Die Propheten des Alten Testamentes gaben den Getreuen die Zusicherung, daß Gott den „Messias, den Prinz“ oder Erlöser senden würde, um sie von Unterdrückung zu befreien. Diese Erwartung wird von Bibelkundigen die messianische Hoffnung genannt.
Als Christus Jesus kam, erfüllte er nicht die Erwartungen der Juden in der Weise, wie sie von ihnen menschlich erdacht worden waren. Er hatte eine höhere Mission, und da die meisten Juden die geistige Bedeutung seiner Botschaft nicht erfassen konnten, wurde Jesus von ihnen nicht als der Messias anerkannt. Sie verstanden zwar die Botschaft nicht, dennoch wurde ihre Hoffnung in Christus Jesus voll erfüllt. Er brachte allen Menschen das Reich Gottes; er zeigte ihnen, wie sie von Sünde, Krankheit und Tod frei werden konnten.
Vor seiner Kreuzigung verhieß Jesus, daß er einen andern Tröster senden würde. Dies sind seine eigenen Worte, wie Johannes sie berichtet (14:16): „Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich.“ Mary Baker Eddy führt diese Worte des Johannes in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ an und fährt fort (S. 55): „Unter diesem Tröster verstehe ich die göttliche Wissenschaft“.
Jedermann, der in seinem Leben mehr Gutes erhofft, ist zu der freudigen Gewißheit berechtigt, daß diese Hoffnung durch das Studium der Christlichen Wissenschaft verwirklicht werden kann. Unsere Führerin schreibt (ebd., S. 298): „Wenn das Wirkliche erlangt wird, das die Wissenschaft ankündigt, dann wird Freude nicht länger beben, und Hoffnung nicht länger trügen“. Das Wirkliche, das wir erlangen sollen, ist das Verständnis von Gott als dem Guten und Immergegenwärtigen; von dem Menschen als zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffen, geistig und nicht materiell; von dem einen Gemüt, Gott, das Christus Jesus als das einzige Gemüt, das es gibt, zum Ausdruck brachte; und von der Existenz nur einer Macht, der des Guten. Wenn wir dieses Verständnis der Wirklichkeit erlangen, können wir beweisen, daß die Kraft Gottes immer verfügbar ist, um allem entgegenzutreten, was sich Gott, dem Guten, widersetzt, und daß unsere Hoffnungen auf Gesundheit, Harmonie und Wohlergehen nicht trügen können.
Es ist offensichtlich, daß Mrs. Eddy mit ihren Worten, Hoffnung werde nicht länger trügen, nicht rein menschliches Wünschen meinte. Die Hoffnung, die nicht trügt, ist jene Hoffnung, die auf dem Bewußtsein von Gottes Allheit und Macht beruht. Sie entstammt dem grundlegenden Verständnis, daß es dem wirklichen Menschen an nichts mangelt, sondern daß er bereits alles Gute besitzt. Dieses Verständnis wird zum Gesetz jeder menschlichen Situation und berichtigt, was darin der Berichtigung bedarf.
Mrs. Eddy war von einer Hoffnung und einem Eifer beseelt, der dem der ersten Propheten glich. Sie verstand, daß Jesus die wunderbaren Heilungen nicht aus sich selbst vollbringen konnte, sondern daß der Christus, den er verkörperte, sie vollbrachte. Sie erkannte, daß es dasselbe Christusbewußtsein war, das sie von ihrem Schmerzenslager aufgerichtet und ihre Gesundheit wiederhergestellt hatte. Dieses Verständnis machte es ihr möglich, Aufgaben zu erfüllen, die weit über menschliches Vermögen hinausgingen. Während sie „Wissenschaft und Gesundheit“ schrieb, lehrte sie, heilte sie die Hilfesuchenden und schuf sie die Grundlage zu dem, was heutzutage die christlich-wissenschaftliche Bewegung ist. Spätere Ereignisse haben bewiesen, daß sie weit über das Übliche hinausgehend demonstrierte, daß die Hoffnung nicht trügt. Jesus führte das Gesetz des Reiches Gottes auf Erden ein, und Mrs. Eddy entdeckte dieses Gesetz wieder und lehrte, wie es angewendet werden konnte. Darüber hinaus schrieb unsere Führerin die Ideen der Wahrheit nieder, wie sie sich ihr entfalteten, so daß alle sie lesen, verstehen und in ihrem Leben anwenden können.
Ein kleiner Junge hatte einmal den sehnlichen Wunsch, in eine Schule für Kinder von Christlichen Wissenschaftern zu gehen, die sein älterer Bruder besucht hatte. Dieser Bruder war nun auf der Universität. Der Vater des Jungen erklärte ihm, daß er unmöglich auf diese Schule nach außerhalb kommen könne, solange der ältere Bruder sein Studium noch nicht beendet habe, da er nicht für beide zur gleichen Zeit die Kosten bestreiten könne. Die Mutter, die eine Christliche Wissenschafterin war, sagte dem Jungen, er solle die Hoffnung nicht aufgeben, denn Gott würde niemals Seinen Kindern etwas Gutes vorenthalten, und ein rechter Beweggrund zeitige immer das rechte Ergebnis. Sie erklärte ihm, daß der Mensch stets an seinem richtigen Platz sei; daß das Prinzip oder die Wahrheit ein Gesetz für jede menschliche Situation schaffe und alles berichtige, was falsch darin scheint.
Sie erinnerte den Jungen daran, daß rein menschliches Ausmalen oft zu Enttäuschung führt, aber daß der Glaube an Gottes Leitung und das Hoffen und Vertrauen auf Ihn stets das richtige Resultat zeitigen. Er wurde auf die folgende Stelle in „Wissenschaft und Gesundheit“ aufmerksam gemacht (S. 206): „In der wissenschaftlichen Beziehung von Gott zum Menschen sehen wir: was einen segnet, segnet alle, wie Jesus es an den Broten und Fischen zeigte — da Geist und nicht die Materie die Quelle aller Versorgung ist.“
Der Junge und seine Mutter fuhren fort zu hoffen und zu beten. Als der Zeitpunkt herankam, der Schule das Aufnahmegesuch einzusenden, schien sich für den Jungen noch keine Möglichkeit ergeben zu haben. Wieder erinnerte ihn die Mutter daran, daß Hoffnung, die auf Glauben und dem Verständnis von Gottes nie irrender Herrschaft beruhte, nicht trügen würde. Kurz vor Beginn des Semesters wurde dem älteren Bruder Gelegenheit geboten, seine Marineausbildung fortzusetzen, was die Familie von der Bezahlung seines Studienhonorars befreite, und so konnte der kleinere Junge in der Schule seiner Wahl angemeldet werden. Durch seinen Gehorsam gegen die in „Wissenschaft und Gesundheit“ dargelegten göttlichen Regeln, trat das Gesetz Gottes, welches Christus Jesus lehrte, bei diesem Problem in Kraft und die Hoffnung erfüllte sich.
In der rechten Hoffnung und mit dem Glauben an Gott können wir in jedem berechtigten Streben mit der ruhigen Gewißheit fortfahren, daß wir nie um die Erfüllung eines rechten Verlangens betrogen werden können. Ebenso wie sich die messianische Hoffnung nicht in der Art erfüllte, wie die meisten Juden es erwarteten, so mögen auch unsere Hoffnungen sich nicht genau in der Weise erfüllen, wie der menschliche Sinn es plant; aber wir können voll Zuversicht wissen, daß alle Hoffnungen, die auf geistigem Verständnis beruhen, sich erfüllen werden.
