Die Christen des ersten Jahrhunderts lebten in der Ära oder doch eng verbunden mit der Ära, in welcher der Meisterchrist, Christus Jesus, seines Hohenpriesteramtes wartete. Heute leben die Christlichen Wissenschafter im ersten Jahrhundert der Entdekkung der Christlichen Wissenschaft, weniger als fünfzig Jahre entfernt von den abschließenden Jahren der Erdenmission ihrer Entdeckerin und Gründerin Mary Baker Eddy.
Während vieler Jahre nach dem Erdendasein Jesu wurde nichts über seine Mission niedergeschrieben, da das gesprochene Wort die übliche Form der Mitteilung war; und Jesus selbst schrieb nichts. Heute haben wir nicht nur die Berichte derer, die in Mrs. Eddys Gegenwart lebten und arbeiteten, sondern wir haben auch Bände ihrer eigenen Schriften, die unwiderleglich bezeugen, daß das unmittelbare Wort Gottes die Quelle ihrer inspirierten Offenbarung war.
Die christlich-wissenschaftliche Bewegung wurde gegründet, um den heilenden Gesetzen Gottes, wie sie von Christus Jesus betätigt wurden, Dauer zu verleihen. Jesus und die Apostel waren mit einem einzigartigen Missionswerk betraut. Die Christlichen Wissenschafter müssen ihrem Beispiel der Heiligung und Geistigkeit nacheifern, um Beweise dafür zu erbringen, daß das ursprüngliche Christentum in der Tat wieder in unserer Mitte ist.
Die Christliche Wissenschaft steht im Einklang mit den Lehren der Bibel, besonders mit den Worten und Taten des Meisters. Obwohl heutzutage eine Kirchenorganisation notwendig ist, um der Menschheit die Wahrheit wirkungsvoll darzubieten, ist es bedeutsam zu beachten, daß das Christentum nicht als Kirche begann; es begann als eine Mission — die Heilsmission Christi Jesu. Es war der Weg des Lebens, gelehrt und betätigt von dem Meister, auf dem die Jünger ihm nachfolgten, und der in dem Maße ausgedehnt wurde, in dem sich andere das Christusbeispiel zu eigen machten.
Jesu Leben war ein Leben reiner Hingabe an Gott. Er verstand Gott. Er betätigte dieses Verständnis, indem er die Kranken heilte und die Toten auferweckte. Sein Leben stellt Christentum in seiner höchsten und reinsten Form dar. Seine Jünger waren so eng mit diesem Ideal der Geistigkeit verbunden, daß sie dessen Zweck und Wert in sich aufnahmen. Erst als die Lehren des Christentums sich ausbreiteten, um auch diejenigen zu umschließen, die nicht direkt vom Meister inspiriert worden waren, wurde es notwendig, eine Kirche zu organisieren und Vorschriften und Regeln niederzulegen, um dem Christus erfolgreich nachzufolgen.
Die Jünger folgten Christus Jesus nach durch unmittelbare Inspiration. Die späteren Christen mußten Christus sowohl durch Inspiration als auch durch Führung nachfolgen — Führung durch die Heilige Schrift, die die Form von Unterweisung, Ermahnung, Berichtigung, Ermunterung und Zurechtweisung annahm. Diese Form der Führung macht vielfach die Natur der Schriften von Petrus, Johannes, Paulus und anderen im Neuen Testament aus.
Um den Geist des frühen Christentums wahrhaft zu begreifen, um ein Gefühl der Übereinstimmung mit der Mission der Apostel zu bekommen, um ihre Begeisterung richtig zu würdigen und die Kraft ihrer geistigen Überzeugung zu erfassen, sollte man den Ausdruck „Heiliger Geist“ vollständiger verstehen lernen. Wir finden ihn häufig im Neuen Testament, insbesondere nachdem die Apostel den Heiligen Geist zu Pfingsten empfangen hatten.
Heute verstehen wir in der Christlichen Wissenschaft, daß der „Heilige Geist“ die göttliche Wissenschaft bedeutet. Es war die Offenbarung von Gottes Gegenwart und Macht, die das Bewußtsein der Jünger erfüllte und ihnen göttliche Kraft verlieh. Mittels des Heiligen Geistes wurden viele von dem Predigen der Jünger überzeugt, daß der Christus, der Sohn Gottes, die Menschheit erlöst und heilt. Diese Lehre brachte dem Christentum zahllose Bekehrte. Paulus schrieb später (1. Thess. 1:5): „Unser Evangelium ist bei euch gewesen nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem heiligen Geist und in großer Gewißheit.“
Die göttliche Wissenschaft durchdrang das Leben dieser wahren Christen. Ganz gleich, wie klein auch eine Einzelheit in ihren menschlichen Angelegenheiten war, sie konnte verständnisvoll dem Heiligen Geist anvertraut werden, damit er den Weg der Weisheit entfalte. Das war die vergeistigte Lebensweise, die die frühen Christen zu den Höhen der Inspiration und großer Leistungen emporhob.
Die frühen Kirchen hatten ihre Schwierigkeiten und Schwächen; aber die Menschen, die sie leiteten, und die getreuen Christen, die diese Menschen unterstützten, waren Leuchten in dem fortschreitenden Zeitalter des Christentums. Geistigkeit war ihr Kennzeichen, Gehorsam gegen Gott war ihre Krone, der Heilige Geist war ihre Erleuchtung. Ihr geistiges Verständnis erhob sie über andere Sterbliche und machte sie zu Menschenführern, Kirchengründern und Heiligen im Beweisen des Christus.
Die Brücke zwischen dem frühen Christentum und der Christlichen Wissenschaft sollte nicht so sehr in den Jahren als vielmehr in der Offenbarung gesehen werden. Seit den Zeiten des Alten Testamentes wurde das fortschreitende Verständnis des Christus immer klarer für das menschliche Bewußtsein, bis es seine endgültige Form und Beweiskraft in der Christlichen Wissenschaft erreichte. Der Begriff des Christus entfaltete sich ebenfalls fortschreitend von der persönlichen Vorstellung des Propheten und Jüngers als Mittel seiner Verkündung zu dem unpersönlichen Begriff der göttlichen Wissenschaft, auf der er in Ewigkeit beruht.
Das Glorreichste, was unserm Zeitalter zuteil geworden ist, ist das ewige Licht des unsterblichen Christus, das durch die Christliche Wissenschaft offenbart wurde. Wie dankbar sollten wir sein, daß wir an dieser Wahrheit teilhaben, und mehr als das, daß wir Jünger des Christus sind. Es gibt keine erhabenere Jüngerschaft auf Erden als die, die jedem hingebungsvollen Christlichen Wissenschafter offensteht, indem er in seinen täglichen Angelegenheiten als Jünger des Christus voranschreitet.
Wir mögen manchmal versucht sein zu denken, daß die Apostel die einzigen waren, denen es vergönnt war, mit dem Meister-Metaphysiker zu wandeln — und dies war in der Tat ein Vorrecht ohnegleichen! Doch auch heute wird keinem einzigen würdigen Nachfolger des Christus etwas Gutes vorenthalten, wenn er die volle Bedeutung des Christus erkennt, wie sie in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird.
Mrs. Eddy versichert uns in ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 190): „Jesus gab seinen Jüngern Macht über alle Arten von Krankheit; und die Bibel wurde geschrieben, damit alle Menschen in allen Zeitaltern dieselbe Gelegenheit haben sollten, Jünger des Christus, der Wahrheit, und so von Gott mit Macht (Erkenntnis des göttlichen Gesetzes) und, mitfolgenden Zeichen‘ ausgestattet zu werden.“
Wie können wir diese Gelegenheit, Jünger des Christus, der Wahrheit, zu werden, benutzen? Heute entspricht die Pflicht der Anhänger der Christlichen Wissenschaft in jeder Hinsicht den Forderungen, die Jesus an seine unmittelbaren Nachfolger stellte. Die Betätigung seiner Lehren erfordert auch heute die gleiche Hingabe, Aufrichtigkeit, Standhaftigkeit und Geistigkeit. Daß wir in einem andern Zeitalter leben, verändert in keiner Weise die Befolgung seiner Unterweisungen.
Das Studium des Neuen Testamentes offenbart, daß jene ehrwürdigen Persönlichkeiten, die für die Förderung und den Erfolg des frühen Christentums arbeiteten, nicht nur von der absoluten Wahrheit der Worte und Taten Jesu fest überzeugt waren, sondern auch von ihrer eigenen Fähigkeit, zu heilen und Jesu Verheißung zu erfüllen (Mark. 16:17, 18): „Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden.“
Standhafte Zielstrebigkeit, verbunden mit strengem Gehorsam gegen den Christus, wird auch heute noch die Menschen mit solchen Eigenschaften geistiger Kraft und Beweisführung ausstatten. Die Fähigkeit, die Lehren Jesu zu betätigen, ist nicht den Menschen eines einzigen Zeitalters vorbehalten, sondern auch wir sind dazu fähig in dem Maße, wie wir heute die gleiche Liebe und Hingabe an das göttliche Ideal besitzen, wie die Apostel sie zum Ausdruck brachten.
Verwirrende Elemente zurückweisen, sich zeitraubender Leichtfertigkeiten enthalten, träumerische Trägheit verwerfen, das sind einige der notwendigen Schritte, um eine höhere Wertschätzung von der Mission der Christus-Wissenschaft zu gewinnen. Ein fester Entschluß, im Geiste der Worte unseres Meisters zu verbleiben und persönliche und allgemeine Disharmonien zu heilen, wird dem Christlichen Wissenschafter helfen, die Beweise zu wiederholen, die seine getreuen Nachfolger, wie Jesus wohl wußte, in allen Zeiten erbringen können.
Jesus legte die wahre Methode des Christusheilens dar. Mrs. Eddy entdeckte die Regeln, denen gemäß diese Methode von einem jeden von uns betätigt werden kann. Leben wir nach diesen Regeln? Bemühen wir uns, sie in unserem täglichen Leben anzuwenden? Streben wir nach höherem Fortschritt im geistigen Verständnis? Fortschritt ist eine Forderung der Wissenschaft. Wir sollten diese Forderung ernstlich an uns selbst stellen.
Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 145): „Der erste Glaubensartikel, den unser Meister seinen Schülern vorlegte, war Heilen, und er bewies seinen Glauben durch seine Werke.“ Da das Heilen ein grundlegender Teil der Mission Jesu war, bleibt es ein grundlegendes Vermächtnis, das die Christlichen Wissenschafter immerwährend fortführen müssen.
In der Wissenschaft wird Krankheit nicht durch materielle Mittel noch den Mechanismus des menschlichen Gemüts geheilt, sondern durch das geistige Verständnis von Gott. Wenn körperliche Mißklänge ausschließlich durch geistige Mittel geheilt werden, ist der menschliche Gedanke zu einer volleren Anerkennung von Gottes Gegenwart, Macht und Güte erwacht.
Ein Beispiel zur Erläuterung: Am Gesicht eines Mannes erschien eine häßliche und erschreckende Geschwulst und wurde mit der Zeit immer unangenehmer. Familie und Freunde drängten, sie von einem Chirurgen entfernen zu lassen, und sagten ihm schreckliche Folgen voraus, falls er es nicht täte. Er wandte sich um Hilfe an einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber. Sie arbeiteten zusammen, um sich die Allheit Gottes und die vollkommene Substanz vom Sein des Menschen als Kind Gottes zu vergegenwärtigen. Zunächst zeigte sich keine Veränderung. Aber Ausüber und Patient arbeiteten getreulich weiter, da sie wußten, daß sie Gottes heilendem Gesetz voll vertrauen konnten.
Während dieser Zeit wurde der Mann beständig von andern gedrängt, den Zustand medizinisch behandeln zu lassen; doch er blieb fest in der Überzeugung, daß Gott vollständig heilende Macht offenbart. Als Ergebnis dieses treuen Ausharrens begann die Geschwulst einzutrocknen und fiel schließlich ab. Auch die Haut heilte und wurde so frisch wie das übrige Gesicht. Familie und Freunde waren nun erstaunt und tief beeindruckt; denn sie wußten, daß er ein Christlicher Wissenschafter war, und daß die Heilung ausschließlich durch Vertrauen auf Gott zustande gekommen war.
In ihrer Predigt „Christian Healing“ (Christliches Heilen, S. 3) schreibt Mrs. Eddy: „Das ursprüngliche Vorrecht des Christentums war es, den Menschen besser zu machen, Irrtum auszutreiben und die Kranken zu heilen. Es war ein Religionsbeweis und nicht nur Religionbekenntnis, mehr eine Demonstration als eine bloße Lehre. Es war die Grundlegung rechten Denkens und rechten Handelns und muß auf seiner früheren Basis wieder aufgebaut werden.“
Unsere Führerin vollendete ihre Mission, indem sie das heilende Prinzip, das im ursprünglichen Christentum angewandt worden war, eingehend darlegte, und indem sie die christlich-wissenschaftliche Bewegung gründete, durch die diese heilende Wahrheit die Menschheit erreichen konnte. Jetzt müssen die Beweise des ursprünglichen Christentums von neuem von den Christlichen Wissenschaftern erbracht werden. Ebenso wie viele frühe Christen und Jahrhunderte später Mrs. Eddy, unerschütterlich in ihrer Treue zu den Lehren Christi Jesu, den Wesensgehalt des Christentums förderten, so sollten wir in unsern Anstrengungen gleichermaßen standhaft und gewissenhaft sein, um diese zeiterprobte Art des Beweisens der Macht und Gegenwart Gottes zu fördern. Da nun die heilenden Elemente des ursprünglichen Christentums durch die Christliche Wissenschaft wieder eingeführt worden sind, sollte der Geist des lebendigen, reinen Christentums gleichermaßen in unserm Leben wieder eingesetzt werden.
Die Christliche Wissenschaft hat dem Christentum eine neue Ära erschlossen; aber die Art, es zu leben und zu lieben, hat sich nicht verändert. Als Christliche Wissenschafter des ersten Jahrhunderts laßt uns gegen die Offenbarung unserer Führerin so treu sein und so standhaft beim Vorwärtsführen ihrer Mission wie jene ehrwürdigen Persönlichkeiten des frühen Christentums. Laßt uns für unsere Nachkommen einen Bericht hinterlassen, der ihre Herzen erfreuen und in ihnen den Wunsch erregen wird, das reine Christentum zu leben, so wie wir durch die inspirierenden Berichte aus der apostolischen Zeit angeregt werden.
