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Propheten und Prophezeiung

Aus der August 1956-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In diesem rastlosen Zeitalter der Geschwindigkeit und der modernen Einrichtungen, der technischen Wunder und der entfesselten physischen Kraft, wirkt das Thema der Propheten und Prophezeiung abgelegen und abstrakt. Und doch haben die Propheten der Bibel etwas Grundlegendes, etwas von hohem Wert zum Wohle der Menschheit beigetragen. Indem sie den dunkeln Materialismus ihrer Zeit rügten, trieben sie zur Erkenntnis göttlicher Dinge an. Ihr inneres Erschauen der geistigen Wirklichkeit tat die unwiderstehliche Macht des Geistes kund, vor dem die materielle Annahme schwinden muß. Mary Baker Eddy sagt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 221): „Die Propheten vor alters schauten aus nach etwas Höherem als den Systemen und Bräuchen ihrer Zeit. Sie sahen die neue Verkündung der Wahrheit und die Demonstration Gottes in Seiner unendlicheren Bedeutung voraus — die Demonstration, welche Sünde, Krankheit und Tod zerstören, die Erklärung der Allmacht geben und die Wissenschaft des Gemüts erläutern sollte.“

Die Hebräer waren im Grunde ein Volk von Propheten. Als Nation erwarteten sie den Messias, das Erscheinen des Morgensterns — den Sohn Gottes, der die Macht der einen Gottheit kundtun sollte. Ihre großen Propheten sagten voraus, daß der Materialismus den Christus verwerfen, die Wahrheit aber schließlich siegen werde. Das Schrifttum der Hebräer, ihre Gedichte, ihre Äußerungen, der Verlauf ihrer Geschichte und ihres Lebens prophezeiten die Art und Weise der Befreiung vom Bösen, die die Menschen erleben würden.

Moses war ein großer Prophet. In erstaunlich hohem Maße erkannte er die Allgegenwart Gottes und bewies die Möglichkeit, die Materie auf Annahmen zurückzuführen. Er sagte (5. Mose 18:15): „Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, dir erwecken aus dir und aus deinen Brüdern.“ Und als Christus Jesus kam und die Wissenschaft, die Moses voraussah, in seiner individuellen Weise erklärte, sprachen viele in Verwunderung (Joh. 7:40): „Dieser ist wahrlich der Prophet.“

Weitere Prophezeiungen waren noch erforderlich, weil die Menschen im materialistischen Zeitalter des Meisters noch nicht imstande waren, die volle Erklärung der von ihm demonstrierten Wahrheiten zu ertragen. Und so haben wir Jesu große Prophezeiung, daß ein Tröster kommen und die Menschen alles lehren würde — der Heilige Geist, der sie an alles erinnern würde, was der Meister gesagt hatte (s. Joh. 14:26). Viele Menschen sind sich heute bewußt, daß dieser Tröster in der Christlichen Wissenschaft, der endgültigen Offenbarung der Wahrheit, gekommen ist, denn diese prophetische Religion stellt die Kraft des Heilens wieder her, die das Erscheinen der Wahrheit stets begleitet. Mrs. Eddy ist die Prophetin, durch die der Tröster die Menschheit erreicht hat. Ihr Leben und ihre Werke des Heilens veranschaulichen ihre eigene Definition des Wortes „Prophet“, die sie im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 593) gibt: „Ein geistiger Seher; das Verschwinden des materiellen Sinnes vor den bewußten Tatsachen der geistigen Wahrheit.“

Nach dieser Definition ist es nicht unbedingt notwendig, daß ein Prophet die Zukunft der Menschen voraussagt, sondern daß er die gegenwärtige Wirklichkeit geistig erfaßt. Jedermann ist in dem Maße ein wahrer Prophet, wie er das Reich Gottes wahrnimmt. Vor der Erkenntnis der Allheit des Geistes und der ewigen Gotteskindschaft des Menschen, die der Prophet dieses Zeitalters hegt, muß der materielle Sinn notgedrungen an Stärke verlieren und seine Täuschungen aufgeben. Die Kranken und Sünder werden geheilt, wenn sie ihr wirkliches Selbst, das Ebenbild Gottes, erkennen. Krankheitsgesetze und Unheil schwinden vor dem Verständnis, daß der Wille Gottes die einzig regierende Macht des Universums ist. Die Kraft der prophetischen Schau ist unwiderstehlich. Aller Irrtum, aller Materialismus, ja alle Materie werden schließlich vor dem prophetischen Schauen verschwinden, das die Wissenschaft des Seins verleiht.

In dem Verhältnis, wie das Christentum mehr als Wissenschaft verstanden wird, wird die Christenheit zu einem Volk von Propheten werden. Jeder Christ wird ein geistiger Seher sein, und sein Erschauen der Wirklichkeit wird die Täuschungen des materiellen Sinnes zerstören. Sein geistiger Blick wird den Schleier der Sterblichkeit durchdringen und die heilenden Wahrheiten des sündlosen Menschentums erkennen. Jede Heilung, die durch die Christliche Wissenschaft vollbracht wird, sagt die sichere Zerstörung alles Bösen voraus; sie beweist die Unwirklichkeit alles dessen, was Gott leugnet.

Unserem Zeitalter ist die Prophezeiung in Form der Christlichen Wissenschaft erschienen. Das größte Problem der Wissenschafter ist, den Geist der Prophezeiung zu bewahren und zu verhindern, daß blinder Materialismus die geistige Gabe der Prophetie aufs neue von der Bühne des Weltgeschehens verdrängt. Josua folgte auf Moses; er wiederholte viele der Wunder, die Moses auf Grund seines prophetischen Schauens vollbracht hatte. Auf Elias folgte Elisa; er brach durch die Beschränktheit des Sinnendaseins und verlieh dem Schauen der Wirklichkeit in seiner Zeit mehr Dauer. Die Nachfolger Christi Jesu bekundeten die Kraft zu heilen, denn sie verstanden das göttliche Reich, das unser Meister den Menschen verkündet hatte.

Doch in jedem der angeführten Fälle ging der heilende Geist der Prophezeiung schnell verloren; er wurde verdunkelt durch den Materialismus, der die Materie für wirklich hält, für etwas, das geglaubt, geschätzt oder gefürchtet werden muß. Wie verhält es sich dabei mit unserer eigenen Verpflichtung? Sollen die Werke Mrs. Eddys und ihrer ersten Nachfolger fortgesetzt und erweitert werden, bis die Prophezeiung das absolute Nichts des materiellen Sinnes bewiesen hat? Nur äußerste Hingabe an Gott und Seine Wahrheit kann ein Abfallen ähnlich dem hier erwähnten früherer Zeiten verhindern. Jede echte Heilung ist ein Beweis, daß das Schauen der Wirklichkeit erhalten geblieben ist. Doch eine geistige Heilung ist gleichzeitig ein scharfer Tadel für den Materialismus. Wenn daher die Heilung den materiellen Sinn dazu aufreizt, sich gegen die Christliche Wissenschaft aufzulehnen und sich ihr zu widersetzen, oder die Menschen gegenüber dem Leuchten des Heiligen Geistes unter uns gleichgültig zu machen, dann muß dieser Versuch, den Fortschritt zu hemmen, verstanden und behandelt werden.

In früheren Zeiten war die Aufeinanderfolge von Prophezeiung und deren Abweisung, von geistigem Schauen und Auflehnung dagegen, teilweise ein Resultat der menschlichen Unkenntnis von der Wissenschaft des Lebens. Die Christlichen Wissenschafter haben keine Entschuldigung, wenn sie den gleichen Verlauf wieder zulassen. Die Christliche Wissenschaft hat das Wirken des tierischen Magnetismus, des bösen Gemüts, völlig aufgedeckt und enthüllt, und der Materialismus wird nun von den Christlichen Wissenschaftern als ein absolutes Nichts erkannt. In dem Maße, wie der heutige Prophet das christliche, geistige Schauen bekundet, das Kranke, Bekümmerte und Sünder heilt, wird er fähig sein, jeden scheinbaren Machtbeweis des materiellen Sinnes zu verhindern, der das Gute, das durch die göttliche Wahrheit vollbracht wurde, in sein Gegenteil verkehren möchte. Indem er eine solche Umkehrung in seiner eigenen Erfahrung verhindert, trägt er dazu bei, sie auch in der gesamten christlich-wissenschaftlichen Bewegung zu verhindern.

Der heutige Prophet, der sich weigert, durch materialistische Gedankenrichtungen beeinflußt zu werden, schaut aus nach etwas Greifbarerem als die rein menschliche Anerkennung herrlicher Wahrheiten. Er weiß, daß der Geist der Prophezeiung in ihm von Heilungsbeweisen begleitet sein muß. Er nimmt die Erklärung an, die Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 373) gibt: „Die Christliche Wissenschaft ist mehr als ein Prophet oder eine Prophezeiung: sie wird nicht durch Worte allein veranschaulicht, sondern durch Taten — durch täglich erbrachte Beweise von Wahrheit und Liebe.“

Der Widerstand des Materialismus muß vor der Prophezeiung schwinden, die in fortwährenden Heilungswerken zum Ausdruck kommt. Durch solche Werke allein werden Propheten und Prophezeiung die Achtung der ganzen Menschheit gewinnen. Die geistigen Wahrheiten werden als unversehrt und ewig gegenwärtig erfunden werden; und sie werden von höherer Bedeutung sein als alles, was die Materie und ihre sogenannten Gesetze je hervorgebracht haben. Und schließlich wird die Prophezeiung siegen, denn die Propheten werden getreu an dem festhalten, was sie als Wahrheit erschauen.

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