Viele Leidende haben sich an die Christliche Wissenschaft gewandt, weil alle anderen Mittel zur Wiederherstellung versagt hatten. Sie sahen in der Wissenschaft ihre letzte Zuflucht und sie erlebten, daß ihre Bedürfnisse befriedigt und ihre Probleme gelöst wurden. Diese Umwandlung oder Erneuerung wurde durch die Kraft der Wahrheit zustande gebracht, welche auf die menschliche Annahme wirkt. Diese Kraft wurde als allmächtig erkannt und unter dem Gesetz Gottes wurde der normale Zustand wiederhergestellt.
Die Kraft der Wahrheit und Liebe wirkt wie die Sonnenwärme, die eine dunkle Wolke auflöst. Gesundheit ist eine Tatsache im Gemüt, Krankheit dagegen ist nur eine Vorstellung im sterblichen Denken, welche die Gegenwart des Gemüts, wenn es erkannt wird, auslöscht. Um in der Christlichen Wissenschaft gute Ergebnisse zu erzielen, ist es genau so notwendig, ihren Regeln zu folgen, wie es das beim Musik- oder Mathematikstudium ist. Eine einfache Vorschrift, die der Meister gab, ist bei Matthäus zu finden (6: 33): „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“
Es ist erforderlich, daß derjenige, der Hilfe in der Christlichen Wissenschaft sucht, sich von ganzem Herzen der Wahrheit zuwendet, ohne auch nur einen Blick auf materielle Methoden zurückzuwerfen. Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 167): „Nur wenn man sich absolut auf Wahrheit verläßt, kann einem die wissenschaftlich heilende Kraft zur Wirklichkeit werden.“ Man kann keinen Erfolg in der Christlichen Wissenschaft haben, wenn man versucht, nach dem Reich Gottes zu trachten und in seinem Suchen nach Hilfe gleichzeitig materielle Mittel anwendet. Man sollte nicht versuchen, geistige Mittel mit Arzneimitteln, Hygiene, Psychotherapie, Psychologie, Hypnose, Spiritismus oder Theosophie zu vermischen. Der Verlaß auf materielle Systeme muß völlig aufgegeben werden. Die Wahrheit fordert unser absolutes Vertrauen und die erzielten guten Ergebnisse stehen im Verhältnis zu unserer Treue gegenüber den in der Bibel und im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch festgelegten Regeln.
Man kann keinen Erfolg haben, wenn man versucht, die Christliche Wissenschaft mit einem menschengemachten System zu vermischen. Die erstere kommt durch Offenbarung zu uns, das letztere beruht auf menschlichen Meinungen und Annahmen. Die Christliche Wissenschaft ist eine Religion der Offenbarung; sie ist nicht auf menschlichen Lehren, Glaubensbekenntnissen, Gesetzbüchern und Annahmen aufgebaut. Die in ihr enthaltene Wahrheit wurde durch Gott dem vergeistigten Denken Mrs. Eddys offenbart, die, auf das Lehrbuch bezugnehmend, in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 115) sagt: „Ich müßte erröten, über ‚Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift’ so zu schreiben, wie ich es getan habe, wenn es menschlichen Ursprungs wäre, und wenn ich, unabhängig von Gott, seine Verfasserin wäre. Aber da ich nur der Schreiber war, der die Harmonien des Himmels in der göttlichen Wissenschaft wiedergibt, so kann ich nicht über-bescheiden in meiner Wertschätzung des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches sein.“
Ein Christlicher Wissenschafter wird mitunter als „engherzig“ bezeichnet, weil er auf einer vollständigen Trennung zwischen dem materiellen und geistigen System besteht. Tatsächlich sollte er aber dafür gelobt statt kritisiert werden, daß er sich treu auf der Seite des göttlichen Prinzips, Gottes, hält. Ein Mathematiker würde nicht für engherzig angesehen werden, weil er dem Gesetz der Mathematik folgt, denn wenn er dies nicht täte, wie könnte wir dann der Richtigkeit seiner Berechnungen trauen? Wir räumen dem Mathematiker das Recht ein, sich streng an die Regel zu halten. Sollten wir dem Christlichen Wissenschafter nicht dankbar sein, der sich weigert, materielle und geistige Systeme zu vermischen und der durch seine Treue zum Prinzip seine Probleme mit Erfolg bearbeitet?
Der von Jesus beschriebene Weg war gerade und schmal. Dies bedeutet nicht, daß er in einem religiösen Sinne beschränkt und dogmatisch war. Sein Lebensweg war der Weg der Reinheit, Ehrlichkeit, des Erbarmens, der Sanftmut und Langmut. Den geistigen Weg des Lebens anzunehmen, für den er das Beispiel gab, erfordert Selbstaufopferung und die Verleugnung der Freuden und Leiden des Sinnes. Wenn sich der christlich-wissenschaftliche Ausüber mutig und beständig auf diesem Weg des Lebens behauptet, so befähigt ihn dies, durch die Kraft der Wahrheit und Liebe die Kranken zu heilen und die Sünder umzuwandeln.
Es hat sich bisweilen gezeigt, daß ein versteckter Glaube an materielle Mittel eine Heilung verzögern oder gar verhindern kann. Vielleicht ist es dem Patienten gar nicht klar, daß er sich einem materiellen System zuwenden will, an das er früher glaubte, falls er durch die Christliche Wissenschaft nicht geheilt wird. Wenn dies der Fall ist, so sollte der Leidende an die überwältigende Macht der Wahrheit erinnert werden, an der die Materie oder materielle Systeme keinen Anteil haben. Die in der Bibel und im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch so beständig betonte Allheit Gottes weist darauf hin, daß alle Macht im Geist und in seinen Gesetzen liegt und daß in den sogenannten Gesetzen und Annahmen des sterblichen Gemüts und der Materie keine Macht vorhanden ist.
Wir müssen lernen, Gott alle Intelligenz, alles Gesetz, alle Ordnung und Liebe zuzuschreiben. Der Mensch ist der Ausdruck Gottes und existiert gänzlich getrennt von dem Glauben an eine materielle Selbstheit. Das Heilen in der Christlichen Wissenschaft ist nicht schwierig, wenn ihre Regeln beständig eingehalten werden. Eine der wichtigsten Forderungen der Wissenschaft ist in diesem Artikel bereits erwähnt worden, nämlich die Notwendigkeit, zuerst nach dem Reich Gottes zu trachten und sich zu weigern, sich von diesem Reich hinweglocken zu lassen durch die Annahme, Hilfe könne durch Zuflucht zu ungeistigen Mitteln erlangt werden.
Wenn absoluter Verlaß zum Ausgangspunkt für die Ausübung gemacht wird, und wenn der Ausüber in seinem Gebet den Geist der Wahrheit und Liebe, die Kraft des Christus, empfindet, dann wird eine beständige, gleichmäßige Zunahme im geistigen Verständnis erfolgen, eine Wiedergeburt des menschlichen Gemüts und eine Wiederherstellung normaler Gesundheit und Zufriedenheit.