Die Welt betrachtet ein Meisterwerk als etwas ungewöhnlich Vortreffliches, wie zum Beispiel einen seltenen Kunstgegenstand. Man ist sich darüber klar, daß Meisterwerke von Künstlern geschaffen werden, die in der Vervollkommnung einer Kunst oder eines Handwerks nahezu den Punkt der Vollkommenheit erreicht haben. So versteht man unter einem Kunstwerk etwas, das in dem Maße vollkommen ist, wie das menschliche Gemüt es sich vorstellen kann.
Das größte und einzig wahre Meisterwerk ist jedoch weniger greifbar für die materiellen Sinne. Dieses Meisterwerk ist die von Gott geschaffene Idee, der Mensch genannt. Dieses Meisterwerk grenzt nicht an Vollkommenheit; es ist die Widerspiegelung oder der Ausdruck von Vollkommenheit. Es ist daher eine weit bedeutsamere Schöpfung, als die Menschheit sich vergegenwärtigt.
Der Psalmist gab der Welt einen wahren Begriff von dieser Idee, als er sagte (Ps. 8:7): „Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan.“
Mary Baker Eddy gibt uns sieben Synonyme für Gott: Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe. Da Gott vollkommen ist, konnte er nichts anderes als eine vollkommene Idee gestalten, und Er rüstet Seine Idee mit jeder Eigenschaft aus, die Er besitzt. Der Mensch, der mit all den Eigenschaften ausgestattet ist, die den sieben Synonymen entstammen, muß daher diese Eigenschaften in ihrer Unendlichkeit widerspiegeln. Da der Mensch eine Idee im Gemüt ist, versteht er das Gute ohne Einschränkung, jedoch niemals das Böse. Das Böse ist eine Illusion, die dem Menschen, der von der immer gegenwärtigen, unendlichen Liebe, dem Geist, umfangen ist, nicht einmal als eine Einflüsterung erscheinen kann.
Dieser Begriff vom Menschen ist völlig verschieden von der Vorstellung, die das sterbliche Gemüt in sich trägt. Für das sterbliche Gemüt ist der Mensch sterblich und begrenzt, aus Knochen, Gehirn und Blut bestehend, fähig der Sünde, der Krankheit und des Todes, des Alterns und der Auflösung; fähig, Glück und Disharmonie, Sorge und Freude zu erleben, und allen Leidenschaften und Begierden des Fleisches unterworfen.
Durch die Christliche Wissenschaft beginnt die Menschheit, einen höheren Begriff vom Menschen zu erlangen. In dem Verhältnis, wie sie ein besseres Verständnis von Gott und dem Menschen, Gottes Gleichnis, gewinnt, werden die bösen Annahmen des sterblichen Gemüts allmählich ausgetrieben.
Es ist die Pflicht eines jeden Schülers, sich bei seinem Studium und seiner Ausübung der Christlichen Wissenschaft die Wahrheiten über den Menschen für sich selbst zu vergegenwärtigen, und diese Wahrheiten klarer in seiner eigenen Erfahrung widergespiegelt zu sehen. Wenn wir wachen, um die uns entgegentretenden Irrtümer als solche zu erkennen, und materielle Annahmen durch die Wahrheiten über Gott und den Menschen, wie sie auf die gegebene Lage anwendbar sind, ersetzen, sind wir fähig, uns über einen besonderen Irrtum zu erheben und das wahre Menschentum — das Bewußtsein, in dem nur das Gute ausgedrückt wird — besser darzutun.
Viele der irrigen Zustände, denen die Menschheit heute gegenübersteht, sind die Folge einer Annahme von Mangel, von Unvollständigkeit; daher ist es wichtig, daß der Christliche Wissenschafter einen Begriff von der Vollständigkeit seines wahren Seins als Idee Gottes gewinnt. Mit diesem Begriff ist man gerüstet, die aggressiven Suggestionen des sterblichen Gemüts — Mangel an Versorgung, einem Heim, einem Geschäft, einer Familie, Mangel an Freunden oder Kameradschaft — zu meistern, und die Einflüsterungen vor dem Verständnis von der Vollkommenheit des Menschen schwinden zu sehen.
Zur Veranschaulichung wollen wir uns das Meisterwerk des Gemüts, die vollständige Idee, betrachten und sehen, wie die Annahme von Einsamkeit — heute eine der aggressivsten Annahmen von Mangel in der Welt — durch die Christliche Wissenschaft geheilt wird.
Auf Seite 475 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gibt Mrs. Eddy, unsere geliebte Führerin, in ihrer Definition vom Menschen die folgende Erklärung: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich.“ Da das göttliche Gemüt vollständig und ein Ganzes ist, könnte es unmöglich irgend etwas ersinnen, das nicht vollkommen wäre. Daher schließt die Idee des Gemüts stets alle Eigenschaften Gottes ein, und eine Annahme von Einsamkeit oder Unvollkommenheit kann nicht wahr sein.
Die Anerkennung dieser Tatsachen führt zu einer Gedankenberichtigung im Bewußtsein desjenigen, der sich für einsam hält. Wenn wir uns unerschütterlich an die Wahrheit klammern, daß der Mensch vollständig ist, werden wir uns nicht mehr allein fühlen, oder uns nach einem Gefährten sehnen. Wir finden Befriedigung in dem wahren Begriff von uns selbst als der vollständigen Widerspiegelung Gottes. Während dieser Gedankenzustand zu einer befriedigenden Kameradschaft in unserem Leben führen mag, bleibt doch das Wichtige, daß wir nicht länger glauben, es mangele uns an etwas.
Geradeso, wie das richtige Verständnis von der Vollständigkeit die Annahme von Einsamkeit heilen kann, so kann das richtige Verständnis die Annahme von mangelnder Versorgung heilen. Dem Menschen, der vollständigen Idee des Gemüts, kann es niemals an irgend etwas Gutem fehlen, denn Gemüt schafft Versorgung und erhält sie. Gemüt ist Liebe, und es liegt in der Natur der Liebe, ihre Idee mit allem Guten zu versorgen. Da Liebe, Geist, Alles ist, ist ihre Idee geistig und schließt durch Widerspiegelung die unendliche Substanz des Geistes ein. Die Idee der Liebe kann daher niemals Furcht vor Mangel kennen; sie kennt stets nur Fülle.
Wenn der einzelne diese Tatsachen klar erkennt, werden sie seine Auffassung von Versorgung ändern. Anstatt über das nachzudenken, was ihm mangelt, beginnt er, die Zeit darauf zu verwenden, sich mit der Fülle des Guten zu beschäftigen, mit der ihn Liebe versorgt. Dieser Gedankenzustand bringt Dankbarkeit mit sich, und Dankbarkeit vernichtet Furcht oder einem Mangel entspringende Annahmen von Entmutigung oder Groll. Mit diesem gehobenen Denken beginnt der Mensch zu erkennen, wie sich das Gute in seinem Leben kundtut und seine Annahme von Mangel verschwindet. Es ist wünschenswert, daß Versorgung augenblicklich in Erscheinung tritt, wie dies der Fall war, als Christus Jesus die Menge speiste, aber man sollte nicht mutlos werden, wenn es nicht sogleich geschieht. Wir sollten uns noch fester an unser Verständnis von der Fülle des Guten klammern, und dieses Verständnis beständig erweitern, bis die Fülle erscheint.
Kameradschaft und Versorgung sind nur zwei der vielen geistigen Ideen, die der Mensch in sich schließt. Gott hat keinen einzigen Bestandteil außer acht gelassen, der für die vollständige Freude, den vollständigen Frieden und Trost und das vollständige Glück des Menschen erforderlich ist. Gottes Meisterwerk umfaßt und besitzt alle richtigen Ideen. Wenn jeder einzelne die Christliche Wissenschaft mit der Absicht studiert, mehr über die Vollständigkeit der Idee Gottes, des Menschen, zu lernen, werden die Ideen, die die Vollständigkeit des Menschen ausmachen, nach und nach in der Erfahrung des Schülers erscheinen. Diese Zeichen sind der Beweis des „Immanuel“ oder „Gott mit uns“ das, was wir eine christlich-wissenschaftliche Demonstration nennen.
Der Hauptbeweggrund zu unserem Studium sollte jedoch das Verlangen sein, eine höhere Auffassung vom Menschen zu gewinnen, so daß wir für die Menschheit von größerem Nutzen sein können. Wenn sich jeder einzelne vergegenwärtigt, daß der Mensch die höchste Idee Gottes ist, wird er sehen, wie seine Erfahrung himmlische Formen annimmt. Er wird sehen, daß der Mensch tatsächlich in Herrlichkeit erschaffen ist, die weit über das Fassungsvermögen des sterblichen Denkens hinausgeht; und er wird danach ringen, jenen Tag der geistigen Erhebung zu erreichen, da er in all seiner Herrlichkeit als eine vollständige geistige Idee erscheinen wird — als das Kind Gottes, Sein vollkommenes Meisterwerk.
