Eine der großen Gewißheiten der Christlichen Wissenschaft ist, daß jene, die Gott als die Quelle alles Guten erkannt haben, weder irgend etwas Gutes und Dauerndes verlieren noch von Gott getrennt werden können. „Es ist unmöglich, daß der Mensch irgend etwas verlieren könnte, was wirklich ist, wenn Gott alles ist und ewiglich sein eigen ist,“ schreibt Mary Baker Eddy auf Seite 302 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.“
Vielleicht die größte Forderung, die an einen Christlichen Wissenschafter gestellt werden kann ist, einem anderen dabei zu helfen, das wiederzuerlangen, was oft als „verlorene Inspiration“ bezeichnet wird. Es mag scheinen, als ob die Inspiration, deren er sich früher erfreute, bei der Ausarbeitung eines Problems persönlicher Beziehungen, beim Ringen mit einer körperlichen Behinderung, oder auch bei der entmutigenden, vergeblichen Anstrengung, eine lohnende und interessante Beschäftigung zu finden, geschwunden sei.
Viele von uns haben wohl im Laufe der Jahre manchmal das Gefühl gehabt, etwas von ihrem frühreren Zutrauen zu ihrer Fähigkeit, Gottes Gegenwart zu demonstrieren, verloren zu haben, und daß ihr Licht trübe geworden sei. Es bedeutet Niederlage, in solchen Augenblicken zu klagen und zu fragen: „Warum? Oh, warum?“ und danach zu ringen, etwas wiederzuerlangen, was wir verloren zu haben glauben.
Die besondere Wahrheit, die wir zuerst anwenden sollten, um uns selbst oder einem Bruder in solch einem verdunkelten Bewußtseinszustand zu helfen, ist, daß nichts Gutes verlorengehen kann, was man bereits wahrgenommen und erfahren hat. Was Gott geschaffen hat — alles Gute — ist dauernd, ewig, lebendig. Was wir zeitweilig verloren haben, ist lediglich das Bewußtsein dieser geistigen Tatsache. Was uns not tut, ist die erneute Gewißheit, daß die Wahrheit über Gott und den Menschen wirklich ist; daß das, was wir früher mit Bezug auf die Verfügbarkeit der Wahrheit demonstriert haben, nicht rückgängig gemacht werden kann. Wir müssen uns erneut vergegenwärtigen, daß die Düsternis des materiellen Sinnes das Licht der Wahrheit nur zeitweilig verbergen kann.
Vielleicht ist es weise, unser Gefühl von Entmutigung einem Mitarbeiter anzuvertrauen, einem Wissenschafter, zu dem wir Vertrauen haben. Er wird uns darob nicht tadeln. Er wird uns bei der Hand nehmen und uns sacht von unserem Irrweg im materiellen Daseinsbegriff hinweg und zur Vergegenwärtigung unserer Wohnstätte in der Seele führen. Er wird uns Heilung und Trost bringen — nicht so sehr durch Argumente, als vielmehr durch seine heiter-gelassene Erläuterung von Liebe und Wahrheit. Er wird zu jenen gehören, die bereits demonstriert haben, worauf Mrs. Eddy ihre Nachfolger hingewiesen hat (ebd., S. 418): „Durch die wahrheitsgemäßen Argumente, die du anwendest, und besonders durch den Geist der Wahrheit und Liebe, den du hegst, wirst du die Kranken heilen.“
In Wirklichkeit können wir unsere Gesundheit nicht verlieren. Gesundheit ist eine Eigenschaft des Lebens, des Gemüts. Gesundheit bedeutet Ganzheit, Vollständigkeit, Einheit. Was wir verloren haben, wenn uns nicht wohl zu sein scheint, ist lediglich unser Bewußtsein der Tatsache, daß Gott unser Leben ist und daß Leben sich in Lebenskraft, Begeisterung, Gesundheit und beständiger Erneuerung ausdrückt. Die Erneuerung des Denkens und des Körpers tut sich in dem Verhältnis kund, in dem wir bewußt der Wahrheit vertrauen, daß das Leben, das Gemüt, die Quelle allen Seins ist und daß es kein Gegenteil von dem gibt, was wahr ist.
Irrtum ist eine Verneinung. Er ist Unwissenheit oder Mißbrauch der Wahrheit. Er nimmt viele Formen an und bringt viele unselige Ergebnisse. Der Irrtum hat jedoch keine wirkliche Macht, wenn wahre Begriffe die falschen Vorstellungen von Gott und Seiner Schöpfung ersetzen.
Wir können in Wirklichkeit nicht die Weisheit verlieren. Die Weisheit ist eine Eigenschaft des Gemüts, des Geistes; und das Gemüt ist dauernd und allumfassend und teilt ewiglich dem lauschenden menschlichen Bewußtsein seine Ideen mit. Geist definiert diese Ideen und macht sie augenblicklich wahrnehmbar und praktisch anwendbar. Wenn die Weisheit auf das Problem, unsere Inspiration aufrechtzuerhalten, angewendet wird, so entfaltet sich die Wirksamkeit des göttlichen Gemüts, des Geistes, und führt uns dazu, die rechten und sicheren menschlichen Schritte zu unternehmen.
In Wirklichkeit können wir unsere Unsterblichkeit nicht verlieren. Unsterblichkeit ist die Grundlage der Lehren und der Wirksamkeit Christi Jesu und daher der Lehren und der Wirksamkeit der Christlichen Wissenschaft: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich“, sagte Paulus (1. Kor. 15:14). Das heißt, wenn die Tatsache des ewigen Lebens — des Bewußtseins ohne Anfang und ohne Ende, wie Christus Jesus es demonstrierte — nicht verstanden wird, dann sind unsere Worte vergeblich und unsere Glaubensbekenntnisse fruchtlos. Die Tatsache der Unsterblichkeit, der Fortdauer des individuellen Bewußtseins, ist das Wesentliche aller Behandlungen in der Christlichen Wissenschaft. Wir können weder einen Schnupfen noch eine Warze an der Hand heilen, wenn wir nicht die Tatsache in Betracht ziehen, daß wir im ewigen Gemüt, im göttlichen Bewußtsein leben, und nicht in der sogenannten Materie. Wir wissen, daß Materie nur der Name für einen irrigen Zustand verkörperten Denkens ist. Die Christliche Wissenschaft versichert uns, daß das Einzige, was stirbt, eine falsche Vorstellung von Leben in der Materie ist.
Christus Jesus, unser Beispielgeber, verhieß (Joh. 8:51): „So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.“ Dieses „Wort“ umschließt sicherlich das beständig wiederholte Gebot, Gott zu lieben und daher Ihn und Seine gänzlich gute Schöpfung zu erkennen, deren höchste Kundwerdung der individuelle Mensch ist.
Nein, wir können Gesundheit, Weisheit und Unsterblichkeit nicht verlieren. Wenn wir zu Zeiten jedoch das Bewußtsein ihrer Gegenwart zu verlieren scheinen, so müssen wir uns daran erinnern, daß sie zu jenen göttlichen Eigenschaften gehören, aus denen wir bestehen, den Eigenschaften, die den Menschen ausmachen. Sie sind unveränderlich. Selbst wenn wir uns dessen erfreuen, was wir die beste Gesundheit nennen, und wenn wir von jener Weisheit geleitet werden, welche uns dazu führt, die unter den obwaltenden Umständen rechten Schritte zu unternehmen, oder wenn wir ganz sicher sind, daß wir in Gott leben, weben und sind, so bleibt es doch unsere tägliche Aufgabe, uns bewußt Gott und unsere Beziehung zu Ihm genau zu vergegenwärtigen.
Wir sollten beständig behaupten, daß es nichts Wissenswertes gibt, was wir nicht wissen könnten, wenn wir uns an das eine vollkommene, stets gegenwärtige Gemüt wenden, welches sich uns ewiglich offenbart und welches stets von uns widergespiegelt wird. Es ist unsere Aufgabe, unser Bewußtsein von Gott zu stärken, so daß wir gestützt und getragen werden, wenn der mesmerische Sinn das Licht der Inspiration verdunkeln und uns gegen die Tatsache blind machen möchte, daß der Mensch ohne Gott nicht existieren und daß Gott ohne den Menschen unausgedrückt sein würde.
Wenn wir auf diese Weise an der Stärkung unseres bewußten Zutrauens zu unserem geistigen Verständnis arbeiten, so können wir stets beweisen, und beweisen auch täglich, was Mrs. Eddy in ihrer inspirierten Auslegung des 1. Buches Mose schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 504): „Wenn sich die Strahlen der unendlichen Wahrheit im Brennpunkt der Ideen sammeln, dann bringen sie augenblicklich Licht, wohingegen tausend Jahre menschlicher Lehren, Hypothesen und vager Mutmaßungen solchen Glanz nicht ausstrahlen.“