem Kanu auf dem See paddelte, entdeckten wir in etwa einer halben Meile Entfernung ein gekentertes Ruderboot. Um das Boot herum waren fünf kleine Mädchen im Alter von sechs bis zwölf Jahren, die hilflos zappelnd im Wasser trieben und vor Angst und Entsetzen schrien. Ich war plötzlich von großer Kraft durchdrungen, und indem ich mir den Schutz Gottes für jede Seiner Ideen vergegenwärtigte, paddelte ich mit einer Geschwindigkeit, wie ich sie nie vorher erreicht hatte, an die Kinder heran. Als wir uns ihnen näherten, rief ich laut: „Ihr seid jetzt sicher und geborgen“ und wiederholte es immer wieder. Ich hatte augenblicklich Gottes Gesetz des Schutzes in Anwendung gebracht und durch Seine Hilfe war ich fähig, die Furcht und das Entsetzen der Kinder zu beschwichtigen. Als ich sie erreichte, streckte ich ihnen schnell das Paddel entgegen und zog zuerst ein Kind, dann ein zweites und so eins nach dem andern an den Rand unseres Kanus heran. Da ich bereits zwei Personen im Boot hatte, konnte ich nur zwei weitere hereinnehmen. Diejenigen, die im Wasser blieben, hielten sich am Boot fest, und meine kleinen Passagiere hielten sie, während ich sie sicher ans Ufer schleppte. Ich sah, wie Furcht sich in ein Gefühl des Vertrauens und der Sicherheit verwandelte. Mein Sohn sagte später zu mir: „Wie konntest? du nur so schnell an die Kinder herankommen? Ich habe dich noch niemals so paddeln sehen.“
Solche Erfahrungen sind Gelegenheiten, die Wahrheiten zu demonstrieren, die die Christliche Wissenschaft lehrt, und durch die die Menschheit einen Begriff von Gott und dem Menschen erlangt. Ich bin dankbarer, als ich sagen kann, für mein Verständnis davon, daß wir „in ihm leben, weben und sind“ (Apg. 17:28). — Wellesley, Massachusetts, U.S.A.
