Viele von uns, die jetzt Christliche Wissenschafter sind, glaubten an Gott und die Macht des Gebets, bevor ihr Denken durch das geistige Verständnis erleuchtet wurde. Doch unsere frühere Vorstellung von Gott war persönlich und vermenschlicht, weil sie auf den sagenhaften Schöpfungsbericht im zweiten Kapitel des Ersten Buches Mose gegründet war, in dem das Böse und die Materie als Teil des göttlichen Planes und daher als wirklich angesehen werden.
Da die Art unseres Betens von unserem Gottesbegriff bestimmt wird, war unser Gebet eine Fürbitte, ein Ratgeben oder Flehen. Wir waren geneigt zu planen, was wir für uns und andere für das Beste hielten, und dann Gott zu bitten, es geschehen zu lassen. In Krankheitstagen flehten wir zu Gott, die von uns angewandte materielle Medizin zu segnen und ihr Kraft zu geben, und das sogar, wenn sie für giftig gehalten wurde. Infolge all des Menschlichen in unseren Gebeten, waren sie nicht in vollem Glauben, und daher nur allzu oft vergeblich gebetet.
Bei einer großen Zahl aufrichtiger Männer und Frauen hat sich all dies auf Grund der von Mary Baker Eddy empfangenen Selbstoffenbarung Gottes geändert. Sie nahm nur den im ersten Kapitel des Ersten Buches Mose verzeichneten Schöpfungsbericht als wirklich an, wie dies ganz offensichtlich auch unser Vorbild Christus Jesus tat. Auf diese Weise wurde Mrs. Eddy befähigt, die wahre Bedeutung und Tragweite der Lehren des Meisterchristen und seiner Beweise von der göttlichen Liebe und des göttlichen Gesetzes zu erfassen, durch sein Heilen von aller Art Krankheit und sein Überwinden von Tod, Sünde und Begrenzung.
All die mächtigen und eindrucksvollen Werke des Meisters waren in Übereinstimmung mit Gottes Willen, denn Christus Jesus sagte (Joh. 5:30): „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat.“ Mrs. Eddy erkannte, daß Gott ewiglich unwandelbar ist, weil er das göttliche Prinzip, die göttliche Wahrheit und Liebe ist daher ist Gottes Wille jetzt für uns derselbe wie damals, als Christus Jesus jene heilte und errettete, die für seine Worte empfänglich waren. Die Christliche Wissenschaft befähigt uns daher, die großen Segnungen zu erkennen und freudig anzunehmen, die notwendigerweise in jenem Teil des Gebetes des Herrn enthalten sind, der lautet (Matth. 6: 10): „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“
Alle, die offenen Gemüts das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ lesen, fühlen sich besonders durch das erste Kapitel „Gebet“ beeindruckt, denn Mrs. Eddy behandelt dieses Thema in ansprechender Weise, einfach und gründlich. Wenn Mrs. Eddy auf der ersten Seite feststellt, daß „Verlangen ... Gebet ist,“ so meint sie damit natürlich ein gerechtes Verlangen, das Verlangen nach dem Rechten oder nach Gerechtigkeit, das Verlangen nach dem Guten und Reinen, nach dem, was hilfreich, harmonisch und Harmonie verbreitend ist.
All diese wünschenswerten Ausdrücke beweisen Gottes Wesen als Liebe, denn der Apostel Jakobus versichert uns: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis“ (1:17). In direkter Übereinstimmung hiermit sind Mrs. Eddys Worte in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 37): „Gott ist unsterbliches Gemüt; und dieses Gemüt bekundet sich in allen Gedanken und Wünschen, die die Menschheit zu Reinheit, Gesundheit, Heiligkeit und den geistigen Wirklichkeiten des Seins hinlenken.“
Wir können daher mit vollem Recht den Schluß ziehen, daß unsere Wünsche, insoweit sie dem Willen Gottes entsprechen, als Antrieb Gottes angesehen werden können, der unseren völligeren Ausdruck des Guten zur Folge hat. Diese rechte Verbindung unserer Gebete mit dem allwissenden und allmächtigen Gemüt und der allwissenden und allmächtigen Liebe inspiriert uns dazu, gleich Jesus, volles Vertrauen zu unseren Gebeten zu haben. Er sagte (Matth. 21:22): „Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, werdet ihr's empfangen.“ Sicherlich waren die Gebete unseres geliebten Meisters von Gott inspiriert und von Gott erhört. Er ist unser Wegweiser in all unserem christlichen Streben.
Wie das Gebet gerechten Verlangens nutzbar gemacht werden kann, zeigt die Erfahrung vieler Männer und Frauen, die der üblen Propaganda der Alkohol- und Tabaklieferanten verfallen und Sklaven, in einigen Fällen sogar Abscheu erregende Trunkenbolde, geworden waren. Sie wandten sich um Befreiung an die Christliche Wissenschaft und erlangten ihre Freiheit und ihre von Gott verliehene Herrschaft, als sie erkannten, daß ihr wahres Verlangen ein Sehnen nach dem Guten war, daß es aber in dem, was knechtet und entwürdigt, nichts Gutes gibt. Weil wirkliches Verlangen Gebet ist, von Gott inspiriert, von Gott veranlaßt und von Gott erfüllt, so folgt daraus, daß jeder Gedanke, der sich als unser Verlangen ausgibt, aber nach Materialität und hinweg von Geist und Geistigkeit strebt, kein gerechtes Verlangen ist; er ist lediglich eine Phase des Mesmerismus, ohne Einfluß, Anziehungskraft oder Macht, weil er des Prinzips ermangelt.
Da Christus Jesus bewies, daß Gesundheit oder „Ganzsein“ ein Ausdruck des göttlichen Willens ist, so ist das Gebet oder Verlangen, bewußt Gesundheit und normales Wohlbefinden zum Ausdruck zu bringen, ein rechtmäßiges und christliches Streben. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, daß „Gesundheit. .. nicht ein Zustand der Materie, sondern des Gemüts“ ist, wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 120) feststellt. Wir bitten daher in unseren christlich-wissenschaftlichen Gebeten nicht um Wohlsein und Bequemlichkeit in der Materie, sondern wir beten, daß jeder unserer Gedanken mit dem göttlichen Gemüt und der göttlichen Liebe übereinstimmen möge. Dies war die offenbare Absicht Christi Jesu, als er sagte, daß wir uns nicht um den Körper sorgen, sondern nach dem Reich Gottes trachten sollten, nach der Herrschaft des göttlichen Gemüts und der göttlichen Liebe in unserem Denken und Leben. Dann, fügte er hinzu, würde uns alles andere zufallen.
Bei vielen ist der Beweggrund für das weltweite Verlangen nach Frieden lediglich die Furcht vor Unheil und Zerstörung. Doch vielleicht gibt es noch mehr Menschen, bei denen das Verlangen nach Frieden durch Selbstlosigkeit und Nächstenliebe veranlaßt wird. Bei ihnen mag das Gebet um Frieden und das Verlangen danach wohl als der Antrieb Gottes, der göttlichen Liebe, zu völligerem Ausdruck unter den Menschen bezeichnet werden. Und selbstverständlich sind solche Gebete von Gott inspiriert, von Gott veranlaßt und von Gott erfüllt.
Er begehrt mein, so will ich ihm aushelfen; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Er ruft mich an, so will ich ihn erhören. — Psalm 91:14, 15.