Es ist das Amt des Christus, zu trösten und zu ermuntern. Christus Jesus, unser Wegweiser, versprach, einen Tröster zu senden, und unsere Führerin Mary Baker Eddy erklärte, dieser Tröster sei die göttliche Wissenschaft. Voll inniger Liebe tröstete Jesus seine Jünger mit den folgenden Worten (Joh. 14:27): „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. ... Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Der Ausüber der Christlichen Wissenschaft bemüht sich, in die Fußtapfen des Meisters zu treten. Er beschwichtigt und überwindet die Furcht derer, die bei ihm Hilfe suchen, indem er ihre Gedanken über den Irrtum erhebt und sie mit der Wahrheit von der Allheit und Allmacht Gottes, des Guten, ermutigt. Solcher Trost, der auf geistiges Verständnis begründet ist, bringt zuversichtliches Vertrauen und heilt.
Als unser Meister den Gichtbrüchigen heilte, tröstete er ihn zuvor mit den Worten: „Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben.“ Welche Erleichterung muß ihm das gebracht haben, der vielleicht seit langem über Fehltritten der Vergangenheit gebrütet hatte. Jesus verscheuchte die mentale Dunkelheit, die den sterblichen Körper zu entkräften drohte. In den Heilberichten der Bibel finden wir, daß den Heilungen Jesu, gleichviel ob von Furcht, Mangel, Sünde oder Krankheit, oft beruhigende, ermutigende Worte vorangingen. Das war der Fall, als die Jünger erschraken, Jesus auf den Wogen wandeln zu sehen, und dann wieder, als er die Frau heilte, die seit zwölf Jahren „den Blutgang gehabt“ hatte. Mrs. Eddy mahnt uns in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 411): „Fange deine Behandlung stets damit an, daß du die Furcht der Patienten beschwichtigst.“ Die göttliche Liebe, die die Furcht austreibt, wandelt das Denken um und berichtigt es.
Jesus wollte nicht für sich selber die Bezeichnung „gut“ annehmen. Doch er erhob beständig das Denken zu dem Urquell alles Gutem — dem einen vollkommenen Gott — und wies den Weg zum rechten Denken und Handeln. Im zweiten Korintherbrief (1:4) schreibt Paulus von Gott als von einem, „der uns tröstet in aller unsrer Trübsal, daß wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott.“
Wir brauchen nicht zu verzweifeln, wenn wir Fehler machen, solange wir uns bemühen, die irrigen Gedanken, die sie verursachten, auszuscheiden. Jesus sprach lobend von dem Zöllner, der zugab, daß er gesündigt hatte; denn seine Reue zeugte von einer Umwandlung in seinem Bewußtsein. Fehler, die bereut und berichtigt werden, können als Stufen auf der Leiter dienen, die zu geistigen Höhen führt. Das Ringen, unsere eigenen Unzulänglichkeiten zu überwinden, hilft uns, die Fehler unseres Nächsten barmherziger zu beurteilen, und spornt uns an, das falsche Bild auszulöschen und den vollkommenen Menschen zu sehen.
Machen wir als Kirchenmitglieder, als Mitarbeiter oder einfach als Mitmenschen manchmal eine Wirklichkeit aus einem unglückseligen Fehltritt und belasten so einen Freund nur umsomehr? Es ist Trost, was der Welt im allgemeinen und jedem Einzelmenschen am meisten not tut. Vielleicht werden wir niemals erfahren, was ein warmer Händedruck, ein verständnisvolles Lächeln, eine unwandelbare Treue, selbst angesichts von Verfolgung, zu vollbringen vermochten — wenn sie der Liebe zu Gott und dem Menschen entsprangen. Unsere Führerin sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 366): „Wenn wir den Kranken die Türen ihrer Gefängnisse öffnen wollen, müssen wir erst lernen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden. Wenn wir durch den Geist heilen wollen, müssen wir das Pfund des geistigen Heilens nicht unter dem Schweißtuch seiner Form verbergen, noch die Moral der Christlichen Wissenschaft in den Grabtüchern ihres Buchstabens begraben.“
Im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft finden wir viele schöne Botschaften, die dem betrübten Herzen Trost bringen. Eine derselben lautet (Nr. 9):
„O Herz, das harret sehnsuchtsvoll
Auf Gott in dieser Welt,
Er kennt den Engel, den du brauchst,
Und sendet ihn dir zu,
Daß er dich schützend hält.“
Eine Engelbotschaft kam eines Morgens zu der Verfasserin, als gerade eine Haussuchung stattgefunden hatte und all ihre geliebten christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, die Bibel und Mrs. Eddys Werke konfisziert worden waren. In jener dunkelsten Stunde, als sie mit gebeugtem Haupt auf ihrem Lager saß, bemerkte sie ein kleines Stück Papier, das neben ihr auf dem Boden lag. Auf ihm fand sie das folgende Bibelwort (Joh. 16:22): „Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“
Während der dunklen Jahre, die folgten, als die Christliche Wissenschaft in dem Lande, wo sie lebte, verboten war, hielt sie fest an dieser Verheißung des Trostes, die schließlich in Erfüllung ging.
Unsere Führerin brachte immer anderen Trost, ebenso wie unser Meister. Die Mutterkirche, die sie gründete, stellte die höchste Art der Liebe dar — die Liebe, die tröstend die ganze Welt umfaßt. Zu wissen, daß wir als Mitglieder dieser Kirche in den schützenden Gebeten derer eingeschlossen sind, die die nie versagende Liebe unseres Vater-Mutter Gottes verstehen, gewährt unsagbaren Trost, neuen Mut und feste Zuversicht.
Mrs. Eddy erkannte, daß den Menschen Trost not tut, und schloß ihr Buch „Rückblick und Einblick“ (S. 95) mit einer Strophe des Gedichtes von A. E. Hamilton, das wie folgt beginnt:
„Müht euch um Gottes Kraft
zu rechtem Trost.“
Unsere eigenen Erfahrungen, unsere eigene Sehnsucht, unsere Niederlagen, unser Ringen, unsere Siege, unsere Heilungen, unsere Entfaltung und unser geistiges Wachstum — sie alle lehren uns diese christusähnliche Kraft. Und in dem Maße, wie wir sie anwenden, finden wir, daß der Segen auf uns zurückkehrt, und wir werden selbst gesegnet und getröstet.
