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Liebe weist immer den Weg

Aus der September 1954-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Daß Liebe immer den Weg weist, auf dem das Böse überwunden werden kann, wurde von Jesus Christus klar demonstriert und wird heute von unzähligen Anhängern der Christlichen Wissenschaft bewiesen. Die Liebe, die das Böse überwindet, ist nicht der falsche, materielle Begriff von Liebe, den die Menschen so häufig hegen, sondern es ist die geistige, wissenschaftliche Demonstration von Liebe, die das geistige Verständnis, daß Gott Liebe ist, zum Ausdruck bringt.

In der Epistel an die Hebräer (1:9) lesen wir, daß Christus Jesus hat „geliebt die Gerechtigkeit und gehaßt die Ungerechtigkeit“, und die Evangelien sind voll von Beispielen, daß Jesus die göttliche Liebe restlos verstand und sie in vollkommener Weise verkörperte. Beständig drückte er geistige Erkenntnis, Zuneigung, Weisheit und Macht in solchem Maße aus, daß er Krankheit augenblicklich heilte, Sünde austrieb, Tote auferweckte und empfängliche Menschen aus ihren Ängsten und schlechten Neigungen zu höheren Idealen und Gewohnheiten emporhob.

Weil Christi Jesu Ausdruck der Liebe fest auf Prinzip, Gott, gegründet war, konnte ihn nichts vom Lieben abhalten. Weder die Bosheit der religiösen Priesterherrschaft, der Verrat des Judas, die Tatsache, daß einige seiner Jünger ihn im Stich ließen, noch die Ungerechtigkeit im Verhör vor Pilatus konnten ihn zu hassen veranlassen. Er drückte eine Liebe aus, die weit über das hinausging, was die Welt je gesehen hat, und diese wahre Demonstration der Liebe führte ihn den ganzen Weg sicher entlang, durch die Kreuzigung und hin zur Auferstehung und Himmelfahrt. Er bewies über jeden Zweifel, daß Lieben der vollkommene Weg zur Überwindung des Bösen ist, der einzige Weg zum ewigen Leben.

Obwohl wir des Meisters erhabenes Beispiel vor Augen haben, so mögen wir doch gelegentlich zu glauben versucht sein, besondere Umstände oder jemandes Verhalten rechtfertige es, daß wir in einer Weise denken und handeln, die im Gegensatz zur göttlichen Liebe steht. Mary Baker Eddy, die in des Meisters Bahnen wandelte und während vieler, schwieriger Jahre bewies, daß nichts sie vom Lieben abhalten konnte, gab in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 278) die folgende eindeutige Erklärung: „Was auch immer in das menschliche Denken oder Handeln ein der Liebe entgegengesetztes Element bringt, ist niemals unerläßlich, niemals eine Notwendigkeit und wird vom Gesetz Gottes, dem Gesetz der Liebe, nicht anerkannt.“

Wenn wir die Bibel im Licht des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mrs. Eddy studieren, werden wir fähig zu verstehen, daß Lieben eine große Notwendigkeit für uns ist. Wir lernen, daß Lieben bedeutet, alle Dinge geistig zu erkennen, das zu sehen, was Gott sieht, und zu wissen, was Gott weiß. Es bedeutet, die Allheit Gottes, des Guten, zu verstehen und die Nichtsheit des Bösen. Es bedeutet, aktiv zu sein, um die Ansprüche des Bösen zunichte zu machen, um das Nichtvorhandensein des Bösen zu beweisen. Es bedeutet, die Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes kundzutun. In dem Verhältnis, wie wir lieben, erkennen wir mehr und mehr von dem geistigen Menschen und dem geistigen Weltall, und wir verlieren den irrigen materiellen Begriff der Dinge. Indem wir allmählich solche gottähnlichen Eigenschaften verkörpern, wie die Fehlerlosigkeit des Prinzips, die Reinheit der Seele, die Zuverlässigkeit der Wahrheit, die Heiligkeit des Lebens, und indem wir lieblose Charakterzüge ablegen, wandeln wir in den Fußtapfen unseres Meisters und unserer Führerin und beweisen uns selbst, daß Lieben stets der Weg ist, das Böse zu überwinden.

Die göttliche Liebe wird alles Böse, das uns entgegentritt, besiegen, denn unsere Führerin versichert uns in einer uns allen bekannten Erklärung, daß „die göttliche Liebe ... immer jede menschliche Notdurft gestillt [hat] und ... sie immer stillen [wird]“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 494). Es ist jedoch gut, sich zu vergegenwärtigen, daß die göttliche Liebe unsere Notdurft nur in dem Maße stillt, wie wir die göttliche Liebe demonstrieren dadurch, daß wir sie zum Ausdruck bringen.

Wenn sich unser Denken in bitterem Zorn aufbäumt, dann wird das Vergegenwärtigen und der Ausdruck von der Gelassenheit der Liebe diesen Aufruhr beruhigen. Wenn unser Denken in Rachegefühlen aufflammt, dann werden Geduld, Freundlichkeit und Vergebung, die uns von der Liebe eingegeben werden, dieses unheilige Feuer löschen. Wenn wir von Disharmonie umgeben sind, dann werden wir Harmonie dadurch aufrichten, daß wir unser Ohr auf die Klänge der Liebe abstimmen und auf die unhörbaren oder gesprochenen Botschaften der Liebe lauschen. Wenn es scheint, als ob wir zu wenig Geld, Talent oder Gelegenheiten hätten, dann laßt uns unser Bewußtsein mit einer Fülle von Ideen der Liebe überfluten und unsere Tage mit gütigen, selbstlosen Taten füllen. Dann wird unser Leben von der Fülle überfließen, die die Fürsorge der Liebe für uns bereit hält. Und sollten wir, wissend oder unwissentlich, in dem Flugsand der Sünde untersinken, dann wollen wir uns fest an die starken Seile der Liebe klammern — die Seile der Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit, und so wird Liebe uns sicher herausziehen.

Im Verlauf unserer Siege über das Böse mag es gelegentlich nötig sein, das Böse zu rügen und einen Mitmenschen in christlicher Art zurechtzuweisen. Es ist eine Tatsache, daß dies oft das Liebevollste ist, was wir tun können, denn Mrs. Eddy erklärt in „Christian Science versus Pantheism“ (S. 13): „Geliebte Brüder, die Liebe unseres liebenden Herrn bekundete sich nie mehr, als in ihrer strengen Verurteilung allen Irrtums, wo er auch gefunden wurde. Ich rate euch, weist euch gegenseitig zurecht und ermahnet einander.“ Aber laßt uns dabei das eine nie übersehen, nämlich daß Liebe ihren Tadel gegen den Irrtum und nicht gegen eine Person richtet. Oft ist der Übeltäter nur das Opfer eines Anspruchs des Bösen, die Menschheit zu beeinflussen und zu beherrschen, und er muß daraus befreit und wiedergeboren werden, anstatt verdammt und gestraft zu werden.

Wer sich von Liebe führen läßt, wird nicht zögern, die Sünde zu rügen, das Falsche der Theorien und Heilmethoden der materiellen Medizin bloßzustellen oder die Widersprüche der Lehren und Zeremonien der scholastischen Theologie zu tadeln; aber Liebe wird uns befähigen, erbarmungsvoll zu wirken, um denen zu helfen, die noch der wahren Erleuchtung bedürfen. So laßt uns beten, daß wir die echte christusähnliche Liebe widerspiegeln, die alles Böse zerstören wird, seine scheinbare Geschichte, sowie seine Annahme von Strafe, und zwar in der Weise, in der Christi Jesu Liebe errettete und heilte.

Im Handbuch Der Mutterkirche gibt unsere Führerin uns ihren weisen Rat, in welch liebevoller Weise wir einander ermahnen sollen. In Art. XI, „Klagen“ betitelt, bezieht sie sich zwei Mal auf Jesu Weisungen an seine Jünger, wie sie in Matthäus 18:15–17 berichtet werden, und die wie folgt lauten: „Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf daß alle Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so halt ihn als einen Heiden und Zöllner.“ Das Befolgen dieser liebevollen Anleitungen wird nicht nur den Weg zur Umwandlung öffnen und zur Freiheit des Verirrten führen, sondern er wird auch dazu dienen, Klatsch zum Schweigen zu bringen.

Der Weg der Liebe ist stets so barmherzig wie er gerecht ist. Er straft niemals. Er sucht nur zu heilen und zu erretten. Wenn dem, der in das Böse verwickelt ist, das Bloßstellen des Irrtums durch die Liebe qualvoll erscheint, dann ist das, was er für Strafe hält, entweder sein Zögern, den Irrtum aufzugeben oder seine Reue darüber, daß er je an etwas dem Guten Unähnliches geglaubt hat. Wenn er jedoch den sanften aber beharrlichen Berichtigungen der Liebe folgt, wird er in sich selbst eine gute Moral und strahlende Gesundheit finden.

Ob das Böse nun in Worten oder unhörbar zurechtgewiesen wird — wenn die Zurechtweisung geistig inspiriert ist und christliche Beweggründe hat, wird das Böse verschwinden. Dies bewies ein Prozeß, der wegen der angeblich untauglichen Verwaltung einer Erbschaft geführt wurde. Ein großes Vermögen, das mehreren Erben hinterlassen worden war, wurde Jahre lang von zwei Testamentsvollstreckern verwaltet. Infolge von Meinungsverschiedenheiten über die Verwaltung des Nachlasses kamen viel Feindschaft und Groll bei den Erben zum Ausdruck. Schließlich verklagten sie die Verwalter wegen Betrug und unrechtmäßiger Aneignung von Kapital.

Nach vier Jahren des Rechtsstreites sollte der Fall wieder vor Gericht kommen, und dieses Mal wurde von dem Anwalt des einen Verwalters Hilfe in der Christlichen Wissenschaft erbeten, in der Hoffnung, daß dies zu einer endgültigen Entscheidung führen würde. Man fürchtete, der mißglückte Versuch, baldige Verständigung herbeizuführen, könne noch einen erbitterteren und langwierigen Kampf nach sich ziehen.

Nach Rücksprache mit einem christlich-wissenschaftlichen Ausüber, erkannte der Anwalt, daß eine Verständigung die Frucht von Gottes Liebe sein würde, die in den menschlichen Angelegenheiten demonstriert wird, und so beschloß er zu lieben — alles im geistigen Lichte zu sehen. Er brachte den aufrichtigen Wunsch zum Ausdruck, das Walten von Gottes Gerechtigkeit zu erkennen und wies die Annahme zurück, daß irgend etwas Gottes gütigem Willen entgegentreten könne. Er gab auch die Annahme auf, daß irgend jemand Groll oder Feindseligkeit zum Ausdruck bringen könne, da die unendliche Liebe alle Kinder Gottes beherrscht. Während er in der ruhigen Zuversicht, daß Gott der einzige Gesetzgeber ist, der Gerichtsverhandlung entgegenging, stützte er seinen Glauben auf die Tatsache, daß Gott Macht über alle Geschehnisse hat.

Als die Parteien an diesem Tag vor Gericht erschienen, beobachtete er mit großer Freude, daß die Feindseligkeit, die bei früheren Verhandlungen zum Ausdruck gekommen, nun verschwunden war, und daß die Beteiligten sich ruhig und einmütig zeigten. Im Verlauf des Tages kam es zu einer unparteiischen Regelung der Angelegenheit, die Klage auf Betrug wurde zurückgezogen, und Kläger wie Angeklagte äußerten sich befriedigt über die gerechte Entscheidung, die das Gericht gefällt hatte.

Wenn wir lernen, entsprechend der Liebe, die Prinzip ist, zu leben und entsprechen dem Prinzip, das Liebe ist, dann werden wir weder weichlich und töricht noch hart und grausam sein, sondern wir werden jene sanfte Gerechtigkeit und gerechte Sanftmut ausdrücken, die Gott wahrhaft widerspiegeln. Darin werden wir unsere Herrschaft über das Böse beweisen und unserem Meister und unserer Führerin sicher und glücklich auf dem Weg folgen, der zur Verwirklichung des ewigen Lebens führt.

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