In dem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften) von Mary Baker Eddy erscheint folgende Frage: „Sind beide, Gebet und Arznei zum Heilen erforderlich?” Eine korrekte Antwort ist von Bedeutung für das Wohlergehen der Menschheit. In Beantwortung dieser Frage schreibt Mrs. Eddy (S. 51): „Der Apostel Jakobus sagte: ‚Ihr bittet, und nehmet nicht, darum daß ihr übel bittet, nämlich dahin, daß ihr's mit euren Wollüsten verzehret.‘ Diese Bibelstelle mag diejenigen angehen, die dem Geistigen durch Materielles helfen wollen, und die zu Arznei greifen, um Gottes Heilkraft zu unterstützen. Es ist schwer zu sagen, inwieweit man sich selbst helfen kann, wenn man sein Vertrauen zwischen Heiltee und Christus teilt; weniger schwer jedoch zu wissen, daß man sehr viel weiter käme, wenn man nur einem Herrn diente. Wer immer die Kraft des Geistes versteht, zweifelt nicht an der Kraft Gottes — an der Macht der Wahrheit — jenseits aller menschlichen Mittel und Methoden, durch die göttliche Wissenschaft zu heilen.“
Sich auf beides, auf Arzneien und auf Gott verlassen, um geheilt zu werden, beweist einen Mangel an Verständnis der wahren Natur Gottes und des Menschen als Gottes Widerspiegelung. Arzneien sind materiell. Gott ist Geist, und der Mensch ist geistig. In der Heiligen Schrift lesen wir (2. Kor. 6:14–16): „Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? ... Was hat der Tempel Gottes für Gleichheit mit den Götzen? Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes.“
Es ist ein Fehler zu glauben, daß sowohl Gebet wie Arzneien zum Heilen notwendig seien, und daß diese beiden Gegensätze gemeinsam die Wiederherstellung des Kranken bewirken könnten. Die Erkenntnis der Unwirklichkeit der Materie und der Allheit des unendlichen Geistes bringt die Heilung. Gott ist das Alles-in-allem. Seine Allheit schließt die Möglichkeit aus, daß die Materie als Wirklichkeit oder Wesenheit existieren könne. Die Materie ist ein Irrtum der Annahme, eine Behauptung der Unwissenheit, ein Mangel an Verständnis von dem allen Raum füllenden Gott und Seiner geistigen Schöpfung. Gott ist das göttliche Prinzip. Niemand könnte erwarten, eine richtige Lösung für mathematische Probleme zu finden, wenn dazu ein fehlerhaftes Einmaleins verwendet würde.
Anfänger in der Christlichen Wissenschaft zögern zuweilen, die Medikamente aufzugeben, auf die sie sich bisher verlassen hatten. Doch durch das Forschen in Mrs. Eddys Schriften in Verbindung mit der Bibel lernen sie die wahre Natur Gottes und des Menschen verstehen. Sie erkennen, daß Krankheit, die das Ergebnis eine sterblichen, irrenden und über Gott unwissenden Gemüts ist, nur durch das unsterbliche göttliche Gemüt, durch Gott, geheilt wird. Arzneien einnehmen, während man um Heilung betet, würde voraussetzen, daß Gott zur Ausführung Seines Werkes Zeit braucht und in Verbindung mit der Materie wirkt. Das Wesen Gottes, der unendlicher Geist und unbegrenztes Leben ist, macht es verständlich, daß Gott die substanzlose Materie nicht kennt. Begrenzung und Unbeständigkeit sind charakteristisch für die Materie. Gott ist Geist, Seele, wahre Substanz.
Nachdem meine Freundin die ersten Kapitel des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mrs. Eddy gelesen hatte, sagte sie: „Das ist die Wahrheit und das, wonach ich gesucht habe“. Sie ging sofort an ihr Medizinschränkchen und warf alle Medizinflaschen fort, mit Ausnahme von einer. Diese eine enthielt ein kostspieliges Mittel, das bei zu großen Schmerzen angewendet worden war. Meine Freundin konnte sich nicht entschließen, auch dieses Mittel wegzuwerfen. Obwohl sie wußte, daß sie die Wahrheit gefunden hatte, fürchtete sie doch, vielleicht noch nicht ganz erfaßt zu haben, wie das Verstandene angewendet werden müsse und so das Medikament vielleicht noch brauche, bis ihr Verständnis entsprechend zugenommen habe. Und so ließ sie die Arznei im Schränkchen stehen und ging zurück zu ihren Büchern.
Als sie an Mrs. Eddys Antwort kam auf die hier angeführte Frage: „Sind beide, Gebet und Arznei zum Heilen erforderlich?“, las sie die Antwort mehrere Male und sann betend darüber nach. Dann ging sie zum Medizinschränkchen und entledigte sich auch der letzten Flasche Arznei. Sie warf auch die Ernährungstabletten und die Broschüren über Diät und Leibesübungen weg, die sie befragt und befolgt hatte. Als sie die Torheit, zwei Herren zu dienen, erkannte, gewann sie immer mehr geistiges Verständnis von der wahren Natur des Menschen als dem „Tempel des lebendigen Gottes“. Von da an erfreute sie sich besserer Gesundheit und größerer Harmonie und Zufriedenheit.
Der Glaube an Arznei, Körperbewegung, Kalorien und Vitamine vermindert das Vertrauen auf Gott, auf dem aller Glaube ruhen sollte und ruhen muß, um das christliche Heilen erleben zu können. Richtige Schlußfolgerungen, die von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen ausgehen, öffnen das Denken für den Christus, die Wahrheit, die in jedem Fall der Heiler ist. Wir folgern nicht richtig, wenn beide, die Materie und der Geist, die Grundlage zu unseren Folgerungen bilden. Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 492): „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Dasein. In Wirklichkeit gibt es kein andres Dasein, denn Leben kann nicht mit seinem Ungleichnis, der Sterblichkeit, vereinigt werden.“ Wie die Christliche Wissenschaft das Gebet für die Kranken erklärt, ist es nicht eine Bitte an Gott um etwas. Es ist vielmehr das Wissen, daß es Gottes Wesen ist, Seinen Kindern alles Gute zu geben. Wie der Apostel sagt (Jak. 1:17): „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von obenherab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.“
Wenn der Christliche Wissenschafter in dieser Weise betet, gestaltet sich sein Leben normal. Er liebt Schönheit und Ordnung; er lebt freudig; uneingeschränkt widmet er sich dem Sport und anderen zuträglichen Unternehmungen; er arbeitet, ißt, schläft und spielt maßvoll; und er stellt es dem göttlichen Gemüt anheim, seine Angelegenheiten zu regeln. Mit den Worten Mrs. Eddys (Wissenschaft und Gesundheit, S. 383): „Wir bedürfen eines reinen Körpers und eines reinen Gemüts — eines Körpers, der sowohl durch Gemüt gereinigt als mit Wasser gewaschen ist. Es sagt einer: ‚Ich sorge gut für meinen Körper.’ Um dies tun zu können, ist der reine und erhebende Einfluß des göttlichen Gemüts auf den Körper erforderlich; der Christliche Wissenschafter sorgt am besten für seinen Körper, wenn er ihn möglichst aus seinen Gedanken ausschließt, und, dem Apostel Paulus gleich, ‚vielmehr Lust’ hat ‚außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn’.“
Das heilende Gebet bedarf keiner Unterstützung durch die Materie. Es betont das Gute und nimmt den Christus an als den Antrieb zum Denken, Reden und Handeln, und es weist die Materie mit ihren Annahmen des Lebens, der Substanz und der Intelligenz als unwirklich und unwahr zurück. Das christlich-wissenschaftliche Gebet hebt das Denken über die Sterblichkeit empor, über den mentalen und physischen Gesichtskreis hinaus zu unbegrenzten Ausblicken der Ewigkeit und ihrer Herrlichkeit. Es legt Nachdruck darauf, daß wir einem Herrn dienen. Es sät guten Samen auf einen guten Acker, wo er aufgeht und in einem gesunden, glücklichen Leben Frucht bringt.
