Die Christliche Wissenschaft offenbart, daß alle Menschen, bewußt oder unbewußt, Gott und Sein Himmelreich suchen; denn es ist nur natürlich, daß jeder einzelne Sicherheit, Zufriedenheit, Harmonie, Gesundheit beansprucht — Reichtümer, die nur in des Vaters Haus gefunden werden können. In ihrer Suche nach dem Vater folgen die Christlichen Wissenschafter bewußt dem Christus. Sie erkennen bei diesem Suchen Jesus als ihrem Wegweiser an; denn er sagte (Joh. 14:6): „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Der Mensch, das geliebte Kind Gottes, ererbt das Himmelreich. Da es nötig ist, die Materialität aufzugeben, um dieses Erbe anzutreten, mögen wir, menschlich gesprochen, sagen, daß es erkauft werden muß. Jedermann muß es sich erkaufen und jeder muß den gleichen Preis dafür zahlen, denn der Preis ist unveränderlich. Nach den Worten des Meisters muß man sein irdisches All hingeben, um den Himmel zu erlangen; denn er verglich ihn einem Kaufmann, „der gute Perlen suchte. Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie“ (Matth. 13: 45, 46).
Wer in dieses Reich Gottes eingehen möchte, kann nicht ein einziges Erzeugnis des menschlichen Willens — Habgier, Dünkel, Groll — mit sich nehmen. Er muß die Annahme vom Leben in der Materie aufgeben. Da Weltlichkeit niemals in das Reich Gottes eindringen kann, kann er nichts Materielles für diesen Himmel aufbewahren. Und doch möchte der hartnäckige Wille der Sterblichen gerade das scheinbar versuchen. Nur widerwillig gibt er seine lang gehegten materiellen Annahmen auf.
Die Anhänger der Christlichen Wissenschaft wissen, daß die köstliche Perle, von der Christus Jesus sprach, das wertvolle Verständnis ist, auf Grund dessen Gott und Sein Reich als das Alles-in-allem erkannt werden. Von zwei Gesichtspunkten aus gesehen, ist der Preis hoch. Für diejenigen, die die Heilige Schrift im Licht erforschen, mit dem die Christliche Wissenschaft sie erleuchtet, ist der Preis nur hoch an Bedeutung. Sie lernen verstehen, daß die gesamte Erde — auf der Waage der Wahrheit gewogen, in der Seele alles aufwiegt — nicht ein Jota wiegt, gegenüber den allerkleinsten solch himmlischer Edelsteine, wie Freude, Friede, Demut, Gnade und Schönheit. Und sie erkennen, daß sie sich durch das Aufgeben von Weltlichkeit für Geistigkeit ihre gottgegebene Herrschaft über die ganze Erde sichern.
Die jedoch, die Reichtum in materiellem Besitz sehen, finden diese Perle zu hoch im Preis. Sie finden ihn übertrieben und glauben ihre Abgeneigtheit berechtigt, alles, was sie an Materiellem haben, für einen Gott und einen Himmel hinzugeben, der ihnen abstrakt und unwirklich erscheint, den sie weder sehen noch materiell erleben können. In diese Kategorie gehört auch der reiche Jüngling, dem der Meister auf seine Frage, was er Gutes tun solle, um das ewige Leben zu ererben, sagte, er solle alles verkaufen, was er habe, und es den Armen geben und dem Christus nachfolgen. Die Bibel sagt uns, daß der Jüngling „traurig davon [ging]; denn er hatte viele Güter“ (Mark. 10:22).
Die Weltlichgesinnten, die den Wert des Himmels nicht zu schätzen wissen, streben nach diesem Ziel aus falschen Beweggründen. Da sie annehmen, Leben, Substanz und Intelligenz seien in der Materie, weichen sie von dem sicheren Weg, den der Meister demonstrierte, ab und schlagen einen sinnlichen, sündigen ein. Unsere Führerin Mary Baker Eddy sagt uns in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 36): „Der irdische Preis der Geistigkeit in einem materiellen Zeitalter und die große moralische Kluft zwischen Christentum und Sinnlichkeit schließen die Christliche Wissenschaft von der Gunst der Weltlichgesinnten aus.“
Diese Sterblichgesinnten verfolgen den abwärtsführenden Pfad, bis sie, gleich dem verlorenen Sohn, die Stiche der nie befriedigten Begierden und des menschlichen Willens fühlen und zu dem Wunsche erwachen, zum Vater zurückzukehren. Bei diesem Punkt des Erwachens angekommen, fangen sie an, sozusagen das Himmelreich zu erkaufen. Sie beginnen, freudig das Irdische dafür aufzugeben, indem sie Falschheiten gegen Wirklichkeiten und Ängste gegen Verständnis von Gott eintauschen. Sie erkennen das göttliche Gemüt als die Quelle aller wahren Gesundheit, Sicherheit, Zufriedenheit — die Quelle alles Guten. Sie stellen ihr Vertrauen mehr auf Gott als auf trügerische Annahmen. Sie freuen sich, materielle Vorstellungen aufzugeben, und lernen, in unterschiedlichen Graden, den Schluß anzunehmen, den Mrs. Eddy in der „wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ aufstellt (ebd., S. 468): „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“
Mit andern Worten, das Erwachen des Sehnens, Gott nahe zu kommen, führt dazu, den Himmel im Innern zu entdecken; denn mit diesem Erwachen beginnt eine geistige Umwandlung im eigenen Bewußtsein. Wie lange der Übergang zum Geistiggesinntsein in Anspruch nimmt, hängt von dem Grad und der Zähigkeit der Weltlichkeit oder des Irrtums ab, der ausgerottet werden muß. Könnten diejenigen, die dem Himmelreich ein nur so geringes Gewicht beimessen, abschätzen, was es sie kostet, für Unterhalt, Sicherheit und Vernügungen an den Trebern der Materie festzuhalten, dann würden sie eher mit dieser Umwandlung beginnen, denn sie würden die folgende Frage des Jesajas (55:2) beherzigen und sie sich zunutze machen: „Warum zählet ihr Geld dar, da kein Brot ist, und tut Arbeit, davon ihr nicht satt werden könnt?“ Sie würden es kurz entschlossen aufgeben, in dem Denken und den Überlegungen des sterblichen Gemüts dahinzutreiben.
Die Unwissenheit über die hohe Bedeutung von Gott und Seinem Reich muß und wird enden. Alle müssen sich schließlich mit der Tatsache der Allerhabenheit und Allheit des Geistes auseinandersetzen. Dann werden sie freudig den Preis des Himmels bezahlen.