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Geduld ist keine passive Eigenschaft

Aus der August 1955-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sehr oft wird die Geduld als eine passive Eigenschaft angesehen, wie Resignation in Leiden, klaglose Ergebung bei wiederholtem Unglück, Nachsicht mit den Unzulänglichkeiten unserer Lieben und dergleichen. Doch wir sollten uns freuen zu wissen, daß jedwede Bedeutung von Geduld, sofern sie Resignation gegenüber dem Bösen in sich schließt, statt eines Überwindens desselben, in der Christlichen Wissenschaft nicht als eine Tugend angesehen wird. In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt Mary Baker Eddy (S. 515): „Geduld wird durch den unermüdlichen Wurm versinnbildlicht, der, beharrlich in seiner Absicht, über hohe Gipfel dahinkriecht.“

Viele große Persönlichkeiten haben außergewöhnliche Schwierigkeiten in ihrem Leben überwinden müssen. So, zum Beispiel, Bach, der von manchen für das größte musikalische Genie aller Zeiten gehalten wird, hatte viele Hindernisse in seiner Laufbahn zu besiegen. Doch er war beharrlich im Überwinden dieser Schwierigkeiten, und er lernte verstehen, daß „Genie nichts anderes bedeutet als eine große Fähigkeit, Geduld zu üben“.

Die belebende Eigenschaft der Geduld ist ein notwendiges Kennzeichen allen geistigen Fortschritts. Sie zeigt sich in der Mutterliebe, die unermüdlich daran arbeitet, das Gute in ihrem Kinde zur Entfaltung zu bringen. Wahre Geduld schließt immer Glauben an die Möglichkeit des Erreichens eines erstrebenswerten Ziels in sich; und im Dienste eines hohen Ideals schreitet sie gelassen vorwärts, selbst wenn kleinliche Hindernisse im Wege stehen.

Die Geschichte von der Geduld Hiobs dient oft als Beispiel, um die Notwendigkeit der Beharrlichkeit beim Ausarbeiten der eigenen Erlösung zu veranschaulichen. Es ist interessant, daß einigen Gelehrten gemäß der Name Hiob bedeuten soll: „Jemand, der immer zu Gott zurückkehrt.“ Hiob war gezwungen zu lernen, daß das Vermeiden oder Umgehen des Bösen keineswegs das Überwinden und Vernichten desselben bedeutet. Und weiter mußte er lernen, daß materieller Erfolg und sogenannte materielle Gesundheit niemals imstande sind, den Angriffen des Teufels zu widerstehen.

In dem Maße wie Hiob immer klarere Lichtblicke von der wirklichen, geistigen Natur Gottes und Seiner Größe und Güte erlangte, erkannte er auch immer klarer, wie wertlos die Materialität ist, bis er schließlich ausrief (40:4): „Siehe, ich bin zu leichtfertig gewesen.“ Wie schnell folgte seine Heilung, als er in geläuterter Demut und Reue sich Gott unterwarf! Wie leicht war seine Befreiung, als er vergeistigt genug war, in selbstvergessender Liebe für andere zu beten! Denn wir lesen (Hiob 42:10): „Der Herr wandte das Gefängnis Hiobs, da er bat für seine Freunde.“

Jedes menschliche Wesen muß schließlich den engherzigen Begriff der materiellen Selbstheit überwinden und zu dem Verständnis zurückkehren, daß der Mensch die Widerspiegelung der unendlichen Seele ist. Und bei dieser Rückkehr ist wohl derjenige, mit dem er am meisten Geduld haben muß — das eigene Ich! Denn nur beharrliches Streben kann den Hypnotismus der materiellen Schwächen und der materiellen Blindheit überwinden. Gleich dem Hiob mag man ausrufen (23:3): „Ach daß ich wüßte wie ich ihn finden und zu seinem Stuhl kommen möchte!“ Doch wenn man ausharrt, so wird man wie Hiob zu der erleuchtenden Erkenntnis kommen (Vers 13): „Er ist einig; wer will ihm wehren?“

Jesu Geduld war das Ergebnis seines klaren Schauens. Da er die Wahrheit oder das Christus-Bewußtsein ohne Makel ausdrückte, erkannte er die Ebbe und Flut des Hypnotismus der materiellen Sinne niemals als wirklich an; daher war er immer Herr und Meister seines Lebens. Er hatte keine Geduld mit denen, die dem Irrtum in irgendeiner Form nachgaben. Aber er zeigte endlose Geduld in der tatsächlichen Demonstration, der Menschheit die wahre Natur des unendlichen Vater-Mutter Gottes, der göttlichen Liebe, zu offenbaren.

Die Grausamkeit der Ungerechtigkeit, die Beleidigungen der Bosheit, die Treulosigkeit seiner Jünger, ja selbst die Kreuzigung waren nicht imstande, ihm die Allgegenwart, die lebendige Wirklichkeit, der allmächtigen Liebe, zu verdunkeln. Er erduldete das Kreuz, „um den Preis der Freude, die ihn erwartete“ (Hebr. 12:2, Menge-Bibel). Sein Ziel war die Demonstration des ewigen Lebens, nichts konnte ihn davon ablenken. Und er errang den größten Sieg, der je errungen wurde — nämlich das Überwinden der Welt! Ihn mit Paulus vergleichend, schrieb Mrs. Eddy in ihrer Predigt „Christian Healing“ (Christliche Heilung, S. 2): „Doch Jesus, das Beispiel der unendlichen Geduld, sagte:, Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.‘ Und er sagte dies, als er unter der Bosheit der Welt fast zusammenbrach.“

Ein geduldiges Studium des Werkes „Wissenschaft und Gesundheit“ führt immer mehr Menschen dazu, die steilen Höhen des Gemüts zu erklimmen, wo die Allheit der göttlichen Liebe offenbart wird. So werden sie dazu befähigt, die Materialität als eine Illusion aufzudecken, und eine Grundlage zu finden, von der aus sie sich weigern können, von deren hypnotischer Natur betrogen zu werden. Mit anderen Worten, die Christliche Wissenschaft lehrt diejenigen, die sie studieren, wie auch sie das klare Schauen Jesu erlangen können, so daß sie täglich jedes scheinbare Problem zu überwinden vermögen, um den Preis der Freude, die sie erwartet.

Durch die Wissenschaft werden wir befähigt, mehr Geduld zu lernen und zu verstehen, wie wir uns der Macht Gottes unterwerfen können. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns nicht nur, Gesundheit oder Heiligkeit zu erlangen, sondern auch, sie zu bewahren und Herr und Meister des eigenen Lebens zu werden. Welch höheres Streben kann man haben, als durch geduldiges Überwinden zu lernen, wie man das „Himmelreich“ nicht nur erringen, sondern auch darin verweilen kann — jenes „Himmelreich“, welches das „Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts“ ist, um zum Teil Mrs. Eddys Definition zu gebrauchen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 590) ! Welch größere Demonstration können die Menschen erbringen, als von Jesu „Beispiel der unendlichen Geduld“ zu lernen, wie sie die Illusion der materiellen Existenz überwinden und hier und jetzt einen Vorgeschmack des ewigen Lebens haben können!

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