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Eine Radierung erteilt eine Lektion

Aus der Oktober 1955-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein bekannter Künstler, der durch Europa reiste, war besonders tief beeindruckt von einer schönen Kathedrale, und er beschloß, eine Radierung von ihr zu machen. Eine Radierung wird hergestellt, indem man Linien oder Striche mit einem spitzen Stichel auf eine besonders präparierte Metallplatte einzeichnet. Die Arbeit erfordert genaue Beachtung der Einzelheiten seitens des Künstlers, und große Sorgfalt, um die verschiedenen Linien in die richtige Beziehung zueinander zu bringen.

Als der Künstler sein Bild vollendet hatte, wurde die Platte, auf die er es eingezeichnet hatte, mit einer chemischen Lösung behandelt. Dann wurden Abzüge von der Platte gemacht und dem Publikum angeboten, das ihre Schönheit bewunderte. Viele Stunden geduldiger, sorgfältiger Arbeit hatte der Künstler auf die Herstellung dieser Radierung verwendet.

Eines Abends besuchte ein Christlicher Wissenschafter einige Freunde und nahm eine Anzahl Kunstwerke mit, darunter diese schöne und eindrucksvolle Radierung von der Kathedrale. Eine junge Frau, die unter den anderen Gästen weilte, betrachtete die Radierung mit großem Interesse. Sie war in einem Unfall schwer verletzt worden und hatte christlich-wissenschaftliche Behandlung gehabt. Ihre Genesung schien jedoch lange auf sich warten zu lassen, und sie war etwas entmutigt.

Als sie die Radierung näher betrachtete und hörte, wie sie hergestellt worden war, war sie tief beeindruckt von dem Gedanken an die vielen Stunden, die der Künstler ihrer Herstellung gewidmet hatte. Auch war sie besonders tief bewegt beim Gedanken an die große Sorgfalt, Beharrlichkeit und andere vorzügliche Eigenschaften, die der Künstler bei seinem Werk betätigt hatte.

Sie kam zu dem Schluß, daß, wenn ein Künstler sich so hingebungsvoll der Herstellung eines Bildes widmen konnte, sie sich gewißlich ebenso ernstlich dem Werk widmen konnte, ein klareres Bild von sich selber als dem makellosen Kind Gottes zu erlangen. Sie widmete sich nun unverzüglich dieser Aufgabe, durch Gebet und hingebendes Studium unserer christlich-wissenschaftlichen Literatur. Das Ergebnis hiervon war, daß ihr Denken über sich selbst klarer und vergeistigter wurde, und bald darauf erfolgte ihre Heilung.

Die gleiche Hingabe an Zeit und Gedanken, die sowohl die Radierung wie die Heilung hervorbrachten, wird jedes ehrliche Streben mit Erfolg krönen. Geduld ist eine der grundlegenden Eigenschaften bei dieser Heiltätigkeit. Geduld ist die Fähigkeit, weiter zu arbeiten, zu wachen und zu beten, was auch immer die Umstände sein mögen. Geduld ist eine rege Gedankeneigenschaft, die einen befähigt, ruhig und unbeirrt zu bleiben „durch böse Gerüchte und gute Gerüchte“. Die Geduld gibt nie der Entmutigung nach, sondern befähigt uns, hoffnungsvoll und erwartungsvoll zu bleiben, selbst wenn die Umstände hoffnungslos zu sein scheinen und unvermeidliche Niederlage droht. Die Geduld hilft uns, weiter zu arbeiten, den Blick auf das hohe Ziel gerichtet, und alle menschlichen Maßnahmen mit der Gewißheit zu treffen, daß das Ziel sicher erreicht werden wird.

Der Apostel Jakobus schreibt über das Thema der Geduld und gibt uns folgenden Rat (5:7—11): „Siehe, ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid ihr auch geduldig.. .. Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben.“

Eine andere Eingenschaft, die zum Erfolg beim Heilen — bei allen rechten Bestrebungen — führt, ist Tüchtigkeit. Diese Eigenschaft schließt nicht nur die Fähigkeit in sich, etwas mit Vollkommenheit auszuführen, sondern auch die Willigkeit, diese Fähigkeit bei seiner Arbeit anzuwenden. So kann, zum Beispiel, die bloße Geschicklichkeit in der Kunst des Radierens oder eine bloße Kenntnis des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft niemals allein zum Erfolg führen. Man muß sich dafür einsetzen und willens sei, sein Verständnis oder seine Geschicklichkeit geduldig und beharrlich auf jedes besondere Problem oder jede besondere Aufgabe, die einem zugewiesen wird, anzuwenden.

Jesus bewies, daß er der tüchtigste Metaphysiker war, der je gelebt hat. Er gebrauchte eifrig seine Erkenntnis Gottes, um nicht nur sich selber, sondern auch die ganze Menschheit zu segnen. Er wurde angetrieben von der göttlichen Liebe bei jedem Gedanken und bei jeder Handlung, und er setzte das vollkommenen Beispiel für christlich-wissenschaftliches Denken und Handeln in allen Zeitaltern. Er mahnte seine Nachfolger, zu arbeiten, zu wachen und zu beten — zu benutzen, was sie von der Wahrheit über Gott und den Menschen wußten, gleichviel ob es viel oder wenig war.

Unsere Führerin Mary Baker Eddy sagt in ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 230): „Erfolg im Leben ist abhängig von beharrlichem Bemühen, von der Benutzung der Augenblicke, mehr als von allem andern.“ Und sie fügt hinzu: „Wenn jemand in der Zukunft erfolgreich sein will, so sollte er die Gegenwart in vollstem Maße ausnutzen.“ Der erfolgreiche Kunsthandwerker oder Arbeiter auf jedem Gebiet ist es geworden durch den geduldigen Gebrauch und die geschickte Anwendung seiner Talente und Gaben.

Bei allem aufbauenden Bestreben muß man die Eigenschaft der Selbstbeherrschung entwicklen. Dies erfordert die Bereitwilligkeit, unser Leben von dem göttlichen Prinzip lenken zu lassen. Wahre Selbstbeherrschung ist nicht das Resultat einer Anwendung von Willenskraft. Sie bedeutet, daß sich das Menschliche dem Göttlichen ergibt. Selbstbeherrschung ist die Wirkung der Aufgeschlossenheit für die Stimme Gottes und des Gehorsams ihr gegenüber. Es ist ein freudiges Anerkennen des Gesetzes und der Führung des göttlichen Gemüts und die Bereitwilligkeit, sich ihnen unterzuordnen.

Selbstbeherrschung folgt der Entdeckung unserer wahren Selbstheit als Kind Gottes; denn diese Selbstheit offenbart den Menschen, der immerdar mit Macht, Fähigkeit und Gaben ausgestattet ist, die dem unerleuchteten menschlichen Denken unbekannt und daher nicht zugänglich sind. Solche Selbstbeherrschung verlieh Jesus Macht über alle irdischen Zustände. Sie befähigte unsere Führerin, ein vollkommenes religiöses System zu gründen und eine Kirche, die wahrhaft das Himmelreich auf Erden darstellt.

In einem Brief an ihre Schüler schreibt Mrs. Eddy (ebd., 260): „Geliebte Schüler, Ihr habt den Pfad beschritten. Strebt geduldig weiter; Gott ist das Gute, und das Gute ist der Lohn aller, die Gott von ganzem Herzen suchen.“

Wie dankbar müssen wir unserer Führerin sein, die in ihrer Treue gegen Christus Jesus, den großen Beispielgeber der Macht Gottes, uns den sicheren Weg zum Erfolg gezeigt hat, und zwar auf jedem Gebiet rechten Bemühens.

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