Wenn wir uns an Gott wenden, so werden wir uns der Frische und Reinheit bewußt, die in der geistigen Natur des Seins immerdar gegenwärtig sind. Der Gott, der die Liebe ist, ist der Gott, der alles Gute wiederherstellt, und in dem es an nichts Gutem mangelt. Ehe wir die Christliche Wissenschaft fanden, wußten wir nicht, wie wir Anspruch erheben könnten auf unser Geburtsrecht als Kind Gottes, wie wir die Reinheit und die Macht, die immer durch Widerspiegelung unser eigen sind, erkennen könnten. Doch jetzt haben wir durch das Verständnis des Christus den Weg dahin gefunden.
In dem Christus, der Wahrheit, kann es an nichts mangeln. Wir sind uns seines Einflusses bewußt, wir fühlen die Liebe, die Vitalität und die Lebenskraft des geistigen Wohlergehens. Wenn wir durch den Christus arbeiten, so gibt es keine Grenzen für unsere Leistungsfähigkeit. Paulus sagte (Phil. 4:13): „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Der Christus ist keine Abstraktion. Er schließt alle göttlichen Eigenschaften in sich, wie Weisheit, Kraft, Stärke, Liebe, Gesundheit, Heiligkeit, die allesamt unabhängig von der Materie existieren. Der Christus ist die Wahrheit in Beziehung auf unsere himmlische Natur. In Christus sind wir vollständig. Dem von Gott erschaffenen Menschen kann es an nichts mangeln. Eine Erkenntnis der untrennbaren Verbundenheit des Menschen mit dem Christus offenbart die göttliche Natur und das geistige, von Gott erschaffene Universum. Das Bild im sterblichen Gemüt zeigt Sterblichkeit und schließt Geburt, Wachstum, Sünde, Krankheit und Verfall in sich. Wir scheinen dieses unvollkommene Bild zum Ausdruck zu bringen, bis der Christus voll verstanden wird, und im Verhältnis, wie wir dies Verständnis erlangen, sind wir imstande zu beweisen, daß der Mensch das Ebenbild des Himmlischen ist.
Menschlich gesprochen, müssen wir unserer höchsten Erkenntnis gemäß leben und beständig mehr von der christusähnlichen Natur erlangen. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 547): „Die wahre Theorie vom Universum, einschließlich des Menschen, liegt nicht in materieller Geschichte, sondern in geistiger Entwicklung. Der inspirierte Gedanke läßt die materielle, sinnliche und sterbliche Theorie vom Universum fallen und nimmt die geistige und unsterbliche an.“
Durch tägliche Hingabe an dies göttliche Ideal, werden wir mit dieser herrlichen Erkenntnis der Harmonie allmählich die materielle Geschichte und deren scheinbaren Erlebnisse des Verlustes und des Mangels auslöschen. Die materielle Geschichte besteht aus einer Reihe materieller Ereignisse. Sie stellt keine Entfaltung von Ideen dar, sondern eine Anhäufung von Annahmen. Dagegen ist die geistige Geschichte die Chronik des geistigen Menschen. Sie enthält und umfaßt alles Gute, das Gott Seiner Schöpfung verliehen hat. Die Güte Gottes schließt Inspiration, Geistigkeit, unbegrenzte Freiheit, Freude und Kraft in sich. Vom Anfang der Jahre bis zum Ende der Tage beherrscht Gott den Menschen durch Seinen Christus und ist immer gegenwärtig, um das Leben, das Handeln und das Schicksal des Menschen zu lenken.
Betrachten wir die materielle Geburt als unseren Anfang? Wenn das der Fall ist, so tauchen wir unter in einer Welt der Fälschungen, einem Traum von Freuden und Schmerzen in der Materie, einer Geschichte der Sünde, der Krankheit und des Todes. „So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln“, sagt Paulus (Gal. 5:25). Ist es nicht offenbar unlogisch, nur mit halbem Herzen in das geistige Reich eintreten zu wollen? Wir können unsere materielle Vorstellung des Lebens nicht in den geistigen Begriff umwandeln. Da wir aus Gott geboren sind und nicht von Menschen abstammen, können wir diese Tatsache Schritt für Schritt beweisen, in einer logischen Reihe von Geschehnissen, indem wir allmählich die Materialität überwinden durch den Gehorsam gegenüber den moralischen Verpflichtungen, welche die Wahrheit uns auferlegt.
Das sterbliche Gemüt sagt dem einen: „Du bist jung, du kannst noch vielen Jahren entgegensehen.“ Zum andern sagt es: „Du bist alt; du hast dein Leben hinter dir.“ Stimmen wir diesen Annahmen bei? „So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.“ Wenn wir in der Ewigkeit des Lebens existieren, so sind wir weder jung noch alt. Das Leben wird nicht eingeengt durch Grenzen von Geburt und Tod. Wir existieren schon jetzt zugleich mit Gott. Der Heiligen Schrift gemäß sind wir der Weinberg seiner Pflanzung und das Volk seiner Weide.
Täglich sollten wir erklären, daß das Band, das den Menschen mit dem ewigen Leben verbindet, nicht zerrissen ist und nicht zerrissen werden kann. Täglich sollten wir mit Dankbarkeit zu Gott aufschauen für Seine treue Fürsorge und Seine nie-endende Liebe. Täglich sollten wir uns Seiner wunderbaren Werke eingedenk sein und uns klarmachen, daß weder Vergangenheit noch Zukunft die Erkenntnis des immer gegenwärtigen Guten verdunkeln kann. Wir brauchen nicht auf den morgenden Tag zu warten für den heilenden Christus. Schon heute ist er unser. Inspiration wird uns die Fortdauer des Lebens in Christus offenbaren. Krankheit, die der Materie oder dem sterblichen Gemüt angehört, kann nicht im Menschen existieren, der doch geistig ist. „So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.“
Der von vergeistigten Gedanken umgebene Körper wird ganz natürlich Gesundheit zum Ausdruck bringen. Die Wahrheit stellt die Freuden wieder her, an denen es scheinbar mangelt, und die Schönheit, die entschwunden ist. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß der Irrtum umgekehrt werden muß, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Sinne müssen zum Schweigen gebracht werden, ehe wir die Seele wahrnehmen können. Zur Veranschaulichung: Eine Christliche Wissenschafterin hatte den Wunsch, ihrer Schwester zu helfen, die an einem Gewächs litt. Die Wissenschafterin erinnerte sich daran, daß die Vergangenheit ihrer Schwester recht unglücklich gewesen war. Im Gebet widerlegte sie nun mental jede kummervolle Erfahrung und ersetzte sie durch die geistige Gegentatsache, wie sie wußte, daß sie in Gott existieren müßte. Schien die materielle Geschichte zu behaupten, daß ihre Schwester unerwünscht und ungeliebt war? Legte nicht der Christus Zeugnis davon ab, daß sie Gottes geliebtes Kind war, über alle Maßen kostbar, im göttlichen Leben geborgen, von der göttlichen Liebe erleuchtet? Sie mußte wohl klar erkannt haben, daß der Christus, die Wahrheit, der Heiler oder Wiederhersteller ist; denn nach diesem Beten war ihre Schwester geheilt.
Ein einziger derartige Heilbeweis ist wahrlich ausreichend, um die Tatsache zu bestätigen, daß unsere wahre Natur geistig ist, und daß der Christus alles wiederherstellt. Ein beliebtes Kirchenlied lautet (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 202):
„O Träumer, laß den Traum für freudig’ Wachen!
Gefang'ner, auf und sing! denn du bist frei.
Der Christus wird den Traum zunichte machen.
Er sprengt die Fesseln aller Sklaverei.“