„Fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“ Diese Worte des Apostel Paulus (Rom. 8:6) scheinen anzudeuten, daß der Tod nicht etwas ist über das die Menschen keine Herrschaft haben, sondern daß er vielmehr aufs engste mit ihrem sterblichen Bewußtsein verknüpft ist, mit ihrer materiellen Denkweise, ja daß er tatsächlich ein Teil dieser Denkweise ist.
Die Bibel berichtet die folgenden Worte Alose (5. Mose 30:19): „Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen. Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, daß du das Leben erwählest und du und dein Same leben möget.“ Laßt uns daher im Lichte dieses Ausspruchs untersuchen, auf welche Weise die Sterblichen einen Einfluß auf das Ergebnis ihrer individuellen Erfahrung ausüben können.
Die Christliche Wissenschaft offenbart, daß Gott Leben, daß Gott Alles ist; daher ist alles Leben. Der Tod ist somit lediglich eine irrige Annahme, eine Täuschung. Es wird von jedem von uns gefordert, über diese Täuschung hinauszuwachsen, indem wir aus unserem Bewußtsein jeden Gedanken ausmerzen, der die Allheit des Lebens zu leugnen versucht. Eine große Hilfe hierbei ist das Verständnis, daß die einzig wirkliche Grundlage des Daseins geistig ist und daß das, was unser materielles Dasein zu sein scheint, lediglich ein Traum des materiellen Sinnes ist.
Ein Teil der Definition von „Tod“ im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy lautet (S. 584): „Eine Illusion, die Lüge vom Leben in der Materie; das Unwirkliche und Unwahre; das Gegenteil vom Leben.“
Die Christliche Wissenschaft gründet sich auf Christi Jesu Lehren. Jesus erschien, um uns den Weg zum ewigen Leben zu weisen. Über diese erlösende Mission schreibt Mrs. Eddy in „Unity of Good“ (Einheit des Guten, S. 59): „Jesus kam, um die Sterblichen von genau jenen Täuschungen zu erlösen, denen er sich zu unterwerfen schien: von der Täuschung, die die Sünde wirklich und den Menschen einen, eines Erlösers bedürftigen Sünder nennt; von der Täuschung, die Krankheit wirklich und den Menschen einen, eines Arztes bedürftigen Leidenden nennt; von der Täuschung, daß der Tod so wirklich wie das Leben ist. Christus Jesus erschien, um durch das allgegenwärtige und ewige Gute die Menschen von solchen Gedanken zu erretten, die allesamt sterbliche Erfindungen sind.“
Jesus erforschte das Denken gründlich, um den versteckten Irrtum, die Lüge, aufzudekken, die das Erscheinen von Wahrheit und Harmonie zu verhindern schien, das Erscheinen des Himmelreichs auf Erden. Der Meister spürte den Schuldigen im sterblichen Gemüt auf. In den dunklen Schlupfwinkeln des sterblichen Gemüts entdeckte er solche Übel wie Haß, Bosheit, Wollust, Neid, Furcht, Rache, Eigendünkel, Undankbarkeit und Heuchelei. Diese Übel gehen von der Annahme aus, der Mensch besitze ein eigenes, von Gott getrenntes Dasein.
Die Bibel betont die Tatsache, daß die Sünde nicht nur zum Tode führt, sondern daß die Sünde bereits ein Todeszustand ist. Der Sünder ist sich der Größe und Herrlichkeit Gottes und Seiner vollkommenen Schöpfung geistiger Ideen nicht bewußt; noch ist er sich des geistigen Lebens bewußt, das harmonisch ist. Früher oder später wird dieser Sünder jedoch durch Wissenschaft oder Leiden, oder durch beides, wie unsere Führerin sagt, die heilende Berührung des Christus verspüren.
Wenn sich der Sünder nicht länger an seine sündigen Gewohnheiten klammert, wird er zu der Wirklichkeit des Guten erwachen. Um mit Johannes dem Täufer zu sprechen (Joh. 3:36): „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen.“
Durch das Überwinden solcher falschen Charakterzüge wie Eigenliebe, Stolz, Eigensucht, Haß, Gleichgültigkeit, Ungeduld — alles negative Eigenschaften, die den Glauben an Leben in der Materie betonen — werden wir uns schließlich zu dem Bewußtsein des ewigen Lebens erheben. In dem Maße, wie das materielle Denken dem Bewußtsein des vollkommenen Gemüts weicht, werden wir zu der lebendigen Allheit des Lebens erwachen. Dies ist die Erweckung oder Auferstehung, an der wir teilhaben.
Mrs. Eddy erklärt in den „Vermischten Schriften“ (S. 154): „Es ist die Absicht der göttlichen Liebe, das Verständnis und das Reich Gottes, die Herrschaft der Harmonie schon jetzt inwendig in uns, wieder zu neuem Leben zu erwecken.“ Wir erkennen heute die Anzeichen, daß das falsche sterbliche Denken, das zur Ausrottung verdammt ist, der Aufrichtung der Herrschaft Christi weicht. Eine vollkommene Lebensweise ist augenblicklicher anwendbar, wenn wir nicht vergessen, daß Gott das Gute und daß Gott Leben ist, wie die Christliche Wissenschaft lehrt; daher ist das Leben gleichbedeutend mit dem Guten. Wir leben nur insoweit wirklich, wie wir das Gute ausdrücken.
In einer Zeit der Spannung, als es dem Verfasser so vorkam, als ob die Ausdrucksweise der Christlichen Wissenschaft ihre frühere herrliche Leuchtkraft verloren hätte, klammerte er sich an das Wörtchen „gut“ wie an einen Leitstern. Indem er das Wort „gut“ für Gott einsetzte, bemühte er sich, mehr Gutes zu fühlen und zum Ausdruck zu bringen. Seine Inspiration kehrte zurück. Durch sein beharrliches Studium brachte jedes der Synonyme für Gott zur rechten Zeit eine reiche Ernte an Inspiration ein, wie er sie nie zuvor gekannt hatte.
Der Tröster — die göttliche Wissenschaft oder der Geist der Wahrheit — wirkt überall wie ein Sauerteig, selbst in den dunkelsten Winkeln des menschlichen Bewußtseins, für das schließliche Erwachen aller zur vollkommenen Seligkeit und vollkommenen Harmonie des geistigen Seins. Der Schüler muß sich selbst prüfen und darauf achten, ob er in seinem eigenen Denken irgendein Hindernis für die Offenbarung des „Reiches Gottes, die Herrschaft der Harmonie schon jetzt inwendig in uns“ entdeckt. In der Offenbarung haben wir die Verheißung (2:7): „Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.“
Wenn wir einen befriedigenderen Begriff vom Dasein erleben wollen, sollten wir uns selbst fragen, wie das Licht der Wahrheit unser Bewußtsein durchdringen kann, wenn wir darauf bestehen, seinen Zugang mit dem Schutt materiellen Denkens zu versperren. Laßt uns den Entschluß fassen, dadurch mehr des göttlichen Lebens auszudrücken, daß wir mehr gottgleiche Eigenschaften kundtun, und auf diese Weise das sterbliche Bewußtsein von seinen sündigen Gedanken läutern.
Wir sollten nicht vergessen, daß wir gegen die geringeren Formen der Sünde wie Furcht, Besorgnis und Selbstverdammung mit derselben Wachsamkeit auf der Hut sein müssen, wie gegen die abscheulicheren Formen, weil die Sünde darauf abzielt, die Knechtschaft der Menschheit unter der Annahme vom Leben in der Materie zu verlängern, was auch immer das besondere Wesen der Sünde sein mag. Wir sollten keiner Form des Bösen die Tür öffnen, da das Böse, unter welcher Verkleidung es auch auftritt, danach strebt, uns unserer rechtmäßigen Erbschaft des von Gott verliehenen Friedens und der von Gott verliehenen Freude zu berauben.
Die Schüler der Christlichen Wissenschaft lernen, daß jede Demonstration der Wahrheit sie zu einem höheren Verständnis des Daseins erhebt. Es ist das Geheiß des Vaters, daß alle mit Ihm und Seiner Allheit vertraut werden. Dies ist möglich, obgleich es ein schrittweiser Vorgang zu sein scheint. Die folgenden Worte des Psalmisten sollten uns mit der Erkenntnis des ewigen Lebens erfüllen (Ps. 23:6): „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
