Gott ist immer bei uns. Er umgibt uns, Er beschützt uns. Als Christliche Wissenschafter wissen wir, daß dies immer wahr ist und daß in Wirklichkeit uns nichts von Gott trennen kann. Trotzdem gibt es Momente, in denen wir das Gefühl haben, unser augenblickliches Denken sei so weit von Ihm entfernt, daß die mentale Kluft zu groß sei, um überbrückt zu werden. In solchen Zeiten gleichen wir dem, der in einem dunklen Zimmer sitzt, über diese ihn umgebende Finsternis nachsinnt, jedoch aus Vergeßlichkeit oder Mangel an Energie das Licht nicht einschaltet, obwohl der Schalter zur Hand, der elektrische Storm vorhanden ist.
Wenn wir versucht sind, in der Dunkelheit der Apathie mit gefalteten Händen untätig herumzulungern, dann müssen wir dieser Versuchung widerstehen und uns sofort darüber erheben. Wir müssen nachdrücklich erklären, daß es nur ein Gemüt, einen Gott, gibt, und daß wir kein sterbliches Gemüt besitzen, das verdunkelt werden und der Inspiration ermangeln kann, da der Mensch Gott, das eine Gemüt, widerspiegelt. Er kann ebensowenig vom Gemüt getrennt werden, wie ein Lichtstrahl von der Sonne abgeschnitten werden kann. Wir müssen uns klar darüber sein, daß in Wirklichkeit nichts zwischen uns und unsere Lebenskraft, unsere Inspiration und Furchtlosigkeit treten kann, die Gott, das Leben, uns als Seinen wahrhaftigen Kindern beständig verleiht. Laßt uns mit diesen Erklärungen beginnen, auch wenn wir anfangs den Eindruck haben, daß wir es nur mit unseren Lippen tun. Doch wenn wir beharrlich in unserer Suche nach der Wahrheit bleiben, werden wir bald finden, daß wir voll Verständnis beten.
Eine Schülerin unserer Führerin schrieb von ihr in „We Knew Mary Baker Eddy“ (Wir kannten Mary Baker Eddy) Zweite Serie (S. 16): „Ich entsinne mich gut ihrer Erklärung: ,Es gibt keine Abkürzungswege in der Christlichen Wissenschaft' und so viel ich erinnere, sagte sie weiter: ,Ich habe dich auf den Berg geführt; ich habe dir das verheißene Land gezeigt' — und dann fuhr sie mit Bestimmtheit aber auch mit unendlicher Wärme fort — ,aber du wirst jeden Schritt selbst tun müssen auf dem Weg, der dorthin führt'.“ Zuweilen vergeuden wir damit viel Zeit, entsetzt zu sein über den weiten Weg, der zu Gott führt und den wir zurücklegen müssen, und oft erscheint es uns zwecklos, überhaupt damit zu beginnen. Doch Mrs. Eddy sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 89): „Wir sind alle fähig mehr zu leisten, als wir leisten“. Auf den ersten Blick mag dies nur wie eine Mahnung erscheinen, wenn wir es aber wiederholt lesen, finden wir, daß es zugleich eine ermutigende Verheißung ist, daß wir mehr tun können.
Ein kleiner Junge, den ich kannte, wollte einen Spielgefährten in der Nachbarschaft besuchen, fürchtete aber, der Weg dorthin sei zu weit für ihn. Seine Mutter riet ihm, bis zur nächsten Straßenlaterne zu gehen; von da würde er vielleicht etwas weiter bis zum Ende der Straße gehen können. In der Gewißheit, daß er die nächste Laterne erreichen könne, machte sich der Junge auf den Weg. Dort angekommen fand er, daß er noch bis an das Ende der Straße gehen konnte und von da leichten Herzens den ganzen Weg bis zum Hause des Freundes, ohne das Gefühl einer großen Anstrengung.
Wenn wir erst einmal den ersten Schritt heraus aus der falschen Zufriedenheit mit unserer Trägheit getan haben — den Schritt zur Bejahung der Wahrheit — dann ist die folgende Stufe zum Erreichen des geistigen Verständnisses von allem, was wir bejahen, wie ein wichtiger Aufruf für uns und nicht eine erschreckende Schwierigkeit. Mehr und mehr füllt die Gewißheit unser Bewußtsein, daß „der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr“ (5. Mose 6:4). Wir fangen an zu verstehen, daß wir in Wirklichkeit rein, vollkommen und heilig sind, weil Gott den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat. Mit zunehmendem Vertrauen erkennen wir, daß Apathie nur dem Anschein nach durch falsches Denken wirken kann, da Gott alles, was Er geschaffen hatte, gut nannte. Wenn unser Bewußtsein in dieser Weise von der Wahrheit erfüllt ist, können wir die Kranken heilen. Wir müssen in unserem Denken beständig auf der Wacht sein, damit wir niemals zulassen, daß unser Licht der Zuversicht und Inspiration verdunkelt werde.
Jesus sagte (Joh. 9:4): „Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann“. „Tag“ bedeutet hier wohl die freudige Inspiration und Überzeugung, daß Gott allmächtig ist; wir erlangen sie, wenn wir beten, wenn wir einen Artikel in unseren Zeitschriften verständnisvoll lesen, Gleichgültigkeit überwinden oder uns über eine Heilung freuen. Laßt uns arbeiten, während wir das Licht haben, und nicht zulassen, daß diese Inspiration in nichtssagendem Geschwätz oder menschlicher Geschäftigkeit verloren geht. Wir finden keinen Bericht darüber, daß es je für Jesus Augenblicke gab, in denen er nicht arbeiten konnte; selbst in der materiellen Finsternis eines Grabes arbeitete und bewies er, daß der Mensch todlos ist.
Wie schnell wird unser Fortschritt sein, wenn wir uns die Augenblicke des Lichts bewahren, so daß wir keine Zeiten der Dunkelheit und Apathie mehr haben. Laßt uns jeden Augenblick benützen, um das geistige Verständnis zu erlangen, dessen wir auf unserer Wanderung bedürfen.
Als ich im Heeresdienst stand, wurde ich eines Tages in ein ungeheuer großes Lager versetzt, das mir in keiner Weise zusagte. Ich war unzufrieden mit meiner Arbeit, mit den Lebensbedingungen und mit meinen Kameradinnen. Ein Gefühl der Hilflosigkeit und der Apathie überkam mich. Doch dann las ich eines Morgens beim Studieren der Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft diese Worte aus dem Epheserbrief (4:1): „Wandelt, wie sich's gebührt eurer Berufung, mit der ihr berufen seid“. Das ist ein gewaltiges Gebot, denn unsere Berufung ist, Gott auszudrücken; Seine Gegenwart und Seine nie endende Macht zu beweisen.
Damals erfaßte ich noch nicht die volle Bedeutung der Worte; doch ich war genügend aufgewacht, um zu merken, daß ich meinem Äußern zu wenig Beachtung geschenkt hatte, und daß unordentlich und gleichgültig sein, sich nicht meiner Berufung als Christlicher Wissenschafter „gebührte“. Ich machte mich also so nett wie möglich zurecht. An diesem Morgen kam ich zum ersten Mal mit meiner Vorgesetzten in Berührung. Sie zeigte mir freundliches Interesse, was sicher nicht der Fall gewesen wäre, wenn sie in mir eine unordentliche Angehörige ihrer Kompanie gefunden hätte. Dieses Kennenlernen war das erste Glied in einer Kette von Ereignissen, die mich zu einer außerordentlich interessanten Arbeit mit viel geistigem Wachstum führten.
So erkennen wir also, wie einem Schritt in der rechten Richtung, wie klein er auch sein mag, der nächste, der aus der Apathie herausführt, in natürlicher Weise folgen wird. Deswegen können wir jetzt sofort mit Freudigkeit beginnen. Unsere Führerin versichert uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 326): „Wenn du aus wahren Beweggründen arbeitest und betest, wird dein Vater dir den Weg auftun.“ Und sie fährt fort mit Paulus' Mahnung (Gal. 5:7): „,Wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit nicht zu gehorchen?'“
Weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen): so lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes. — Römer 13:11, 12.
