Das unaufhörliche Streben der Menschheit nach Fortschritt ist der Ausdruck des weltweiten Verlangens, immer höhere Möglichkeiten des Guten zu verwirklichen. Je höher der Begriff ist, den jemand von sich selbst hat, desto edler ist die Auffassung von seiner Bestimmung, und dieses Verständnis ist die unmittelbare Folge der Vorstellung, die er von seinem Schöpfer hat. Nur die wahre Idee von Gott kann dem einzelnen zeigen, was er wirklich ist und ihn zu der Erfüllung seiner höchsten Möglichkeiten erheben. Der ewige Christus, wie er von Christus Jesus gezeigt wurde und in der Christlichen Wissenschaft wieder gelehrt wird, entfaltet der Menschheit die geistige oder vollkommene Idee von Gott und vom Menschen als Seinem geistigen Ausdruck. Der Christus, die Wahrheit, ist die Antwort auf das uralte Streben der Menschheit, ihr Los zu verbessern.
Im allgemeinen wird der menschliche Fortschritt als eine Angelegenheit sozialen oder technischen Aufstiegs betrachtet. Obgleich letzterer nicht notwendigerweise Beziehung zum individuellen sittlichen und geistigen Wachstum eines Menschen hat, wird der soziale Aufstieg oft als die Anerkennung geistiger Werte gekennzeichnet. Diese Anerkennung wiederum erlangt man nur in dem Verhältnis, wie man die wahre Wesenheit des Menschen als den vollkommenen Ausdruck Gottes ansieht. Menschliche Ethik, menschliche Gerechtigkeit und menschliche Gesetze müssen das Göttliche zum Vorbild haben, wenn sie das Wesen der ursprünglichen Vollkommenheit besitzen und sich so als Beiträge zum menschlichen Fortschritt erweisen sollen.
Die inspirierte Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, sagt in ihrer Predigt „The People's Idea of God“ (Die volkstümliche Idee von Gott, S. 1): „Jede Stufe des Fortschritts ist eine geistigere Stufe. Das große Element der Reform wird nicht aus menschlicher Weisheit geboren; es verdankt sein Dasein keinen menschlichen Organisationen; es ist vielmehr das Abbröckeln materieller Elemente aus der Vernunft, die Zurückübertragung des Gesetzes in seine ursprüngliche Sprache — das göttliche Gemüt — und die endgültige Verbundenheit zwischen dem Menschen und Gott.“
Während der langsamen Entwickelung des Menschengeschlechts machte die schreckenerregende Vorstellung von übernatürlichen Gottheiten den sterblichen Menschen glauben, er werde unterdrückt und sei den Launen und Drohungen dieser mutmaßlichen Wesen gegenüber hilflos; und so wurde die Entwickelung der Menschheit ungezählte Jahrhunderte lang aufgehalten. Dies ist die Last, die der Christus wegnimmt.
Die Idee von einem Gott — einem einzigen, der aber immer noch ein körperliches Wesen war — gewann in der jüdischen Religion festen Boden. Hier war es, wo durch die Wolken des Heidentums die Zuversicht zu scheinen begann, daß man Gottes Liebe verdienen und Seinem Zorn entgehen könne, wenn man nicht nur die rituellen, vorgeschriebenen Opfer darbieten, sondern auch Sein Gesetz befolgen würde, das die Richtschnur für menschliche Rechtlichkeit festlegte.
Im Zweiten Gebot finden wir zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte die Erklärung, daß man das Höchste Wesen nicht in Holz oder Stein darstellen könne, ohne den geistigen Begriff von Ihm zu verwirren und Seine Verehrung zu beflecken, da Gott nicht materiell gesehen werden kann. Für die Israeliten war Er immer gegenwärtig, um sie zu leiten und zu stützen.
Aus diesem höheren Begriff von Gott und von der Beziehung des Menschen zu Ihm, entwickelte sich unter den ersten Monotheisten geistiger Fortschritt hohen Grades. Das menschliche Bewußtsein wurde auf die göttliche Botschaft völliger Befreiung von den Befürchtungen, Krankheiten, Sünden und der Rückständigkeit vorbereitet, die selbst dem höchsten persönlichen Begriff von Gott anhaften. Diese Botschaft war der Christus, und ihr großer Lehrer und Beweisführer war Jesus, der Christus.
Wegen seines tiefen, angeborenen Verständnisses von der Wahrheit war Jesus in der Lage zu beweisen, daß Gott das unendliche Gute, die göttliche Liebe, ist, die jetzt und immerdar den einen und einzigen Schöpfer, die einzige Ursache, darstellt, ohne etwas Zweites oder Gleiches, und daß daher alles, was wirklich ist, der unsterbliche geistige Ausdruck Gottes ist, der niemals einer Drohung oder Gefahr, sei es von innen oder von außen, ausgesetzt ist.
Jesu Heilungswerke, seine Fähigkeit, alle materiellen Begrenzungen und Hindernisse zu überwinden, die erhabene Intelligenz seiner Güte, seine nie versagende Stärke waren Ergebnisse seines natürlichen Verständnisses vom Christus. All dies beweist, daß er das am weitesten vorgeschrittene menschliche Wesen der Geschichte war, der weitaus Größte auf den Gebieten der reinen Wissenschaft, der Theologie, Philosophie und Medizin, und ihrer praktischen Anwendung zur Förderung der Menschheit. Er öffnete weit die Tür zu wunderbarem menschlichen Fortschritt, mit Sicherheit und reichlicher Versorgung für die Welt. Er identifizierte sich selbst mit dem Christus, als er erklärte (Joh. 10:9): „Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden und wird ein und aus gehen und Weide finden.“
Aus Jesu Beispiel ist es klar ersichtlich, daß das Verständnis vom Christus, der Wahrheit jeden einzelnen von uns befähigt, sich von der Materie ab- und Gott, dem Geiste, zuzuwenden, als der Quelle seines Lebens, seines Wesens, seiner Fähigkeiten und seiner Gesundheit, und daß auf diese Weise seine furchterfüllte Annahme, daß er all dies in nur ungenügendem Maße besitze, überwunden wird. Dieses Abwerfen fundamentaler Begrenzungen, die der falsche Begriff von Gott ihm auferlegt hat, macht ihn tauglicher für seine ihm von Gott gegebene Berufung; besser und gesünder, weil er jetzt weniger furchtsam ist; zufriedener, weil er sich nun bewußt seiner göttlichen Kindschaft erfreut; liebevoller und barmherziger, weil er in diesem wahren Bewußtseinszustand in einem jeden den vollkommenen Menschen der Gottesschöpfung erblickt.
Das Verständnis vom Christus, das der Menschheit im dritten Jahrhundert verloren ging, wurde von neuem in der Christlichen Wissenschaft, der Offenbarung unserer geliebten Führerin Mrs. Eddy, ans Licht gebracht. Dadurch hat sich einem jeden von uns die Tür zu schnellem Fortschritt aufgetan — heraus aus dem Traum der Materialität, in den das Selbst verwickelt ist, zu der geistigen, gedanklichen und körperlichen Freiheit, welche die natürliche Wirkung des wissenschaftlichen Verständnisses von Gott als dem göttlichen Gemüt ist, und vom Menschen als Seinem geistigen Bild und Gleichnis.
Die Christliche Wissenschaft macht es klar, daß der Mensch, in der absoluten Wahrheit, nicht um den Fortschritt zu kämpfen braucht, weil er schon gerade an dem Punkte der Vollkommenheit steht; aber in der menschlichen Erfahrung muß diese Vollkommenheit durch die Vergeistigung unseres Denkens und Seins demonstriert werden. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 290): „Vollkommenheit wird nur durch Vollkommenheit erlangt.“
Es gibt keine Hindernisse für den Fortschritt irgendeines Menschen, die nicht durch Hingebung an das Gute und durch das Ausharren im Guten beseitigt werden können. Der Christus ist hier. Die Christliche Wissenschaft, die ihn vollständig erklärt, ist in den Händen der Menschheit. Unsere Lehrbücher, die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“, sind unsere stets bereiten Erzieher. Die Frage, die sich ein jeder von uns stellen muß, lautet nicht: „Welche Voraussetzungen bringe ich mit?“ sondern: „Was habe ich mir vorgenommen? Kann ich es erreichen?“ Die Antwort kommt mit vollkommener Sicherheit in den Worten unserer Führerin (ebd., S. 326): „Den Vorsatz und den Beweggrung recht zu leben, können wir heute gewinnen. Hast du diesen Punkt erreicht, dann hast du so angefangen, wie du solltest. Du hast mit dem Einmaleins der Christlichen Wissenschaft begonnen, und nichts als unrechte Absicht kann deinen Fortschritt hindern. Wenn du aus wahren Beweggründen arbeitest und betest, wird dein Vater dir den Weg auftun.“
