Eine Bitte, die jeder Christ tut, wenn er das Gebet des Herrn spricht, ist: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matth. 6:10). Der Verfasser dieses erhabenen Gebets macht die Wahrheit praktisch anwendbar für die Menschen, wie seine vielen Heilungswerke bezeugen. Christus Jesus erkannte nicht nur ein Himmelreich an, in dem Gottes Wille geschieht, sondern er machte dieses Himmelreich zu einer Wirklichkeit für die Menschheit. Diejenigen, die er heilte, fühlten die Macht und die Autorität des göttlichen Willens in seiner Einwirkung auf Krankheit und Sünde, Gefahr und Mangel, und sogar den Tod. Jesus bewies, daß den Bedürfnissen des Körpers unbedingt Sorge getragen wird, wenn der Wille Gottes für den Menschen als die Wahrheit demonstriert wird.
Um die Allumfassendheit der Herrschaft Gottes zu beweisen, muß man sich vergegenwärtigen, daß Sein Reich das einzige Reich ist, und eine klare Erkenntnis dieser Tatsache erlangen. Man muß über den zeitlichen, sterblichen Daseinsbegriff hinausschauen zu der geistigen und unsterblichen Wirklichkeit hin. Die Christliche Wissenschaft hilft uns, einen Schimmer von dem Reich des Geistes zu gewinnen, was uns die göttliche Herrschaft sogleich erleben läßt. So machtvoll ist die Wahrheit, daß ein einziger Augenblick der Erkenntnis des wirklich Bestehenden die Krankheit in ihren schlimmsten Formen zu zerstören vermag.
Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 162): „Durch Experimente ist die Tatsache bekräftigt worden, daß Gemüt den Körper nicht in einem Fall, sondern in jedem Fall regiert.“ Experimente in der Christlichen Wissenschaft bedingen die Erkenntnis, daß Gott Alles-in-allem ist; daß Er alles regiert; daß Er das einzige Gemüt ist; daß Seine Idee Sein subjektiver Zustand ist und vollständig Seinem Willen unterworfen; daß der Körper Idee ist, und nicht Materie. Wenn ein Mensch sich dem geistigen Zustand des Seins zuwendet und sich dessen Wahrheit und Gegenwart bewußt wird, so erleuchtet diese Erkenntnis der Wirklichkeit seinen menschlichen Daseinsbegriff, und rebellische sterbliche Annahmen werden unterworfen. Der Wille Gottes wird als die einzig regierende Macht über sein Bewußtsein bewiesen, und folglich auch über die Begriffe seines Bewußtseins, einschließlich seines Körpers und dessen Funktionen und Zustände.
Durch die Wissenschaft lernen wir verstehen, daß jede geistige Wahrheit ein göttliches Gesetz ist und als erhaben über den besonderen Irrtum, der diese Wahrheit verneint, bewiesen werden kann. So beschreibt z.B. die folgende Erklärung der Wahrheit das göttliche Heilungsgesetz (ebd., S. 507): „Das unendliche Gemüt schafft und regiert alles, von dem mentalen Molekül bis zur Unendlichkeit.“ Die geistige Überzeugung von der hier erklärten Wahrheit zerstört die sterbliche Vorstellung einer regierenden Macht, die der Wahrheit entgegensteht, und augenblickliche Heilung ist die Folge.
Ein Beweis der Herrschaft Gottes über den materiellen Körper ist ein notwendiger Schritt aus der Illusion heraus, daß der Mensch ein Sterblicher sei und einen materiellen Körper besitze. Schließlich, wenn unsere geistige Selbstheit voll verstanden wird, wird das Fleisch verschwinden, wie dies der Fall war bei der Himmelfahrt des Meisters. Jesu Worte (Joh. 6:63): „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze“, werden jetzt durch die Wissenschaft verständlich, die die materiellen Zustände für einen Traum erklärt, eine hypnotische Illusion, aus der die Menschen erweckt werden müssen.
Um aus einem hypnotischen Zustand erweckt zu werden, ist es wesentlich, an der Tatsache festzuhalten, daß Gott das einzige Gemüt ist. Um die Regierung des Gemüts über den Körper zu beweisen, ist es notwendig zu erkennen, daß die Regierung des Gemüts die einzige Regierung ist. Um von der Annahme eines kranken Körpers frei zu werden, muß man beharrlich daran festhalten, daß sein einziger Körper seine geistige Selbstheit ist, seine einzige Substanz, die reine Wirksamkeit der Widerspiegelung Gottes. Gesundheit ist ein Element dieser Wirksamkeit, und Gesundheit ist eine geistige Tatsache, die einfach deshalb existiert, weil das Prinzip alles Seins die göttliche Liebe ist.
Die Menschheit muß sich dessen bewußt werden, daß das Gemüt in jedem Punkt die allumfassende Herrschaft besitzt. In internationalen Beziehungen, in nationalen Angelegenheiten, im Gemeinwesen, in der Kirche, im Geschäft und im Familienleben muß die Herrschaft Gottes als allerhaben bewiesen werden. Doch um frei handeln zu können und zu dem geistigen Fortschritt der Welt beizutragen, muß der Mensch sich guter Gesundheit erfreuen.
Den hemmenden, bindenden, schwächenden Wirkungen eines kranken Körpers sollte man keine weitere Dauer gestatten. Die Demonstration von der Oberherrschaft und Autorität des göttlichen Gemüts entfernt die Begrenzungen, die uns scheinbar von der Materie auferlegt worden sind. So wird das Denken von den Schmerzen und Leiden, der Steifheit und Lässigkeit, der Übertätigkeit und der Untätigkeit befreit. Und der nun geheilte und befreite Mensch braucht seinem Körper nicht mehr so viel Aufmerksamkeit zu schenken, sondern kann sein Denken nutzbringenden Bestrebungen widmen.
Alles körperliche Unbehagen ist die Wirkung des menschlichen Willens, und die Demonstration des göttlichen Willens berichtigt es. Wir können kaum die uns berichteten Worte des Meisters lesen, ohne zu erkennen, daß es sein Lebensziel war, die scheinbaren Wirkungen und Folgen des menschlichen Willens durch die Macht und Herrschaft des göttlichen Willens zu überwinden. Jede Heilung, die Jesus vollbrachte, jede Schwierigkeit, die er berichtigte, seine Auferstehung, seine Himmelfahrt — alles das bewies, daß die Regierung Gottes unversehrt und gut ist. Die unvergleichliche und lautere Erkenntnis des Meisters von dem einen regierenden Prinzip des Universums richtete den Himmel auf Erden auf.
Jesus ist unser Wegweiser. Er sagte, wir könnten seine Werke auch tun und sogar größere als diese. Durch die Anwendung der Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft können wir den Willen Gottes widerspiegeln, in der Herrschaft über unseren Körper sowohl als auch in der Herrschaft über unsere Sitten und unseren individuellen Charakter. Und es wird uns gelingen, diese Herrschaft in unserer gegenwärtigen Erfahrung auszuüben, wenn wir fest davon überzeugt sind, daß das göttliche Gemüt Alles ist und alles regiert.
