Die Kinder Israel waren dem Joche Pharaos entronnen. Auf dem Wege in das verheißene Land ließ ihnen Gott der Herr oftmals durch Moses verkündigen: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig“ (3. Mose 19:2). Offenbarte er ihnen in diesen wenigen Worten nicht den ganzen Sinn des Lebens? Auf diese Worte machte auch Petrus die ersten Christen aufmerksam, die auch nach dem wahren Sinn des Lebens Verlangen trugen. „Es stehet geschrieben“, ermahnte er sie, „ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig“ (1. Petr. 1:16).
Diese göttliche Forderung hat nichts an Geltung verloren und das Verlangen nach der Wahrheit ist heute größer denn je. Viele möchten dem Joch der modernen Pharaonen entrinnen. Sie haben eingesehen, daß materielle Errungenschaften nicht von Dauer sind. Die Einsicht der materiellen Vergänglichkeit braucht nicht dazu zu führen, jegliche Hoffnung aufzugeben.
Die bange, zweifelnde Frage, wie man sie zuweilen hört: „Hat denn das Leben überhaupt einen Sinn?“ wird durch die Christliche Wissenschaft unwiderleglich bejaht. Diese Wissenschaft hilft den Verzagten, so daß ihre geistige Einsicht zu einem Wendepunkt in ihrem Leben wird. Das göttliche Gesetz, das die Christliche Wissenschaft verkörpert, ersetzt Illusionen durch die unvergänglichen Wirklichkeiten Gottes. Daher sind Heilung und Erlösung in der Christlichen Wissenschaft immer möglich und können in jedem Augenblick erlebt werden.
Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy wußte um die Herzensnot der Enttäuschten. In ihrem Buch „Rückblick und Einblick“ lesen wir (S. 21): „Es ist gut zu wissen, lieber Leser, daß unsere äußere sterbliche Geschichte nur ein Bericht über Träume ist, nicht über des Menschen wirkliches Sein. Und der Traum hat keinen Platz in der Wissenschaft des Seins. Er ist, wie ein Geschwätz‘ und ist.dahin wie ein Schatten‘. Die Erdenschatten sollen — das ist des Himmels Absicht — die Neigungen läutern und das menschliche Bewußtsein zurechtweisen, auf daß es sich freudig von einer materiellen, falschen Vorstellung von Leben und Glück zu geistiger Freude und der wahren Wertschätzung des Seins wende.“ Gott, der Vater, fordert Heiligkeit.
Wie kann das Leben einen neuen Sinn bekommen und heilig werden? Sich von allem trennen, was nicht geistig ist, bedeutet heilig zu sein. Heiligkeit bedeutet Reinheit, Sündlosigkeit, Unsterblichkeit. Heilig sein heißt gottähnlich werden. Als vollkommene Ideen des göttlichen Gemüts, spiegeln der Mensch und das Universum die Heiligkeit des Gemüts wider. Wir müssen aufwachen, die göttliche Wissenschaft annehmen und in ihrem Licht Heiligkeit wahrnehmen und demonstrieren. Auf Seite 510 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt unsere Führerin: „Um den Rhythmus des Geistes wahrnehmen und um heilig sein zu können, muß der Gedanke rein geistig sein.“ Da Geist die einzige Substanz ist, können nur geistige Errungenschaften wirklich und bleibend, daher heilig sein. Das falsche Vertrauen muß umgewandelt werden in die Erkenntnis der wissenschaftlichen Wirklichkeit des Seins, in welcher Gott und der Mensch in ihrer untrennbaren Verbundenheit eine wahre Einheit darstellen, die Einheit des Guten, die Einheit der Heiligkeit.
Die Christlichen Wissenschafter streben nach der Erkenntnis dieser Heiligkeit. Heilig sein ist ihr Lebensziel, heilig werden ihr Lebenswerk. Sie arbeiten in dem Weinberg der Wahrheit, und diese Arbeit bleibt von allen falschen menschlichen Begriffen unberührt. In dieser Arbeit sind die sterblichen Begrenzungen von Zeit und Alter ausgelöscht; ebenso alle Gefühle der Untauglichkeit, der Nutzlosigkeit und Unfähigkeit, mitsamt der Furcht vor ihnen.
Jeder von uns kann sich in diesen heiligen Arbeitsprozeß einschalten, auch alle Verzagten. Wo sollte man beginnen? Bei sich selbst muß jeder anfangen. Das Denken muß zuerst geheiligt, das heißt vergeistigt werden. Jesu Erklärung (Joh. 17:19): „Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit“ offenbart, wie aufrichtig sein Gebet für seine Jünger war. Wer nach der Heiligung strebt, muß die göttliche Allheit und Allgegenwart Gottes anerkennen und muß sich vom sterblichen Gemüt und der sterblichen Denkungsart abwenden. Er muß auch seine Worte und Handlungen überwachen. Diese Vergeistigung des Denkens und Handelns kommt durch das hingebungsvolle Studium der Christlichen Wissenschaft.
Wir sollten wohl bedenken, daß unsere Treue gegen das göttliche Prinzip der Heiligkeit andere ermutigt, sich gegen Unheiliges, Böses und Krankheit aufzulehnen. Wir können nicht wissen, wieviele an einem Wendepunkt stehen, bereit, alles Falsche hinter sich zu lassen. Wir können nicht wissen, wieviele warten, daß sich ihnen eine hilfreiche Hand entgegenstrecken möge, um sie zu ermutigen, das Reine und Gute anzunehmen, auf daß auch sie heilig werden. Es gibt keine segensreichere Tätigkeit als die der eigenen Heiligung. Vergeistigung und Heiligung des Selbstes sind es wohl wert, daß man nach ihnen strebt; jeden Tag beginnen wir mit diesem Streben in neuer Freude.
Für den Christlichen Wissenschafter kann es keinen größeren Wunsch geben als den, die Allheit der Heiligkeit so klar zu erkennen, daß seine Begriffe vom Sein aus dem Bereich des sterblichen Gemüts herausgehoben werden in das reine, heilige Bewußtsein von Gottes Herrschaft. Treue Christliche Wissenschafter werden gebraucht, um die Heiligkeit auf Erden aufzurichten. Alle, auch die Verzweifelten und Verzagten, können durch ihr Streben nach Heiligkeit, ihre Erlösung finden, ihre Heilung und ihre Entfaltung zu einem Leben, das lebenswert ist.
