Heim! Wie verschieden ist doch die Bedeutung dieses Wortes für jeden einzelnen von uns. Für einige mag Heim einen großen, schönen Besitz bedeuten, für andere wiederum lediglich ein kleines Haus, eine Mietwohnung oder auch nur ein einziges Zimmer. Obgleich wir in unserm Geschmack und in unseren Vorstellungen von Heim nicht übereinstimmen mögen, so werden doch die meisten von uns zugeben, daß es einen sehr liebwerten und einen wichtigen Platz in unserm Leben einnimmt.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß unser Heim in Wirklichkeit der Himmel ist, das Bewußtsein von Gott, dem göttlichen Gemüt. Und da dies Heim völlig geistig und auf Gott gegründet ist, ist es ewig. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 254): „Pilgrim auf Erden, deine Heimat ist der Himmel; Fremdling, du bist der Gast Gottes.“
Jeder einzelne formuliert seinen eigenen höchsten Begriff von Heim. Je mehr er sein wahres geistiges Heim erkennt, desto glücklicher wird seine menschliche Wohnstätte sein. Unsere Führerin sagt uns auf Seite 58 von „Wissenschaft und Gesundheit“: „Das Heim ist der liebste Fleck auf Erden, und es sollte der Mittelpunkt, wenn auch nicht die Grenze der Neigungen sein.“
Warum ist es für einige von uns so schwierig, ein Heim zu gründen, während es für andere anscheinend so einfach ist? Oft sieht jemand, wie andere in seiner Umgebung ihr Heim finden, es mit schönen Dingen ausstatten und glücklich darin leben, während er selbst, der sich vielleicht ein Heim viel länger gewünscht und viel mehr darum gebetet hat, immer noch danach suchen und darauf warten muß. Wie kann auch er dies Heim erlangen, diesen „liebsten Fleck auf Erden“?
Suchen wir unser Heim in der Materie oder im Geist? Jesus versichert uns (Job 14:2): „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten.“ Ist nicht des „Vaters Haus“ das Bewußtsein von Gott, die Erkenntnis von Gott als dem Alles-in-allem?
Wir müssen ein Verständnis unseres wahren Heims als göttliches Gemüt, und unseres wahren Seins als geistige Ideen Gottes erlangen, die ewiglich in diesem Heim weilen. Wir müssen erkennen, daß wir durch Widerspiegelung bereits alles Gute besitzen, weil wir Gottes innig geliebte geistige Ideen sind.
Wenn wir an diesem wahren Begriff von Heim und Dasein festhalten, so fangen wir an, eine bessere menschliche Vorstellung von Heim zum Ausdruck zu bringen. Wir müssen jedoch zuerst nach dem Verständnis von Gott und dem wahren Heim — dem Himmel — trachten.
Unser menschliches Heim wird durch unsere Widerspiegelung der Eigenschaften Gottes bereichert. Es sollte Liebe, Freude, Reinheit, Friede, Dankbarkeit und vor allem andern eine heilende Atmosphäre bekunden. Ja, ohne diese Eigenschaften würde ein Heim gar kein Heim sein. Und unsere Gäste? Auch sie sind ein sehr wichtiger Teil unserer Erfahrung von Heim.
Die Gäste, die wir beherbergen müssen, sind nicht Personen, sondern geistige Ideen Gottes. Wenn wir diese Gäste in unserm Bewußtsein oder geistigen Heim willkommen heißen, werden sie uns ihre Anziehungskraft beweisen; denn sie werden die rechten Freunde und Gefährten in unser menschliches Heim bringen. Jesus war sich dessen so klar bewußt, daß er immer im Bewußtsein Gottes, des Guten, lebte und daher stets daheim in Gott war, daß er Liebe, Frieden und eine heilende Atmosphäre in die Heime mitbrachte, wo er zu Gaste war.
Vielleicht besitzen wir bereits menschliche Heime, wünschen uns jedoch bessere oder möchten gern in eine bessere Gegend ziehen. Wenn dies der Fall ist, so laßt uns vor allem wirklich dankbar für das wahre Heim im Geiste sein und auch dankbar für seine gegenwärtige menschliche Kundwerdung. Und laßt uns unser Bestes tun, unsere Wohnstätten zu glücklichen und anziehenden Wohnungen zu machen.
Eine Christliche Wissenschafterin zog einst eine wertvolle Lehre, als sie beabsichtigte, ihre damalige Wohnung zu verlassen, um in einer anderen Gegend zu leben. Sie hatte berechtigte Gründe für das Gefühl, eine andere Wohnung zu benötigen, und sie unternahm daher die notwendigen menschlichen Schritte, um einen Wechsel vorzunehmen. Die Zeit verstrich jedoch, ohne daß eine passende Wohnung gefunden werden konnte.
Als sie eines Tages über die Lage nachdachte, wurde es ihr klar, daß sie ganz und gar nicht dankbar war für ihr ewiges Heim in Gott noch für den Segen des menschlichen Heims, das sie bereits besaß. Sie erkannte, daß sie es nicht so anziehend wie möglich gemacht hatte, da sie in der Annahme, daß sie ja doch nicht mehr lange dort wohnen würde, kein Geld für die Verschönerung der Wohnung ausgeben wollte. Sie berichtigte diese falsche Einstellung schnellstens und machte sich daran, alles so anziehend wie möglich zu gestalten.
Mit dieser veränderten Einstellung kam die Bereitwilligkeit, dort so lange zu bleiben, wie es nötig erschien. Als ihre Undankbarkeit durch Dankbarkeit ersetzt worden war, sowie die Willigkeit, Gott Seinen Plan für sie ausarbeiten zu lassen, dauerte es gar nicht mehr lange, bis eine neue Wohnung gefunden wurde.
Wenn wir nun ein menschliches Heim besitzen, so müssen wir gebeterfüllt darüber wachen, daß sich in unserm Heim nur Gutes entfalten kann, da unser wahres Heim in Gott ist. Keinerlei Disharmonien können sich dort eindrängen.
Wenn wir danach streben, an dem Verständnis von unserm wahren Heim festzuhalten, so laßt uns gewiß sein, daß wir allein auf das Prinzip bauen. Dann wird unser menschliches Heim ein Ort der Freude sein, voll Dankbarkeit und Liebe und von allem Eigenwillen befreit. Es wird wahrlich der „liebste Fleck auf Erden“ sein, und jeder, der zu uns kommt, wird gesegnet werden.
