Es ist gesagt worden: „Wir haben internationale Beziehungen, öffentliche Beziehungen, soziale Beziehungen, Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Familienbeziehungen und einfach Beziehungen.“ Das Verhältnis der menschlichen Beziehungen zueinander ist im allgemeinen eins der dringendsten Probleme. Es hängt viel davon ab, wie wir diesen unvermeidlichen Problemen der Beziehungen entgegentreten.
Jemand hat geschrieben: „Wo auch immer zwei Menschen einander kennenlernen, entsteht ein Problem menschlicher Beziehungen.“ Es gibt eine Art, alle häuslichen, geschäftlichen oder sozialen Beziehungen in der rechten Weise anzufassen. Die Christliche Wissenschaft offenbart diese Art, die völlig mit den Lehren der Bibel übereinstimmt, wie diese insbesondere in den Worten und Werken Christi Jesu gefunden werden.
Eine der größten Darlegungen des göttlichen Gesetzes im Hinblick auf menschliche Beziehungen finden wir in der Bergpredigt. Hier gab uns der Meister Christus Jesus, die Goldene Regel (Matth. 7:12): „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ Und er fügte hinzu: „Das ist das Gesetz und die Propheten.“
Unter der Überschrift: „Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“ sagt Mary Baker Eddy im Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn. 1): „Weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung sollte der Antrieb zu den Beweggründen oder Handlungen der Mitglieder Der Mutter-Kirche sein. In der Wissenschaft regiert allein die göttliche Liebe den Menschen. Ein Christlicher Wissenschafter spiegelt die holde Anmut der Liebe wieder in der Zurechtweisung der Sünde, in wahrer Brüderlichkeit, Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit. Die Mitglieder dieser Kirche sollen täglich wachen und beten, um von allem Übel erlöst zu werden, vom irrigen Prophezeien, Richten, Verurteilen, Ratgeben, Beeinflussen oder Beeinflußtwerden.“
Mrs. Eddy hielt diese Satzung für so wichtig, daß sie das Verlesen dieser Richtschnur in Der Mutterkirche und in all ihren Zweigen am ersten Sonntag eines jeden Monats anordnete.
Das Leben und Wirken Christi Jesu veranschaulichte das göttliche Gesetz der rechten Beziehungen in vollkommener Weise. Und in der Christlichen Wissenschaft lernen wir, wie wir arbeiten müssen, um zum vollkommenen Ausdruck dieses Gesetzes zu kommen. Wir erkennen, daß Gott das göttliche Prinzip aller wahren Beziehungen ist. Alle Wesenheit hat ihren Ursprung in Gott, dem göttlichen Gemüt. Des Menschen Beziehung zu Gott ist individuell.
Geistiges Bewußtsein ist das Wesen wahrer Beziehungen, und die bewußte Widerspiegelung der Ideen des Gemüts stellt die absolute Wirksamkeit dieser Beziehungen dar. Das göttliche Prinzip, die Liebe, regiert die untereinander bis ins Unendliche verbundenen Wirksamkeiten des Universums; und der Mensch bringt in der ewigen geistigen Brüderschaft Harmonie zum Ausdruck.
Gottes Idee, der Mensch, ist sich immer der Vollkommenheit seiner Verbundenheit mit dem göttlichen Gemüt und seiner fortdauernden Beziehung zu jeder anderen Idee im Universum bewußt. Unter der Regierung der unendlichen Intelligenz drücken diese geistigen Beziehungen die Harmonie all des Guten aus, das Gott erschafft.
Wenn wir die ewige Vollkommenheit der wahren Beziehungen erkennen und ihr anwendbares Gesetz in unseren Angelegenheiten betätigen, überwinden wir die mißtönenden, unharmonischen Irrtümer menschlicher Beziehungen, die scheinbar durch Eigenwillen und Heftigkeit hervorgerufen worden sind.
Eine bedeutsame Prophezeiung, die wir im Buch des Jesaja (42:3) finden und die im neuen Testament wiederholt wird, enthüllt die geistig entworfene Richtschnur des göttlichen Gemüts; und Christus Jesus war berufen, sie im Reich menschlicher Beziehungen einzuführen. Die Prophezeiung, wie sie im Matthäus-Evangelium aufgezeichnet ist, lautet (12:20): „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er ausführe das Gericht zum Sieg.“
Auf Seite 18 ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 sagt Mrs. Eddy von Jesus: „Leider muß man sagen, daß die Feigheit und Selbstsucht der Jünger Jesu dazu beitrugen, das Leben dessen mit Dornen zu krönen, der das zerstoßene Rohr nicht zerbrach und den glimmenden Docht nicht auslöschte — der die Schwachen nicht fallen ließ, noch aus falschem Mitleid das zerstörerische Unkraut verschonte.“
Es ist hilfreich zu erkennen, wie der Heiland das Gesetz der rechten Beziehungen im Verkehr mit anderen praktisch anwandte. In dem unvermeidlichen Konflikt zwischen dem Christentum und der Materialität trat Jesus der Anmaßung und dem selbstgerechten Intellektualismus der Pharisäer mit Aufrichtigkeit und Bestimmtheit entgegen. Doch als er sich der angeklagten Frau gegenübersah, die im Ehebruch ergriffen worden war, drückte er Barmherzigkeit aus und heilende Überzeugungskraft, in seinem vergebenden Tadel.
Ebenso lehrte der Meister in seinen Beziehungen zu den Jüngern stets das, was für sie zu wissen am besten war. Er ließ dem empfänglichen Gedanken die rechte Erziehung zuteil werden und führte ihn empor zum geistigen Verständnis; indessen gestand er seinen Jüngern das heilige Recht zu, ihren Lebensweg selbst zu bestimmen. Mit überströmender Liebe unterwies er sie in dem Gesetz der Wahrheit. Doch dann war er weise genug, sie aus ihren Erfahrungen lernen zu lassen, was sie auf keine andere Weise lernen konnten.
Wiederum, wenn Jesus nach Hause zu seiner Familie und zu seinen Freunden kam, erlaubte er sich nicht den schmerzlichen Luxus verletzter Gefühle oder persönlicher Kritik, wenn sie nicht vermochten, die Göttlichkeit seines Charakters noch die Größe seiner Berufung zu erfassen. Die verächtliche Unwissenheit, wie sie sich in ihrer Frage zeigte (Matth. 13:55): „Ist er nicht eines Zimmermanns Sohn?“ rief, diesen scharfsichtigen doch vorwurfslosen Ausspruch hervor: „Ein Prophet gilt nirgend weniger denn in seinem Vaterland und in seinem Hause.“
Der Meister besaß die Demut, die ihre höchste Freude in der bewußten Widerspiegelung der göttlichen Liebe findet. Seine Hingabe an die Wahrheit machte den Irrtum durch das Verständnis unpersönlich, daß die wahre Beziehung immer die geistige Tatsache des Seins ist und auf dem göttlichen Prinzip beruht.
Es ist ganz gleich, wie oft wir feststellen: „Wo auch immer zwei Menschen einander kennenlernen, entsteht ein Problem menschlicher Beziehungen“; wir können durch die Christliche Wissenschaft etwaige Disharmonie als unwirklich leugnen, indem wir uns klarmachen, daß das göttliche Gesetz der rechten Beziehungen regiert. Dann erfahren wir den Segen der göttlichen Liebe, deren allweise Wirksamkeit Ordnung und Wohlwollen aufrichtet.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt unsere Führerin (S. 470): „Die Beziehungen von Gott und Mensch, von dem göttlichen Prinzip und der Idee, sind in der Wissenschaft unzerstörbar; und die Wissenschaft kennt weder Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie, sondern sie vertritt die Ansicht, daß die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demzufolge Gott und alles, was Er schafft, vollkommen und ewig ist, in seiner ewigen Geschichte unverändert geblieben ist.“
